galapagos

Tauchen oder nicht tauchen

Gepostet am Aktualisiert am

Tauchen oder nicht tauchen – das ist hier die Frage!

Als ich vor drei Jahren in Honduras meine Tauchscheine machte, hatte ich mich natürlich schon mal mit dem Thema der Sicherheit beschäftigt. Der Tauchsport besitzt einfach ein gewisses Risiko und zwar besteht auch jene Gefahr, auf die man selbst keinen Einfluss hat: die Technik und ihre Macken. Die Sicherheit beim Tauchen hängt massiv von der Qualität der Technik und von der Klasse des Personals ab. Und in dieser Hinsicht bin ich als Tauchanfänger und nicht gerade Technikfreak nun in kompletter Vertrauensabhängigkeit vom jeweiligen Tauchanbieter.

Auf Utila/Honduras wählte ich den größten Divecenter und meine Erfahrungen waren sehr gut. In den letzten Jahren kam ich nicht mehr zum Tauchen. Aber das sollte sich jetzt ändern! Nach einem Tauchgang in Venezuela war ich nun auf den Galapagos-Inseln, also dort, wo „richtig“ getaucht wurde: Big Fish! Dazu nicht immer ganz einfache Strömungs- und Sichtverhältnisse.

Aber bevor es ans Tauchen ging, war ich auf einem fünftägigen Bootstrip (u.a. mit viel Schnorcheltrips), bei dem auch vier Schwedinnen dabei waren, die richtig miese Erfahrungen mit einem Divecenter auf den Galapagos gemacht hatten. Mit mies sei hier gefährlich, wenn nicht lebensgefährlich gemeint. Zwei von ihnen waren Anfängerinnen, mit wenig bzw keinen Taucherfahrungen. Sie befanden sich auf einem „Probe-Dive“, der 20 Minuten dauern sollte, als bei der einen (unter Wasser natürlich) ein technischer Defekt auftrat, der die Sauerstoffzufuhr unterbrach. Sie tauchte also schnell auf! An der Oberfläche konnte sie daher auch nicht ihre BCD/ Tauchweste nicht aufblasen. Viel schlimmer, der unerfahrene Tauchbegleiter, der weder Tauchinstructor noch Dive-Master war, wusste nicht mit der Situation umzugehen. So kann man die Tauchweste, die einen sicher an der Wasseroberfläche hält, nämlich auch mit dem Mund aufblasen. Doch der Tauchbegleiter konnte nicht helfen. Die in Not befindliche Schwedin hatte natürlich auch noch die Gewichte um, die man beim Tauchen trägt. Und so fragte sie ihn, ob sie diese Gewichte vielleicht abschnallen könnte.

Verschlimmernd kam hinzu, dass es weder ein vernünftiges Briefing vor dem Tauchgang noch eine Absprache mit dem Bootsführer gegeben hatte. Und da es eine ordentliche Strömung gab, tauchten sie außer Sichtweite des Bootes auf.

Aber auch das Personal an Bord war nicht besorgt, als nach den verabredeten 20 und auch nicht nach 30 Minuten niemand auftauchte. Erst als die anderen beiden Mädels nachhaltig Alarm schlugen, fing das Boot an, ein paar Runden zu drehen. Dass die Mädels schließlich gefunden wurden, war zudem recht glücklich. Denn das Boot hatte schon abgedreht, als sie kurz auf einem Wellenberg sichtbar wurden.

Diese Geschichte verschlug mit ziemlich den Appetit aufs Tauchen. Wenn unter solchen Umständen hier getaucht wurde, dann besser ohne mich! Hmm! Tauchen wollte ich natürlich trotzdem. Also fragte ich mich auf Santa Cruz durch und fand ein seriöses, renommiertes, alt eingesessenes und nicht zuletzt teures Tauchunternehmen.

