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Lucky Buffalo

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Lucky Buffalo

Gibt es überhaupt so etwas wie einen glücklichen Büffel? Was sind die angemessenen Parameter, damit ein Büffel am Ende des Tages ein selbstzufriedenes Grunzen von sich gibt und sagt: „Jawoll! Das war jetzt aber wirklich ein sehr guter Tag, Freunde!“

Wie können wir Menschen glauben, das beurteilen zu können? Nur weil wir zu allem unsere Meinung dazukäsen, wovon wir keine Ahnung haben? Gut, das ist natürlich ein Argument… Also bemühen wir unsere Phantasie, versetzen uns empathisch, wie wir Menschen sind, in die Lage eines Wasserbüffels und wenden dann einfach doch die menschlichen Maßstäbe an, mit denen wir sonst Glück und Zufriedenheit bewerten und inzwischen ja sogar messen. Immerhin gibt es schon einen „Glücks-Index“ – kein Scheiß! Also müssen wir Menschen uns damit wohl auskennen.

In Indonesien sieht man viele Wasserbüffel, besonders in Toraja, einer Region in Zentral-Sulawesi. Hier sieht man sie zwar in den Reisfeldern, aber sie werden hier nicht zur Arbeit eingesetzt. Genauer gesagt, sie werden überhaupt nicht zur Arbeit eingesetzt. So etwas Profanes, Niederes müssen Büffel in Toraja nicht tun. Sie werden verehrt, sie sind heilig! Und so lungern sie die meiste Zeit einfach in den Reisfeldern rum und schlagen sich ihre Bäuche voll, sie haben ja mehrere davon!

Und damit einem, wenn man genug zu fressen und sonst wenig zu tun hat, nicht langweilig wird, hat der Mensch Spa-Bereiche entwickelt. Und diese gibt es in Toraja auch für Büffel. So konnte ich immer wieder Büffel beim ausgiebigen Schlammbaden beobachten, womit sie, nach meinen bescheidenen menschlichen Einschätzungen, zumindest nicht ganz unzufrieden zu sein schienen. Mal schön runterkommen vom anstregenden Fressen und – äh – noch mehr Fressen. An Samstagen, noch bevor der Indonesier seinen Roller wäscht, ist für den Büffel Waschtag. Zum Teil mit Seife und Bürste wird das Fell gesäubert und gestriegelt und auch dabei, macht der Büffel keinen komplett unzufriedenen Eindruck.

Insgesamt kann man in Toraja schon von einer ausgezeichneten Work-Life-Balance bei den Büffeln sprechen, wenn nicht… – nun, klar kommt noch ein kleines Aber – wenn nicht das Ende aller Büffelfreude so hart und grausam wäre. Aber auch davon scheint er irgendwie nichts so richtig mitzubekommen. (Aber auch das ist natürlich eine miese menschliche Interpretation, wie sie kein Tierfreund und kein Vegetarier abgeben würde.)

Denn am Ende wird der Büffel von seinem Herren (bei Beerdingszeremonien) auf einen Platz geführt, der von vielen Menschen gesäumt ist. Und während der Büffel da so steht und wiederkäut und sich vielleicht die Frage stellt, was wohl alle diese Menschen hier machen, wird ihm von der Seite mit einer Machete die Kehle aufgeschlitzt, woraufhin der Tausend und mehr Kilo schwere Wasserbüffel zu schnappatmen und torkeln beginnt und ein paar Augenblicke später tot im Dreck auf dem Dorfplatz liegt.

Und so lerne ich, dass auch einem glücklichen Büffel nur ein Scheiß Ende bleibt. Und das klingt zwar nicht sonderlich versöhnlich aber doch schon wieder ziemlich menschlich…

 

auf Augenhöhe mit Poldi

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In Indonesien kommt man sich manchmal ein bisschen wie ein Promi vor.

Letzte Nacht habe ich von Lukas Podolski und seinem Bruder geträumt. Vielleicht lag es daran, dass ich in letzter Zeit so viele Selfie-Anfragen hatte und immer, souverän in die Kameras grinsend, den Daumen gehoben, also extrem Poldi-like.

Wie auch immer! Auf alle Fälle sind die Indonesier total selfie-verrückt, wenn sie einen Promi, äh, einen Außerirdischen oder einfach einen Touristen in freier Wildbahn zu Gesicht bekommen. Das nimmt zum Teil absurde Züge an, wenn sich die Indonesier aufreihen und die Handys weiterreichen, um ein begehrtes Selfie zu erlangen. Aber was soll’s! Für ein paar Momente Ruhm spiele ich dieses Spielchen natürlich gerne mit. Schließlich ist es selten derart einfach, andere Menschen glücklich zu machen und sich selbst ein bisschen wichtig zu fühlen. Tut ja nicht weh. Und außerdem weiß ich, dass mein Ruhm und meine Attraktivität mit dem Ende der Reise ebenso zu Ende gehen. Die Sonnenseite daran ist, dass ich dann – im Gegensatz zu Poldi – wieder völlig unbehelligt durch deutsche Straßen schlendern kann.

Ab einem gewissen Moment habe ich dann Selfies zurück geschossen. Und hier mein absolutes Lieblingsselfie, auf das ich ein bisschen stolz bin, zwar ohne Poldidaumen dafür mit fünfzig indonesischen Polizisten!

selfie03 dafür

Auf dem Roller geboren

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oder: No Moto No Girlfriend!

