Monat: März 2021

Der Hurensohnkodex

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Der Hurensohnkodex

Ach, herrlich! Ein Ehrenkodex! Für die Ehrenmänner der Union – und für die Ehrenfrauen natürlich auch. Ich bin stark beeindruckt: ein Ehrenkodex! Respekt! Und was gab’s vorher? Einen Hurensohnkodex oder was?

Seit Jahrzehnten wehren sich die Unions-Parteien hartnäckig gegen alle Versuche, ein verpflichtendes Lobbyregister einzuführen, wie es von anderen Parteien und von LobbyControl gefordert (einem sehr unterstützenswerten Verein im Übrigen!) wird. Aber natürlich ist nichts passiert, nicht mit CDU und CSU! Wer jede Nacht mit der Lobby ins Bett steigt, verliert auch schon mal die Übersicht. Nächstenliebe gilt eben auch für Lobbyist:innen. Dafür steht das „C“ bei den C-Partei. Von Offenheit und Transparenz steht im Alten Testament übrigens nichts geschrieben…

Das Ganze ist, in meinen Augen, ähnlich glaub- und vertrauenswürdig wie der Umgang der katholischen Kirche mit seinem Missbrauchsskandal. Wir unterschreiben jetzt alle diesen Hurensohn-… äh… Ehrenkodex, nuscheln ein reuiges Ave Marie in die ffp2-Maske und zack, dann hätten wir das ja endgültig erledigt! Das muss dann aber auch als Aufklärung genügen.

Und um die eigene Glaubwürdigkeit und Ernsthaftigkeit zu unterstreichen, legte Thorsten Frei, CDU, mit folgender Forderung nach: „Ehrenkodex auch für die SPD!“ Richtig, wir erinnern uns: das war ja das Problem, diese verdammte SPD…! Vielleicht schließt Frei einfach von der Verdorbenheit seiner eigenen Leute auf alle anderen Politiker:innnen. Logisch, schließlich gehören die von der SPD ja auch zur Regierung. Dann müssen die auch korrupt oder ehrenlos sein und deshalb dringend so einen Ehrenkodex unterschreiben. Und schon ist die Ehre gerettet! Ist klar!

Bis zur Einführung des Ehrenkodexes ist das Handbuch für CDU/CSU-Politiker:innen gewesen
Dank aufwändiger Recherchearbeit konnte der originäre „Codice Del Figlio Di Puttana“ aus dem 16. Jahrhundert aufgespürt werden, auf den sich der „Hurensohnkodex“ maßgeblich stützt.
Herr Boe, Scheinheiligkeitsforscher, bei der Unterschrift des Ehrenkodexes

Was ist grüner als die Grünen? Über die Wahlen in BW

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Was ist grüner als die Grünen? Über die Wahlen in BW

Schön, dass es mal wieder Good News gibt!

Die CDU und Frau Eisenmann wurden abgewatscht und die AfD hat ebenfalls Stimmen verloren. Außerdem bin ich ein bisschen stolz auf meinen Wahlbezirk Stuttgart I. Denn hier holte die Splitterpartei AfD satte 3,3%. Danke dafür!

Was ich beim Wahlausgang zudem interessant finde, ist, dass der Stimmenanteil für Kleinparteien deutlich zugenommen hat. Lag dieser Anteil 2016 noch bei 6,6 Prozent (Die Linke ist mit ihren 2,9% schon eingerechnet), so hat der Stimmenanteil in diesem Jahr auf 12,1 Prozent zugenommen. Jede achte abgegebene Stimme zieht damit nicht in den Landtag ein. Und das sind immerhin mehr Stimmen, als die SPD als drittstärkste Partei erhalten hat! Schon krass! Da stellt sich mir schon die Frage, ob die 5-Prozent-Hürde noch zeitgemäß ist.

Der Wunsch, sich lästige Kleinparteien vom Hals zu halten, mag für die regierenden Parteien nachvollziehbar sein. Aber das sollte ja kein entscheidendes oder legitimes Kriterium sein. Denn besonders demokratisch ist es nicht, wenn ein großer Teil der Wählerys – und das sind diese 12,1% allemal – keine Repräsentanz findet. Und passender Weise handelt es sich hierbei ja genau um diejenigen Wählerys, die sich von keiner der traditionellen Parteien mehr repräsentiert fühlen. Unter demokratischen Gesichtspunkten sollten, meiner Ansicht nach, genau solche Parteien unbedingt im Landtag vertreten sein.