Am folgenden Morgen lernte ich den Eigentümer kennen, einen Deutsch-Ecuadorianer, der sich seit fast 25 Jahren mit dem Tauchsport auf den Galapagos-Inseln beschäftigt. Er war einer der beiden Tauchlehrer an Bord. Ein weiterer Teilnehmer war zufällig der Tourismus-Direktor der Galapagos. Jedenfalls schilderte ich ihnen die schwedische Horrorerfahrung. Die beiden waren entsetzt und baten mich, den Kontakt zu den betroffenen Zeugen herzustellen, da solche Berichte extrem wichtig für ihre Arbeit seien. Schließlich trifft so etwas die Reputation der ganzen Branche!

Ich hatte einen tollen Tauchgang. So viel Fisch auf einen Haufen hatte ich noch nicht gesehen: Riffhaie, Galapagoshaie, Rochenfamilien, Thunfisch, einen Manta, Schildkröten, vorbeijagende Seelöwen, um hier nur die Großen zu erwähnen.

Gerade komme ich aus dem „Oriente“ wieder, so wie in Ecuador die Dschungel-Region bezeichnet wird, und hab gleich noch eine ähnliche Tauchgeschichte von den Inseln gehört. Ebenfalls mit unerfahrenen Tauchern in starker Strömung!

Hmm! Ich weiß selbst nicht, wo die Moral dieser Geschichte ist. Aber die Aussicht auf 100-120$ pro Touri scheint doch so verdammt verlockend zu sein, um alle Vorsätze und Standards des Tauchsports über Bord zu werfen. Und so wirbt man fröhlich und verlockend mit Schildern wie: „No lisence – no problem! Very safe!“ Na sicher, ihr Arschkrampen!

P1010538

Fundstück – Heiliger Rauch

Gepostet am Aktualisiert am

Fundstücke in Fernwest – Heiliger Rauch

Heiliger Rauch!
Dass wir uns je persönlich begegnen würden…! Dabei kannte ich ihn schon seit langem – also eben nicht persönlich!
Ein guter alter Freund von mir, der große Westernautor G.F. Unger, erwähnte ihn in einem seiner legendären Tiervergleiche. G.F. Unger wird den meisten von Euch kein Begriff sein. Aber er schrieb so geniale Sätze wie: „Es gibt Fresser und Gefressene. Und so lange der Wolf das Schaft frisst, sollte man danach trachten, nicht das Schaf zu sein!“ Toll, nicht wahr?
Zu meinen Marburger Zeiten lasen wir Unger als Lückentext. Der Leser machte an besonders dramatischen und/oder dämlichen Stellen eine Pause und die Hörerschaft ergänzte einfach mit Worten wie „drittklassiger Revolverschwinger“ oder ähnlich Wahrscheinlichem. (Meine Leseempfehlung für alle Autofahrten mit einem grenzdebilen Frisbeeteam.)
Auf den Galapagos-Inseln schwebte er nun plötzlich über mir. ER, über den G.F. Unger so trefflich fabulierte: „Er stiehlt allen fliegenden Jägern die Beute. Und er fragte nicht, woher die Beute kommt.“ Natürlich fragt er nicht! Schließlich ist er kein Sing- oder Fragevogel. Es handelt sich um den Fregattvogel! Ein erbärmlicher Jäger, dessen jämmerliches Federkleid Salzwasser nicht verträgt, sodass er nicht zur Jagd ins Wasser eintauchen kann. Aber ansonsten ein liebenswürdiger Bursche, ästhetischer Flugkünstler und elender Räuber.
Liebe Birdies! Solche Vögel machen mir Spaß! Zwar nicht so tragisch wie die Pelikane, die auch schlechte Jäger sind und mit zunehmendem Alter erblinden, weil sie sich stets mit offenen Augen ins Salzwasser stürzen und das auf Dauer auch nicht vertragen können. Was hat sich die Evolution nur dabei gedacht…?
Aber Fregattvögel, die haben einen hübschen-hässlichen Charakter.

