Monat: November 2018

Deutschland ist kein Organspendeland

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Deutschland ist kein Organspendeland

Natürlich nicht! Und dafür gibt’s drei sehr gute Gründe: Das war schon immer so! Das wäre ja noch schöner! Da könnte ja jeder kommen!

Ich könnte mich echt aufregen. Jetzt muss ich sogar mit Jens Spahn einer Meinung sein. Also echt…! Das es soweit kommen muss! Habt Ihr auch diese elende Debatte über Organspende im Bundestag verfolgt? Ich könnte kotzen. Aber mein eigener Magen ist mir dafür natürlich viel zu schade!

Krass, wie es die Deutschen schaffen, aus der Organspende ein deutsches Thema zu machen und dem Rest der Welt mal wieder zu zeigen, dass wir etwas Besonderes sind. Anscheinend sind deutsche Organe etwas Besseres als Organe aus anderen Länder. Denn sonst könnte man ja mal über den Tellerrand (Grenzstreifen) blicken und erkennen, wie das Thema in anderen Ländern behandelt wird.

So gilt die höchst emotional diskutierte Widerspruchsregelung, von Spahn vorgeschlagen, in Bulgarien, Frankreich, Irland, Italien, Lettland, Liechtenstein, Luxemburg, Österreich, Polen, Portugal, der Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, der Türkei, Ungarn und Zypern, in den Niederlanden ab 2020. Die Widerspruchsregelung mit Einspruchsrecht der Angehörigen gilt in Belgien, Estland, Finnland, Litauen und Norwegen.

Und während 10.000 bis 12.000 Menschen jedes Jahr auf ein Organ warten (2017 gab es nicht einmal 800 Spenderorgane), quengeln die Kritiker rum und sehen in der Widerspruchsregelung einen unzulässigen Eingriff in das Selbstbestimmungsrecht. Menno! Jetzt ist man schon tot und dann auch noch sowas! Ökodiktatur! Leichenfledderer! Organhandel! Was sonst noch…?

Ach, richtig: CSU-Abgeordneten und Hobby-Philosoph Stephan Pielsinger schwabuliert: „Nichts sagen kann nicht Ja bedeuten.“ Das sagen wahrscheinlich genau die Politiker, die 1997 noch gegen den Paragraph zur Regelung von Vergewaltigung in der Ehe gestimmt! Soviel zum Thema „Nein muss ja nicht nein bedeuten!“ Aber sonst alles klar…!

Die Widerspruchslösung sei eine „Pseudolösung“, die die Menschen eher verunsichere. Was daran verunsichern soll, verunsichert mich wiederum. Denn wer das nicht will, sagt einfach Nein und Feierabend! Wo ist denn da eine Verunsicherung? Oder wie blöd sind die CSU-Wähler und -Politiker, wenn sie schon solche Zusammenhänge nicht verstehen? Andererseits sind CSU-Politiker auch schon durch Begriffe wie vegane Wurst verunsichert… CSU-Bashing geht natürlich immer. (Hier etwas ganz anderes, sehr schönes zum Thema Zusammenhang!)

Aber auch die Kirchen sind dagegen. „Wir lehnen die Widerspruchslösung aus ethischen Gründen ab, denn sie entspricht nicht dem christlichen Menschenbild“ (Martin Dutzmann, Bevollmächtigter des Rates der Evangelischen Kirche, Berlin). Ihr könnt doch echt glauben, was ihr wollt. Ich bin recht tolerant gegenüber Religionen. Aber glaubt ihr, neben Eurer Seele fährt auch die Niere mit in den Himmel? Wenn das so ist, dann geht doch scheißen, Ihr Dreckschristen!

Au Mann! Erst muss ich Jens Spahn zustimmen und jetzt stellt sich raus, dass ich als Atheist selbstloser bin als die da vom Trachtenverein. Das macht mich schon fast wütend!

 

https://www.zdf.de/nachrichten/heute/debatte-ueber-widerspruchsloesung-bei-organspende-100.html

Was geht, Andi Scheuer?

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Was geht, Andi Scheuer?

Hä…?! Was durfte ich da in der Zeitung lesen? Andi Scheuer hat der Autobranche einen zu langsamen Wandel zu sauberen Motoren vorgeworfen. Hä…?! Andi Scheuer… der Autobranche… vorgeworfen…?!  Musste erst mal gegoogelt (über Ecosia, versteht sich!), ob es noch einen anderen Andreas Scheuer in der Politik gibt, bei den Grünen oder so… Aber nein, nein, unser Verkehrsoberdödel A.Scheuer war’s tatsächlich und persönlich. Was geht denn da?

