uruguay
Fundstück – Chivito
Fundstücke in Fernwest – Chivito
Uruguay ist nicht nur dafür bekannt, dass es „drei ‚U‘ auf engstem Raum“ zu bieten hat (siehe und höre Funny van Dannen unter: http://www.youtube.com/watch?v=WqAUnao1eCA) sondern auch für seine Chivitos. Dabei handelt es sich (für diejenigen, die weder wissen, was damit gemeint ist, noch Funny van Dannen kennen) um eine Art Burger oder Hamburguesa. Aber ich bitte sofort und zutiefst um Entschuldigung bei allen Urus. Denn das ist natürlich ein ganz schlechter und dummer Vergleich. Aber mir ging es hier eher um das Prinzip des Gerichts als um den qualitativen Vergleich mit einem Burger/ Hamburguesa. Denn das Herzstück eines Chivitos ist ein Stück Rindfleisch. Und glaubt mir, die meinen das hier in Uruguay richtig ernst mit Rindfleisch. Es ist quasi das Fleisch gewordene Gegenstück zu einem genormten und gebratenen Stück Formfleisch in einem Burger. (Wobei es natürlich historisch und chronologisch betrachtet genau umgedreht geschehen ist. Also erst das Fleisch, dann die industrielle Revolution, dann das Formfleisch.)
Aber auch sonst wird sich sehr bemüht, um zwischen Brot und Fleisch Gaumenfreuden zu bereiten. Ich möchte und kann an dieser Stelle die Metapher des „Banjoburgers“ nur erwähnen, kann sie aber nicht unerwähnt lassen. Eine genauere Erklärung wäre zu komplex und zu weit führend und sie wäre zudem meiner nicht würdig (oder umgekehrt). Dahingehende Fragen bitte direkt an Comedy-Alex, der hält alle Rechte an diesem Witz/ Gesamtkunstwerk. – Aber die Zufriedenheit im Gesicht des Seemanns, Polarforschers oder Tuareks ist die gleiche wie die meine nach einem Chivito-Genuss. (Spätestens bei letztiger Metapher ist aber Alex‘ Hilfe gefordert!)
Wobei mir ein Fehler bei der Bestellung des Chivitos unterlaufen ist. Denn ich habe mir dazu das uruguayische Bier „Patricia“ bestellt. Und ist natürlich dumm gewesen. Denn das Bier war natürlich nichts. Wer nennt sein Bier bitteschön „Patricia“? Aber natürlich bin ich Trottel selbst Schuld. Wie soll denn wohl ein Bier schmecken, das Patricia heißt?! Weitergehend würde ich sogar formulieren: „Erschießt mich, wenn ich mein Bier Patricia nenne!“ (Anspielung auf eine mehr oder weniger bekannte Kurzgeschichte: https://tommiboe.wordpress.com/2013/07/16/valentin/)

Hitzewelle in Montevideo
Hitzewelle in Montevideo
Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Aber es ist und bleibt scheißeheiß in Uruguay. Als wir gestern Nacht um 3:00 nach Hause laufen, werden noch 31° angezeigt. Wofür soll das gut sein? Das ist kein Sommer, das ist Folter! Mein inneres Team für Wetterprognostik versucht hochzurechnen, wie heiß es wohl tagsüber gewesen sein mag. Eine Zahl um und über 40° erscheint uns realistisch, für höhere Werte fehlt uns die persönliche Bemessungsgrundlage.
Meine beiden Gastgeber müssen am Morgen irgend etwas erledigen, rufen dann aber mittags an, dass sie doch den ganzen Tag unterwegs seien. Sie sitzen in einer hartnäckigen Warteschlange fest und kommen da nicht raus. Mir wird erklärt, wo ich den Schlüssel finde und wo das Katzenfutter für den Kater sei, und dann mache ich mich trotz Hitze auf eine Erkundungstour. Schließlich möchte ich mir nicht ins Poesiealbum schreiben: „Montevideo, 18. Jan. 2014, Tag vorm Ventilator verbracht!“ Andererseits…
Montevideo ist bei diesen Temperaturen einfach zu groß für zu Fuß! Ich weiß nicht, ob es dafür schon einen Koeffizienten gibt, der die Temperatur in den potenziell maximalen Bewegungsradius einbezieht – und die Luftfeuchtigkeit und die Windstärke (heute gleich Null) natürlich auch.
