gemüse
Dein Ernst, Basilikum?!
Dein Ernst, Basilikum?!
Ihr kennt das Phänomen, alle! Man kauft im Supermarkt ein Töpfchen Basilikum mit gesunden, wohlduftenden Blättern, packt es ein und – zack – zu Hause ist das Ding tot!
Okay, das kann ja mal passieren. Ich hab auch nicht immer meinen besten Tag. Aber das mit dem Basilikum passiert einfach immer! Krasse Sache! Wie geht das? Wer kann Basilikum so programmieren, dass es genau dann kaputt geht, wenn ich es in meiner Küche aufs Fensterbrett stelle? Wie geht das?
Ich kenne das Prinzip der „geplanten Obsoleszenz“ aus der industriellen Produktion, also dass sich ein Kopierer nach einer gewissen Anzahl von Kopien geplant vom Schreibtisch stürzt und technischen Suizid begeht. Solch tragische Zwischenfälle konnte ich selbst schon beobachten und betrauern. Aber bei suizidale Gewürzen…?!
Könnte man solche ausgefuchsten Ingenieure und Fooddesigner nicht viel sinnvoller beschäftigen? Vielleicht gibt’s aber auch eine EU-Kräuter-Verordnung, wonach Basilikum nur eine Halbwertzeit von zwei Stunden haben und danach zerfallen darf. Es gibt ja die unsinnigsten Normen!
Aber ich merk schon, wie üblich, bin ich viel zu schlecht informiert!

Rizinöser Apfelsaft
Rizinöser Apfelsaft
Nach meiner Schulter-OP vor zehn Jahren verbrachte ich noch einige Tage in der Uniklinik in Marburg. Ein Side-Effect meines zumeist liegenden Aufenthalts war, dass neben meinem Kreislauf auch die Peristaltik meines Magen-Darmtrakts stark heruntergefahren war. Das bedeutet, die tägliche orale Nahrungsaufnahme funktionierte, aber irgendwo auf dem Weg zur gegenüber liegende Körperöffnung hatte sich ein Stillstand eingestellt.
Ich weiß nicht, wann Ihr das letzte Mal drei Tage ohne Bewegung im Bett gelegen habt. Aber irgendwann stellt man sich die Überlegung an, wie das weitergehen soll und was die Folgen für die unteren Verdauungsorgane sein könnten. Wer weiß schon, wie groß (in Kubikmetern) das Fassungsvermögen des Dickdarms war?
Um der Peristaltik auf die Sprünge zu helfen, bietet sich Bewegung an. So sind zum Beispiel keine Fälle von Verstopfung bei Trampolinspringern bekannt. Das regelt sich von alleine! Was bei mir ja normalerweise hilft, ist Kaffee. Der aufmerksame Leser vermutet richtig. „Normalerweise“ heißt hier: nicht in diesem Fall!
Am dritten Morgen fragte ich das Personal beim Abräumen des Frühstücks, ob es sich beim servierten Kaffee denn um koffeinfreien handele. Die zuständige Schwester bejahte dies. Wie ich denn darauf komme. Naja, drei Tage ohne WC-Besuch seien bei mir nun mal selten und ich habe eigentlich eine sehr koffeinaffine Peristaltik. Ah so! Sie verstehe. Sie werde mir dann mal einen warmen naturtrüben Apfelsaft bringen – zwinker, zwinker. Das werde schon helfen!
What…?! Warmer Apfelsaft? Zwinker, zwinker? Hatte ich da etwas verpasst? Wo war ich hier doch gleich? „Ergänzen Sie bitte möglichst spontan!“ Krankenhaus, Verstopfung, Schulmedizin…! Na? Naturtrüber Apfelsaft, natürlich! Konnte man mir, wo ich schon mal im Krankenhaus war, nicht ein seriöses Angebot gegen meine Verstopfung anbieten? Warmer Apfelsaft? Sah ich so naiv aus? Ich glaubte ja auch nicht an „Brustvergrößerung durch Handauflegen“, obwohl ich das Jahrelang praktiziert hatte.
Fünf Minuten später hatte ich ein Glas mit warmem, naturtrübem Apfelsaft in der Hand. Ich sagte artig Danke und lächelte dazu. Nun gut. Was konnte es schon schaden? Meine Erwartungshaltung war so gering, dass sie enttäuscht werden musste. Denn kaum runtergeschluckt, spürte ich schon ein Rauschen im Magen. Kann man ein Rauschen im Magen spüren? Ohhh ja! Hmm, interessant! Kurz nach dem Magen kommt der Zwölffingerdarm. Das ist zwar nichts Neues, aber gespürt und gehört hatte ich ihn, meiner Erinnerung nach, noch nicht derart deutlich. Hmm, hört, hört!
