Funny van Dannen

Ein Arschloch im Rollstuhl

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Ein Arschloch im Rollstuhl

Natürlich hat Funny van Dannen Recht, wenn er singt, dass auch lesbische, schwarze Behinderte ziemlich ätzend sein können (Hörprobe unter: https://www.youtube.com/watch?v=q-fHQ6Xdqy0 ). Mein Lieblings-Arschloch im Rollstuhl ist einer der beliebtesten Politiker Deutschlands. Warum auch immer er das ist! Behindi-Bonus vielleicht…? An seiner Politik oder an seinem Charme kann es jedenfalls nicht liegen.

Was mich an Schäuble so aufregt, ist seine sture, arrogante und besserwisserische Verlogenheit. Mit seiner Doppelmoral könnte er gut US-Amerikaner sein. Der Typ ist genauso unbelehrbar wie querschnittsgelähmt. Während er führend mitverantwortlich für eine unnachgiebige (und erfolglose) Spar- und Armutspolitik in Südeuropa ist, wobei er mit Steuergeldern die Privatvermögen von deutschen und französischen Banken gerettet hat, erlaubt er mit seiner aktuellen Blockade-Politik, dass europäische Großbanken ihre Milliardengewinne in Steueroasen (auch innerhalb Europas) verschieben können.

Gemäß einer Oxfam-Studie verschieben die 20 größten europäischen Banken bis zu 25 Milliarden Euro Gewinne jährlich in Niedrigsteuerländer. So erwirtschaften Europas Top-Banken 628 Millionen Euro Gewinn in Ländern, in denen überhaupt niemand für sie arbeitet.

Dabei handelt es sich allerdings nicht nur um Übersee-Steueroasen. Auch mitten in Europa betreiben die Banken noch immer ungerührt und ungestört ihre Steuervermeidungsstrategie. Die Deutsche Bank versteuert jährlich rund eine Milliarde (ein Tausend Millionen!) Euro Gewinn in Luxemburg, während sie in Deutschland Verluste  (!) schreibt.

Na, und wer blockiert wohl ein effektiveres Vorgehen gegen diese Steuervermeidungspraktiken und sorgt dafür, dass genau jene Banken, die gerade noch mit Steuergeldern gerettet werden mussten, jetzt ihre Gewinne vor der Steuer verstecken können? Richtig, das Arschloch im Rollstuhl!

Der Wirtschaft Milliardenschwere Steuertricks ermöglichen und gleichzeitig die Armen in Südeuropa knechten. Und das Ganze hinter der Fassade des behinderten Christen im Rollstuhl. Bah! Widerlich!

Zum Bericht von Frontal21: https://www.zdf.de/politik/frontal-21/milliardengewinne-der-banken-in-steueroasen-100.html

Kleiner Grenzverkehr, Teil 4

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Kleiner Grenzverkehr, Teil 4

In Punta del Diablo traf ich drei Norddeutsche, die gerade aus Brasilien nach Uruguay eingereist waren. Sie wollten ein paar Tage in Uruguay verbringen, bevor es dann weiter nach Buenos Aires gehen sollte. Sie führten, während ich am gleichen Tisch saß, eine interessante Diskussion. Interessant deshalb, weil ich ähnliche Gespräche auch immer mit meinem inneren Team führe. Ihr kennt vielleicht diese Drecksäcke Einerseits und Andererseits, die einfach nicht die Fresse halten können.
Die Jungs waren über Chui/ Chuy eingereist. Der Ort hat zwei Schreibweisen, eine portugiesische und eine spanische, weil er genau auf der Grenze liegt. Und ihnen ist so etwas Ähnliches wie mir zwischen Paraguay und Argentinien passiert (siehe https://tommiboe.wordpress.com/2014/01/14/kleiner-grenzverkehr-teil-3/). Der grenzübergreifende Bus hielt zwar auf der brasilianischen Seite zum Pässestempeln aber nicht auf der uruguayischen, sondern fuhr einfach direkt weiter zum Busterminal. Ohne weiter zu überlegen, fuhren die drei nach Punta del Diablo, was ungefähr eine Stunde von der Grenze entfernt liegt.

