philosophisches
Über den gottlosen Osten!
Der gottlose Osten!
Über Götter und Weihnachtsmänner
Ich hatte mich als Atheist bisher immer irgendwie den Gläubigen gegenüber überlegen gefühlt. So überlegen, wie sich Erwachsene gegenüber kleinen Kindern fühlen, die an den Weihnachtsmann glauben, was natürlich ein Quatsch, aber irgendwie auch niedlich ist. Ähnlich verhielt es sich also bisher mit meinem Blick auf die Gläubigen.
Atheismus hat etwas Erwachsenes: Weihnachtsmänner und Götter hatte ich überwunden, aus dem Alter war ich raus und mein Wertesystem, eher humanistisch als christlich, funktionierte auch so, frei von Kreuzzugsphantasien, ganz gut.
Und jetzt kommen die Gottlosen aus dem Osten und ruinieren meine schöne Theorie, dass man für ein gesundes Wertesystem keine Götter braucht. Vielleicht braucht’s die doch! Der Großteil des Ostens wurde zu DDR-Zeiten von Kirchen und vom Glauben befreit (von wegen Opium und so!), sodass dort auch heute noch der christliche Glaube eine viel geringere Bedeutung spielt als im Westen, wo zwar ebenfalls seine Bedeutung nachlässt, aber seine prägende Funktion noch dahingehend besteht, als dass die Haltung der meisten, auch atheistischen, Menschen noch auf einem gesunden (christlich-humanistischen) Weltbild basiert.
Und es zeigt sich, meines Erachtens, dass es sich ohne dieses Wertegerüst viel einfacher und hemmungsloser Menschen durch die Straßen jagen und Flüchtlinge den Tod durch Ertrinken wünschen lässt.
Besonders putzig finde ich, dass gerade diejenigen Deutschen am meisten Angst vor anderen Religionen haben, die am wenigsten an ihren eigenen Gott glauben. Und das ist mir wiederum völlig fremd. Denn mir kann es als Atheist ja völlig wurscht sein, an welchen Gott oder Weihnachtsmann die nun glauben. Albern ist es in jedem Fall, wenngleich auch manchmal ein bisschen niedlich.
Philosophisches zum ersten Spieltag
Philosophisches zum ersten Spieltag
Bayern schlägt Hoffenheim, natürlich. Kritische Schiedsrichterentscheidung zugunsten von Bayern, natürlich. Typisch, typisch, typisch – pfui, pfui, pfui!
Man könnte meinen, die neue Saison könnte man jetzt schon wieder abpfeifen, vergessen und abheften.
Zu all den hochfliegenden Emotionen möchte ich ein paar tiefschürfende philosophische Gedanken beifügen. Ich konzentriere mich dabei auf die 78. bis 82. Spielminute. Während Ribéry in den Strafraum sprintet, setzt Nordtveit zu einer historischen Grätsche an, für gefühlte 12 Sekunden rutscht er durch den übrigens hervorragend gewässerten Strafraum, sodass sich Ribéry den Gegenspieler als Prell-, Foul- und Dummbock aussuchen kann. Ober schlägt Unter oder hier: clever schlägt dumm! Elfmeter, kann man geben…
War es nun eine Schwalbe vom Angreifer oder Dummheit vom Verteidiger? Ja, beides. Allerdings hätte man als Schiri die Situation auch anders bewerten können. Dämlicher Verteidiger behindert durch episches Dahingrätschen den Laufweg des cleveren Angreifers, der quasi in den Verteidiger hineinsegelt und sich den gewünschten Kontakt sucht. Man könnte hier auch indirekten Freistoß für, wie der Fußballer sagt, „Sperren ohne Ball“ geben (siehe Regel 12/ verbotenes Spiel), da der Kontakt nicht wirklich vom Verteidiger ausgeht, sondern eher geschickt provoziert wird.