Ist er beim letzten Furz der Autokonzerne aus deren Enddarm geflutscht? Denn dort steckte er doch bisher recht klaglos…

Bei einer Mobilitätskonferenz in Berlin kam jetzt raus, dass der Bund seit 2009 satte 5,2 Mrd. Euro für „technologieoffene“ Förderung für Antriebstechnologie an die Automobilindustrie rausgehauen hat. Autsch! Technologieoffen war wohl ein Fehler. Hätte man vielleicht geschickter formulieren sollen, so mit klarer Anweisung zur Verwendung. Naja… 5,2 Mrd. Euro später sind wir um die Erfahrung reicher, dass technologieoffen in etwa genauso scheiße ist eine „freiwillige Selbstverpflichtung“ seitens der Industrie. Das hat ja jahrzehntelang auch ganz hervorragend zu nichts geführt: hübscheste Selbstverpflichtungen bei anhaltender Handlungsstarre.

Weiter so! ist halt nicht nur ein Politik- sondern auch ein Konzernproblem! Veränderungen kosten. Und bei lästigen oder gar langwierigen Anpassungsprozessen steht oft die schöne Gelddruckmaschine im Keller still. Und die muss nun mal laufen und laufen und laufen – trotz oder wegen freiwilliger Selbstverpflichtung!

Aber zurück zum Anfang und mal ganz im Ernst: Fängt Andi Scheuer jetzt etwa an Politik zu machen…?! – Verwirrende Zeiten!

 

Mehr zu Andi Scheuer:

https://tommiboe.com/2018/09/15/neues-aus-dem-enddarm-der-automobil-lobby/

https://tommiboe.com/2014/12/08/a-scheuer-ist-b-bescheuert/

https://tommiboe.com/2016/09/23/a-scheuer-bleibt-b-scheuert/

 

Sehr witzig, Friedrich Merz!

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Sehr witzig, Friedrich Merz!

Dritter Teil der Merz-Trilogie

Kaum ist Friedrich Merz zurück, wird er schon zum Märchen-Onkel. In einem BILD-Interview antwortete Merz auf die Frage, ob er sich zur Oberschicht zähle: „Also, ich würde mich zu der gehobenen Mittelschicht zählen.“ Schön drumherum gewurschtelt oder an der Wahrheit vorbei, könnte man sagen. Auf eine Frage zu seinem möglichen Millionenvermögen, legte Merz folgende Antwort nach: „Ich liege jedenfalls nicht darunter.“ Sehr witzig, Friedrich Merz. Habe die Aussage hinter der Aussage verstanden. Sie sind einer von uns aus der Mittelschicht, keiner von denen da oben. Ist klar!

Eine kleine Zwischenfrage von Herrn Boe aus unserem Ressort für Wählerverarsche: Für wie glaubwürdig, auf einer Skala von Hartz IV bis mehrfacher Millionär, würden Sie Ihre Aussagen zum Thema Mittelschicht halten, Herr Merz?

Oder vielleicht wussten Sie es ja auch nicht besser. Oberschicht klingt ja so abgehoben. Apropos abgehoben: Zählt Ihr Privatjet eigentlich schon als Merkmal für Oberschicht? Nein, nicht doch! Ist ja nur ein ganz kleiner…

Das Institut der deutschen Wirtschaft definiert Oberschicht im übrigen ab dem dreifachen Jahresbrutto-Einkommen des Median-Einkommens. Und das lag 2014 in Deutschland bei 33623 €. Die Oberschicht beginnt also bei ca. 100000 € im Jahr. Und mal unter uns, die interessantere Frage wäre nicht, ob Sie 100000 im Jahr verdienen, sondern wie viel mal 100000.

Und auf die Frage, ob ich lieber einen Kanzler hätte, der ehrlich zugibt, dass er Multimillionär ist, oder einen, der wischiwaschi rumeiert und so tut, als wäre einer von uns, antworte ich einfach: Nein! Geh doch zurück ins Sauerland oder vermehre Geld für Milliardäre oder schlaf unter der Atlantikbrücke. Aber bitte bitte nicht Kanzlerin werden.

 

Reste der Trilogie hier und hier!

Oh wie geil, Friedrich Merz

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Oh wie geil, Friedrich Merz!

Natürlich kann man die Sache auch anders bewerten (vgl. „Ach du Scheiße, Friedrich Merz“). Aber, wie auch sonst, hängt hier vieles vom Betrachtungswinkel an.