Ich hatte ihnen gerade von meinem letzten Grenzverkehr berichtet und noch eine Episode erzählt, dass die Argentinier recht humorlos sein können, wenn ihnen ein Stempel fehlt, und sich im Gegenzug ihre Humorlosigkeit ordentlich bezahlen lassen.
Angefeuert durch meine Berichte entfachte sich eine lebhafte Diskussion darüber, was sie nun tun sollten. Während einer der drei meinte, am besten sei es wohl, gleich am nächsten Tag zurück nach Chui/ Chuy zu fahren und sich die uruguayischen Einreisestempel abzuholen, war ein anderer dafür, einfach ganz entspannt abzuwarten, was eine Woche später bei der Ausreise passieren würde. Getreu dem Motto: „No risk, no fun!“ oder „Was willste denn mal deinen Enkeln erzählen…?!“ Der dritte von ihnen schwankte noch in seiner Meinung, sodass die möglichen Ausreiseszenarien ein paar Mal durchgespielt wurden. Ich spielte ein bisschen mit, brachte zusätzliche Argumente ein und fand den Gedanken total spannend, wie das wohl ausgehen würde.
Schließlich, nachdem ein Hostelmitarbeiter meinte, es würde höchstens 800 Peso Strafe kosten (knapp 30€), einigten sie sich auf die Risikovariante, also: einfach Weiterreisen! (Wobei ich persönlich die Aussage des belgischen Surfers/ Hostelmitarbeiters nicht sonderlich überzeugend oder kompetent fand. Aber manchmal reicht ja eine moralisch-symbolische Unterstützung völlig aus, um eine Entscheidung zu treffen.)
Ich rang den dreien noch das Versprechen ab, mir mitzuteilen, wie und mit welchen Komplikationen der anstehende Grenzverkehr ablaufen würde. Das würde hoffentlich eine nette Episode für meine Rubrik „kleiner Grenzverkehr“ geben. Also „hoffentlich“ natürlich aus meiner und nicht aus ihrer Sicht! Denn eventuelle Grenzschwierigkeiten würden eine Geschichte selbstverständlich entschieden interessanter machen.
Gut eine Woche später erhielt ich die Nachricht, dass alles ohne Probleme und ohne Kosten abgelaufen sei. Laaaangweilig! Diese Urus sind einfach zu nett. Denen waren es also völlig egal, dass die Jungs ohne Einreisestempel durch ihr Land tourten. So eine lockere Einstellung macht die Urus natürlich sehr sympatisch. Man stelle sich so etwas in einem anderen südamerikanischen Land oder spaßeshalber mal in den USA vor…! Aber auch deutsche Behörden sind, wenn man nicht gerade EU-Bürger ist, in solchen Angelegenheiten ziemlich humorbereinigt.
Aber in Uruguay scheint das alles, ganz harmlos zu sein. Denn hier ticken die Uhren ohnehin eine Nuance entspannter. Allein ihr Präsident, José Mujica, ist eine spezielle Nummer. „Pepe“ Mujica ist ein „Staatsdiener“, der die Bedeutung dieses Titels tatsächlich verstanden hat und diesen Namen im Gegensatz zu der seelenlosen Politikerkaste auch wirklich verdient. So verzichtet er auf 90 % seines Gehalts, fährt noch seinen uralten VW-Käfer, hat Bolivien und Paraguay einen eigenen Überseehafen auf uruguayischem Boden angeboten, um deren Entwicklungschancen zu verbessern (siehe https://tommiboe.wordpress.com/2014/01/13/fundstucke-aus-fernwest-hafengeschenke/), und hat in einem besonders kalten Winter Obdachlose auf seine Finca eingeladen. Zudem liegt das Land gerade mit der UN im Clinch, weil es Marihuana legalisiert. Lässt sich aber von der globalisierten Doppelmoral nicht einschüchtern, sondern zieht die Sache konsequent durch, weil es ihm vernünftig erscheint! Scheiß auf die Meinung der USA und ihrer Freunde oder Ex-Freunde…
Bravo! Uruguay hat also entschieden mehr zu bieten als „drei U auf engstem Raum“ (Funny van Dannen)!