Ich lande sogar in einem Museum. Einfach um von der Straße zu kommen! Ist ganz putzig. Ich bin der einzige Patient, äh Kunde oder wie sagt man…? Schon zu lange nicht mehr im Museum gewesen… ah, Besucher heißt das, richtig! Auf der anderen Seite war ich auch quasi der einzige Patient auf der Straße, ne, äh, Fußgänger. Diese Hitze führt offensichtlich zu matschiger Birne und Wortschwindungsfierigkeiten. Denn die Stadt ist leer. Fehlen nur noch die Rolling Bushes...! Niemand ist so blöd, um bei diesen wahnsinnigen Temperaturen… Gut, niemand stimmt natürlich nicht. Ich bin ja unterwegs…!
Das Museum ist „interactivo“ und man kann in den unterschiedlichen Räumen sich durch die Themen „klicken“. Dazu gibt es 3D-Animationen. Das ganze zum Thema „Landwirtschaft in Uruguay“. So lerne ich, dass 80% der Landesfläche Weideland sind, was so etwas wie Weltrekord ist. Naja und viele andere spannende Dinge zum Thema Weidewirtschaft, die ich aber aufgrund der Hitze oder wegen des Themas Weidewirtschaft sofort wieder vergesse. Das Vergessen (oder das „gar nicht erst Merken“) ist übrigens ein Schutzreflex der Gehirns, weil, wenn das Gehirn bei großer Hitze zu stark oder sagen wir normal durchblutet werden würde, könnte es zu langfristigen Hirnschäden kommen. Warum das genau so ist und wie das zu erklären ist, hab ich leider vergessen. Diese Hitze!

Fundstück – Frischer Hund
Fundstücke in Fernwest – Frischer Hund
Ein kleiner abendlicher Spaziergang durch Carmelo bringt mich zu meinem nächsten Fundstück. Carmelo liegt am schmalen, vielleicht 2 km breiten Beginn des Rio de la Plata, der sich im weiteren Verlauf auf eine Breite von über 100 Kilometer auswächst, während sich immer mehr Atlantikwasser einmischt, was aber mit der Geschichte nur unwesentlich zu tun hat. Wer sich denkt, kann der Hund nicht mal aufhören, immer so belehrend zu sein, bringt die Geschichte allerdings wieder in die Spur.
Denn das, was ich heute entdeckt habe, hat tatsächlich etwas mit Hunden zu tun! Ich komme auf meinem Weg durch Carmelo an einer Carniceria/ Metzgerei vorbei, an der folgendes Schild befestigt ist: „Vendo perros cimarrones!“ Während die ersten beiden Worte sich für mich noch recht leicht übersetzen lassen „Verkaufe Hunde!“, habe ich keine Idee, was das dritte heißen soll. Aber: Führen solche Schilder an einer Metzgerei nicht zwangsläufig zu Missverständnissen? Oder geht nur mir das so?
Ich googletranslate zu Hause den Ausdruck „perros cimarrones“ und je nach dem, ob in Ein- oder Mehrzahl kommen ganz unterschiedliche Resultate heraus. Google-Translator ist aber wirklich zu lustig! Das muss man denen schon lassen:
perro cimarrón = Dickhorn Hund
perro cimarrones = entlaufender Hund
perros cimarrónes = Wildhunde
Ich frage die hübsche Frau von der Rezeption, ob die „perros cimarrones“ beim Schlachter nun so etwas wie „perro caliente“ (Hotdog) seien. Nein, das sei eine Hunderasse und wahrscheinlich sei damit nicht das Fleisch gemeint sondern lebend am Stück. Muss man dann wohl zu Hause selber die Sauerei machen.
Wenn man „perro cimarrón“ bei der Bildersuche eingibt, sieht man Bilder von hässlichen Boxern, den Hunden wohlgemerkt. So viel noch als Aufklärung. Über Zubereitungsarten „a la uruguaya“ finde ich allerdings nichts mehr. Überlassen wir das den Christen auf Flores/ Indonesien, die übrigens einen ganz hervorragenden Straßenköter zubereiten.


