Monat: September 2016

Viel Spaß mit dem Fairphone 2

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Viel Spaß mit dem Fairphone 2

(Fortsetzung von: https://tommiboe.com/2016/09/10/viel-spass-mit-autoverleihern/)

Gleich am ersten Abend in Catania hatte ich mir ein offline-Navi auf mein Fairphone runtergeladen. Damit sollte mein Navigationsproblem für meinen Sizilienurlaub erledigt sein.
Wer das denkt, kennt allerdings mein Fairphone schlecht. Dass die Akkuleistung erbärmlich ist, wusste ich ja bereits. Also besorgte ich mir beim Chinesen um die Ecke eine Ladekabel für den Zigarettenanzünder. Damit sollte das Akkuproblem gelöst sein. Vermeintlich…!
Denn natürlich war für mein faires Smartphone dieses ständige Standortbestimmen ganz schön anstrengend. Zu anstrengend. Es wurde ihm – und jedem, der es in der Hand hält – ordentlich heiß.
Auf dem Rückweg nach Catania, ich kämpfte mich gerade durch die Gassen der Innenstadt, ging plötzlich das Fairphone aus. Und mit ihm das Navi, versteht sich. Whaaat?! Es hing am Strom und ging trotzdem aus…? Wie viel Strom brauchte es denn noch? Musste ich jetzt Angst haben, dass der Motor gleich ausging. Die Temperaturanzeige war schon bedenklich angestiegen. Wie sollte ich dem Autoverleiher den Motorschaden erklären? Scusa, mio cellulare troppo caliente…! Oder was?!
Ich fuhr rechts ran und blickte aus dem Fenster. Hääh, was war denn das?! Fingen da gerade die Straßenlaternen zu flackern an? Was war denn hier los? Ich schaute ernst mein Fairphone an, das sich gerade durch den Beifahrersitz brannte. Au Mann, Fairphone, im Ernst? Wo sollte ich denn jetzt in Sizilien neue Brennstäbe für das Ding herbekommen?!

Macht der Worte

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Macht der Worte

Ständig und überall ist von der Flüchtlingskrise die Rede. Von „Verteilungskrise“ oder „Ungerechtigkeitskrise“ hingegen wird überhaupt nicht berichtet, obwohl die wachsende Ungleichheit in unserer Gesellschaft (mit)verantwortlich für die derzeit so düstere Stimmung in Deutschland ist. Denn rational haben (durchaus berechtigte) Zukunftsängste wie Altersarmut wenig bis gar nichts mit den Flüchtlingen zu tun sondern mit der verfehlten Sozialpolitik der vergangenen Jahre. Der Zusammenhang mit den Flüchtlingen ist eher postfaktisch, wie man seit neuestem sagt.
Noch krasser indes finde ich, dass sich die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Flüchtlingskrise bei uns verkehrt hat. Denn inzwischen wird Flüchtlingskrise mit jenen Problemen verbunden, die wir in Deutschland mit den Flüchtlingen haben. Es ist also nicht mehr die Krise der Flüchtlinge, die vor Krieg, Tod, Hunger, Vertreibung und sonstigem Elend fliehen, sondern es ist unsere Krise. Welch eine perverse Verdrehung! Plötzlich sind wir die Opfer und wir leiden unter der Flüchtlingssituation! Krasse Sache!
Nur eine derart verblendete und kranke Sicht der Dinge lässt den behelfslogischen Schluss zu, auf Flüchtlinge zu schimpfen und sie als Schuldige auszumachen. Schuldig wofür…?! Für ihre erbärmliche Situation? Oder gar für unsere sozialen Ungerechtigkeiten…?
Dass die rechten Populisten von AfD und CSU das für ihre Stimmungsmache instrumentalisieren, mag nicht verwundern. Das ist der Job von Populisten. Wenn sich ein Arschloch wie ein Arschloch benimmt, so what? Das ist zwar scheiße aber durchaus authentisch. Aber was ist mit all den anderen? Den Parteien aber auch unserer Medienlandschaft? Was ist da los…?! Wer redet stattdessen  von Verteilungskrise, Ungerechtigkeitskrise, Arbeitsmarktkrise (Arbeit: ja; davon leben können: nein), Steuervermeidungskrise, Armuts- und Reichtumskrise, Klimakrise…?! Niemand! Anscheinend wird das alles nicht als Krise wahrgenommen. Komisch! Für mich sind DAS unsere Krisen, die für die derzeitige Situation und damit auch die Stimmung und die Ängste in Deutschland verantwortlich sind.
Wir brauchen dringend einen linken Populismus, der diese Begriffe so oft und so laut wiederholt, dass sie endlich Gehör finden. Auch die Linken müssen sich der Populistenweisheit bewusst werden: „Wer sich ständig wiederholt, hat recht!“ Die CSU hat dieses Prinzip übrigens schon lange verstanden.

