Fundstücke in Fernwest
Fundstücke – Urlaub vom Reisen
Fundstücke in Fernwest – Urlaub vom Reisen!
Okay, das klingt jetzt vielleicht doch ein bisschen gewagt! Wahrscheinlich handele ich mir mit solchen Aussagen nur übelste Verfluchungen ein (und zu Recht!). Aber was ich damit meine, ist, dass es sehr entspannend ist, nach dem vielen Unterwegssein der zurückliegenden Wochen, einfach mal den Rucksack für eine Woche zur Ruhe kommen zu lassen. Wie oft wurde der arme Hund eilig gepackt, brutal zusammengepresst, lieblos über die Schulter geworfen und in dunkle Busladeluken gestopft …! Und bevor ich deswegen ein schlechtes Gewissen gegenüber meinem braven Weggefährten bekomme, gönne ich uns mal eine Woche Strand.
Was die ganze Sache aber noch viel entspannter und auch unterhaltsamer macht, ist die Tatsache, dass ich diese Tage nicht alleine oder mit kurzfristig gefundenen Zufallsbekanntschaften und Reiseabschnittsgefährten verbringe, sondern dass ich die Bagnewski-Bande um mich herum habe. Nichts gegen Zufallsbekanntschaft! Die sind in den meisten Fälle natürlich auch total supi. Aber bei einer so langen Reise zwischenzeitlich mal ein paar FREUNDE um sich zu haben und drücken zu können, ist dann doch eine andere Liga, wenn nicht eine andere andere Sportart…
Mensch, Herr Boe, ist das eine Träne, die ich da sehe?! Quatsch, ich hatte bloß ein bisschen Caipi im Auge! – Naja, so ein bisschen Dankbarkeit und Demut streifen mich dabei schon…!
Saudações do Brasil!
Fundstück – Heiliger Rauch
Fundstücke in Fernwest – Heiliger Rauch
Heiliger Rauch!
Dass wir uns je persönlich begegnen würden…! Dabei kannte ich ihn schon seit langem – also eben nicht persönlich!
Ein guter alter Freund von mir, der große Westernautor G.F. Unger, erwähnte ihn in einem seiner legendären Tiervergleiche. G.F. Unger wird den meisten von Euch kein Begriff sein. Aber er schrieb so geniale Sätze wie: „Es gibt Fresser und Gefressene. Und so lange der Wolf das Schaft frisst, sollte man danach trachten, nicht das Schaf zu sein!“ Toll, nicht wahr?
Zu meinen Marburger Zeiten lasen wir Unger als Lückentext. Der Leser machte an besonders dramatischen und/oder dämlichen Stellen eine Pause und die Hörerschaft ergänzte einfach mit Worten wie „drittklassiger Revolverschwinger“ oder ähnlich Wahrscheinlichem. (Meine Leseempfehlung für alle Autofahrten mit einem grenzdebilen Frisbeeteam.)
Auf den Galapagos-Inseln schwebte er nun plötzlich über mir. ER, über den G.F. Unger so trefflich fabulierte: „Er stiehlt allen fliegenden Jägern die Beute. Und er fragte nicht, woher die Beute kommt.“ Natürlich fragt er nicht! Schließlich ist er kein Sing- oder Fragevogel. Es handelt sich um den Fregattvogel! Ein erbärmlicher Jäger, dessen jämmerliches Federkleid Salzwasser nicht verträgt, sodass er nicht zur Jagd ins Wasser eintauchen kann. Aber ansonsten ein liebenswürdiger Bursche, ästhetischer Flugkünstler und elender Räuber.
Liebe Birdies! Solche Vögel machen mir Spaß! Zwar nicht so tragisch wie die Pelikane, die auch schlechte Jäger sind und mit zunehmendem Alter erblinden, weil sie sich stets mit offenen Augen ins Salzwasser stürzen und das auf Dauer auch nicht vertragen können. Was hat sich die Evolution nur dabei gedacht…?
Aber Fregattvögel, die haben einen hübschen-hässlichen Charakter.
So viel aus der Tierwelt und morgen gleich los und einen spannenden G.F. Unger-Western kaufen! (Weihnachten ist ja auch nicht mehr weit!)


Fundstück – Bierzone
Fundstücke in Fernwest – Bierzone
Da freut sich das deutsche Biertrinkerherz, wenn es solche Schilder in Ecuador findet (siehe Foto!). „Zona cervezera“ lässt sich knapp und lässig mit „Bierzone“ übersetzen. Klare Ansage. Schöner Kneipenname auch! Da fühlt man sich sofort wohl und möchte verweilen…
Der Deutsche ist, was Namensgebung im Zusammenhang mit Bier angeht, kulturell natürlich etliche Schritte voraus. Die Bayern nennen ihre Bierbereiche Bierzelt oder Biergarten. Es gibt Bierbänke, Bierfeste, Bierdörfer und sogar ganze Bierbäuche! Aber mir gefallen kleine liebevolle Erfindungen noch besser wie: Bierdusche, Bierbong, Bierfurz, Bierseligkeit und nicht zu vergessen Bierdurst (für alle die das legendäre „Bierdurst“-Video nicht kennen, sei hier ganz uneigennützig dies hier empfohlen. Durchhalten und zu Ende schauen, ab 0:40! http://www.youtube.com/watch?v=iQtMUuF3dkE).
