Monat: Januar 2015

Atomarschgeigen, Teil 2

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Atomarschgeigen, Teil 2

(Hier geht’s zum ersten Teil: https://tommiboe.wordpress.com/2015/01/18/atomarschgeigen/)

Hat er oder hat er nicht…?!
Hat Volker Bouffier, Ministerpräsident von Hessen, diesen Brief geschrieben, um den Atomkonzernen eine Hintertüre zu eröffnen, Schadensersatz einzuklagen
Also, letztlich gibt es zwei Möglichkeiten. Mehr nicht. Und beide sind erschreckend. Entweder ist an den Vorwürfen etwas dran oder nicht. Denn wenn die Vorwürfe stimmen, dann hat Volker Bouffier zum Abschied von den guten alten Atomzeiten noch mal weit das Steuersäckel aufgemacht und damit in Kauf genommen, dass die Atomkonzerne noch mal tief reingreifen dürfen und knapp 900 Millionen Euro von den Steuerzahlern lutschen können. Denn nicht umsonst führen die Energiekonzerne genau diesen Brief von Bouffier aus Grund für ihre Klagen an.
Oder, und jetzt wird es fast noch schlimmer, ihm war das alles nicht bewusst, was er da getan hat. Und das bedeutet, dass er zu blöd war, das zu erkennen. Wohlgesonnene würde es vielleicht „naiv“ nennen. Ich würde das nicht.
Bouffier darf sich also ganz ehrlich entscheiden. Bin ich nun blöd oder vielleicht doch nur eine Atomarschgeige. Viel mehr sehe ich da nicht, lieber Volker! Beides reicht hinreichend für mehr als einen Rücktritt.
Aber Moment! Was sagt eigentlich Volker Bouffier zu den Vorwürfen? Ich bin ja immer noch der Meinung, dass sich jeder verteidigen darf, und folge nicht dem US-amerikanischen Polizisten-Einmaleins/Shortguide: Erst erschießen und dann Personalien feststellen, was nämlich für die Polizisten viel sicherer ist als umgekehrt.
Der MP selbst hat sich noch nicht dazu geäußert. Aber der Regierungssprecher Bußer hält die Vorwürfe für „abwegig“. Bouffiers Schreiben habe keine „rechtliche Bindungswirkung“. Na, dann ist ja gut! Bußer spielte übrigens in der Jugend bei Kickers Offenbach gemeinsam mit Rudi Völler. Toll, was? Dessen Einfluss sieht man, wie ich finde, noch heute ein bisschen Bußers Frisur an.
Naja gut… Das sind natürlich auch komplexe Situation, in die man als Ministerpräsident geraten kann und dann muss man wichtige Entscheidung über solche Dinge treffen und nachher sind alle böse mit einem. Woher soll man denn das alles so genau wissen?.. Auch ein MP ist doch bloß ein kleines Politikerdummchen. Aprospos, was war Bouffier eigentlich von Beruf, bevor er Politiker wurde? Ach…? Jurist…? Tatsächlich, hmmm…! Doch nicht so ein Dummchen, was?
Hmm, andererseits frage ich mich in solchen Situationen, wer muss anschließend die Suppe auslöffeln. Aber ich frage mich diese Frage nicht mehr oft und ich mich auch nicht besonders anstrengen, um sie zu beantworten. Denn die Antwort ist immer die gleiche: Wir! Und stellen wir uns mal nicht an! Was haben wir nicht schon alles bezahlt. Da sind 900 Millionen doch nur ein Klacks. Das sind gerade mal 10 Euro pro Nase. Das zahlen wir doch aus der Portokasse. Was, wie ich finde, ein schönes Bild ist, dass wir einen Brief vom hessischen Ministerpräsidenten aus unserer Portokasse bezahlen dürfen. Denn Volker wird bestimmt nicht dafür aufkommen. Und er wird auch nicht dafür geradestehen. Denn, wenn er es könnte, dann hätte er diesen Job ja gar nicht gekriegt. Nicht wahr?! Erschreckend einleuchtet, wie dieses Puppentheater funktioniert.
Die können halt machen, was sie wollen. In jedem anderen Job würdest du, wenn du den Karren derart in Scheiße fährst, geteert und gefedert, naja, zumindest entehrt und gefeuert werden. Und zwar zurecht! Und falls dieses Desaster Bouffier tatsächlich den politischen Kopf kosten würden täte (Konditional III), woran ich nicht glaube, so würde bestimmt ein hübsches Pöstchen bei RWE abspringen täten, das mit Sicherheit höher dotiert wären sein als seine derzeitigen MP-Diäten!
Hab ich was vergessen? Ach ja, Pofalla! Natürlich! Tritratrullala, Pofalla, der ist auch noch da! Aber für den Saftarsch rege ich mich gar nicht mehr auf. Versprochen!