So viel aus der Tierwelt und morgen gleich los und einen spannenden G.F. Unger-Western kaufen! (Weihnachten ist ja auch nicht mehr weit!)

fregattvogel - eleganter flieger aber miesr charakter
Fregattvogel – eleganter Flieger aber mieser Charakter
pelikan - guter charakter aber schlechter fischer
Pelikan – guter Charakter aber schlechter Fischer

 

der Erdnussfink

Gepostet am Aktualisiert am

Fundstücke in Fernwest – Der Erdnussfink

Die Anpassungsfähigkeit der Darwin-Finken ist berüchtigt. Ebenso ihre Fähigkeit, Nischen zu besetzen und sich darauf zu spezialisieren. Mit dem Einsetzen des Tourismus auf den Galapagos-Inseln wurden auch „neue“ Nahrungsmittel auf die Inseln importiert. Relativ unbekannt in der modernen postdarwinistischen Evolutionslehre ist der Erdnussfink, der sich in den letzten 50 Jahren auf die am Strand und in den Straßen vermehrt zurückbleibenden Erdnüsse spezialisiert hat. Vergleichsweise hoher Nährwert bei geringer Beschaffungskriminalität ließen diese Nische boomen.

Nach den ersten touristischen Phasen besann man sich auf den Galapagos-Inseln mehr und mehr auf nachhaltigen Tourismus. Schließlich war gerade die Unberührtheit der Natur der Tourismusmotor: Vermeidung von Müll, strikte Ruhezonen für die Tiere und strenges Fütterungsverbot. Was großen Nutzen für die meisten tierischen (Ur-)Bewohner der Inseln hatte, war eine einzige Katastrophe für den Erdnussfinken. Gerade hatte er eine höchst erfolgversprechende Nische gefunden, besetzt und sich daran angepasst, da verschwand diese Nische auch schon wieder wie vom Erdnussboden verschluckt.

Bei meinem heutigen Strandbesuch, zu dem ich natürlich völlig versehentlich die verbotene Frucht mitnahm, hatte ich das seltene Vergnügen, einige der letzten Erdnussfinken überhaupt auf meinen Füßen beobachten zu dürfen (siehe Fotos). Man erkennt auf den ersten Blick das außergewöhnliche Anpassungsgeschick des Erdnussfinken (pinzon de cacahuetes/ peanut finch): der kräftige Schnabel, mit dem theoretisch auch Kokosnüsse geknackt werden könnten; die filigranen Füßchen, um unbemerkt auf dem Bauch des schlafenden Touristen zu landen, um an die vergessenen Erdnüsse im Bauchnabel zu gelangen. Schon toll, zum Zeitzeugen des Darwinismus zu werden.

darwinfink in seiner nische
Darwinfink in seiner Nische
erdnussfink mit erdnuss
Erdnussfink mit Erdnuss

fundstück – volei

Gepostet am Aktualisiert am

Fundstücke in Fernwest – Volei

Andere Länder, andere Sportarten…! Aber auch schön, als ich an der Mole von Ayora auf den Galapagos etwas entdecken durfte, was mir sehr bekannt und doch neu vorkam. Ich saß am Abend dort mit Zeitung und wurde von sportlichen Aktivitäten abgelenkt. Auf zwei verdächtig wie Volleyballfeldern aussehenden Feldern wurde „Volei“ gespielt. „Drei gegen Drei“ (nicht nur ein großartiger, wenngleich von der internationalen Fachpresse sehr unterschiedlich bewerteter Film von „Trio“, ja, der Punkband!) wurde hier auf Asphalt gespielt, was die Bagger-Dives sehr limitierte. Auch ansonsten hatte es trotz ähnlicher Spielidee einige Besonderheiten im Regelwerk. So wurden eigentlich alle Zuspiele „geführt“ und nicht gepritscht! Das erinnerte mich stark an den Anfängerunterricht im Sportunterricht, wo nach (stark) vereinfachten Regeln gespielt wird, damit überhaupt so etwas wie ein Spiel zustande kommt, was beim Volleyball im Schulsport ja nicht (!) unbedingt selbstverständlich ist. Auch Angriffsschläge gab es keine, sondern es wurde der Ball auch hierbei geführt auf die andere Seite gedrückt/geworfen. Auch lustig anzuschauen, wie sich der Angriffsspieler hochschraubte und dann eben nicht voll drauf semmelte, sondern den Ball irgendwie rüberschob… Gepunktet werden konnte nur beim eigenen Aufschlag (old-school) und ein Spiel ging bis 12 Punkte. Erstaunlicher weise gab es Schiedsrichter, die auf einer Holztafel mit Steckhölzchen den Punktestand notierten (Foto).

