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Fundstücke in Fernwest – Granadilla

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Fundstücke in Fernwest – Granadilla

Was bin ich froh, in Peru zu sein! Denn nach den Monaten in Argentinien, Chile und Bolivien gibt’s endlich wieder geile Früchte! Die gibt’s im Süden nämlich nicht oder eben auch bloß nur importiert. Aber in Peru bin ich wieder im Früchteparadies und ich komme auch nicht in Versuchung, Äpfel zu essen.
Klar, die meisten Leckereien haben ihren Weg auch in deutschen Regale geschafft. Aber ich hab mich ja schon an anderer Stelle, zurecht, über Flugmangos aufgeregt. Mangos können gar nicht fliegen. Das muss reichen! Okay, man kann sie werfen… Aber das führt mal wieder zu weit…
Eine meiner Lieblinge ist die Granadilla. Sie beschert einem ein ganzheitliches Essvergnügen. Man bricht die orangene Schale auf, trennt ein inneres Häutchen auf und hat eine saftig-süße, latent kaulquappenartige Masse vor sich. Aber nein, es ist nicht eklig! Und sie bewegen sich auch nicht (viel). Man schlürft das Ganze aus seiner natürlichen Schale heraus und knuspert dabei die Samen. Großartiges Gesamtkunstwerk! Geschmacklich erinnert es an Maracuja/ Passionsfrucht, mit der sie auch verwandt ist (Passionsblumengewächse).  Aber das Essvergnügen ist ungleich größer.
In Deutschland werden sie Stückweise angeboten. Hier gibt’s für den gleichen Preis ein ganzes Dutzend. Irgendwie muss ich meine Flugkosten ja wieder reinholen!

Kaulquappen-Obst??? Nein, Granadilla!!
Kaulquappen-Gemüse??? Nein, Granadilla!!

Fundstück – Ceviche

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Fundstücke in Fernwest – Ceviche

Was macht man, wenn man seine Kreditkarte wieder hat? Keine Ahnung, was man macht! Ich geh lecker essen!
Nach einer siebenstündigen Fahrt von Arequipa in Richtung Küste und Norden mache ich einen Stop am Pazifik. Der Ort heißt Chala und tut nichts zur Sache. Ich hab mich in einem Hotel eingebucht, in dem ich fast alleine bin. Keine Saison! Auch am Strand war ich allein und konnte mich schön in Unterbüx in den Sand werfen! Mein erster richtiger Strandtag seit fast vier Monaten, wenn ich den Strand vom Takatukasee in 3800 Meter Höhe mal nicht mitrechne!
Aber es geht nicht um Sand zwischen den Zehen sondern um Fisch zwischen den Zähnen. Und zwar „Ceviche“, genauer gesagt Ceviche de Corvina (zu deutsch: Adlerfisch, nie gehört dafür lecker!). Ceviche ist ein Gericht, das aus Peru stammt und inzwischen in weiten Teilen Lateinamerikas verbreitet ist. Es besteht aus klein geschnittenem, rohem Fisch verschiedener Sorten, der in Limettensaft mariniert wird. Aufgrund der Zitronensäure in den Limetten kommt es zu einer Denaturierung des Eiweißes, ähnlich wie beim Kochen. Dadurch wird der Fisch haltbar gemacht. Dazu werden in Scheiben geschnittene rote Zwiebeln sowie Rocoto, eine sehr scharfe Paprika und weitere Gewürze (vor allem frischer Koriander) gemischt. Das Ganze ist extrem lecker und macht schnell abhängig. Fragt mal meine Reiseteilzeitbegleitung vom zurückliegenden Panamatrip. Damals bin ich durch jede Kühlabteilung der Märkte gelaufen, um kleine Töpfchen mit Ceviche zu suchen.
Je nach Land haben sich Variationen des Rezepts entwickelt. So können neben Fisch zusätzlich Meeresfrüchte hinzugefügt werden (auch super!), was dann Ceviche Mixto genannt wird. In Peru wird Ceviche mit Süßkartoffeln und geröstetem Mais serviert (siehe Foto). In Kolumbien musste ich leider erleben, wie Ceviche in Tomatensauce gereicht wurde: Bäh! Pfui! Frevel! Was soll das denn?! Da könnte die Bedienung ja gleich anfangen, Panflöte zu spielen.
Also alle Zuhause schon mal Rezepte runterladen und ausprobieren. Ich übernehme dann persönlich die Qualitätskontrolle, wenn ich zurück bin!

