Monat: Dezember 2018

Neujahrsansprache von Tommi Boe

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Neujahrsansprache von Tommi Boe:
Was könnte 2019 besser werden?

Liebe Politik! (Ich lass die Anrede mal sehr allgemein.)
Wie wäre es denn, 2019 mal etwas von anderen, zum Beispiel Nachbarländern, zu lernen? Ich weiß, dahingehend tut sich der deutsche Politiker mitunter sehr schwer, und ich befürchte jetzt schon, dass das gerne eingeforderte Prinzip des lebenslangen Lernens leider nicht auf die deutschen Politiker übertragbar ist. Aber dennoch und sei es nur als Gedankenexperiment: Wie wäre es denn, mal etwas von anderen zu lernen …?
In Oslo gibt es bereits seit 1990 eine City-Maut. Das heißt, jeder, der mit dem Auto nach Oslo reinfährt, muss dafür zahlen. Sogar die Norweger in ihrem eigenen Land, auch wenn Andi Scheuer bereits bei dieser Vorstellung der Helm platzt. Und es geht noch weiter. So werden die Preise für Dieselfahrzeuge erhöht und steigen im nächsten Jahr auf 5 Euro pro Fahrt, während E-Fahrzeuge kostenlos nach Oslo einfahren können. (Aufladen kostet in Norwegen übrigens auch nichts, aber das ist eine andere Geschichte. Ganz ruhig, Andi!) Die Fahrten werden von einem Verkehrssystem erfasst und praktisch vom Konto abgebucht.
In Deutschland würde man vermutlich sagen, das ist technisch gar nicht möglich. Warum eigentlich nicht? Weil wir sonst so stolzen und bevormundenden Deutschen im Vergleich zu Norwegen in einem Entwicklungsland leben…?
Und es geht auch anders. In Dunkerque/ Dünkirchen (mit Vorstädten ca. 250000 Einwohner) können seit September 2018 alle Busse kostenlos genutzt werden und schon jetzt ist die Nutzung um 60% gestiegen. In Wien gibt es eine Jahreskarte für den ÖPNV für 365 Euro, die übrigens auch als Jobticket vom Arbeitgeber steuerlich geltend gemacht werden kann. In Kopenhagen fahren 45% der Bevölkerung mit dem Rad zum Arbeits- oder Ausbildungsplatz, weil die Stadt den Fahrradverkehr seit Jahrzehnten systematisch gefördert und priorisiert hat. (Spätestens jetzt ist Andi Scheuer komplett explodiert!) Sogar in Paris ist bei Smog die Metro kostenlos!
Natürlich ist diese Liste nicht vollständig. Aber sie zeigt, dass wir etwas lernen können, wenn wir denn wollen. Die Argumente dagegen werden ein bisschen dünn. Aber wir wissen auch: zwischen Können und Wollen fließt der Mississippi!

Was macht eigentlich unsere Weinkönigin?

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Was macht eigentlich unsere Weinkönigin?

Nachdem sich unsere Weinkönigin und Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner ja schon drei Tage nach Amtsantritt in den Enddarm des Bauernverbandes verabschiedet hatte (wir berichteten), ist sie lächelnd, wie es ihre Weinköniginnenart ist, vor den Kameras aufgetaucht und berichtete sichtlich stolz und lächelnd (sorry, ich wiederhole mich!) von den Vereinbarungen zur Reduzierung von Zucker, Salz und Fett. Nach dieser „nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie“, die nach Julia Klöckner einmalig in ganz Europa sei, soll sich zum Beispiel der Zuckergehalt in Softdrinks um sagenhafte 15% bis 2025 reduzieren. Krasse Scheiße, Julia, Respekt!

In Groß Britannien beträgt, nach Einführung der Zuckersteuer, die es in Deutschland mit Klöckner und Bauernverband natürlich nicht geben wird, der Zuckergehalt in Cola im Übrigen gerade mal 50% von dem in deutscher Cola. Nein – doch – ooohhh! Aber dort steckt der zuständige Minister auch nicht im Enddarm des Bauernverbandes und der Zuckerlobby.

