Siggi Gabriel
Erbschaftssteuervermeidungsreform
Erbschaftssteuervermeidungsreform
Wozu darf man eigentlich „Reform“ sagen? Ist das ein geschützter Begriff? Gibt es da irgendwelche internationale oder moralische Standards? Oder kann ich mir einfach diese rhetorischen Sperenzchen als Einleitung sparen?
Auch eine interessante Frage: Wem dient diese unsere Regierung eigentlich, wenn sie schon nicht uns dient? Und mit uns meine ich, um Missverständnisse auszuräumen, nicht mich, da ich diese Regierung nicht gewählt habe, sondern diejenigen, die sie gewählt haben. Aber auch das sind natürlich alberne Spitzfindigkeiten!
Wie hat in diesem Zusammenhang Volker Pispers schon so treffend formuliert: Versuchen Sie mal, eine Politik durchzusetzen, von der 90% der Bevölkerung profitieren. Dafür finden Sie in Deutschland einfach keine Mehrheit!
Witzig, traurig und leider richtig! Und wir können so sehr darüber lachen und oder weinen, es scheint leider, dass eine Änderung dieser Politik nicht in Sicht sei.
Da kann Siggi Gabriel schon wahlkämpferisch ankündigen, die „soziale Gerechtigkeit“ im nächsten Wahlkampf zu exhumieren… Wer soll ihm das schon abkaufen, unserem TTIP-Siggi, wenn er mit seiner SPD Millionärswohlfahrtsgesetze wie gerade bei der Erbschaftssteuer erlässt? Geht’s noch SPD? Da dreht sich sogar die FDP im Grabe um. Denn die FDP braucht jetzt wirklich niemand mehr, wenn so dummdreiste Gesetze ganz ohne sie durchgedrückt werden. Denn mehr Klientelpolitik geht ja nun wirklich nicht. Dafür braucht man noch nicht mal Verschwörungstheorien.
Da kann man jetzt nur auf die Grünen und die Linken hoffen, um diesen Scheiß im Bundesrat zu entsorgen. Ansonsten muss es wohl mal wieder Karlsruhe richten.
Schon irgendwie peinlich das Ganze. Aber, naja, was haben wir denn anderes erwartet…?!
Die SPD will ihr Profil schärfen
Die SPD will ihr Profil schärfen
Whaaaat..?! Ich dachte, ich fall vom Hocker, als ich diesen Artikel auf Spiegel-online gelesen habe. Da haben doch tatsächlich neun (9!) „linke“ SPD-Parlamentarier ein Strategiepapier geschrieben, in dem es um eine klare Positionierung der SPD als „linke große Volkspartei“ gehe. Da hab ich mich schon ein bisschen vor Lachen an meiner Frühstücksbrezel verschluckt. Die SPD links…? Und groß…?! Hehe! Sehr witzig! Zumindest hat man bei der SPD nach den zurückliegenden Wahlschlappen seinen Humor wieder gefunden (oder einfach neue erquickende Drogen).
Jedenfalls fordert dieses Strategiepapier den Stopp der Heraufsetzung des Rentenalters sowie eine Erhöhung des Spitzensteuersatzes. Zudem sollen die Vermögensteuer wieder eingeführt und die Erbschaftsteuer erhöht werden.
(Uns ist schon klar, wer gerade in der Großen Koalition sitzt und die neue Erbschaftssteuer verabschiedet hat oder?)

Mir schoss spontan die Frage durch Kopf: Weiß Siggi davon? Und wenn ja, was hält er von so viel Blasphemie in seiner Partei?
Was jetzt die SPD-Linken fordern, klingt ein bisschen nach einer nostalgischen Reise in die Vergangenheit, in die gute alte Zeit, in ein Früher, in dem es noch sozial in der SPD zuging. Ein tiefes Seufzen wäre jetzt angebracht.
Aber Moment, war es nicht Siggi „TTIP“ Gabriel selbst, der kurz vor den Wahlen (im März) bei seinem TV-Auftritt bei Maybrit Illner von einem „neuen Solidaritätsprojekt“ gefaselt hat? War da nicht was gewesen oder war das nur ein soziales Rückenmarkzucken? Ach, scheiß auf das Gelaber von gestern! Da ging es ja um etwas ganz anderes, natürlich, da ging etwas um mediale Effekthascherei. Das war Wahlkampf! Das hat doch nichts mit Inhalten oder gar politischem Handeln zu tun. Sorry, mein Fehler! Bin ich wohl mal wieder darauf reingefallen…
Aber so ein bisschen Schiss scheint Siggi ja doch zu haben. Ich weiß nicht, ob ihr das mitbekommen habt. Denn die Partei des sozialen Friedens ist jetzt ja die AfD. Und das ist schon irgendwie putzig. Denn das hat nicht irgendeine Satire-Sendung der AfD untergejubelt. Das hat sich Frauke Petry selbst ausgedacht. Vielleicht strebt sie ja noch eine Karriere als Kabarettistin an. Denn versucht mal selbst, einen Satz ironiefrei zu formulieren, in dem AfD, sozial und Frieden vorkommt, und dabei ernst zu bleiben. Schon eine starke Leistung!
Reichtum muss sich wieder lohnen
Reichtum muss sich wieder lohnen!
Natürlich, man muss sich nicht über jeden Scheiß aufregen. Muss man nicht. „Aufregen bringt gar nichts!“ sagt der Volksmund. Aber was weiß dieser Penner schon vom Leben! Ich hingegen sage: „Sich nicht aufzuregen, bringt auch nichts!“
Also ruhig mal aufregen, bitte! Denn manchmal, und sei nur zur inneren Körperhygiene, tut das ganz gut. Naja, und oft trifft es natürlich auch irgendeinen, der es (mehr oder weniger gründlich) verdient hat.
