Monat: April 2019

A-Hörnchen oder B-Hörnchen?

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A-Hörnchen oder B-Hörnchen?

Solange ich mich erinnern kann, bin ich niemandem mit übertrieben morgentlichem Aktionismus auf die Nerven gegangen. Als Kind wurde ich in den Ferien spät morgens vom Geklapper am Frühstückstisch in unserem Wohnwagen geweckt, während neben mir meine beiden Geschwister ebenfalls noch schliefen.

Noch heute quäle ich mich morgens aus dem Bett, an Frühstück kann ich um 7 Uhr nicht mal denken. Ich kann mir um diese Uhrzeit noch nicht einmal ein Brot für später schmieren. Es ist mir regelrecht zuwider! Ich komme früh morgens gerade mal mit mir selbst klar und auch das nur, wenn ich die Fresse halte.

Als ich das erste Mal von den A- und B-Menschen, wie in Dänemark die Frühaufsteher:innen und Langschläfer:innen genannt werden, gelesen habe, fühlte ich mich sehr verstanden. Von Wissenschaftler:innen wird der Anteil der B-Hörnchen, wie ich sie liebevoll nenne, auf 15 bis 25% der Bevölkerung geschätzt. Und anstatt das als Malus zu betrachten, wird gefordert, davon wegzukommen, Frühaufsteher:innen gegenüber Langschäfer:innen als bessere Menschen anzusehen. Es sind lediglich frühere Menschen – quasi eine andere Zeitzone…!

Auch die dänische Familienministerin sowie etliche Arbeitgeber:innen unterstützen die Anliegen der Langschläfer:innen. Schließlich gehe es heute im Arbeitsleben oft um Ideen, Kreativität und Innovation; Qualitäten also, die nicht unbedingt an Pünktlichkeit, Uhrzeit oder Anwesenheit gebunden sind. Daher sollten die Menschen genau dann arbeiten, wenn sie am effektivsten und kreativsten sind.

Bis das allerdings alle Lebensbereiche oder gar Deutschland erreicht hat, werde ich wohl noch einige Jahre in aller Frühe zur Schule radeln, wo mir dann auf den Fluren kleine verschlafene Zombies entgegentorkeln, die kaum in der Lage sind, ein „guten Morgen“ herauszupressen. Und ich denke mir: „Oh, die Armen – auch alles B-Hörnchen!“

 

Der Slogan der sogenannten b-society lautet übrigens: „rise late – do great!“