was wäre schön in 2019

No Fucking Tempolimit!

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No Fucking Tempolimit!

Wie konservativ, zukunftsblind und lobbyverseucht unsere Politikerkaste ist, konnte man diese Woche mal wieder hübsch im Bundestag beobachten. Bei der Abstimmung über ein bundesweites Tempolimit stimmten sagenhafte 79% der Abgeordneten dagegen und nur 20% dafür (bei einer Handvoll Enthaltungen).

In Anbetracht der aktuellen Klimadebatte, die ja inzwischen breite Bevölkerungsschichten ergriffen hat und auch medial eines der bestimmenden Themen ist, ist dieses Abstimmungsergebnis, meiner Meinung nach, ein ausgezeichnetes Abbild der derzeitigen Bereitschaft der Politik, neben hohlen Lippenbekenntnissen, wir-haben-verstanden-Botschaften, wirklich etwas zu verändern: Nämlich eher nicht! Labern, na klar, Handeln, na ja…!

Dass die deutsche Bevölkerung in dieser Frage ganz offensichtlich schon etwas weiter ist, zeigt eine aktuelle Erhebung des Spiegels. Demnach sind 51% der Deutschen für Tempo 130 auf deutschen Autobahnen und 47% dagegen. Welches Volk vertreten unsere Volksvertreter eigentlich? Den alten, weißen Deutschen, der sich nur sehr ungern von seinen Nachbarländern irgendetwas zeigen, geschweige denn vorschreiben lässt. Freie Fahrt für freie Bürger? PS vor Vernunft?

Tempo 130 bringt weniger Tote, weniger Schwerverletzte, weniger klimaschädliches Kohlenstoffdioxid. Klingt doch ganz vernünftig….

Andererseits, was ist schon Vernunft? Fragt man Andi Scheuer, dann sind Vorschläge für ein Tempolimit „gegen jeden Menschenverstand“. Ob die Europäer, die ja alle ein Tempolimt haben, wissen, was Andi Scheuer von ihnen hält?

 

https://tommiboe.com/2019/02/03/philosophisches-zum-tempolimit/

 

Philosophisches über das Abkacken der Volksparteien!

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Philosophisches über das Abkacken der Volksparteien!

Oder: Was lernen von Klöckner und AKK?

Nestlé und Klöckner, gerade erst verlobt, droht schon der erste Streit zwischen Frischverliebten. Denn Nestlé setzt plötzlich auf den Nutri Score, die französische Version der Lebensmittelampel, die Verbraucherverbände seit Jahren auch für Deutschland einfordern. Unsere Landwirtschaftsministerin kriegt das aber irgendwie nicht hin. Denn die setzt nicht auf Bevormundung, sondern auf mündige Bürger, blablabla… Was zählen schon die Interessen der Verbraucher, wenn man mit der Agrarlobby im Kornfeld liegt. Ich erspare mir alles weitere, hab mich schon zur Genüge ausgekotzt… 

Die arme Julia! Gerade erst hat Lidl mit seinem „Haltungskompass“ gezeigt, dass selbst der Einzelhandel in Punkto Tierwohl mehr auf die Kette bekommt als das Landwirtschaftsministerium um Julia Klöckner. Und jetzt auch noch der Nutri Score

Aber sehen wir mal das Positive: Klöckner und auch AKK beweisen gerade vorbildlich, für welchen Politikstil die Volksparteien gerade abgestraft werden: Antiquiert, lobbyverseucht (siehe Klöckner), zukunftsblind (Klimawandel) und ignorant (siehe z.B. AKKs Kommentare nach der Bürgermeisterwahl in Görlitz). Genau der Stil, der gerade bei den Europawahlen und den jüngsten Umfragen richtig schön auf die Fresse gekriegt hat.

Damit sorgen sie wenigstens selbst dafür, dass sie abgewählt werden. Man muss Klöckner geradezu dankbar sein. Wenn die CDU sogar von der konservativen Lebensmittelindustrie auf dem Standstreifen überholt wird, offenbart dies ihren unhaltbaren und unerträglichen Politikstil. Dafür braucht es auch gar keinen Rezo mehr, auf diese Art und Weise erlegt und erledigt sich die CDU ganz von selbst.

Gut so!

Liebling, wir haben die Photovoltaik ruiniert…!

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Liebling, wir haben die Photovoltaik ruiniert…!

Habt Ihr auch so Mitleid mit der CDU? Dass sie jetzt einfach für ihre Regierungsbeteiligung der letzten Jahrzehnte zur Verantwortung gezogen und ihr das auch noch vorgehalten wurde… Und dann auch noch von jungen Menschen, die gar nicht wissen können, wie schwierig so ein verantwortungsbewusstes Regieren ist. Schon ein bisschen undankbar und unprofessionell…

Also, ich hab wenig Mitleid.

