Pisco-Sandboarding
Pisco-Sandboarding
Zwei gute Ideen müssen nicht zwangsläufig eine gute Idee sein! Diese philosophische Erkenntnis kam mir leider zu spät (hoch), wie das halt oft mit philosophischen Erkenntnissen ist.
Ich befinde mich gerade in Huacachina bei Ica, einer kleinen feinen Oase etwa 300 Kilometer südlich von Lima. Bekannt ist die Region um Ica für ihren Weinanbau und besonders für die Produktion von Pisco, DEM peruanischen Traubenschnaps, sowie den riesigen Sanddünen. Überall werden in der Oase Sandboards verliehen, um darauf die Dünen runter zu boarden oder mit ihnen, was natürlich einfacher ist, „Schlitten“ zu fahren.
Für den heutigen Tag hab ich eine Pisco-Tour gebucht. Da diese aber erst mittags los geht, hab ich mir am Morgen mal für ein Stündchen ein Sandboard ausgeliehen und an einer kleinen, nicht zu steilen Düne das Boarden geübt. Da stehe ich also am Hang, schlüpfe in die Schlaufen, stehe auf und stehe. Das heißt, ich bleibe stehen. Trotz ordentlichem Gefälle komme ich kaum voran. Man könnte es auch so formulieren: Der Sand macht das ganze schöne Gefälle kaputt! Das gilt allerdings nur bergab!
Mittels eines mitgelieferten Kerzenstummels wachse ich mein Brett und komme so tatsächlich ins Rutschen. Fühlt sich noch immer verdammt nach ausgelebter Zeitlupe an. Aber immerhin bleibe ich auf dem Brett stehen, was ich schon mal als Erfolg verbuche. Schließlich bin ich kein Snowboarder! Spektakulär ist etwas anderes, aber anstrengend ist es trotzdem, was in erster Linie am Hochlaufen liegt. Denn bergauf funktioniert das Gefälle ziemlich gut!
Anschließend geht es in den Pool und danach auf die Pisco-Tour. Natürlich mit Verköstigung: Weinchen hier, Pisco da. Da ich die Zeit am Pool vertrödelt habe, hatte ich keine Zeit fürs Mittagessen. Mit anderen Worten: Der Alkohol trifft mich schlecht vorbereitet.
Zurück in Huacachina gibt’s ein sehr spätes Mittagessen und irgendjemand von meinem inneren Team bestellt, wohl aus blöder Gewohnheit, ein Bier dazu. Blöd, weil, als ich zurück in meinem Hostal bin, mein Blick auf die große, 200 Meter hohe Düne fällt, auf der man einen tollen Sonnenuntergang erleben kann, um anschließend in die Oase zurück zu rodeln. Das konnte ich nämlich gestern Abend beobachten. Kurzentschlossen breche ich auf, leihe mir ein Board und stapfe die Düne hoch. 200 Höhenmeter im fluffigen Sand! Zudem muss ich mich ein wenig beeilen, da der Sonnenuntergang schon um 5:30 Uhr ist.
Wer sich als Skifahrer/Snowboarder darüber aufregt, dass man die längste Zeit des Tages vorm Lifthäuschen und im Lift verbringt, sollte mal diese Sanddüne hochlaufen. Das hier ist ein richtig schlechtes Verhältnis. Man kennt das ja. Jeder Schritt nach oben ist ein halber Schritt nach unten. Ich trete mir quasi mit jedem Schritt auf die Füße. Zudem ist diese Düne so steil, dass man sie gar nicht senkrecht hochlaufen kann. Ich hab’s probiert.
Eine halbe Stunde Zickzack später sitze ich auf dem Gipfel der Düne und bin völlig im Arsch und mir ist speiübel! Mein höchst sensibler Kaskadenmagen ist mal wieder beleidigt. Ich kann nicht im geringsten die Aussicht genießen, pumpe wie ein Maikäfer und kotze kurz darauf in den Sand. Die Vorbereitung auf diesen Aufstieg ist wohl nicht optimal verlaufen.
Immerhin geht’s mir nach der Entleerung merklich besser und schon ein paar Minuten später fällt mir der schöne Sonnenuntergang auf. Dann lege ich mich bäuchlings auf den Schlitten und sause die Düne in einer knappen halben Minute runter! Yea-haaaa!!!
Die Fresse voll Sand (und sonst auch alles)! Geile Sache! Aber wie gesagt: ein ganz mieses Spaß-Leistungs-Verhältnis!


