herr boe
Neujahrsansprache von Tommi Boe
Neujahrsansprache von Tommi Boe:
Was könnte 2019 besser werden?
Liebe Politik! (Ich lass die Anrede mal sehr allgemein.)
Wie wäre es denn, 2019 mal etwas von anderen, zum Beispiel Nachbarländern, zu lernen? Ich weiß, dahingehend tut sich der deutsche Politiker mitunter sehr schwer, und ich befürchte jetzt schon, dass das gerne eingeforderte Prinzip des lebenslangen Lernens leider nicht auf die deutschen Politiker übertragbar ist. Aber dennoch und sei es nur als Gedankenexperiment: Wie wäre es denn, mal etwas von anderen zu lernen …?
In Oslo gibt es bereits seit 1990 eine City-Maut. Das heißt, jeder, der mit dem Auto nach Oslo reinfährt, muss dafür zahlen. Sogar die Norweger in ihrem eigenen Land, auch wenn Andi Scheuer bereits bei dieser Vorstellung der Helm platzt. Und es geht noch weiter. So werden die Preise für Dieselfahrzeuge erhöht und steigen im nächsten Jahr auf 5 Euro pro Fahrt, während E-Fahrzeuge kostenlos nach Oslo einfahren können. (Aufladen kostet in Norwegen übrigens auch nichts, aber das ist eine andere Geschichte. Ganz ruhig, Andi!) Die Fahrten werden von einem Verkehrssystem erfasst und praktisch vom Konto abgebucht.
In Deutschland würde man vermutlich sagen, das ist technisch gar nicht möglich. Warum eigentlich nicht? Weil wir sonst so stolzen und bevormundenden Deutschen im Vergleich zu Norwegen in einem Entwicklungsland leben…?
Und es geht auch anders. In Dunkerque/ Dünkirchen (mit Vorstädten ca. 250000 Einwohner) können seit September 2018 alle Busse kostenlos genutzt werden und schon jetzt ist die Nutzung um 60% gestiegen. In Wien gibt es eine Jahreskarte für den ÖPNV für 365 Euro, die übrigens auch als Jobticket vom Arbeitgeber steuerlich geltend gemacht werden kann. In Kopenhagen fahren 45% der Bevölkerung mit dem Rad zum Arbeits- oder Ausbildungsplatz, weil die Stadt den Fahrradverkehr seit Jahrzehnten systematisch gefördert und priorisiert hat. (Spätestens jetzt ist Andi Scheuer komplett explodiert!) Sogar in Paris ist bei Smog die Metro kostenlos!
Natürlich ist diese Liste nicht vollständig. Aber sie zeigt, dass wir etwas lernen können, wenn wir denn wollen. Die Argumente dagegen werden ein bisschen dünn. Aber wir wissen auch: zwischen Können und Wollen fließt der Mississippi!
Hurra! Ich bin Veteran!
Hurra! Ich bin Veteran!
Es passieren ja so viele Albernheiten in der Politik, dass diese hier schon fast wieder vergessen wurde. Aber nicht von mir!! Denn dies geht mich ganz persönlich, beziehungsweise ganz dienstlich an. Vor ein paar Wochen hat unsere Verteidigungsministerin Uschi von der Leyen feierlich verkündet, dass ab sofort alle Ex-Soldaten als Veteranen gelten sollen! Während der umgangssprachliche Gebrauch darunter noch einen altgedienten und lebensälteren Soldaten oder gar Weltkriegsteilnehmer verstand, bin jetzt sogar ich, Uschi sei Dank, ein Veteran!
Und wäre ich nicht in der letzten Woche über dieses wunderschöne Foto aus meiner militärischen Vergangenheit gestolpert (worden), hätte ich mich wohl auch gar nicht mehr zu den 10 Millionen Frisch-Veteranen geäußert.
Aber nachdem Uschi erzählt hat, dass auch all denen, die gedient haben, „ein Leben lang Respekt und Anerkennung gebührt“, möchte ich das Angebot zur Veteranen-Ernennung höflich ablehnen: Da nicht für! Sagt man bei uns im Norden. Für meine wertvollen Dienste als mittelmäßiger Klarinettist beim Heeresmusikkorps (HMK 3) in Lüneburg verlange ich jedenfalls keine güldene Anstecknadel. Denn so hat diese, vermutlich, als Auszeichnung gemeinte Bezeichnung schon direkt Ramschniveau erreicht und hat in etwa den Wert eines Sportabzeichens! Und so war das wahrscheinlich nicht gemeint oder…?
