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Reichtum muss sich wieder lohnen

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Reichtum muss sich wieder lohnen!

Natürlich, man muss sich nicht über jeden Scheiß aufregen. Muss man nicht. „Aufregen bringt gar nichts!“ sagt der Volksmund. Aber was weiß dieser Penner schon vom Leben! Ich hingegen sage: „Sich nicht aufzuregen, bringt auch nichts!“

Also ruhig mal aufregen, bitte! Denn manchmal, und sei nur zur inneren Körperhygiene, tut das ganz gut. Naja, und oft trifft es natürlich auch irgendeinen, der es (mehr oder weniger gründlich) verdient hat.

Ich hab gerade Post von meiner Vermieterin bekommen (siehe unten), die Steuerbescheinigung vom Treuhandkonto, auf dem die Kaution für meine Wohnung liegt. „Angelegt“ trifft es ja nicht mehr. Denn für die 1000€ bekomme ich in diesem Jahr fette 55 Cent Zinsen oder, wie man anders sagen könnte, Kapitalerträge. Nun zeigt mir die Bescheinigung auch, dass ich auf meine Kapitalerträge 14 Cent Kapitalertragssteuer zahlen muss. 25%, so wie das alle Kapitalisten tun müssen. Ja, ich weiß, es gibt einen Freibetrag, der etwas oberhalb von 14 Cent pro Jahr liegt.

Aber es regt mich ja auch gar nicht auf, dass ich nur 55 Cent Zinsen bekomme oder dass ich davon auch noch 25% abgeben muss. Das ist ja lächerlich. Mich regt auf und zwar MASSIV, dass jemand, der eine Millionen oder eine Milliarden aus Dividenden erhält oder sonstigen Kapitalerträgen die gleichen lächerlichen 25% Kapitalertragssteuer zahlt und nicht ein verf*** Prozent mehr!

Und mindestens genauso regt es mich auf, dass das sonst anscheinend niemanden aufregt – außer den Linken. Ach sorry, ich meine natürlich: den linken Spinnern! Das muss man 25 Jahre nach der Wiedervereinigung ja immer noch laut und deutlich dazu sagen, damit bloß nicht rauskommt, dass die weltfremden linken Socken womöglich hin und wieder mal recht haben könnten.

Wäre es nicht gerecht, wenn jemand, der eine Millionen oder eine Milliarden verdient, wenigstens den Spitzensteuersatz dafür bezahlt? Und ich reite auch (dieses Mal zumindest) gar nicht darauf rum, dass der Spitzensteuersatz auf inzwischen 45% gesunken ist und eigentlich viel höher liegen müsste…

Was sagt eigentlich die SPD zu soviel sozialer Ungerechtigkeit? Ach, richtig, die hat die Kapitalertragsteuer ja 2009 in der Großen Koalition erst ermöglicht. Früher wurden solche Einkünfte übrigens über den Spitzensteuersatz besteuert.

Ach so, die SPD sagt natürlich nichts dazu. Denn: „soziale Gerechtigkeit ist politischer Plusquamperfekt!“ Und das hat in der heutigen Politik anscheinend nichts mehr zu verloren. Man schaue sich nur die neoliberale Fettfresse von Siggi TTIP Gabriel an.

Schlimm und gleich eklig nur, dass die sozialpolitischen Kollateralschäden jetzt von den Rechtsnationalen aufgefegt und eingesammelt werden, weil sich die SPD um die Mitte der Gesellschaft kümmert und die Linken, wie uns von unserer Qualitätspresse weisgemacht wird, nach wie vor die unwählbaren, unverbesserlichen Kommunisten sind.

Mit diesem Weltbild könnte man dann auch abschließend feststellen, dass, während die Drecks-Kommunisten eine Mauer durch Deutschland gebaut haben, Hitler wenigstens Autobahnen durch Deutschland gebaut hat.

Und wie Ihr seht, gibt es genügend gute Gründe, um  sich hin und wieder mal aufzuregen! So, gute Nacht!