Die hochambitionierte 15%-Reduzierung beruht, wie im Lobbyverseuchten Deutschland üblich, natürlich nicht auf gesetzlich verbindlichen Grenzwerten, sondern auf freiwilliger Selbstverpflichtung der Lebensmittelindustrie. Und wir wissen, was das bedeutet: Nichts! Trotzdem stöhnt die arme, gebeutelte, existenzbedrohte Lebensmittelindustrie ob der anstehenden Anstrengungen. (Wer kotzen möchte, kann sich dazu mal Interviews mit Christoph Minhoff anschauen. Oh Mann, was ein Penner!)

Wer in Deutschland endlich auf eine Lebensmittelampel, nach sehr gut funktionierendem französischen Vorbild, gehofft hat, kennt unsere Weinkönigin schlecht. Denn von so viel Bevormundung hält sie natürlich nichts. Wir haben doch mündige Bürger, bla bla bla! Inwieweit sich Klöckner vor dem PK-Auftritt mit Wein sediert hat, um diesen Schwachsinn als Erfolg verkaufen zu können, ist leider nicht überliefert. Na dann, Prost, Julia, und mal wieder: Danke für nichts!

 

 

Seid Ihr auch alle A+++?

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Seid Ihr auch alle A+++?

Ich jedenfalls schon! Da ich mir kürzlich eine neue Waschmaschine zulegen musste, habe ich mich intensiv mit der Energieverbrauchskennzeichnungsverordnung beschäftigt (Hach, wie ich die deutsche Sprache liebe! Was machen eigentlich Beamte in anderen Ländern?). Darin werden Waschmaschinen nach Energieeffizienz-, Waschwirkungs- und Schleuderwirkungsklasse bewertet. Die Einteilung erfolgt in Klassen A bis G, inzwischen gibt es, da die Zuordnung der Bewertungskriterien schon 20 Jahre alt ist, die neuen Effizienzklassen A+, A++ und A+++. Klingt übelst spannend oder?

Das Ding ist, dass durch die Einteilung suggeriert wird, dass bei einer Skala von A bis G die Klasse A ja super sein muss. Bei Waschmaschinen sind allerdings Geräte mit einer Energieeffizienzklasse B und schlechter schon seit 2011 untersagt, in der Bewertung tauchen diese Klassen natürlich trotzdem auf. Das heißt, die Klasse A ist die schlechteste erlaubte Klasse überhaupt! Hä…?! Was soll der Scheiß denn? Und vor allem, welcher Verbraucher weiß so etwas oder steigt da noch durch?

Also ist A+++ nun das Beste? Wie naiv ist das denn?! Meine neue Waschmaschine ist nämlich nicht nur A+++, sondern sogar „A+++ -30%“. Sie liegt also noch mal 30% unter dem Grenzwert für A+++. Dafür gibt es aber gar keine eigene Effizienzklasse mehr. Die besten, energieeffizientesten Geräte können also gar nicht so ausgezeichnet werden, dass der Verbraucher das sofort erkennen kann. Na bravo!

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Wie schizo ist eigentlich die CDU?

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Wie schizo ist eigentlich die CDU?

An der Wahl zum/zur neuen Parteivorsitzenden konnte man, meiner Ansicht nach, ganz gut erkennen, wie schizo die CDU eigentlich ist.

Jetzt hat mich nicht überrascht, dass die CDU bei der Wahl zwischen dem Gestern (Merz), dem Heute/Weiter so (AKK) und dem Morgen (Spahn) der Zukunft die wenigsten Stimmen gegeben hat. An morgen kann man ja schließlich auch noch später denken oder, wie man bei der CDU sagt: Wer ans Morgen denkt, ist nur zu faul, sich ums Heute zu kümmern.