Im Zusammenhang mit der Landtagswahl in Baden-Württemberg wurde das Antreten der Klimaliste Baden-Württemberg stark diskutiert (in mehreren Medien). Die Argumentation geht so: Wären die etwa 43000 Stimmen (entsprechen 0,9%) stattdessen an die Grünen gegangen, so hätte es für eine grün-rote Mehrheit gereicht und mehr Klimaschutz wäre dann möglich gewesen, als in einer Koalition mit der CDU oder in einer Ampel-Koalition mit SPD und FDP.

Lustiges Demokratieverständnis! Das blöde Wählery ist schuld! Denn man sollte nicht vergessen, dass gerade die Grünen in BW (mit ihrem MP Kretschmann) sehr weit in die politische Mitte gerutscht sind und extrem viele Wählerys aus dem konservativen Lager gefischt haben. Dass es dabei zu Verlusten auf der, ich nenne es mal, „grünen Seite“ geführt hat, leuchtet mir völlig ein. Viele Ur-Grüne sind nach zehn Jahren grüner Politik in BaWü enttäuscht, völlig zurecht im Übrigen. Alleine bei der Energiewende befindet sich Baden-Württemberg weiterhin im Tiefschlaf.

Überraschend finde ich dahingehend eher, dass nicht bereits viel mehr Wählerys den Grünen den Rücken gekehrt haben. Vielleicht weil vielen die grüneren Alternative noch nicht bekannt sind. Doch die gibt es längst und sie stehen bereit. Denn neben der Klimaliste gibt es ja auch anderen Parteien, die sich inzwischen ums grün-linke Klientel bemühen, wie Volt, ÖDP und mit Abstrichen auch Die PARTEI und die PIRATEN. Diese fünf Parteien kamen zusammen auf 3,5% der Stimmen.

Ein Gutes kann die Debatte in meinen Augen haben, wenn sich die Grünen in BW klar werden, dass sie nicht auf dem grünen Auge blind werden dürfen. Das wäre sehr notwendig. Denn viele Friday For Future-Aktivistys (und damit Wählerys von morgen) sehen die Grünen nicht mehr selbstverständlich als die einzige wählbare Partei.

„Was ist grün und stinkt nach Fisch…?!“ Kretschmann sicher nicht. Der riecht eher nach Motoröl!

„Deine Mutter war abseits!“

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„Deine Mutter war abseits!“ – Philosophisches über den VAR

Eintracht Frankfurt gegen VfB Stuttgart, ja, es geht um Fußball. Gern geschehen!

56. Minute, Kostic (ausgerechnet!) schießt die Eintracht in Führung, aber nein, stopp! Der VAR meldet sich aus dem bekanntesten und meist gehassten Keller Deutschlands, aus Köln. Dort werden die 2500 Jahre alten Schiefertafeln mit den heiligen Regeln des Fußballweltverbandes aufgebahrt.

In diesem Keller wird gerade kalibriert, was das Zeug hält. Ein Handspiel, ein Abseits? Keimt die VfB-Hoffnung. Ich hatte nichts gesehen. Aber was weiß ich schon, während die Honorarprofessoren in Köln prüfen. Die Auflösung folgt: Nein, Costic steht nicht im Abseits. Auch der Passgeber (Ndicka) nicht, auch des Passgebers Passgeber (Sow) nicht. Aber – ich höre eine durchs Kellergewölbe gedämpfte Fanfare – des Passgebers Passgebers Passgeber (Jovic) steht, wie selbst mit der kalibrierten Hilfslinie nicht deutlich zu erkennen ist, womöglich zartschmelzend im Abseits.