Ceviche, hmmmm!
Ceviche, hmmmm! Das obendrauf ist KEINE harmlose Tomate sondern ein Rocoto (scharf!!!)
Töpfchen mit Ceviche. Gefunden auf dem Markt in Puerto Montt, Chile. hmmmmm!
Töpfchen mit Ceviche. Gefunden auf dem Markt in Puerto Montt, Chile. Auch ziemlich hmmmmm!

Fundstück – die Meerschweinchentestesserstory 2.0

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Fundstücke in Fernwest – die Meerschweinchentestesserstory 2.0

Die Vergangenheit holt einen immer wieder ein! Man könnte auch sagen: Jeder bekommt eine zweite Chance. Beide Sätze sind genau so wahr, wie sie Blödsinn sind. Deshalb benutze ich sie auch so gerne.
Nachdem sich im Dezember in Ecuador mein Meerschweinchenfenster geschlossen hatte, bin ich nun in Peru, wieder in einem Meerschweinchenland. Damit öffnet sich das Fenster wieder, neue Chancen und Herausforderungen tun sich auf. Und Meerschweinchen landen wieder auf Tellern, da wo sie traditionell hingehören. Auch wenn wir verweichlichten mitteleuropäischen Haustierbeschmuser das gerne anders sehen wollen. (siehe Vorgeschichte: https://tommiboe.wordpress.com/tag/meerschweinchentestesser/)
Heute bin ich mit zwei Französinnen zum Essen verabredet, um es genauer zu sagen: zum Meerschweinchenessen. Und nein, es war nicht meine Idee. Aber wer kann zwei entzückenden, caviavoren Französinnen schon einen Korb geben?
Abgesehen vom Nährwert eines Meerschweinchens, es hat mehr Eiweiß und weniger Fett als etwa Ziegen- oder Schweinefleisch, ist auch die international verwirrende Namensgebung des Nagers interessant. In Südamerika heißt das Schwein in Quechua „Cuy“ (sprich: Kui!) nach dem Geräusch, das es macht, also nicht beim Schlachten sondern sonst so. Im Englischen spricht man von „Guinea Pig“, was durchaus die Assoziation erlaubt, es komme aus Guinea. Allerdings stammt die Bezeichnung von der englischen Währung „Guinee“, für die das Schweinchen von Seeleuten einst verkauft wurde. „A Pig for a Guinee!“
Aber auch im Französischen und Italienischen sind die Namen irreführend. Denn sie nennen die Tierchen „Cochon d’Inde“ bzw. „Porcellina d’India“. Die Erklärung dafür ist naheliegend. Vermutlich hatte Marco Polo die Schweinchen aus Indien mitgebracht, aber aus Gründen der Scham verschwiegen, dass er sich auf dem Rückweg großräumig versegelt hatte. Denn Meerschweinchen gab es nicht in Indien sondern nur in Südamerika. Wahrscheinlich hatte ihm beim Navigieren irgendeine Bordschönheit reingequatscht und schwups war er falsch abgebogen. Man kennt das ja!

Die deutsche Bezeichnung ist schon ein bisschen besser, wenn man sich geschickt herausredet und behauptet, Meerschweinchen bedeute, dass es von jenseits des großen Meeres, Atlantik, stamme. Immerhin, so habe ich beim Frühstück in meinem letzten Hostel erfahren, sagen die Japaner auch „Cuy“ dazu. Wahrscheinlich schreiben sie es aber etwas anders…
So und jetzt guten Appetit!

Meerschweinchen auf dem  Mercado Dan Pedro in Cusco für 20 Soles das Stück (ca. 5€)
Meerschweinchen auf dem Mercado Dan Pedro in Cusco für 20 Soles das Stück (ca. 5€). Sehen ein bisschen aus wie eine Mischung aus Ratte und Pitbull, schmecken aber besser!
Meerschweinchentestesser bei der Arbeit. Immer gut, wenn man caviavore Französinnen dabei hat.
Meerschweinchentestesser bei der Arbeit. Immer gut, wenn man caviavore Französinnen dabei hat.