Atomarschgeigen

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Atomarschgeigen

Ich weiß nicht, wer von euch letzte Woche „Monitor“ im Ersten gesehen hat. Schöne Sendung, wenn man sich mal wieder richtig aufregen möchte. Kann ich nur empfehlen!
Dass die Energiekonzerne die Bundesregierung auf Schadensersatz wegen des spontanen Atomausstiegs nach Fukushima verklagen, ist ja keine Neuigkeit mehr. Was jetzt allerdings bekannt wird, ist, dass die Grundlage dieser Klage überhaupt erst vom hessischen Ministerpräsident Volker Bouffier ermöglicht wurde.
Aber der Reihe nach! Nach dem Unglück in Fukushima wurden die ältesten sieben deutschen Atomkraftwerke für vorerst drei Monate runtergefahren. Unter anderem auch das AKW Biblis B, für das allein die gute alte RWE jetzt 235 Mio Euro Schadensersatz erfordert. Nach Ablauf dieses Moratoriums hätten die Betreiber theoretisch die AKWs wieder hochfahren dürfen.
An dieser Stelle kommt ein Brief von MP Volker Bouffier ins Spiel, den er an den damaligen RWE-Chef Großmann schrieb. Darin warnte er davor, Biblis wieder hochzufahren, ansonsten würde die hessischen Atomaufsicht dagegen vorgehen. Mit dieser Warnung stellte Bouffier RWE quasi einen Freibrief auf den aktuellen Klagegrund aus. Bitteschön, dankeschön!
Was jetzt bekannt wurde, ist, dass eine Woche vor diesem Brief der RWE-Chef höchst persönlich beim hessischen Ministerpräsidenten nach einem solchen Schreiben anfragte. Darin erinnerte er daran, dass Kanzleramtsminister Pofalla bereits zugesagt habe, einen solchen schriftlichen Bescheid, der das erneute Anfahren von Biblis verhindern sollte, zuzusenden. „Wann können wir mit diesem Schreiben rechnen?“ fragte Großmann hinsichtlich des näherrückenden Endes des dreimonatigen Moratoriums. Ebenfalls mit eingeweiht in diesen Schriftverkehr soll der damalige Umweltminister Röttgen gewesen sein.
Was lernen wir daraus? Dass nachdem die Energiekonzerne Jahrzehntelang Milliardengewinne mit der Atomkraft eingefahren haben, lassen sie sich nun auch noch den Ausstieg vom Steuerzahler vergolden. Mit einer Abfindungsklage, die nur durch die Mauscheleien zwischen Politik und Energiekonzernen ermöglicht wurde. Denn diese schriftliche Androhung des hessischen MP stellte erst die Grundlage für die Schadensersatzklage von RWE dar. Na bravo!
Die gesamte Klagesumme der Energiekonzerne beläuft sich übrigens auf 882 Millionen Euro. „Huupsi! Sorry! – Naja, sind ja bloß Steuergelder!“ Ja, Bouffier, supi gemacht! Da muss ’ne Oma lange für stricken! Sonst alles in Ordnung bei dir…?! Stichwort: Zurechnungsfähigkeit? Aber man darf auch nicht zuviel erwarten von Politikern…! Wer mit so einer Frisur Ministerpräsident werden konnte…! Da war ja eigentlich klar, dass da nicht alles mit rechten Dingen gelaufen sein kann! – Und Pofalla…! Natürlich! Pofalla! Ist ja klar! Pofalla…!
Da muss man eigentlich echt nichts mehr zu sagen, zu diesen Atomarschgeigen! Was soll man mit solchen Politikern anfangen…? – Naja, vielleicht könnte man denen ja zur Endlagerung die Brennstäbe hinter rein stecken. Nur mal so eine Idee!

Bauer sucht Milchschaum

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Bauer sucht Milchschaum

Und wie war bei Euch so Weihnachten?
Ich war zu Hause. Auf dem Dorf. In der Lüneburger Heide. Und wie jedes Jahr gehörte neben Familie, Weihnachtsfichte und festlicher Essensfolge auch ein traditioneller Spaziergang mit alten Freunden durch die Feldmark dazu.