Ich hab gerade Post von meiner Vermieterin bekommen (siehe unten), die Steuerbescheinigung vom Treuhandkonto, auf dem die Kaution für meine Wohnung liegt. „Angelegt“ trifft es ja nicht mehr. Denn für die 1000€ bekomme ich in diesem Jahr fette 55 Cent Zinsen oder, wie man anders sagen könnte, Kapitalerträge. Nun zeigt mir die Bescheinigung auch, dass ich auf meine Kapitalerträge 14 Cent Kapitalertragssteuer zahlen muss. 25%, so wie das alle Kapitalisten tun müssen. Ja, ich weiß, es gibt einen Freibetrag, der etwas oberhalb von 14 Cent pro Jahr liegt.
Aber es regt mich ja auch gar nicht auf, dass ich nur 55 Cent Zinsen bekomme oder dass ich davon auch noch 25% abgeben muss. Das ist ja lächerlich. Mich regt auf und zwar MASSIV, dass jemand, der eine Millionen oder eine Milliarden aus Dividenden erhält oder sonstigen Kapitalerträgen die gleichen lächerlichen 25% Kapitalertragssteuer zahlt und nicht ein verf*** Prozent mehr!
Und mindestens genauso regt es mich auf, dass das sonst anscheinend niemanden aufregt – außer den Linken. Ach sorry, ich meine natürlich: den linken Spinnern! Das muss man 25 Jahre nach der Wiedervereinigung ja immer noch laut und deutlich dazu sagen, damit bloß nicht rauskommt, dass die weltfremden linken Socken womöglich hin und wieder mal recht haben könnten.
Wäre es nicht gerecht, wenn jemand, der eine Millionen oder eine Milliarden verdient, wenigstens den Spitzensteuersatz dafür bezahlt? Und ich reite auch (dieses Mal zumindest) gar nicht darauf rum, dass der Spitzensteuersatz auf inzwischen 45% gesunken ist und eigentlich viel höher liegen müsste…
Was sagt eigentlich die SPD zu soviel sozialer Ungerechtigkeit? Ach, richtig, die hat die Kapitalertragsteuer ja 2009 in der Großen Koalition erst ermöglicht. Früher wurden solche Einkünfte übrigens über den Spitzensteuersatz besteuert.
Ach so, die SPD sagt natürlich nichts dazu. Denn: „soziale Gerechtigkeit ist politischer Plusquamperfekt!“ Und das hat in der heutigen Politik anscheinend nichts mehr zu verloren. Man schaue sich nur die neoliberale Fettfresse von Siggi TTIP Gabriel an.
Schlimm und gleich eklig nur, dass die sozialpolitischen Kollateralschäden jetzt von den Rechtsnationalen aufgefegt und eingesammelt werden, weil sich die SPD um die Mitte der Gesellschaft kümmert und die Linken, wie uns von unserer Qualitätspresse weisgemacht wird, nach wie vor die unwählbaren, unverbesserlichen Kommunisten sind.
Mit diesem Weltbild könnte man dann auch abschließend feststellen, dass, während die Drecks-Kommunisten eine Mauer durch Deutschland gebaut haben, Hitler wenigstens Autobahnen durch Deutschland gebaut hat.
Und wie Ihr seht, gibt es genügend gute Gründe, um sich hin und wieder mal aufzuregen! So, gute Nacht!
Gewerkschaftsbashing, next round!
Gewerkschaftsbashing, next round!
„Statt Deutschland lahmzulegen, brauchen wir ernsthafte Verhandlungen!“ sagt Siggi Gabriel, unsere gepresste Deutschländer-Bahn-Wurst, und spricht damit nicht die Deutsche Bahn an. Oh Mann!
Arbeitgeberministerin Andrea Nahles bereitet gerade „für uns alle“ ihr „Tarifeinheitsgesetz“ vor. „Tarifeinheit“ klingt doch prima, süß und total positiv oder…? Einheit ist doch toll! Und mit „für uns alle“ meint Nahles uns Arbeitgeber, die, wie die Bahn, Ärger mit lästigen kleinen Gewerkschaften haben. Eine nette tarifpolitische Fliegenpatsche! Patsch patsch! Das war’s, GDL! Schluss mit dieser nervenden Tarifpluralität. Bäh! Und ein lautes Ja zur Kuschelgewerkschaft!
Lustig! Beide Politiker gehören zur SPD. Wo kam diese Partei doch noch mal her? Und wo ist sie gelandet? Naja… Doch nicht lustig!
Wem gehört doch noch mal die Deutsche Bahn? Und wer bereitet jetzt dieses Tarifeinheitsgesetz vor? Schon praktisch, wenn das so geht! Und durch eine hörige Presse lässt man das Volk auch noch wissen, wer die Guten sind, die kapitalismusgeile Bahn, und wer die Arschlöcher sind, diese verschissenen Drecksgewerkschaften, die ja wohl noch an allem Schuld gewesen sind.
Vielen Dank, Deutsche Bahn, liebe Regierung und ganz tolle SPD für soviel dringend benötigte Kapitalismusförderung. Der Verein darbender Milliardäre wird’s Euch danken! Politik für die oberen zehn Prozent. Im Ernst, SPD? Naja, zumindest ein Platz im sozialdemokratischen Fegefeuer ist Euch dafür sicher!
Man sollte dir, liebe SPD, wegen Verrat am eigenen Volk, an der eigenen Vergangenheit und den eigenen Idealen eigentlich ins Gesicht spucken. Aber irgendwie ist mir meine Spucke dafür zu schade!
(vgl. 1.Teil: https://tommiboe.wordpress.com/2014/11/09/gewerkschaftsbashing/)