Verkehr kann schon eine nervende Sache sein. Für diese Erkenntnis reicht mir meist Deutschland aus. Indonesien kann aber noch mehr nerven. Das liegt daran, dass nicht nur die Bevölkerung Indonesiens (ca. 250 Millionen) und besonders die Städte schnell wachsen, sondern auch der Motorisierungsgrad. Dahingegen bleibt der Straßenbau einem Entwicklungsland würdig und legt in der tropischen Hitze eine Jahrzehntelange Siesta ein. Folge dieser Entwicklung: totale Katastrophe!

Hier soll es aber um einen durchaus faszinierenden Teilaspekt gehen: dem Motorradisierungsgrad. Der Indonesier als solcher wird nämlich nicht zu Hause, im Krankenhaus oder auf dem Weg dorthin im Taxi geboren sondern direkt auf dem Roller. Damit das Baby nicht runterfällt, wird die Nabelschnur sicherheitshalber am Lenker befestigt. Und während in Indonesien die weit verbreitete Meinung vorherrscht, Fahrradfahren wäre zu gefährlich („Bist du wahnsinnig! Bei dem Verkehr!“), fahren die Kinder stattdessen Motorrad. Die Jungs besonders gern und besonders früh. Aber auch die Mädels fahren Roller, gerne zu zweit. Auch im muslimischen Süden von Sulawesi ist das kein Problem.

Aber so ein Moto ist auch praktisch. Fährst du als Junge damit herum, dann hast du noch Platz auf dem Rücksitz und in deinem Leben für ein Mädchen. Du kannst aber auch mit der ganzen Familie unterwegs sein. Eltern mit zwei Kindern sieht man sehr häufig. Du kannst Touristen durch die Gegend fahren und damit viel mehr und viel leichter Geld verdienen als bei der anstrengenden Arbeit auf dem Reisfeld. Du kannst ein Tuk-Tuk draus bauen und schon hast du einen geregelten Arbeitsplatz. Und du kannst damit natürlich alles (ALLES!) transportieren!

Und als Zugabe hast du noch etwas, das du am Samstag waschen kannst!

auf dem roller07

Klare Zeichen

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Während ich am Straßenrand stehe und auf den Bus warte, der mich zu meinem Abflugort Makassar bringen soll, erster Rückreisetag, fährt ein Jeep an mir vorbei, auf dessen Windschutzscheibe doch tatsächlich „Stuttgart“ steht. Whaaat…?!

Vor mir liegen zehn bis zwölf Stunden Busfahrt, morgen dann Flug nach Singapur, übermorgen dann via Istanbul weiter nach Frankfurt, falls ich nicht noch überraschend am Flughafen in Istanbul festgenommen werde (aber was heißt schon überraschend), weil sich rausstellt, dass ich beim letzten Mal nicht die AKP gewählt habe.

Dann geht’s mit dem Zug zurück nach Stuttgart. Mittwoch nachmittag kann ich dann nach fünf Wochen meine Kaffeemaschine anschmeißen – freu mich drauf!

Und jetzt fährt dieser Stuttgart-Jeep an mir vorbei. Natürlich! Freunde der Höchstwahrscheinlichkeitsrechnung, wenn das mal kein Zeichen ist…! Und um das Ganze zu verdeutlichen, fährt der selbe Jeep fünf Minuten später zur Sicherheit aus der anderen Richtung noch mal vorbei. Ja doch…! Ich hab’s ja verstanden, bin doch quasi schon auf dem Weg!

See you soon!

Auf der Busfahrt von Rantepao nach Makassar

Heimscheißer

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Eigentlich bin ich ja nicht so ein Heimscheißer…! (Wem das schon jetzt als Einleitung zu viel Informationen sind, der möge sich bitte eine andere meiner Geschichten suchen. Sorry!)

Ich gebe zu, dass sich das Packen meiner Reise-Apotheke im Wesentlichen darauf beschränkt hat, meine bereits seit Jahren bestehende Reise-Apotheke einfach in den Rucksack zu stopfen. Fertig! Passt schon!

Okay… passt nicht! Jedoch bezweifle ich stark, dass ich selbst bei genauerer Inspektion meiner Medikamente darauf gekommen wäre, was ich jetzt benötige. Denn die Problematik der Verdauungsgeschichte hatte ich bisher immer von der anderen Seite betrachtet und auch erlebt. Soll heißen, die Frage lautete stets, wie stoppe ich den Darm, und nicht, wie aktiviere ich ihn. Und dementsprechend sieht das Angebot meiner Reise-Apotheke aus.

Wer kann schon damit rechnen, dass sich ausgerechnet in Indonesien die Sachlage verkehrt und derart verhärtet, dass auch regelmäßiger Kaffeekonsum zwar braune Zähne macht, mich aber der Schüssel keinen Pubs weit näher bringt. Selbst alte Hausrezepte, Konsum von Apfelsaft und frisch vergorenem Palmwein helfen nicht weiter. Da ich morgen zu einer dreitägigen Wanderung aufbrechen möchte, wäre eine kleine Erleichterung sehr wünschenswert.

Und bevor ich zum Äußersten greife – brackigem Wasser und alten Meeresfrüchten, für stundenlanges Trampolinspringen fehlt die Ausrüstung -, suche ich eine Apotheke auf und finde dort Hilfestellung in einer kleinen praktischen Tube (siehe Foto), deren Inhalt… direkt an den Ort des Übels… naja, ihr wisst schon…

Nun denn, so soll es wohl sein. Fünf bis 15 Minuten bis zur Wirkung, heißt es. Und was soll ich sagen, zehn Minuten später bin mein Problem los, und morgen kann es befreit in die Berge rund um Rantepao gehen.