Und wer die Angelegenheit aus der neutralen, linken Ecke betrachtet, wird erkennen, dass eine CDU unter Merz auch ihren Reiz hat. So würden unter ihm der wirtschaftsliberale und konservative Flügel wieder stärker ausgeprägt werden, was die CDU insgesamt (mehr oder weniger leicht) nach rechts verschiebt. Sollte dieser Kurswechsel klar ausgeprägt sein, könnten wertekonservative Wähler wieder von der AfD zurückgewonnen werden und die AfD wieder von Prozentsätzen um die 15% runterholen.

Zum anderen werden unter Umständen die eher sozialliberalen Wähler der Merkel-Mitte-CDU wieder auf eine der Parteien links der CDU umschwenken. So gesehen könnte sich sogar das Gesamtspektrum durch Merz eher nach links verschieben, wodurch es vielleicht sogar zu linken Mehrheiten kommen könnte.

Das wäre schon putzig, wenn Merz durch einen klaren Anti-Merkel-Kurs die CDU aus der Regierung führen würden. Aber mal unter uns: Wir haben doch mehr als nur ein philosophisches Problem, wenn die Vergangenheit der CDU die Zukunft Deutschlands sein soll…! Ich sag jetzt schon mal „Guttenberg for Chancellor!“

merz u stoiber
Neben Merz übrigens die Zukunft der CSU! https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Msc_2004-Saturday_Afternoon-1400-1600-IMG_0388.jpg

Hier geht’s zum ertsen Teil!

https://tommiboe.com/2018/11/02/ach-du-scheisse-friedrich-merz/

Ach, du Scheiße, Friedrich Merz!

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Ach, du Scheiße, Friedrich Merz!

Die „Erneuerung der CDU“ mit Friedrich Merz im selben Satz unterzubringen, reicht eigentlich schon als Witz. Besser: ein Oxymoron! schreit der Klugscheißer in mir, also so etwas wie „hübschhässlich“ oder „würdevoller Seehofer“!

Aber die Personalie Friedrich Merz ist auf so vielen Ebenen be- und verachtenswert, dass ich gar nicht so recht weiß, wo ich anfangen soll. Eine Spiegel Online-Umfrage hat ergeben, dass sich die Mehrheit der Befragten Merz als CDU-Chef vorstellen kann. Allein das ist putzig genug. Denn von den Befragten hätte wahrscheinlich niemand sagen können, was selbiger gerade beruflich so treibt bzw. wofür er inhaltlich steht. Das hat einen Hauch von Schulz-Zug, denn auch Schulz gehörte nicht zur deutschen politischen Elite und wurde nicht mit der offenen Unzufriedenheit über die Politiker zusammengebracht (zunächst). Er war also keiner von „denen da oben“!

Aber die Vorstellung, dass ausgerechnet Friedrich Merz nicht zur Elite zählt, könnte falscher nicht sein. Es gibt zurzeit wahrscheinlich wenige Politiker, die mehr zur Machtelite gezählt werden müssen als Friedrich Merz, nur dass er eben keine aktuelle Marionette ist, sondern, viel schlimmer, einer der Marionettenspieler. So ist er Aufsichtsratsvorsitzender von BlackRock Deutschland, dem größten Vermögenverwalter der Welt, was so etwas wie der fleischgewordene Kapitalismus schlechthin ist. Außerdem saß oder sitzt er in den Aufsichts- oder Verwaltungsräten von AXA, Deutsche Börse, IVG Immobilien, BASF und im Beirat der Commerzbank (nur eine kleine Auswahl). Auch das Mitwirken des Steuerexperten Merz bei Privatbank HSBC Trinkaus dürfte hoffentlich ein paar unangenehme Fragen aufwerfen. Denn diese Bank war in den größten Steuerklau der deutschen Finanzgeschichte (Cum-Ex) verwickelt. Unabhängig davon, ob diese Deals noch dem Grenzbereich der Legalität zuzuordnen sind, sind sie vom gesellschaftlichen Blickwinkel zu 100% unmoralisch, da Steuergelder dem deutschen Fiskus entzogen wurden. Statt für Schul-, Straßen-, Wohnungsbau oder was auch immer ausgegeben zu werden, wurden diese Steuern an Anleger (also das Großkapital) ausgezahlt.

Na bravo, Friedrich Merz! Ich sehe schon, wir werden viel Spaß miteinander haben! Allerdings könnte ich, von meiner Seite aus, gerne darauf verzichten!

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