Man stelle sich mal das hübsche Durcheinander vor, wenn die Video-Assistenten aus dem Strafstoß einen indirekten Freistoß gemacht hätten. Herrlich! Keiner im Stadion, weder Spieler, Zuschauer noch Trainer hätten das begriffen. Geile Vorstellung! Ein 70.000-faches Hä?! in der Alliance Arena. Ganz großes Kino! Oder Spielfortsetzung Weiterspielen und Abstoß, aber für beide Spieler die gelbe Karte. Ribéry für Schwalbe, Nordtveit für Dummheit. Auch geil.
Philosophische Abschlussbemerkung: klar, dass besonders Flügelspieler leichter abheben als andere.


Klarer Fall von Abflug: Sperren ohne Ball, indirekter Freistoß! Gelb für beide!
Über die Entmännlichung des Grillens
Über die Entmännlichung des Grillens oder: Willkommen am Kastratengrill
Früher stand der Mann vor der Höhle und entfachte ein derart großes Feuer, damit auch der Nachbarclan Bescheid wusste, dass dort gerade ein amtliches Mammut gegrillt wurde. Erste Gräser wurden gesammelt und vergoren, um Bier zu brauen, und die Männer standen um das Mammut herum und redeten klug daher. Zugegeben, „klug“ ist relativ, und es wurde auch schon damals viel gerülpst und hier und da an den Eiern gekratzt. Aber auch das gehörte und gehört zum Grillen dazu. Bisher!
Letzte Woche war ich mit einem befreundeten Pärchen am See und es sollte auch gegrillt werden. Als neueste Errungenschaft wurde dort ein Lotus-Grill mitgebracht. Der ein oder andere mag jetzt gähnend wegklicken, weil er das Ding schon lange kennt. Mir hingegen war es neu. Zugegeben, ich bin nicht so der Griller! Jedenfalls wurde mir dieser rauchfreie Holzkohle-Grill als DIE Revolution überhaupt präsentiert. Und für Revolutionen habe ich mich ja schon immer interessiert.
Keine Angst, es folgt hier keine Produktwerbung (Ich bin ja kein Influencer! Deswegen fehlt an dieser Stelle auch der Link!) sondern eine kritische soziologische Auseinandersetzung über die „Entmännlichung des Grillens“.
So verspricht der Lotusgrill, dass „der Grillmeister nicht mehr abseits steht, sondern dort wo gemeinsam gegessen wird.“ Allerdings ist der Grillmeister, da der Grill ja alles alleine kann, auch weder ein Meister seines Faches noch ein Mann. Er ist austauschbar geworden. Seine über Jahrzehnte hinweg im Rauch, an der fernen Gartenkante zum Nachbarn erworbenen Fähigkeiten sind in dieser Welt nichts mehr Wert. Er ist ersetzt worden durch den/die kompetenz- und geschlechtslose/n Lotus-Griller*ix von heute. Und jetzt sitzen die Männer, die ehemaligen Grillexperten, gemeinsam mit ihren Familien am Tisch, müssen miterleben, wie plötzlich sogar ihre frisch geborenen Kinder grillen können, und denken wehmütig an früher zurück: an die Höhle und an die windige, ferne Gartenecke, wo die biertrinkenden Männer schweigend und rülpsend zusammen standen, während die Frauen Tische deckten, Gemüse schnibbelten, Tischdekorationen bewunderten und Salatrezepte austauschten.

All das, was dort am Tisch passierte, interessierte ihn nie und jetzt sitzt er selbst am Gartentisch, auf dem der tolle Kastratengrill thront, fühlt sich überflüssig und hasst sein Leben. Und so wird er noch schweigsamer, während die Frauen über den tollen Neuen schwadronieren, als wäre früher alles schlecht gewesen.
„Und schau mal, man kann den Grill sogar anfassen, ohne dass man sich daran verbrennt!“ – „Nein, toll! Und es stinkt auch gar nicht.“ – „Und Gemüse kann man auch drauf grillen!“- „Und den gibt’s auch in limettengrün!“ – „Nein! Toll!“
Dass sich die Selbstmordquote unter exgrillenden Männern signifikant erhöhen wird, ist nur ein weiterer Beweis für eine voranschreitende Entmännlichung unserer Gesellschaft. Schade, Jungs, ihr werdet mir fehlen. Ich hab immer gerne mit euch dort im Rauch am Gartenzaun ein paar Bierchen gezischt.