A.Scheuer bleibt b.scheuert!

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A.Scheuer bleibt b.scheuert!
– Ein Fortsetzungsroman

Dass die CSU eine Obergrenze für Vernunft und Verstand bei ihrem Personal eingeführt hat, ist schon lange vermutet worden.
Diese These hat nun wieder einmal mein Lieblings-Generalsekretär Andreas Scheuer mit seiner Senegalesen-Parabel bestätigt. Und nachdem er sich selbst rechts überholt hatte und dabei geblitzt worden war, hat er sich in allen Talkshows der letzten Woche als Weltmeister im Rückwärtsrudern der Relativitätstheoretiker präsentiert.
Schon unglaublich, wie die CSU gegen den Erfolg der AfD vorgehen will. Verbrüderung mit Victor Orban, täglichen Obergrenzen, Burkaverbot, Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft, Beschneidungs- und Vollbartverbot. Was noch…?! Vielleicht wird ja demnächst auch noch Roland Koch exhumiert und in CSU-Farben umlackiert. Mit dem Erfolgskonzept „Wo kann man hier gegen Ausländer unterschreiben?“ wurde schließlich schon mal ein Wahlkampf gewonnen.
Immerhin kann sich ein Seehofer auch hinstellen und Sätze sagen wie „Wir sind weltoffen, aber nicht multikulti“, ohne dass ihm dabei das Hirn explodiert. Klingt für mich so balla balla wie: „Wir sind schon für Weltoffenheit, äh, aber in den Grenzen von 1938!“
Und unser Verkehrsoberdödel Dobrindt soll vom Erfolg der AfD so beleidigt gewesen sein, dass er rumgequengelt hat: „Menno! Rechts überholen ist voll daneben!“ Und er wolle sich beim ADAC erkundigen, ob das auf deutschen oder zumindest bayrischen Autobahnen nicht verboten oder zumindest mautpflichtig sei.
Nachdem die CSU jetzt Gegenwind für Ihre Flüchtlingspolitik von prominenten Katholiken bekommen hat, gab sich A.Scheuer genervt: „Schauen Sie sich meine Äußerungen und meine Politik doch einmal an. Glauben Sie wirklich, dass das „C“ in CSU für christlich steht!“
Wie auch immer: A.Scheuer bleibt b.scheuert und Blaukleid bleibt Brautkohl!
Und während ich Scheuer mit Sokrates zurufen möchte: „Wer die Welt bewegen will, sollte erst sich selber bewegen!“, antwortet A.Scheuer: „Guter Mann, der Socrates, hat aber leider nie beim FC Bayern gespielt!“

socrates
Scheuer hätte Socrates gerne beim FC Bayern gesehen. Aber der war politisch eher Kommunist. Ob das in Bayern gut gegangen wäre…!

Zum Teil 1 geht’s hier: https://tommiboe.com/2014/12/08/a-scheuer-ist-b-bescheuert/

Mit Frauke Petry durch Deutschland

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Mit Frauke Petry durch Deutschland

„Frauke Petry – die bessere Kanzlerin!“ Ich musste noch zweimal hinschauen. Doch genau dieser Satz stand als Schlagzeile auf der Zeitung. Hä…?! Ich brauchte einen dritten Blick, um zu erkennen, dass es der Aufmacher von „COMPACT“ war, also einer AfD-nahen Zeitschrift, das selbst ernannte „Magazin für Souveränität“ (kein Witz). Ich kannte das Blatt bisher nur dem Namen und der Gesinnung nach, hatte es aber noch nie tatsächlich in der Hand gehalten.
Meine Neugierde zuckte. Sollte ich mir die Zeitschrift kaufen? Auf einer langen Zugfahrt konnte ich meine primitiven Vorurteile einfach mal überprüfen und mir bestätigen lassen. Ich schaute mich vorsichtig um. Wurde ich beobachtet? Und wenn schon… Andererseits… Die Situation war mir dann doch zu unangenehm und zu gruselig. Wie würde ich die peinliche Situation an der Kasse überstehen. Schon bei dem Gedanken allein fing ich zu schwitzen an. Also ging ich weiter und kaufte keine „Compact“!
Zwei Monate später, auf dem Weg in meinen Schottland-Urlaub brauchte ich wieder diesen Zeitschriftenladen. Dieses Mal wollte ich wirklich aus Recherchezwecken eine Compact. Um die Peinlichkeit an der Kasse zu überwinden, würde ich die Compact einfach zwischen zwei Pornozeitschriften verstecken, „Truckerhuren“, „recht geile rechte Bitches“ oder so was…!
Mit diesem festen Vorsatz betrat ich den Zeitschriftenladen und musste feststellen, es gab gar keine Compact! Whaaat?! Aus dem Sortiment genommen…? Oder etwa ausverkauft…? Keine Ahnung! Jedenfalls traute ich es mich nicht, konkret an der Kasse nachzufragen, wo denn nun das Compact-Magazin sei.
Als ich mich eine Viertelstunde auf meinen reservierten Platz im Zug setzte, lächelte mich eine junge Frau von gegenüber an. Moment, das Gesicht kannte ich doch. Ich brauchte einen zweiten Augenblick, um darin eine ehemalige Schülerin von mir zu erkennen. Ja hallo! Und neben mir saß ihr Vater.
Es entwickelte sich ein sehr nettes und langes Gespräch, bei dem ich dann doch sehr froh war, dass ich beim Hinsetzen weder Compact- noch Porno-Magazine auf dem Tisch abgelegt hatte.