Machu Pisco

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Auf den Spuren der Inkas – Machu Pisco

Der Erflog des Reisens hängt wie bei vielen anderen Dingen von der richtigen Mischung ab. Und wenn ich die zurückliegenden Tage betrachte, kann ich sagen: Die Mischung hat gestimmt. Bestandteile des Cocktails waren großartige Reiseabschnittsgefährten, tolle Landschaft, ein Weltwunder und Pisco Sour. Zumindest die ersten beiden Zutaten muss ich nicht weiter erklären.
Bei Pisco Sour kommt es wiederum auf die richtige Mischung an. Denn dies war unser Reisecocktail. Das alkoholische Fundament bildet Pisco, ein 35%iger Traubenschnaps, bei dem sich Chile und Peru leidenschaftlich drum prügeln, wer’s erfunden hat. Sollen sie sich doch! Dem neutralen Konsumenten (mir) ist das egal. Zum Pisco gesellen sich Zitronensaft, Zucker und (ja!) Eiweiß, was den mitteleuropäischen Cocktailisten vermutlich erst einmal ein wenig irritiert. Aber man kann sich ganz schön dran festtrinken. Sehr erfrischenden Gesöff! – Die philosophische Frage, was denn mit dem Resteigelb geschieht, kann ich leider nicht beantworten. Bin aber für Vorschläge offen, da ich nach meiner Rückkehr mit Sicherheit mal zu einer Pisco-Verköstigung einladen werde.

Ach so! Machu Picchu war natürlich auch großartig. Volles Programm, ist klar! Aber muss ich dazu viele Worte verlieren? Naja, vielleicht ein paar: Aufstehen um 4:00, 10.000 Stufen hochsteigen, um dann mit 500 Touristen auf den Einlass zu warten, von denen sich über 90% in Bussen hochfahren lassen, sich mit 25 Leuten einen Guide teilen. Klingt alles anstrengend und super-touristisch. Aber was soll man anderes erwarten, wenn man eines der sieben (modernen) Weltwunder besichtigt?
Aber was man zu sehen bekommt, ist absolut großartig und einzigartig. Da kann man nur drei Kreuze machen, dass die spanischen Drecksbesatzer den Ort nicht gefunden haben. Die hätten sonst bestimmt eine katholische Kathedrale auf den Berg gemeißelt beziehungsweise von versklavten Indigenes meißeln lassen. Aber so… Kann man schon sagen, dass Machu Picchu völlig zurecht überbewertet ist, äh, oder so ähnlich!

 

tja, so sieht das aus! Machu Picchu in voller Schönheit!
tja, so sieht das aus! Machu Picchu in voller Schönheit!

 

 

Fundstück – Tenedor Libre

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Fundstücke in Fernwest – Tenedor Libre