Gedanklich und akustisch (!) folgte ich dem Saft auf dem Weg durch meine Innereien: Dünndarm (aha!). Zum Rauschen kamen ein Zischen und Gurgeln, sodass mein Zimmernachbar aufwachte, also der im Nachbarzimmer!
(*Anmerkung: In meiner Zeit in Sachsen-Anhalt lernte ich den schönen Ausdruck „Wanstrammeln“ für Bauchschmerzen kennen. Dies war so ein Moment, in dem es ordentlich in meinem Wanst rammelte!)
Ich hörte ein Klappern. Hmm, was das die Bauhin-Klappe gewesen? Dann hatte das Reinigungskommando jetzt den Dickdarm erreicht. Wie lange blieb mir wohl noch, wenn der Apfelsaft in gleichen Geschwindigkeit die restlichen 1,5 Meter Dickdarm zurücklegte? Ich sparte mir den schriftlichen Rechenweg und ging vorsichtshalber direkt aufs Klo. Gute Entscheidung! Denn eine knappe Minute später war ich auch schon meine dreitägigen Sorgen los.
Soso! dachte ich. Warmer naturtrüber Apfelsaft also…? Nicht schlecht! – Aber aber! nörgelte mein inneres Team für Misstrauen und Verschwörungstheorien. Vielleicht lachten sich die Schwestern auf dem Schwesternzimmer auch bereits kaputt, da sie mir, natürlich unbemerkt, einige Tropfen Rizinusöl in den Saft geträufelt hatten. Hmm, ja was denn nun…?!
Als ich aus dem Krankenhaus kam, befragte ich meine Oma, was sie denn davon halte. Ihre Antwort: „Ich hätte dir eine Flasche Bier verschrieben! Denn: Hopfen sorgt für freie Fahrt!“
Und wer erinnert sich nicht an eine solche Hopfensituation? Am Morgen nach einer bierseligen Nacht geht einem besagtes Geschäft doch recht leicht vom Darm!
Die Frage bleibt, hätte mir die Schwester im Krankenhaus auch wahlweise ein Bier ans Bett gebracht? Vielleicht ein naturtrübes…? Vielleicht beim nächsten Mal…!
Beautytipps für Hausobst
Beautytipps für Hausobst
Stuttgart, März 2015. Grace sieht nicht gut, gar nicht gut! Nein, ich habe keine neue Freundin! Und wenn, dann würde sie natürlich ganz ausgezeichnet aussehen…! Ich rede von meiner Grapefruit. Erst kürzlich habe ich über meine inzwischen mindestens neun Monate alte Grapefruit und ihre beachtliche Gesundheit berichtet (siehe https://tommiboe.wordpress.com/2015/02/25/uber-grapefruit-und-anderes-gemuse/). Sie sah für ihr Alter verdammt gut aus und, wie jedes Haustier, verdiente auch jedes Hausobst seinen Namen. Und da sie nicht nur etwas Grape– sondern auch etwas Grazienhaftes hatte, nannte ich sie Grace. Ich hielt sie als Beobachtungs- und Studienobjekt auf meinem Fensterbrett.
Auf meine Geschichte erhielt ich etliche Rückmeldungen zu meinem neuen Hausobst, unter anderem eine mögliche Erklärung für ihre blendende äußerliche Verfassung. Und zwar wurde die Vermutung geäußert, dass meine Grace wohl „gut gewachst“ worden sein. Wachsen ist also anscheinend ein Prozedere, das nicht nur im Skisport erfolgversprechend ist, sondern auch als geheimer Beautytipp für Obst gilt. Die Wachsschicht als Schutz gegen Umwelteinflüsse. Vielleicht wird das Prinzip ja auch demnächst für den schönheitswahnsinnigen Menschen entdeckt. Bevor man sich Botox in die Fresse spritzen lässt, kann man sich doch mal schön das Gesicht einwachsen lassen!
Zurück zum Obst! Aber da meine Grapefruit nicht nur Beobachtungs- sondern eben auch Forschungsobjekt war, habe ich ihr eine Entwachsungskur verordnet, um mal zu schauen, wie sich meine Grapefruit ungewachst in der harten Wirklichkeit behauptet.
Gestern bin ich nach einer Woche Skischullandheim nach Hause gekommen und musste erkennen, ja, es gibt einen Unterschied zwischen gewachst und ungewachst (und ich rede nicht nur von Skiern!). Denn Grace sieht gar nicht gut aus! Schade, sie war mir (der Kalauer muss jetzt sein) richtig ans Herz gewachsen!