Aber trotzdem, die CDU ist stolz darauf, überhaupt mal wieder eine Auswahl gehabt zu haben. Ein nostalgischer Hauch von Demokratie war kurz zu schmecken, aber dann besannen sich die Delegierten und stimmten doch für jenen Wechsel mit möglichst wenig Veränderung. Klingt ein bisschen schizo, wenn man sich zum einen vehement Merkels Weiter-so entledigen möchte und es dann gegen das maximale Weiter-so aus den drei Alternativen eintauscht. Aber schließlich leitet sich „konservativ“ von conservare (erhalten, bewahren) und nicht von renovare (erneuern) ab. Somit laufen Sätze, in denen CDU und Erneuerung vorkommen, quasi immer auf ein Oxymoron hinaus.

Und wer gestern AKK in „Farbe bekennen“ im Ersten gesehen hat, der weiß, wie viel oder, genauer gesagt, wie wenig sich in der CDU ändern wird. Das war schon ein extrem inhaltsleeres Blabla. Die floskelhaften Belanglosigkeiten haben sogar mich überrascht.

Ebenfalls überraschend die plötzliche Überhöhung mit Lobpreisung und Jubelarien auf die gerade erst vertriebene und abgesägte Merkel. Ist für Heiligsprechungen nicht die römisch-katholische Kirche verantwortlich…? Wie auch immer! Jedenfalls bekommt der Begriff Nachruf eine ganz neue Bedeutung. Ich hätte beinahe vergessen, dass Merkel noch drei Jahre lang Kanzlerin sein muss.

 

Vielleicht ist das Wahlergebnis aber auch ganz anders zu erklären und es hat sich einfach der Pragmatismus durchgesetzt, dass man aufgrund der anstehenden Wahlen im Osten keinen CDU-Chef haben wollte, dessen Namen man auf der Straße leicht rumbrüllen kann. Denn das beliebte Volkslied „Merkel muss weg!“ lässt sich nun mal extrem schwer auf Annegret Kramp-Karrenbauer umdichten.

AKK muss weg
https://twitter.com/extra3/status/1060153224009867266

Hurra! Ich bin Veteran!

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Hurra! Ich bin Veteran!

Es passieren ja so viele Albernheiten in der Politik, dass diese hier schon fast wieder vergessen wurde. Aber nicht von mir!! Denn dies geht mich ganz persönlich, beziehungsweise ganz dienstlich an. Vor ein paar Wochen hat unsere Verteidigungsministerin Uschi von der Leyen feierlich verkündet, dass ab sofort alle Ex-Soldaten als Veteranen gelten sollen! Während der umgangssprachliche Gebrauch darunter noch einen altgedienten und lebensälteren Soldaten oder gar Weltkriegsteilnehmer verstand, bin jetzt sogar ich, Uschi sei Dank, ein Veteran!

Und wäre ich nicht in der letzten Woche über dieses wunderschöne Foto aus meiner militärischen Vergangenheit gestolpert (worden), hätte ich mich wohl auch gar nicht mehr zu den 10 Millionen Frisch-Veteranen geäußert.

Aber nachdem Uschi erzählt hat, dass auch all denen, die gedient haben, „ein Leben lang Respekt und Anerkennung gebührt“, möchte ich das Angebot zur Veteranen-Ernennung höflich ablehnen: Da nicht für! Sagt man bei uns im Norden. Für meine wertvollen Dienste als mittelmäßiger Klarinettist beim Heeresmusikkorps (HMK 3) in Lüneburg verlange ich jedenfalls keine güldene Anstecknadel. Denn so hat diese, vermutlich, als Auszeichnung gemeinte Bezeichnung schon direkt Ramschniveau erreicht und hat in etwa den Wert eines Sportabzeichens! Und so war das wahrscheinlich nicht gemeint oder…?

Ach so, falls ich doch so eine Medaille bekomme, sollen sie bitte hinten drauf gravieren: „Mit Spaß dabei – im HMK 3!“

veteran boe
Veteran Boe in der Grundausbildung, hier ausnahmsweise ohne Klarinette, dafür mit dem blauen Barett des Sanitäters