„Ich habe jetzt einen Milchaufschäumer. Alles wird gut!“
Sollte ich mir Sorgen um Bauer machen? Milchaufschäumer, alles wird gut…? Welche Phase würde danach kommen?!
Andere Leute stürzten sich in Verzweiflung in den Alkohol und Bauer stürzte sich in den Milchschaum. Andererseits kam er natürlich bereits aus dem Alkohol. Dahingehend war der Milchschaum vielleicht doch ein Fortschritt. Vielleicht gab es ihn inzwischen auch schon in den Geschmacksvarianten Eierlikör oder White Russian Macchiato.
Alle nannten ihn nur Bauer. Und ich meine ALLE! Sogar sein Vater nannte ihn Bauer, obwohl er selbst Bauer hieß. Okay, das ist übertrieben. Aber bildlich gesprochen passt es trotzdem. Wenn ich mir Bauer als Kleinkind vorstelle, wie er gerade laufen lernt, dann höre ich die stolze Eltern rufen „Ganz toll, Bauer!“ und „Schön, Bauer, weiter so!“ Was sollten sie sonst rufen?!
Ach ja, zurück zum Milchschaum. Was ist so schlimm an Milchschaum? Alles! Alles ist schlimm an Milchschaum! – Frauen kann man im Einzelfall Milchschaum verzeihen. Wenn man sehr verliebt ist. Aber jeder weiß, dass man, wenn man verliebt ist, fast alles verzeihen kann. Warum nicht auch Milchschaum?!
Milchschaum ist wie RTL, viel zu schaumig, meist zu süß und hat nichts mit der Wirklichkeit zu tun. Er soll nur ablenken! Der Milchschaum vom eigentlichen Kaffeegeschmack, der vielen zu bitter und kräftig ist. Schöner Widerspruch! Denn so soll Kaffee ja sein! (Das ist wie bei Biermixgetränken.) Und RTL soll uns von den Bitterheiten des Lebens ablenken, vom Eigentlichen, vom Wesentlichen. Wir lassen das geschehen. Wir lassen uns zu Tode berieseln, sodass wir uns nicht mit dem befassen können/wollen/müssen, was real ist, den wahren Problemen, den Ungerechtigkeiten unserer Welt. Oder eben dem Kaffee, der auch eine ehrliche, herbe Angelegenheit ist.
Wir alle haben schon viel zu viel Milchschaum zu uns genommen, haben uns bereits halb zu Tode berieseln lassen und machen uns auch nicht mehr die Mühe, jetzt da wir quasi schon auf halbem Weg angekommen sind, noch mal von der gemütlichen Sitzgruppe aufzustehen, den Drecksfernseher kaputtzuschlagen, ihn aus dem Fenster zu schmeißen und hinterher zu schreien „Ist doch alles Scheiße!“ und: etwas dagegen zu tun. Wir wissen zwar natürlich (!), dass alles Scheiße ist, aber auch, und das ist noch wichtiger, dass alles längst zu spät ist. Das einzige, was uns zwar auch nicht weiterhelfen, aber zumindest ausreichend sedieren kann, ist RTL. Ach ja, und natürlich eine Badewanne voll Milchschaum.
Was hat das alles mit Bauer zu tun? Alles! Oder Nichts! Oder umgekehrt! Kommt auf den Blickwinkel an. Denn Bauer ist/war das pure Gegenteil von Milchschaum. Starker, reiner Kaffee. Ohne Zucker! Direkt in die Fresse! Rebell von Kindesbeinen an! Als 14jähriger Skinhead! Als einziger im Dorf, als einziger in der Schule! Damals, Ende der 80er, war das zwar nicht gut, aber noch ehrlich mit Bomberjacke und Springerstiefeln, also öffentlich! Nicht wie heute, heimlich, bürgerlich und feige!
Ich kam aus dem gleichen Dorf und fand seine Ansichten Scheiße, genau wie seine Musik. Aber Bauer gehörte zum Dorf und fand seine Freunde, wie das im Dorf nun mal so war, nicht durch Auswahl oder Mausklick (80er!), sondern weil sie da waren.
Da er nicht blöd war, sondern auf seine persönliche radikale Art einfach sein „Antisein“ auslebte, wurde ihm im Laufe seiner Jugend klar, dass er gar nicht rechtsgesinnt war. Es stellte sich erst später heraus (oder auch viel später, so genau kann ich die verblassten, abgerundeten Puzzlestücke der Vergangenheit nicht mehr zusammenfügen), dass er links war. Damit ist ein „gutes Links“ gemeint, was heute politisch so gut wie ausgestorben ist. Also kein wirtschaftshöriges Gabriel-Links der SPD, der sich eher der Wirtschaftsprostitution als dem Sozialismus verdächtig macht. Gemeint ist ein Links, das für so etwas Utopisches wie soziale Gerechtigkeit steht/stand/stehen sollte! Erschreckend, dass man das inzwischen wieder erklären muss. Unsere Enkel werden Worte wie „soziale Gerechtigkeit“ dann nur noch aus dem Geschichtsunterricht kennen, falls die Wirtschaftsmarionetten soviel radikales und ketzerisches Gedankengut überhaupt noch in ihren Bildungsplänen dulden werden.
Schon heute glauben nur noch acht Prozent aller Deutschen, dass ein „gerechteres Leben“ überhaupt möglich sei. Der Rest badet im Milchschaum!

Und wäre das nicht schon schlimm genug, gibt es jetzt auch noch ein extra Produkt für diese weichgeschäumten Hirnkomapatienten. Denn in Norwegen gibt es bereits eine „KaffemakerMelk“, also eine Milch extra fürs Milchschäumen. Sie hat einen höheren Proteinanteil und dadurch vermutlich einen besseren Milchschaumkoeffizienten. Auch wenn das stark danach klingt: Das ist KEIN Witz!
Auch eine beruhigende Erkenntnis. Man muss sich eigentlich gar nicht mehr über die Welt lustig machen. Das macht sie schon ganz alleine.