Aber vielleicht werde ich mir einfach Schellack-Politur kaufen und damit beginnen, Obst und Gemüse selber zu wachsen und wir die Nachwelt zu erhalten. Klingt nach einem tollen neuen Hobby! Mal schauen, wie lange sich polierte Radieschen halten. So haben sie wenigstens wieder einen sinnvollen Verwendungszweck, weil essen kann man diese, nach Gurke schmeckenden Pseudo-Radieschen ja schon lange nicht mehr!
(dazu: https://tommiboe.wordpress.com/2015/03/03/uber-radieschen-und-anderes-obst/)
Über Radieschen und anderes Obst
Über Radieschen und anderes Obst
„Wer über Obst schreibt, ist ein guter Mensch!“ Das zumindest hat meine Oma mal gesagt. Kann mich leider überhaupt nicht mehr an den Zusammenhang erinnern. Meine Mutter ließ mich wissen, als ich sie danach fragte, ob sie diesen Spruch noch einordnen könne, dass ich da wohl, mal wieder, etwas falsch verstanden habe (hörte ich da als guter Sohn etwa einen Vorwurf mitschwingen…?) oder aber dass mein Oma zu der Zeit schon ein wenig „wunderlich“ gewesen sei.
Tja, wenn Zeitzeugen nicht funktionieren, dann muss man schon sich selbst oder der wunderlichen Oma vertrauen. Denn ich höre sie noch heute sagen: „Wer über Obst schreibt, ist ein guter Mensch!“
Zugegeben, es klingt ein wenig wie „Böse Menschen singen keine Lieder“. Aber bei diesem Spruch wurde leider nie hinreichend geklärt, wer diese Lieder eigentlich geschrieben hatte, um sie dann von guten Menschen singen zu lassen. Oder „One apple a day keeps Putin away!“ Aber das führt (mal wieder) zu weit… Und ich will gar nicht politisch werden und, wenn man unseren Ex-Landwirtschaftsminister zitiert, müsste man sich eigentlich schon wieder aufregen. Ha! Will ich aber heute gar nicht. Außerdem vertraue ich ohnehin mehr den Zitaten meiner Oma als denen von Christian Schmidt. Selbst wenn es darin um Obst gehen sollte!
Schließlich hat mir meine Oma beigebracht: „Wer ein Bier holen kann, der kann auch zwei holen!“ Hat mir schon oft geholfen! Könnte ihr gerne mal ausprobieren!
Zurück zur Sache! Frage: Bin ich auch noch ein guter Mensch, wenn ich schlecht über Obst schreibe? Oder ist das heutige Obst überhaupt noch das, was meine Oma damals damit meinte…? Denn sie dachte bestimmt nicht an eine Mango, die vierzig Tage auf einem Schiff mit 10000 anderen Mangos und noch mal 10000 anderen Containern über so viele Weltmeere geschippert wird, bis sie endlich reif ist oder zumindest das, was wir dafür halten. Hmm…?! Zumindest hätte sie mit besagten 40 Tagen wenigstens die Quarantäne eingehalten – und zwar wortwörtlich!
Mal abgesehen davon, dass meine Oma noch Gemüse im Garten hatte, das wie Gemüse schmeckte und nicht bloß so aussah, als hätte es einige Gemüse-Model-Wettbewerbe bei RTL 2 gewonnen. Eine Gesellschaft, die sich Lippen und Titten machen lässt, lässt sich eben auch Tomaten und Radieschen machen. Das geht oberflächlich dann schon manchmal in Ordnung. Früher kam es auch beim Gemüse noch auf die inneren Werte an, nicht nur auf eine verbraucherfreundliche Oberweite, äh, sorry, Oberfläche natürlich! – Tja, jede Generation bekommt das Gemüse, das es verdient.
Eine Aubergine soll nicht glänzen, lächeln, wie ein Flummi vom Boden zurückhüpfen und dabei Lieder singen, sondern in Olivenöl baden und schmecken. Und wer sie nicht rechtzeitig zubereitet, dem soll sie gefälligst wegschimmeln! „Ich hab mir doch da vor drei Monaten eine Aubergine runtergeladen und im 3D-Drucker ausgedruckt. Die muss doch noch gut sein!“ Nein, verdammt, muss sie nicht!
Wir alle wissen, dass die Wahrheit unendlich viele Spielarten hat. Aber was wissen wir schon wirklich und was wissen wir alles nicht, was noch viel wirklicher ist? Und ebenso hat die Geschichte Null Chance gegen die Geschichtsschreiber. Hat meine Oma Elisabeth diesen Spruch nun rausgelassen oder nicht? Spielt ja auch keine Rolle! Im Zweifel für den Angeklagten. Aber in jedem Fall ist folgender Spruch verbrieft. Könnt ihr gleich in euer Poesiealbum kleben: „Die besten Radieschen sind von Oma Lieschen!“ – Die hatten noch Feuer! Heute schmeckt ja alles irgendwie wie Gurke!