Viel Spaß mit Autoverleihern

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Viel Spaß mit Autoverleihern

Oh oh! War das eine so gute Idee…? Autoausleihen auf Sizilien? Ich, der sonst NIE Auto fährt, mit oder gegen Tausende Sizilianer auf der gleichen Straße! Kann das gut gehen?!
Okay, ehrlich gesagt: Ich hatte mir diese Frage vorher gar nicht gestellt. Dafür tauchte sie jetzt einfach so auf. Gut, hätte man natürlich dran denken können…
Außerdem war ich davon ausgegangen, mich von einer angenehmen Frauenstimme souverän durch die sizilianischen Gassen leiten zu lassen. Aber, als ich mein Auto am Flughafen Catania abholte, musste ich feststellen, dass mein Auto kein GPS – zu deutsch: kein Navi – hatte. Beim Buchen war mir schon aufgefallen, dass es die Rubrik „Navi“ gar nicht gab. Und das galt nicht nur für mein konkretes Auto/ Angebot, auch sonst tauchte das Thema Navi irgendwie nicht auf.
Mein, für die meisten wichtigen Entscheidungen zuständiges naives Kindheits-Ich lächelte ein fröhliches „Wird schon!“ und buchte das Auto bei „Thrifty“ (wie sich am Flughafen rausstellte ein Ableger von Hertz). Woher mein Kindheits-Ich meine Kreditkarten-Nummer hatte, keine Ahnung! Jedenfalls weiß ich jetzt endlich, wer für die leeren Pizzakartons im Hausflur verantwortlich ist! Wahrscheinlich umgeht es auch die Kindersicherung auf meinem Rechner und schaut sich im Internet Schweinkram an. Wie auch immer…
Die zunächst freundlich wirkende Autofachvermieterin offenbarte und offerierte mir, dass ich entweder ein externes Navi (zum Anschnallen) buchen könnte, für 19 € am Tag! Ich hatte für mein Auto 152 € für 10 Tage bezahlt. Lässt sich leicht erkennen, dass das Drecksnavi damit teurer wäre als das ganze restliche Auto. Whaaat?! Im Ernst, Hertz?!
Oder aber, versuchte mich die Lady am Schalter aufzumuntern, ich könne stattdessen ein größeres Auto mieten, bei dem das Navi dann schon drin wäre. Sie könne mir sogar ein spezielles Angebot machen: 140 € extra. Dafür größer, toller, Automatik, Diesel, alles was ich weder haben noch zahlen wollte.
Na toll! Da stand ich nun am Schalter und brauchte eine Entscheidung. Mein Hals war schon merklich und sichtbar angeschwollen. „Oh Sorry!“ flötete meine Hertzensdame „mit Steuern 200 €!!“ Scheißverein! Autoverleiher, alles Verbrecher! Mein Kindheits-Ich hatte sich schon längst heulend verkrochen.
Eine Viertelstunde später saß ich im Stau im Stadtverkehr von Catania, der zweitgrößten Stadt auf Sizilien, und schwitzte wie Schwein. Spätestens jetzt pochte die Eingangsfrage wieder auf: Oh oh! War das eine so gute Idee…?
Ich hatte eine grobe Idee, wohin ich musste. Zumindest konnte ich die Straße, in der sich meine Airbnb-Wohnung befindet, auf einer kleinen Karte in meinem Sizilien-Reiseführer finden. Allerdings bildete die Karte nur einen geringen Ausschnitt von Catania ab. Nach einer halben Stunde parkte ich mein Auto am Piazza del Duomo und ließ das Auto dort über Nacht stehen. Den Rest schaffte ich, dank Stadtplan, zu Fuß…
Oh Mann! Der ersten Schluck kalten Bieres war wie eine Marienerscheinung, wobei ich mich natürlich nur auf die glaubwürdigsten Erscheinungsbeschreibungen beziehe. Mein Kindheits-Ich war schon betrunken (verträgt halt nichts!) und grinste über beide Kindheits-Ohren: „Na…? Hab doch gesagt: Das wird schon!“