Auch sehr schön zum Thema Grillen:
Beautytipps für Hausobst
Beautytipps für Hausobst
Stuttgart, März 2015. Grace sieht nicht gut, gar nicht gut! Nein, ich habe keine neue Freundin! Und wenn, dann würde sie natürlich ganz ausgezeichnet aussehen…! Ich rede von meiner Grapefruit. Erst kürzlich habe ich über meine inzwischen mindestens neun Monate alte Grapefruit und ihre beachtliche Gesundheit berichtet (siehe https://tommiboe.wordpress.com/2015/02/25/uber-grapefruit-und-anderes-gemuse/). Sie sah für ihr Alter verdammt gut aus und, wie jedes Haustier, verdiente auch jedes Hausobst seinen Namen. Und da sie nicht nur etwas Grape– sondern auch etwas Grazienhaftes hatte, nannte ich sie Grace. Ich hielt sie als Beobachtungs- und Studienobjekt auf meinem Fensterbrett.
Auf meine Geschichte erhielt ich etliche Rückmeldungen zu meinem neuen Hausobst, unter anderem eine mögliche Erklärung für ihre blendende äußerliche Verfassung. Und zwar wurde die Vermutung geäußert, dass meine Grace wohl „gut gewachst“ worden sein. Wachsen ist also anscheinend ein Prozedere, das nicht nur im Skisport erfolgversprechend ist, sondern auch als geheimer Beautytipp für Obst gilt. Die Wachsschicht als Schutz gegen Umwelteinflüsse. Vielleicht wird das Prinzip ja auch demnächst für den schönheitswahnsinnigen Menschen entdeckt. Bevor man sich Botox in die Fresse spritzen lässt, kann man sich doch mal schön das Gesicht einwachsen lassen!
Zurück zum Obst! Aber da meine Grapefruit nicht nur Beobachtungs- sondern eben auch Forschungsobjekt war, habe ich ihr eine Entwachsungskur verordnet, um mal zu schauen, wie sich meine Grapefruit ungewachst in der harten Wirklichkeit behauptet.
Gestern bin ich nach einer Woche Skischullandheim nach Hause gekommen und musste erkennen, ja, es gibt einen Unterschied zwischen gewachst und ungewachst (und ich rede nicht nur von Skiern!). Denn Grace sieht gar nicht gut aus! Schade, sie war mir (der Kalauer muss jetzt sein) richtig ans Herz gewachsen!
Aber vielleicht werde ich mir einfach Schellack-Politur kaufen und damit beginnen, Obst und Gemüse selber zu wachsen und wir die Nachwelt zu erhalten. Klingt nach einem tollen neuen Hobby! Mal schauen, wie lange sich polierte Radieschen halten. So haben sie wenigstens wieder einen sinnvollen Verwendungszweck, weil essen kann man diese, nach Gurke schmeckenden Pseudo-Radieschen ja schon lange nicht mehr!
(dazu: https://tommiboe.wordpress.com/2015/03/03/uber-radieschen-und-anderes-obst/)
Über Radieschen und anderes Obst
Über Radieschen und anderes Obst
„Wer über Obst schreibt, ist ein guter Mensch!“ Das zumindest hat meine Oma mal gesagt. Kann mich leider überhaupt nicht mehr an den Zusammenhang erinnern. Meine Mutter ließ mich wissen, als ich sie danach fragte, ob sie diesen Spruch noch einordnen könne, dass ich da wohl, mal wieder, etwas falsch verstanden habe (hörte ich da als guter Sohn etwa einen Vorwurf mitschwingen…?) oder aber dass mein Oma zu der Zeit schon ein wenig „wunderlich“ gewesen sei.
