Monat: November 2017
Bravo, Christian Schmidt!
Bravo, Christian Schmidt!
Jetzt hat es einer der gesichtslosesten Minister der vergangenen Regierung quasi mit seinem letzten politischen Atemzug aber noch mal so richtig ins Rampenlicht geschafft. Respekt!
Und Christian Schmidt galt bisher wirklich nicht als besonders verhaltensauffällig. Vor ein paar Jahren hat er mal gesagt „An apple a day keeps Putin away!“, womit er dem Comedy-Verständnis der CSU-Basis noch einigermaßen entsprach. Aber der Verlängerung über die Zulassung von Glyphosat gegen den ausdrücklichen Willen der SPD zuzustimmen, dafür bedarf es (frei nach Olli Kahn) schon einer gehörigen Ration Fipronil in den Eiern und das hätte ich C.Schmidt echt nicht zugetraut.
Interessante Vorstellung, wenn nicht bereits die FDP aus der Jamaika-Sondierungsrunde ausgestiegen wäre, wie bei Bekanntwerden von Schmidts Glyphosat-Abstimmung das Gesicht von Cem Özdemir explodiert wäre oder ob er auch diesen Schlag in die grüne Fresse staatstragend und machtbesessen ausgehalten hätte? Interessant, wie gesagt…
Auf einer ganz anderen Ebene (also schieben wir mal diesen unglaublich krassen Vertrauensbruch gegenüber der SPD beiseite, mit der die Union gerade wieder Sondierungen aufnehmen möchte. Okay, schwierig…) kann man C.Schmidt auch verstehen. Denn wahrscheinlich hätte er in einer neuen, wie auch immer gearteten Regierung keinen Ministerposten mehr bekommen – ausgenommen Alleinregierung der CSU. Zumindest fällt mir kein Argument für eine Laufzeitverlängerung des Ministers ein. Also muss auch C.Schmidt sich nach einem neuen Job umschauen und mit diesem (vermutlich Milliarden schweren) Bewerbungsschreiben wird sich doch wohl ein nettes Pöstchen bei Bayer-Monsanto finden lassen.
Bravo, Christian Schmidt! Auf einer ganz niederen, fiesen und verachtenswerten Ebene: Respekt! Aber vielleicht hat er jetzt (also, nachdem er gefeuert worden sein wird) einfach mehr Zeit für seine Autobiographie „Ein Leben tief im Arsch der Interessenverbände!“
Ähnlich Dummes von C.Schmidt:
https://tommiboe.com/2016/12/29/wurst-ist-wurst-und-schnaps-ist-schnaps/
Ich fliege jetzt atmosfair
Ich fliege jetzt atmosfair!
Aus der Rubrik: Yes, you can – zumindest if you want!
Für alle, die immer sagen, man könne ja sowieso nichts tun, und dann auch konsequenter Weise gar nichts tun, ist die richtige Antwort und Einstellung: Wer, wenn nicht wir, soll denn etwas tun?!
Und wenn diejenigen, die nichts tun, wenigstens die Fresse halten würden, wäre das auch noch zu ertragen. Aber stattdessen holen diese Hackfressen zum großen Gut-Menschen-Bashing aus, von wegen Öko-Diktatur von diesem links-grün-versifften Pack. Die Welt retten auf Kosten unseres Wohlstands…?! Im Ernst?! Das ist doch echt das Letzte! Zumal dieses links-grün-versiffte Pack ja bereits seit Jahrzehnten die Regierung stellt und das Volk unterdrückt… Ach nee, Moment, das war anders oder…?
Aber natürlich können wir etwas tun! Auch ich bin, zugegeben, schrecklich inkonsequent. Immerhin ertappe ich mich hin und wieder dabei, ärgere mich über mich selbst und versuche dann (manchmal), etwas zu ändern. Und sei es ein erster kleiner Schritt. Als ich für meinen letzten Flug nach Barcelona in Stuttgart vor dem Security-Check wartete, fiel mein Blick auf eine Werbefläche von „Atmosfair“, einer gemeinnützigen GmbH, die sich über Klimaschutzprojekte dafür einsetzt, dass der durch das Fliegen entstandene Schaden wieder kompensiert wird. Auf der Homepage lässt sich berechnen, wie viel CO2 jeder einzelne Passagier durch seinen Flug (z.B. von Stuttgart nach Barcelona) verursacht hat. Dann kann man durch eine Spende für unterschiedliche Klimaschutzprojekte, dem sogenannten Kompensationbeitrag, seine Klimasünde „wiedergutmachen“.