Und wenn ihr euch fragt, wird dieser Artikel noch bekloppter? Dann natürlich: Ja. Ich erinnere an den LIDL-Werbeclip, in dem die Frage „Woran erkennt man gutes Obst?“ original mit „Gutes Obst erkennt man an gutem Obst!“ beantwortet wird. Danke, LIDL!
Und hier geht’s zu Grace, meiner Grapefruit.
https://tommiboe.wordpress.com/2015/02/25/uber-grapefruit-und-anderes-gemuse/
Über Grapefruit und anderes Gemüse
Über Grapefruit und anderes Gemüse
Stuttgart, Februar 2015. Auf meiner Fensterbank liegt eine Grapefruit – seit mindestens acht Monaten. Für genauere Zeitbestimmung bietet sich die C14-Methode an oder ihr befragt einfach meinen Zwischenmieter. Denn die Frucht lag dort schon bei meiner Rückkehr aus dem Sabbatjahr. Das war Ende Juni 2014.
Grapefruit ist nicht gerade die Frucht meines Herzens und noch weniger meines Gaumens, und so blieb sie ungegessen. Und da sie sich auf der Fensterbank farblich ganz hübsch machte, ließ ich sie zunächst aus ästhetischen Gründen liegen und betrachte sie inzwischen als Studienobjekt. Wie lange hält sie durch? Wie viele Grapefruitjahre entsprechen einem Hundejahr? Sind Grapefruits überhaupt sterblich? Wichtige Fragen eben…
Außerdem sorge ich dafür, dass sie immer wieder wechselnde Gesellschaft bekommt. Orangen, Zitronen, Äpfel, Bananen, Zwiebeln teilten sich mit ihr die Fensterbank. Überlebt hat sie noch alle. Selbst ernstgemeinte Anschimmelversuche seitens einer suizidalen Netzgemeinschaft von Orangen überstand sie unbeschadet.
Ich mach sowas ja gerne. Tomaten lasse ich auch gerne monatelang im Kühlschrank liegen. Mit denen passiert ja heutzutage auch nichts mehr. Die sind quasi unkaputtbar. Ist nichts mehr dran oder drin, was schimmeln könnte – oder eben schmecken!
Das Gemüse folgt damit quasi einer begrifflichen ethischen Logik: „Etwas, was nicht gut ist, kann auch nicht schlecht werden.“ Konsequent! In Zeiten, da Gemüse nur noch nach seinem Aussehen gekauft wird, wozu noch Geschmack? Habt ihr in letzter Zeit mal Radieschen gegessen? Sehen noch so aus, schmecken aber wie Gurken, also nach Wasser, nur nicht in grün sondern in rot! Und es gibt wenig Enttäuschenderes als Radieschen, die nicht nach Radieschen schmecken. Warum dürfen die überhaupt noch so heißen? Kann man so etwas nicht mal schützen? So wie bei TTIP mit unabhängigen Schiedsgerichten. Dann könnte man diese dreckigen Pseudoradieschen wegen Rufschädigung oder Hochstapelei auf ein paar Millionen verklagen und in einen dunklen Kerker sperren, auf dass sie dort elendig verrotten. Aber das tun sie ja nicht einmal mehr! Sie verrotten einfach nicht!
Nachdem die Handwerker bei der Sanierung meines Bades auch in der Küche eine tüchtige Verstaubungsorgie gefeiert hatten, stellte sich neben der Küchenreinigung auch die Frage: Wie putzt man artgerecht eine Grapefruit? Dafür untersuchte ich meinen Putzschrank (dabei handelt es sich um eine Metapher). Was könnte sich in diesem Fall eignen? Tiefenreiniger, Polsterpolitur, Glasreiniger für streifenfreien Glanz, Fleckenteufel gegen Blut- und Obstflecken…? Oder einfach der Allzweckreiniger mit Schnell-Trocken-Effekt?
Ich musste feststellen, dass ich für eine professionelle Grapefruitreinigung nicht vorbereitet war. Gab es Hotlines? Konnte das Internet helfen? Ich googelte „Grapefruit reinigen“ und lernte auf diese Weise immerhin, dass Grapefruitkernextrakt zur Leber- und Gallenreinigung taugt. Falls das jemandem von euch weiterhilft, schön! Ansonsten keine brauchbaren Tipps zur Grapefruitreinigung. Mensch, dieses Internet ist auch nicht mehr das, was es mal war! Enttäuschend!
Meiner Grapefruit geht es übrigens nach wie vor prächtig!
Fortsetzung hier: https://tommiboe.wordpress.com/2015/03/15/beautytipps-fur-hausobst/