Die südamerikanische Version des „All you can eat“ nennt sich „Tenedor Libre“, sprich „freie Gabel“ für freie Bürger! Man darf also so lange zulangen und reingabeln, bis die Fressnarkose einsetzt. Das Taxi oder den Arzt muss man dann allerdings wieder selbst bezahlen. Den fälligen Verdauungsschnappes im Übrigen auch.
Das Prinzip ist einfach. Wer viel isst, macht man ein gutes Geschäft! Naja, und das Essen muss halt richtig billig sein! Für alle, die das nicht verstehen, siehe „Dreisatz/ Wikipedia“!
Der Tenedor Libre „Caro Pepe“ in Mendoza wurde mir schon in Valparaiso/ Chile empfohlen. Ich bin eigentlich nicht so der Fan dieser Fressveranstaltungen. Aber als in meinem Hostel in Mendoza diese Empfehlung wiederholt wird und der Laden nur ein paar Quadras entfernt ist, gebe ich Pepe eine Chance.
Es gibt viele gute Gründe, seinen Fleischkonsum einzuschränken oder ganz aufzugeben. Der Besuch bei Pepe allerdings ist ein SEHR guter! Er führt einem die ganze Diskussion noch mal intensiv und anschaulich vor Augen.
Kleines Paradoxon: Als ich vor 16 Jahren das erste Mal nach Argentinien kam, war ich Vegetarier und hab wieder mit dem Fleischessen angefangen. 16 Jahre später, wieder in Argentinien, streift mich mit Wucht eine übergeordnete Ernährungsvernunft, vielleicht doch einfach auf Fleisch zu verzichten! Schließt sich hier der Würfel? Brauchte ich 16 Jahre, um zu dieser Einsicht zu gelangen, oder genügt einfach ein Besuch bei Pepe?
Aber wirklich, liebe Freunde und Freundinnen des Fleischverzehrs: Das war schon eklig! In Argentinien bekommt man ja in der Regel gutes bis sehr gutes Fleisch vorgesetzt. Aber bei Pepe…! Es gibt ein großes Buffet mit Salat, Beilagen, Fleisch in Soßen und zusätzlich das Herzstück, die Asado-Ecke. Dort wird gegrillt, bis der Arzt kommt!
Ich bekomme so einen fettigen, sehnigen Klumpen auf den Teller, woran Messer und Zähne verzagen und versagen. Schwer zu sagen, welches Tier mit so etwas leben konnte. Aber längst nicht erkenntlich, warum dafür ein Tier getötet werden musste. Gut, vielleicht ist aufgrund von Herzverfettung von alleine gestorben. Aber ansonsten lässt sich das nicht erklären. Denn so etwas kann definitiv niemand essen! Niemand…? Tatsächlich…? Ich blicke mich im Restaurant um und erkenne etliche Gestalten, die das durchaus können! Und leider sehen diese Gestalten (mir fällt es schwer, ein anderes Wort dafür zu finden. Deshalb die Wiederholung!) auch genau so aus, als würden sie das hier regelmäßig machen. Das hat folgende Wirkung: feiste Wangen, fleischige Weiber, fette Wampen, fiese W… Sie alle legen ein Fressverhalten wie ein Großmaulpinguin an den Tag. Die können nämlich auch nicht stoppen. Allerdings müssen sie auf diese Weise auch nur zweimal pro Jahr fressen!
Beim dicken Mädchen am Nachbartisch hat bereits die Fressnarkose eingesetzt. Der Blick ist schon in Wachkomastellung gekippt, während die Mama stolz den prallen Bauch der Kleinen streichelt und ihr Leise zumurmelt: „Gekotzt wird erst, wenn das Buffet leer ist!“ Ich könnte jetzt schon…!
Dabei wissen wir doch alle Bescheid über Massentiervergewaltigung. Aber wir wollen der Fleischindustrielobby glauben, die uns mit medialem Irrsinn das romantische und grenzdebile Bild von der glücklichen Kuh vorführt, die am Ende eines herrlichen Sommertages von der schönen Sennerin von der Alm geholt und zum Schlachthaus auf der anderen Seite des Jordans gerudert wird. Ach ja, ich vergaß: und dabei wiederkauend lächelt – also nicht die Sennerin!
Im Gegenteil regen wir uns sogar, via CSU, aber letztlich doch wir alle, über die „Öko-Diktatur“ der Grünen auf, die uns vorschreiben wollen, was richtig und falsch auf unserem Teller ist. Und scheiß drauf, dass von einem Tag die Rede und das alles eher symbolisch als Aufruf zum Nachdenken gemeint ist. Bevormundung! Öko-Diktatur! schreien die Konservativen! Ja, geht’s noch ’ne Nummer dümmer…?! – Nachdenken vom Volk einfordern…?! Wo kommen wir denn da hin?! Das wäre ja noch schöner…! Ein nachdenkendes Volk…?! Braucht kein Mensch!
Und es waren noch nicht einmal provokante Gedanken wie, für Vegetarier die Krankenkassenbeiträge zu senken oder umgedreht sie für Fleischesser zu erhöhen. Wäre doch mal interessant…! Nur mal zum Nachdenken, liebe CSU. Habt ihr wieder etwas an den Stammtischen, was die Weißwurst in euch zum Explodieren bringt!
Denn auf der anderen Seite der Vernunft und der Moral (zwei Tugenden, die sich in der heutigen Welt anscheinend niemand mehr leisten kann oder will) lachen sich die Rentenkassen ins Fäustchen über jedes vorzeitige Ableben einer Fettleber. Ach, ist das zynisch?
Wo ist die FDP, die den Erhalt von Arbeitsplätzen in der Hühnchenmast am Hühnchenstandort Deutschland einfordert. Wo ist die Pharmaindustrie, die aus Angst vor Umsatzeinbußen in der Massentierhaltung, nachts bei Mutti anruft? Das ist zynisch!
Ach, halt doch endlich die Fresse, Herr Boe! Das will doch eh keiner hören, du Öko-Nazi-Sau! Dass ich mich auch immer nach dem Verzehr von rotem Fleisch so aufregen muss…!

das Herzstück: Asado, argentinischer Volkssport. Kann gut sein, muss nicht!
das Herzstück: Asado, argentinischer Volkssport. Kann gut sein, muss nicht!
stolze Mama streichelt den prallen Bauch des Kindes. Da hat sich der "tenedor libre" voll ausgezahlt!
stolze Mama streichelt den prallen Bauch des Kindes. Da hat sich der „tenedor libre“ voll ausgezahlt!