Ach so, falls ich doch so eine Medaille bekomme, sollen sie bitte hinten drauf gravieren: „Mit Spaß dabei – im HMK 3!“

Sehr witzig, Friedrich Merz!
Sehr witzig, Friedrich Merz!
Dritter Teil der Merz-Trilogie
Kaum ist Friedrich Merz zurück, wird er schon zum Märchen-Onkel. In einem BILD-Interview antwortete Merz auf die Frage, ob er sich zur Oberschicht zähle: „Also, ich würde mich zu der gehobenen Mittelschicht zählen.“ Schön drumherum gewurschtelt oder an der Wahrheit vorbei, könnte man sagen. Auf eine Frage zu seinem möglichen Millionenvermögen, legte Merz folgende Antwort nach: „Ich liege jedenfalls nicht darunter.“ Sehr witzig, Friedrich Merz. Habe die Aussage hinter der Aussage verstanden. Sie sind einer von uns aus der Mittelschicht, keiner von denen da oben. Ist klar!
Eine kleine Zwischenfrage von Herrn Boe aus unserem Ressort für Wählerverarsche: Für wie glaubwürdig, auf einer Skala von Hartz IV bis mehrfacher Millionär, würden Sie Ihre Aussagen zum Thema Mittelschicht halten, Herr Merz?
Oder vielleicht wussten Sie es ja auch nicht besser. Oberschicht klingt ja so abgehoben. Apropos abgehoben: Zählt Ihr Privatjet eigentlich schon als Merkmal für Oberschicht? Nein, nicht doch! Ist ja nur ein ganz kleiner…
Das Institut der deutschen Wirtschaft definiert Oberschicht im übrigen ab dem dreifachen Jahresbrutto-Einkommen des Median-Einkommens. Und das lag 2014 in Deutschland bei 33623 €. Die Oberschicht beginnt also bei ca. 100000 € im Jahr. Und mal unter uns, die interessantere Frage wäre nicht, ob Sie 100000 im Jahr verdienen, sondern wie viel mal 100000.
Und auf die Frage, ob ich lieber einen Kanzler hätte, der ehrlich zugibt, dass er Multimillionär ist, oder einen, der wischiwaschi rumeiert und so tut, als wäre einer von uns, antworte ich einfach: Nein! Geh doch zurück ins Sauerland oder vermehre Geld für Milliardäre oder schlaf unter der Atlantikbrücke. Aber bitte bitte nicht Kanzlerin werden.
Das kleine Parkraumwunder
Das kleine Parkraumwunder
Als im letzten Sommer im Stuttgarter Westen auf einer Handvoll Parkplätze einige sogenannte „Parklets“ errichtet worden waren, spaltete dies die Stuttgarter Anwohner in empörte Verachter dieser Parkplatzverschwendung und begeisterte Anhänger der Idee der Rückgewinnung des öffentlichen Raums. (Herr Boe berichtete: https://tommiboe.com/2016/08/12/parklets-ja-leck-mich-am-a/)
Aber es handelte sich nur um ein temporäres Projekt und Parklets und Emotionen verschwanden. Es durfte wieder geparkt werden. Puh! Der Frieden im Westen war gesichert.
Als ich vor ein paar Tagen durch den Westen schlenderte, entdeckte ich das „kleine Parkraumwunder“ (siehe Bild), einen überdimensionierten hölzernen Handwagen, der am Straßenrand parkte. Oder soll und muss ich sagen: es stand da einfach rum? Denn parken können nur Fahrzeuge, die motorisiert sind. Und so braucht man für diesen Handwagen auch keinen Parkschein.
Und im Gegenteil zu sonstigen, am Straßenrand abgestellten Privat-Pkw, die für durchschnittlich 23 Stunden pro Tag den öffentlichen Straßenraum blockieren, lädt dieser Wagen Passanten zum Verweilen ein. Laut aufgeklebtem Beipackzettel bietet das kleine Parkraumwunder Platz für bis zu zehn Personen, macht dabei keinen Lärm und erzeugt keinerlei Emissionen.
Andererseits vernichtet er einen (in Zahlen:1!) ganzen Parkplatz! Bin gespannt, wann das Ding brennt!