zucchini
Food No Porn
Food No Porn
(jetzt auch als Vlog: https://www.youtube.com/watch?v=QgMwTS7JhUM)
So, jetzt mal unter uns: Wer von Euch hat schon ein Foto von seinem Essen gepostet? Und mal ganz ehrlich, das kann man machen, muss man aber nicht! Ich finde es extrem überflüssig und wäre ich ein kommunistisches Känguru, würde ich mit näselnder Stimme sagen: „Das steht auf meiner Not-To-Do-Liste!“ Aber trotzdem wimmelt es nur so von Spezialisten, die ihr Essen in Szene setzen, mit zwar farblich aber nicht geschmacklich abgestimmten Kräutern drapieren, Kerzen anzünden, ein Schleifchen drum wickeln und warten, bis es kalt wird, damit der Dampf das Foto nicht ruiniert, um es dann ungefragt in die weite Welt hinauszuposten.
Sollen Sie doch, Herr Boe! Locker dich mal durch! Wenn du es schon überflüssig findest, dann reg dich doch nicht so drüber auf, Mann! Steh doch mal drüber! Ja, ist ja richtig! Oder aber: Ich schlage hart und trocken zurück! Und zwar mit meinem neuen Fotoprojekt: „Food No Porn!“
Auf die Idee kam ich, als ich neulich mit meiner besten Mitbewohnerin von allen Gemüse-Spaghetti gekocht habe. Dafür haben wir Zucchini, von denen ich bekanntlich nicht allzu viel halte, durch einen sogenannten Spiralschneider gedreht. Keine Sorge, ich gehe nicht weiter ins Detail, ich bin ja kein Kochbuch! Jedenfalls war es tatsächlich richtig lecker. Ich war positiv überrascht! Und als der zweite Teller leer war, machte ich einfach ein Foto von dem leeren Teller mit der klaren Botschaft „Ist echt lecker gewesen!“
So! Wenn das kein klares, ehrliches Konzept ist, das das Essen viel mehr würdigt. Lecker kochen, essen und dann den leeren Teller fotografieren. Bäm! Mund abputzen! Fertig!
Adipöser Vogel verweigert Papaya-Diät
Hmm…! Vielleicht doch ein bisschen sehr reißerisch als Aufmachung für eine Geschichte über das krass einseitige Obstangebot in Sulawesi. Als Freund von Fernreisen bin ich auch Fan von solchen Märkten, die nicht mit „super“ beginnen, aber super sind. Dort spielt sich nicht nur ein wesentlicher Teil des Lebens in diesen Ländern ab, sie sind bunt, laut, abwechlungsreich und manchmal sehr gewöhnungsbedürftig (siehe Tomohon, Episode folgt), sondern es gibt dort Früchte! Plural! Viele Früchte! Großer Plural! Früchte, deren Namen ich nicht kenne, aber die ich alle probieren möchte. So kenne ich die Märkte, so sollen sie sein und so war er auch zumindest in Tomohon. Aber sonst ist Sulawesi eine Enttäuschung! Wo ist die Vielfalt der leckeren, stets gutgelaunten Früchte der Tropen? Warum fahre ich denn hier her?
Stattdessen Einfalt, genauer gesagt Zweifalt: Bananen und Papaya. Ausgerechnet Papaya! Im Ernst?!
Sechs Tage auf den Togians – traumhafte Inseln, keine Frage – gab es jeden Tag Papaya zum Frühstück, hin und wieder gemischt mit (richtig!) Banane!
Heute morgen in Tentena, Zentralsulawesi, – traumhafte Aussicht, keine Frage – gab es Banana-Pancake mit (richtig!) Papaya. Papaya ist sowas wie bei uns Zucchini. Die hören einfach nicht auf zu wachsen, bis sich der Nachbar beschwert, weil der Gartenzaun verschoben wurde. (Vgl. https://tommiboe.com/2015/03/20/zucchini-das-arschlochgemuse/)
Im Garten von unserem Hostel sitzt ein fetter Vogel im Baum, der morgens immer ganz elendig schreit. Ich hab mich schon gewundert, was mit dem los ist. Heute morgen konnte ich beobachten, wie er in seinem Baum gefüttert wurde. Er hat ein Schälchen und da kommt sein Futter rein. Daraufhin klettert er eilig runter und fängt an zu schreien, als er merkt, dass es heute auch wieder bloß Papaya gibt.
Mir geht’s beim Frühstück inzwischen ähnlich. Zumindest die Aussicht stimmt.
Ich weiß, die Geschichte erklärt nicht hinreichend, warum der Vogel so fett ist.
Bild1. Fetter Vogel
Bild2. Fetter Vogel im Papayabaum
Bild3. Mein Frühstück mit Aussicht
Bild4. Vogelfrühstück
Das Gemüse des Jahres: die Grapefruit
Das Gemüse des Jahres: die Grapefruit
Tulum, Mexiko, August 2015. Völlig überraschend wurde die Grapefruit zum offiziellen Gemüse des Jahres 2015 ernannt. Gegenüber Kritikern, die beklagten, Grapefruit sei nicht einmal ein Gemüse, verwies die Jury auf die letztjährigen Wahlen zum Jugendwort des Jahres, deren Gewinner ja auch überhaupt nichts mit der tatsächlichen Jugendsprache zu tun haben, wie die Beispiele „Niveaulimbo“ und „Gammelfleischparty“ beweisen.
Die Gesellschaft der Gemüsefreunde, die seit 2013 das Gemüse des Jahres benennt, war schon in den beiden Vorjahren in die Kritik geraten. Damals waren die Wahlen noch direkt durch die Netzgemeinde entschieden worden. Allerdings gewannen mit der Gurke (2013) und der Zucchini (2014) zwei Gemüse, die sich nur aufgrund der hohen Beteiligung der SM-Community, sonstiger Lustigmacher und „Vegan-Hater“ im Netz durchsetzen konnten. Ernsthafte Gemüsefreunde fühlten sich um die Früchte ihrer Bewegung gebracht – oder so ähnlich… Und als in der diesjährigen Abstimmung die Banane deutlich in Führung lag, gefolgt vom Radi, griff die „Gesellschaft der Gemüsefreunde“ ein und benannte durch eine Jury das Gemüse des Jahres.
Neben einem hohen Vitamin A-Gehalt und den lustigen Gesichtern, die beim Reinbeißen entstehen, hob die Jury besonders hervor, dass sich Grapefruits aufgrund ihrer Farb- und Formschönheit auch hervorragend als Einrichtungsgegenstände eignen würden.
Zur „Kanzlerin des Jahres 2015“ ist übrigens wieder mit großem Vorsprung (mit insgesamt 93%) Angela Merkel gewählt geworden. Ursula von der Leyen landete mit nur einem Prozent der Stimmen (vermutlich alle aus ihrer eigenen Familie) auf dem vierten Platz. Überraschend auf Rang zwei landeten punktgleich mit je 3% der Stimmen Sigmar Gabriel und Helene Fischer.
Weitere Entscheidungen für das Jahr 2015 stehen noch in den Kategorien „unbeliebtester Rollstuhlfahrer“ und „erfolglosester CSU-Politiker“ aus. Obwohl auch hier schon die Favoriten deutlich in Führung liegen.
(Genaueres zur artgerechten Haltung und zu einem glücklichen Zusammenleben mit Grapefrutis unter: https://tommiboe.com/2015/02/25/uber-grapefruit-und-anderes-gemuse/)