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Über Wahrheit und Gehacktes

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Über Wahrheit und Gehacktes
Mit der Wahrheit ist es ein bisschen wie mit Gehacktem. Meist kriegt man nur halb und halb. Der Wahrheitsgehalt (ähnlich wie der Rindfleischgehalt) sagt zwar etwas über die Qualität der Information (bzw. des Hackfleisches) aus, aber nicht darüber, ob die Information oder das Gehackte gekauft werden.
Bei Informationen geht es nämlich darum, die Aussage so oft wie möglich zu wiederholen. In jeder Nachrichtensendung die gleichen Phrasen. In Endlosschleife. Getreu dem Motto: „Wer sich immer wiederholt, hat Recht!“ (Max Uthoff) Und tatsächlich glauben wir in Deutschland inzwischen, dass die Sparpolitik Südeuropas alternativlos und sogar erfolgreich sei und wir doch froh sein können, dass es uns in Deutschland noch immer noch sooo gut gehe. Auch wenn gegen beide Aussagen genügend Argumente sprechen und dies widerlegen. Das funktioniert wie bei Gebetsmühlen. Irgendwann glauben wir alles!
Einmal im Jahr wird von der Bundesregierung der „Armutsbericht“ veröffentlicht. Und schon darin liegt das nächste Gehackte. Denn dieser Bericht heißt eigentlich „Armuts- und Reichtumsbericht“. Komisch, gar nicht gewusst…? Aber wie auch, es wird ja nicht viel über den Reichtum in Deutschland berichtet. Vielleicht würde das zu sehr den sozialen Frieden gefährden, wenn mal Zahlen auf den Tisch gelangen würden, wie reich die reichsten Deutschen tatsächlich sind. Aber es ist auch schwierig, darüber etwas genaues zu sagen, denn es gibt kaum Zahlen dazu, da die reichsten 28000 deutschen Haushalte in den statistischen Erhebungen gar nicht berücksichtigt werden. So ein Zufall…! Sonst würden die Armen vielleicht nicht länger gegen noch Ärmere, wie Flüchtlinge, wettern (das Prinzip habe ich ohnehin noch nie verstanden!), sondern mal schnallen, dass es sinnvoller ist, bei den Reichsten Solidarität einzufordern und sich dort zu bedienen.
Heute möchte ich mich zwei typischen Indikatoren für die fortschreitende Umverteilung von unten nach oben widmen.
Erstens der Lohnquote, also dem Anteil der Lohnarbeit am Bruttoinlandsprodukt. Anfang der 80er Jahre fielen noch 75 Prozent des gesamten BIP per Lohnausschüttung an die Arbeitnehmer. Heute sind es nur noch 65%. Die übrigen 35% werden als Kapitalerträge an all die ausgeschüttet, die genügend Vermögen haben, um es für sie arbeiten zu lassen (wie man so schön und falsch sagt). Und in diese (sinkende) Lohnquote gehen sogar noch die wahnwitzigen Managergehälter und unverfrorenen Boni der Finanzindustrie mit ein.
Natürlich können auch Menschen mit einem Einkommen gleichzeitig Anteil am Vermögenszuwachs haben und davon profitieren – zumindest theoretisch. Aber dies ist die Ausnahme. Denn es besitzen das vermögendste 1% der US-Amerikaner 50% der Aktien (und damit auch deren Gewinne) und die ärmsten 50% satte 0,5% aller Aktien.

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(https://de.wikipedia.org/wiki/Lohnquote)
Zweitens, als wäre das nicht schon schlimm und ungerecht genug, werden Kapitalerträge in Deutschland pauschal mit nur 25% besteuert. Wer also seine Millionen mit Aktien macht zahlt dafür weniger Prozent Steuern als quasi jeder andere, steuerpflichtige Arbeitnehmer. Gewinne aus Kapitalerträgen können übrigens nur entstehen, wenn sie jemand anderes vorher erwirtschaftet hat – durch Arbeit zum Beispiel! Und wie kann es sein, dass diese tatsächliche Arbeit (quasi zum Dank) höher besteuert wird, als wenn jemand Geld darauf setzt, dass jemand anderes für ihn arbeitet und Gewinne erwirtschaftet?! Begreife ich nicht!
Fragt doch mal euren Bundestags- oder Landtagsabgeordneten, wie so etwas in einer Solidargemeinschaft möglich sein kann und womit man so eine Ungerechtigkeit erklären kann. Und warum er/sie nichts dagegen tut? Dazu würde ich gerne mal etwas hören!
Und, liebe Presse, warum wird nicht jeden Tag über diese grundlegenden (a)sozialen Ungerechtigkeiten berichtet, die unsere Gesellschaft soweit zerreißen, dass inzwischen zehn bis zwölf Prozent der Wähler so eine Scheißpartei wie die AFD wählen würden. Schießt doch endlich auf die, die auf unsere Solidargesellschaft scheißen, und nicht auf die, die sie nötig haben.
Widerstand ist alternativlos!

Wir brauchen mehr Berichterstattung über die soziale Ungerechtigkeit in Deutschland!

Siehe Monitor:

http://www1.wdr.de/daserste/monitor/sendungen/sozialer-sprengstoff-100.html