Ich weiß, das klingt ein bisschen nach modernem Ablasshandel, so wie damals bei der Krombacher-Kampagne „Saufen für den Regenwald!“. Aber zum einen sind wir schließlich grad im Lutherjahr und zum anderen: immer noch viel besser, als wieder mal einfach nichts zu tun! (Für die, die sich nicht mehr erinnern, weil sie zu jung sind oder wegen alkoholbedingter Vergesslichkeit: Krombacher versprach, für jeden verkauften und versoffenen Kasten Bier einen Quadratmeter Regenwald zu retten.)
Aber Atmosfair ist seriös und transparent. Es kann sich jeder schnell ein Bild machen, bevor er die (Lügen-)Fresse aufreißt und zu bashen und zu haten beginnt. Natürlich wäre es besser, weniger zu fliegen. Kein Widerspruch bei vollem Schuldeingeständnis. Aber immerhin gibt es die Möglichkeit, durch diese Form der Kompensation sinnvolle Klimaschutzprojekte zu unterstützen. Und das kann mit Sicherheit nicht schaden!
Und jetzt für alle, die das nicht überzeugen mag: Man bekommt von Atmosfair am Jahresanfang sogar noch eine Spendenbescheinigung und kann so seinen Kompensationsbeitrag bei der Steuererklärung geltend machen. Bääm!
Yes, you can – zumindest if you want!
Lucky Buffalo
Lucky Buffalo
Gibt es überhaupt so etwas wie einen glücklichen Büffel? Was sind die angemessenen Parameter, damit ein Büffel am Ende des Tages ein selbstzufriedenes Grunzen von sich gibt und sagt: „Jawoll! Das war jetzt aber wirklich ein sehr guter Tag, Freunde!“
Wie können wir Menschen glauben, das beurteilen zu können? Nur weil wir zu allem unsere Meinung dazukäsen, wovon wir keine Ahnung haben? Gut, das ist natürlich ein Argument… Also bemühen wir unsere Phantasie, versetzen uns empathisch, wie wir Menschen sind, in die Lage eines Wasserbüffels und wenden dann einfach doch die menschlichen Maßstäbe an, mit denen wir sonst Glück und Zufriedenheit bewerten und inzwischen ja sogar messen. Immerhin gibt es schon einen „Glücks-Index“ – kein Scheiß! Also müssen wir Menschen uns damit wohl auskennen.
In Indonesien sieht man viele Wasserbüffel, besonders in Toraja, einer Region in Zentral-Sulawesi. Hier sieht man sie zwar in den Reisfeldern, aber sie werden hier nicht zur Arbeit eingesetzt. Genauer gesagt, sie werden überhaupt nicht zur Arbeit eingesetzt. So etwas Profanes, Niederes müssen Büffel in Toraja nicht tun. Sie werden verehrt, sie sind heilig! Und so lungern sie die meiste Zeit einfach in den Reisfeldern rum und schlagen sich ihre Bäuche voll, sie haben ja mehrere davon!
Und damit einem, wenn man genug zu fressen und sonst wenig zu tun hat, nicht langweilig wird, hat der Mensch Spa-Bereiche entwickelt. Und diese gibt es in Toraja auch für Büffel. So konnte ich immer wieder Büffel beim ausgiebigen Schlammbaden beobachten, womit sie, nach meinen bescheidenen menschlichen Einschätzungen, zumindest nicht ganz unzufrieden zu sein schienen. Mal schön runterkommen vom anstregenden Fressen und – äh – noch mehr Fressen. An Samstagen, noch bevor der Indonesier seinen Roller wäscht, ist für den Büffel Waschtag. Zum Teil mit Seife und Bürste wird das Fell gesäubert und gestriegelt und auch dabei, macht der Büffel keinen komplett unzufriedenen Eindruck.
Insgesamt kann man in Toraja schon von einer ausgezeichneten Work-Life-Balance bei den Büffeln sprechen, wenn nicht… – nun, klar kommt noch ein kleines Aber – wenn nicht das Ende aller Büffelfreude so hart und grausam wäre. Aber auch davon scheint er irgendwie nichts so richtig mitzubekommen. (Aber auch das ist natürlich eine miese menschliche Interpretation, wie sie kein Tierfreund und kein Vegetarier abgeben würde.)
Denn am Ende wird der Büffel von seinem Herren (bei Beerdingszeremonien) auf einen Platz geführt, der von vielen Menschen gesäumt ist. Und während der Büffel da so steht und wiederkäut und sich vielleicht die Frage stellt, was wohl alle diese Menschen hier machen, wird ihm von der Seite mit einer Machete die Kehle aufgeschlitzt, woraufhin der Tausend und mehr Kilo schwere Wasserbüffel zu schnappatmen und torkeln beginnt und ein paar Augenblicke später tot im Dreck auf dem Dorfplatz liegt.
Und so lerne ich, dass auch einem glücklichen Büffel nur ein Scheiß Ende bleibt. Und das klingt zwar nicht sonderlich versöhnlich aber doch schon wieder ziemlich menschlich…