Zum Bierholen möchte ich folgende Episode zum Nachspielen ans Herz legen. Ich habe damit bisher eine ziemlich beeindruckende Erfolgsbilanz. Also bitte nicht kaputt machen!
Ich stehe auf einer Party ohne (oder mit wenig) Bier, während ein Freund mit einem frischen Bier von der Bar kommt. Ich sage: „Also, meine Oma hat mir ja beigebracht: Wer ein Bier holen kann, der kann auch zwei holen!“ Und schwupps – schon habe ich ein Bier in der Hand und der Freund sieht widerspruchslos ein, dass meine Oma da völlig Recht hatte, und holt sich oder mir ein neues.
Prost! Und viel Spaß beim nächsten Kneipenbesuch beim Nachspielen!
fundstück – volei
Fundstücke in Fernwest – Volei
Andere Länder, andere Sportarten…! Aber auch schön, als ich an der Mole von Ayora auf den Galapagos etwas entdecken durfte, was mir sehr bekannt und doch neu vorkam. Ich saß am Abend dort mit Zeitung und wurde von sportlichen Aktivitäten abgelenkt. Auf zwei verdächtig wie Volleyballfeldern aussehenden Feldern wurde „Volei“ gespielt. „Drei gegen Drei“ (nicht nur ein großartiger, wenngleich von der internationalen Fachpresse sehr unterschiedlich bewerteter Film von „Trio“, ja, der Punkband!) wurde hier auf Asphalt gespielt, was die Bagger-Dives sehr limitierte. Auch ansonsten hatte es trotz ähnlicher Spielidee einige Besonderheiten im Regelwerk. So wurden eigentlich alle Zuspiele „geführt“ und nicht gepritscht! Das erinnerte mich stark an den Anfängerunterricht im Sportunterricht, wo nach (stark) vereinfachten Regeln gespielt wird, damit überhaupt so etwas wie ein Spiel zustande kommt, was beim Volleyball im Schulsport ja nicht (!) unbedingt selbstverständlich ist. Auch Angriffsschläge gab es keine, sondern es wurde der Ball auch hierbei geführt auf die andere Seite gedrückt/geworfen. Auch lustig anzuschauen, wie sich der Angriffsspieler hochschraubte und dann eben nicht voll drauf semmelte, sondern den Ball irgendwie rüberschob… Gepunktet werden konnte nur beim eigenen Aufschlag (old-school) und ein Spiel ging bis 12 Punkte. Erstaunlicher weise gab es Schiedsrichter, die auf einer Holztafel mit Steckhölzchen den Punktestand notierten (Foto).
Das Ganze machte auf mich den Eindruck eines Turniers. Um die Felder herum beobachteten etliche Zuschauer die Spiele und auf den Plätzen ging es engagiert und sehr emotional zu. Im Anschluss an die Spiele jedoch konnte ich beobachten, wie der Schiedsrichter zur Siegermannschaft ging und einen Stapel Geldscheine überreichte. Und dabei wurden 20-Dollarscheine – im entschiedenen Plural (!) – ausgeteilt (Fotobeweis!). Am kommenden Tag fragte ich nach meinem Tauchgang den einheimischen Taxifahrer, was es denn damit auf sich hätte. Ja, tatsächlich würde dort an jedem Wochenende um Geld gespielt sowie natürlich von den Zuschauern gewettet, und dabei ginge es durchaus um einige 100 Dollar pro Spiel!
Da schlägt einem Sportfan doch das Herzchen höher! Wenn das nicht herrlich ist: Profis mit Bolzplatzregeln!


Fundstück – erster Postkasten Südamerikas
Fundstücke in Fernwest – erster Postkasten Südamerikas
Lieber Moritz, falls du diese Postkarte (siehe Foto!) nicht bekommen solltest, muss dies hier als Beweisfoto dienen, dass ich sie zumindest ordentlich, nach alter pazifischer Tradition, verschickt habe. Und zwar von einem besonderen Ort! Denn an genau dieser Stelle, auf der Insel Floreana auf den Galápagos, wurde 1790 der quasi erste Postkasten, eine Tonne ähnlicher Bauart, installiert. Er diente vor allem englischen und spanischen Seeleuten, die zum Teil Jahrelang von Zuhause fort waren und die an Floreana vorbeikamen. Auf dieser Insel gab es nämlich Frischwasser und Riesenschildkröten satt. Die Schildkröten waren eine beliebte Nahrungsergänzung, weil sie ohne Wasser und Futter Monatelang überleben und so Frischfleisch liefern konnten. Zwei gute Gründe also für einen Zwischenstopp.
Und so warf man, im Vorbeikommen, Nachrichten für die Lieben daheim in die Tonne, in der Hoffnung, dass eines der nächsten vorbeikommenden Schiffe nach England oder Spanien segeln und die Briefe mitnehmen würde.
Dieser Tradition folgend habe auch ich heute eine unfrankierte Postkarte eingeworfen, auf dass mit ihr ein „moderner Seemann „demnächst“ nach Deutschland segeln möge!