Mit anderen Worten: „Deine Mutter stand abseits!“

Lächerlich! „Wie durch Ahnenforschung, Exhumierung und DNA-Analyse festgestellt werden konnte, stand bereits ein entfernter Vorfahre des Torschützen womöglich abseits!“ Oder aber wie der DAZN-Kommentator trocken meint: „Korrekte Entscheidung!“ – Alter, was?! Ich platze fast, so lächerlich ist die Entscheidung oder, besser gesagt, so lächerlich ist die Regel (obwohl sogar der VfB davon profiziert!) und der Expertendarsteller von DAZN sagt „korrekte Entscheidung!“ dazu. Damit ist der Kommentar genauso lächerlich wie die Entscheidung, eigentlich sogar schlimmer. Denn das bedeutet ja, er findet es anscheinend völlig okay, mittlerweile ein Tor nicht zu geben oder es sogar zurückzunehmen, nur weil der Busfahrer des Gästeteams auf einem Behindertenparkplatz gehalten hat…! „Ja, sorry, wir haben gerade noch mal überprüft, steht so auf den FIFA-Schiefertafeln!“ #NichtMehrMeinFußball!

Mein Verdacht: Auch der DAZN-Kommentator ist natürlich längst kalibriert.

Vorne rechts stehen Jovic (Mutter) und sein Verteidiger gemeinsam auf einer roten Linie. Drei Pass-Stationen später kommt Kostic an den Ball und haut ihn ins Tor! Abseits, aha! – Oder mit den Worten von DAZN: „Korrekte Entscheidung!“

(49) Kämpferischer VfB lässt Adler stolpern: Frankfurt – Stuttgart 1:1 | Bundesliga | DAZN Highlights – YouTube / ab 1:44)

Über AstraZeneca-Skeptiker und Impfpussies

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Über AstraZeneca-Skeptiker und Impfpussies

So, Herr Boe, jetzt aber mal zur Sache: „Wie war denn jetzt die Impfung? Irgendwelche Nebenwirkungen?“

Und jetzt bitte mal ohne Umschweife, denn sonst sind alle geimpft und dann musste auch nicht mehr davon berichten!

Man liest und hört ja so viel. Zum Teil echt lustig, wenn man den ganzen Wahnsinn ausblendet. Und dass Vernunft derzeit irgendwas zu melden hat, kann ich leider nicht mehr bestätigen. Ist das jetzt noch normal mit den Nebenwirkungen von AstraZeneca oder nicht? Von grippeartigen Beschwerden, teils hohem Fieber und Schüttelfrost wird berichtet.

Und dann habe ich das hier gelesen: „Wir haben mit diesen Nebenwirkungen gerechnet, aber sie sind stärker als wir dachten.“ What?! Klingt ein wenig nach: Wir haben genau damit gerechnet, aber dann ist es doch irgendwie ganz anders gekommen…!

Und dann wieder: Bis hin zu „Vernichtungskopfschmerz“ oder auch „primären Donnerschlagkopfschmerzen“. Wie geil klingt das denn…?! Und das ist nicht mal von mir ausgedacht! – Kopfschmerz des Todes oder Todessternkopfschmerzen fände ich auch ganz nice, geht wahrscheinlich mit Männergrippe einher. Neben den Begriffen Impfskeptiker und Impfverweigerer wird wohl auch demnächst der Begriff „Impfpussies“ geläufig werden.

Aber mal unter uns: Spricht man nicht von Impfreaktion? Soll das nicht so sein? Unser Immunsystem reagiert. Das ist doch ein gutes Zeichen.

Ich jedenfalls habe ich davon nichts mitbekommen, weil ich einfach einen verdammt guten Schlaf habe! Hab schon als Kind das Sylvesterfeuerwerk verpennt und jetzt wahrscheinlich auch die 40 Grad Fieber. Ich hätte also Grund mich zu beschweren. Aber nein, das mache ich nicht. Ich ertrage tapfer das Versagen meines Immunsystems.

Ach so, fast vergessen: Hierbei handelt es sich eigentlich um eine versteckte Impfempfehlung aus dem Hause Boe. Geht impfen! Und an alle, die sich partout nicht impfen lassen wollen: Okay, aber dann hört auf zu meckern und haltet die Fresse, bitte!

Herr Boe bedankt sich ganz artig bei Frau Ke für die Zeichnung und Bereitstellung dieses großartigen Cartoons!