Und es ist schon schwierig, der Politik keine Schuld für diese Entwicklungen zu geben, auch auf die Gefahr hin, dass das ganz blöd rüberkommt. Aber dann immer noch drauf beharren, dass in Deutschland doch schon so viel für den Umweltschutz getan wird oder getan wurde, ach richtig und nicht zu vergessen, besonders viel darüber geredet wird, wie viel bereits getan wurde, das geht dann doch ein bisschen zu weit. Sorry, aber das nervt gewaltig. Denn die Zeiten, in denen Deutschland in Sachen Umweltschutz voran marschiert oder später auch nur noch mitgelaufen ist, sind einfach vorbei, wie man zum Beispiel an der Entwicklung in der Photovoltaik (leider) wunderschön erkennen kann.

So kam in 2010 45% der weltweit installierten Photovoltaikleistung aus Deutschland, 2012 war es noch ein Drittel, bereits 2015 nur noch 19% und 2018 gerade mal 9% der weltweiten Leistung. Natürlich liegt das auch daran, dass in anderen Ländern erst später mit dem Photovoltaik-Ausbau begonnen worden ist – logisch.

Allerdings hatten wir in Deutschland zwischen 2015 und 2018 eine Zunahme von gerade mal 5% (so können der Ausstieg aus Kohle und Atomkraft natürlich nicht geschafft werden), in den gleichen drei Jahren hat sich die Photovoltaikleistung weltweit mehr als verdoppelt, allein in China vervierfacht. China lag in der Leistung 2014 noch hinter Deutschland, 2018 bei fast der vierfachen Leistung (alle Zahlen).

Das kann doch kein Zufall sein! Während die Braunkohle nach wie vor gepampert wird (mit Argumenten wie: böser Strukturwandel, 20-30000 Arbeitsplätze, strukturschwacher Osten, arme Stromkonzerne), wurden 80000 Arbeitsplätze in der Photovoltaik abgebaut. (Vielen Dank an dieser Stelle mal an Peter Altmaier, dem alten Zukunftspolitiker, der für den sogenannten „Altmaier-Knick“ ab 2012 im Photovoltaik-Ausbau verantwortlich ist, inklusive Photovoltaik-Deckel). Natürlich wurde das nicht an die große Glocke gehängt. Wer würde das auch verstehen, eine Zukunftstechnologie wie Photovoltaik, die wir noch Jahrzehntelang brauchen werden, einfach krachen zu lassen und gleichzeitig Milliarden in „sterbende“ Braunkohleregionen zu pumpen. China subventioniert Photovoltaik ja auch. Aber von China lernen…? Absurd!  Dann doch lieber die gute deutsche Braunkohle fördern oder was…?! Kann mal jemand bei den Politikdarstellern Licht anmachen, bevor’s zu spät ist?

photovolt.deutschland

Papa, ich will mal Steuerjäger werden!

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„Papa, ich will mal Steuerjäger werden!“

Hatte ich das gerade wirklich von dem 5jährigen an der Hand seines Vaters gehört…? – „Papa, ich werde mal Steuerjäger!“ – Leider nein.

Wo sind eigentlich die ganzen nervenden Influencer, wenn man sie braucht? Die könnten doch mal schön Stimmung gegen diese egoistischen Steuerbetrüger und Großkonzerne machen, die nicht bereit sind, auch nur ein Promille an Steuern zu zahlen… Ach, richtig, es müsste ja erst jemand die Influencer bezahlen, bevor sie in deren Interesse influencen. Sorry, mein Fehler! Hatte mal wieder kurz vergessen, wie das Spiel funktioniert.

Und dass sich ein paar Milliardäre finden lassen, die nicht nur bereit sind, alte Kirchen aufzubauen, sondern eine wirksame Infrastruktur, die gegen Steuerbetrug und -vermeidung vorgeht, glaube ja nicht mal ich selbst. Die sind schließlich eher am Gegenteil interessiert.

Andererseits könnte der Staat ja auch selber…! Wir gönnen uns ein Millionenschweres Kontrollsystem für Hartz IV, in dem Zehntausende arbeiten, aber für die Aufklärung des Milliardenbetrug von Cum-Cum und Cum-Ex fehlt den finanzschwachen und oder unwilligen Ländern das nötige Personal. Zahlreiche Klagen können aufgrund von Personalmangel derzeit nicht vor- und aufbereitet werden. Daher werden wohl viele Betrüger straffrei davonkommen, weil ihre Straftaten demnächst verjähren. Betrug in mehrfacher Milliardenhöhe! Wo bleibt eigentlich der Aufschrei der Empörung von Seiten der Politik und Medien?! Mein Schreien hört ja keiner! Steuern sind wohl nicht sexy genug für Talkshows oder was ist die Ausrede?