Tja, wenn Zeitzeugen nicht funktionieren, dann muss man schon sich selbst oder der wunderlichen Oma vertrauen. Denn ich höre sie noch heute sagen: „Wer über Obst schreibt, ist ein guter Mensch!“
Zugegeben, es klingt ein wenig wie „Böse Menschen singen keine Lieder“. Aber bei diesem Spruch wurde leider nie hinreichend geklärt, wer diese Lieder eigentlich geschrieben hatte, um sie dann von guten Menschen singen zu lassen. Oder „One apple a day keeps Putin away!“ Aber das führt (mal wieder) zu weit… Und ich will gar nicht politisch werden und, wenn man unseren Ex-Landwirtschaftsminister zitiert, müsste man sich eigentlich schon wieder aufregen. Ha! Will ich aber heute gar nicht. Außerdem vertraue ich ohnehin mehr den Zitaten meiner Oma als denen von Christian Schmidt. Selbst wenn es darin um Obst gehen sollte!
Schließlich hat mir meine Oma beigebracht: „Wer ein Bier holen kann, der kann auch zwei holen!“ Hat mir schon oft geholfen! Könnte ihr gerne mal ausprobieren!
Zurück zur Sache! Frage: Bin ich auch noch ein guter Mensch, wenn ich schlecht über Obst schreibe? Oder ist das heutige Obst überhaupt noch das, was meine Oma damals damit meinte…? Denn sie dachte bestimmt nicht an eine Mango, die vierzig Tage auf einem Schiff mit 10000 anderen Mangos und noch mal 10000 anderen Containern über so viele Weltmeere geschippert wird, bis sie endlich reif ist oder zumindest das, was wir dafür halten. Hmm…?! Zumindest hätte sie mit besagten 40 Tagen wenigstens die Quarantäne eingehalten – und zwar wortwörtlich!
Mal abgesehen davon, dass meine Oma noch Gemüse im Garten hatte, das wie Gemüse schmeckte und nicht bloß so aussah, als hätte es einige Gemüse-Model-Wettbewerbe bei RTL 2 gewonnen. Eine Gesellschaft, die sich Lippen und Titten machen lässt, lässt sich eben auch Tomaten und Radieschen machen. Das geht oberflächlich dann schon manchmal in Ordnung. Früher kam es auch beim Gemüse noch auf die inneren Werte an, nicht nur auf eine verbraucherfreundliche Oberweite, äh, sorry, Oberfläche natürlich! – Tja, jede Generation bekommt das Gemüse, das es verdient.
Eine Aubergine soll nicht glänzen, lächeln, wie ein Flummi vom Boden zurückhüpfen und dabei Lieder singen, sondern in Olivenöl baden und schmecken. Und wer sie nicht rechtzeitig zubereitet, dem soll sie gefälligst wegschimmeln! „Ich hab mir doch da vor drei Monaten eine Aubergine runtergeladen und im 3D-Drucker ausgedruckt. Die muss doch noch gut sein!“ Nein, verdammt, muss sie nicht!
Wir alle wissen, dass die Wahrheit unendlich viele Spielarten hat. Aber was wissen wir schon wirklich und was wissen wir alles nicht, was noch viel wirklicher ist? Und ebenso hat die Geschichte Null Chance gegen die Geschichtsschreiber. Hat meine Oma Elisabeth diesen Spruch nun rausgelassen oder nicht? Spielt ja auch keine Rolle! Im Zweifel für den Angeklagten. Aber in jedem Fall ist folgender Spruch verbrieft. Könnt ihr gleich in euer Poesiealbum kleben: „Die besten Radieschen sind von Oma Lieschen!“ – Die hatten noch Feuer! Heute schmeckt ja alles irgendwie wie Gurke!

Und wenn ihr euch fragt, wird dieser Artikel noch bekloppter? Dann natürlich: Ja. Ich erinnere an den LIDL-Werbeclip, in dem die Frage „Woran erkennt man gutes Obst?“ original mit „Gutes Obst erkennt man an gutem Obst!“ beantwortet wird. Danke, LIDL!
Und hier geht’s zu Grace, meiner Grapefruit.
https://tommiboe.wordpress.com/2015/02/25/uber-grapefruit-und-anderes-gemuse/