Das Ganze machte auf mich den Eindruck eines Turniers. Um die Felder herum beobachteten etliche Zuschauer die Spiele und auf den Plätzen ging es engagiert und sehr emotional zu. Im Anschluss an die Spiele jedoch konnte ich beobachten, wie der Schiedsrichter zur Siegermannschaft ging und einen Stapel Geldscheine überreichte. Und dabei wurden 20-Dollarscheine – im entschiedenen Plural (!) – ausgeteilt (Fotobeweis!). Am kommenden Tag fragte ich nach meinem Tauchgang den einheimischen Taxifahrer, was es denn damit auf sich hätte. Ja, tatsächlich würde dort an jedem Wochenende um Geld gespielt sowie natürlich von den Zuschauern gewettet, und dabei ginge es durchaus um einige 100 Dollar pro Spiel!

Da schlägt einem Sportfan doch das Herzchen höher! Wenn das nicht herrlich ist: Profis mit Bolzplatzregeln!

der Gewinn wird hier zwischen zwei Spielern aufgeteilt!
der Gewinn wird hier zwischen zwei Spielern aufgeteilt!
Holztafel mit Punktestand. Der Pfeil zeigt an, welches Team aufschlägt und punkten kann!
Holztafel mit Punktestand. Der Pfeil zeigt an, welches Team aufschlägt und punkten kann!

Fundstück – erster Postkasten Südamerikas

Gepostet am Aktualisiert am

Fundstücke in Fernwest – erster Postkasten Südamerikas

Lieber Moritz, falls du diese Postkarte (siehe Foto!) nicht bekommen solltest, muss dies hier als Beweisfoto dienen, dass ich sie zumindest ordentlich, nach alter pazifischer Tradition, verschickt habe. Und zwar von einem besonderen Ort! Denn an genau dieser Stelle, auf der Insel Floreana auf den Galápagos, wurde 1790 der quasi erste Postkasten, eine Tonne ähnlicher Bauart, installiert. Er diente vor allem englischen und spanischen Seeleuten, die zum Teil Jahrelang von Zuhause fort waren und die an Floreana vorbeikamen. Auf dieser Insel gab es nämlich Frischwasser und Riesenschildkröten satt. Die Schildkröten waren eine beliebte Nahrungsergänzung, weil sie ohne Wasser und Futter Monatelang überleben und so Frischfleisch liefern konnten. Zwei gute Gründe also für einen Zwischenstopp.
Und so warf man, im Vorbeikommen, Nachrichten für die Lieben daheim in die Tonne, in der Hoffnung, dass eines der nächsten vorbeikommenden Schiffe nach England oder Spanien segeln und die Briefe mitnehmen würde.
Dieser Tradition folgend habe auch ich heute eine unfrankierte Postkarte eingeworfen, auf dass mit ihr ein „moderner Seemann „demnächst“ nach Deutschland segeln möge!

postkasten seit 1790, in der hoffnung auf vorbeikommende heimreisende
postkasten seit 1790, in der hoffnung auf vorbeikommende heimreisende