Impfstratege – früher sagte man „Opfer“, heute: Du Impfstratege!

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Impfstratege – früher sagte man „Opfer“, heute: Du Impfstratege!

Über eine tatsächliche Impfung kann ja leider nicht jeder berichten (genauer gesagt: derzeit gerade mal 4,7% der Bevölkerung), aber über Gefahren und Nebenwirkungen der Impfung berichten, das kann ja anscheinend wirklich jeder!

Zu was man heute alles eine Meinung haben muss. Habt Ihr auch eine Meinung zu AstraZeneca? Bestimmt! Wenn aber nicht, dann versucht euch mal schnell eine zu bilden. Nach ein bisschen Pro- und Contra-Recherche werdet ihr merken, dass der Tag vorbei ist. Ging mir auch so. Aber eine Meinung hatte ich immer noch nicht! Vielleicht sollte ich doch kurz das Virologie-Studium nachholen… Andererseits, ich bin ja geimpft und Hauptsache, ich bekomme jetzt bald meinen „Access all areas“-Impfausweis – und wehe der ist nicht golden und gilt nicht für alle 24 Zeitzonen…!

Mal vorweg, ich bin kein Fan der deutschen Impfstrategie, aber es ist auch meine erste Pandemie. Da gibt es viele Ecken, an denen man neue Entscheidungen treffen muss. Aber dass so zielsicher schlechte Entscheidungen getroffen werden, puh, das kann nicht nur Zufall sein.

Wenn mir Big Pharma versprochen hätte, wir machen Euch 100 Millionen Impfdosen, hätte ich wahrscheinlich erst mal „Wow, supi!“ geantwortet. Aber so als regierungserfahrene Regierung mit Erfahrung in Regierungsgeschäften hätte ich nach dem „Wow, supi!“ vielleicht schon nachgefragt: „Aha und wo stellt Ihr die dann her? Weil 100 Millionen ist ja schon mal ne Menge…“ Aber hej, warum immer so kritisch? Und natürlich kann man sagen, wir sind doch froh, dass in so kurzer Zeit überhaupt (mehrere) Impfstoffe entwickelt wurden. Und dieser Einwand ist richtig – und auch falsch. Denn es reicht eben nicht aus, einen Impfstoff zu entwickeln. Denn dadurch ist, wie man gerade hübsch beobachten kann, die Pandemie nicht beendet. Deswegen muss ich fragen: Wo stellt Ihr die 100 Millionen Impfdosen denn nun her, meine lieben, mit staatlichen Geldern kofinanzierten Kooperationspartner?

Ich zweifle überhaupt nicht die Sinnhaftigkeit aller Maßnahmen an. Aber so viel Kritik muss sein: Die Regierung kommt immer daher, als wären ihre Maßnahmen und Strategien alternativlos. Zum Mitschreiben: Nichts ist alternativlos! Besonders nicht die deutsche „too little – too late“-Strategie, die sich leider wie ein roter Faden durch das Corona-Management zieht. Erst bei den OP-Masken, dann bei den ffp2-Masken, dann beim Impfstoff, bei der Sequenzierung, jetzt bei den Selbsttests – immer zu spät zu wenig davon bestellt. Ist das schon Unfähigkeit ober noch Strategie?

Ich bin jetzt auch nicht für die „too big – too blöd“-Strategie aus dem Hause Andi Scheuer. Aber wenn der deutschen Volkswirtschaft durch den Lockdown jede Woche 3,5 Milliarden Einbußen beschert werden (mal völlig abgesehen von der Vernichtung von Existenzen usw.), dann sollte man auch mit weit geöffnetem Portemonnaie auf Shoppingtour gehen, wenn es beispielsweise um Selbsttests geht. Und die Frage, warum das andere Länder können und machen, wird ja wohl erlaubt sein!

Impfstratege Spahn! Ist das schon Unfähigkeit ober noch Strategie?

Ach richtig, eigentlich wollte ich doch über meine eigenen Impferfahrungen mit AstraZeneca berichten. Mach ich morgen! Dann geht’s um AstraZeneca-Skeptiker und Impfpussies! Übrigens: Astrainer Impfstoff!