Vielleicht brauchen wir wieder mehr grüne Strumpfhosen! Wie gut könnten wir ein paar moderne Robin Hoods gebrauchen, die es den reichen, gierigen, mächtigen Arschlöchern wegnehmen und den Armen – hier: der armen Steuerkasse und damit der Gemeinschaft – zuführen. Und das Ganze ohne Waffen, sondern nur mit der Gewalt des Steuerrechts!

No-Fun-Fact 1: Robin Hoods moderne Gehilfen, die Whistleblower, die die Steuerbetrügereien öffentlich machen, werden hingegen viel schneller verklagt. Auch hier sieht die Politik taten- und (vermutlich) interesselos zu, anstatt Whistleblower durch eine verbesserte Rechtslage stärker zu schützen.

Wo bleibt also unser neuer Superheld „Tax-Man“ mit der Superkraft „StGB, 2. Staatsexamen“ – und alle so: „Yeah! Zeig’s den Bösewichtern!“ Solche Vorbilder brauchen wir, ob nun mit oder ohne grüne Strumpfhose!

No-Fun-Fact 2: Irgendwie passend, dass die alten Weltverbesserer Beatles schon 1966 in ihrem Lied Taxman die viel zu hohe Besteuerung Besserverdienender anprangerten. (Zur Verteidigung der Beatles sei angemerkt, dass der Spitzensteuersatz in Groß Britannien zu der Zeit bei satten 95% lag.) Ironischer Weise hat das die folgende Pop-Ikone Maggie Thatcher dann ein für alle Mal und grundlegend geändert und seitdem wurden die hohen Einkommen in Ruhe gelassen.

Na toll, Beatles, danke!

 

Wer ist das größere Arschloch: Neid oder Gier?! Zur Gierdebatte hier lang!

A-Hörnchen oder B-Hörnchen?

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A-Hörnchen oder B-Hörnchen?

Solange ich mich erinnern kann, bin ich niemandem mit übertrieben morgentlichem Aktionismus auf die Nerven gegangen. Als Kind wurde ich in den Ferien spät morgens vom Geklapper am Frühstückstisch in unserem Wohnwagen geweckt, während neben mir meine beiden Geschwister ebenfalls noch schliefen.

Noch heute quäle ich mich morgens aus dem Bett, an Frühstück kann ich um 7 Uhr nicht mal denken. Ich kann mir um diese Uhrzeit noch nicht einmal ein Brot für später schmieren. Es ist mir regelrecht zuwider! Ich komme früh morgens gerade mal mit mir selbst klar und auch das nur, wenn ich die Fresse halte.

Als ich das erste Mal von den A- und B-Menschen, wie in Dänemark die Frühaufsteher:innen und Langschläfer:innen genannt werden, gelesen habe, fühlte ich mich sehr verstanden. Von Wissenschaftler:innen wird der Anteil der B-Hörnchen, wie ich sie liebevoll nenne, auf 15 bis 25% der Bevölkerung geschätzt. Und anstatt das als Malus zu betrachten, wird gefordert, davon wegzukommen, Frühaufsteher:innen gegenüber Langschäfer:innen als bessere Menschen anzusehen. Es sind lediglich frühere Menschen – quasi eine andere Zeitzone…!

Auch die dänische Familienministerin sowie etliche Arbeitgeber:innen unterstützen die Anliegen der Langschläfer:innen. Schließlich gehe es heute im Arbeitsleben oft um Ideen, Kreativität und Innovation; Qualitäten also, die nicht unbedingt an Pünktlichkeit, Uhrzeit oder Anwesenheit gebunden sind. Daher sollten die Menschen genau dann arbeiten, wenn sie am effektivsten und kreativsten sind.

Bis das allerdings alle Lebensbereiche oder gar Deutschland erreicht hat, werde ich wohl noch einige Jahre in aller Frühe zur Schule radeln, wo mir dann auf den Fluren kleine verschlafene Zombies entgegentorkeln, die kaum in der Lage sind, ein „guten Morgen“ herauszupressen. Und ich denke mir: „Oh, die Armen – auch alles B-Hörnchen!“

 

Der Slogan der sogenannten b-society lautet übrigens: „rise late – do great!“