Spaß mit Buspassagieren

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Spaß mit Buspassagieren

Interessant zu beobachten, sind nicht nur die Unterschiede zwischen der Qualität, Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit der Busse in den verschiedenen Ländern, sondern auch die unterschiedlichen Verhaltensweisen der Passagiere.
Cusco/Perú, Abfahrt 22:15, Nachtbus nach Lima. Ich wollte nur bis Chala mitfahren, einem Örtchen an der Pazifikküste auf halbem Weg nach Lima. Um mein Gepäck aufzugeben, musste ich mich an einem kleinen Raum neben der Abfahrtsrampe des Busses anstellen. Drinnen in einer Ecke saß eine Frau, deren scheinbar einzige Aufgabe es war, immer wenn jemand fragte, wann es denn endlich los ginge, zu sagen „Más tarde!“ oder „Ahorita!“, also später! So wuchsen die Schlange und die Gepäckberge gehörig an, während die Abfahrtszeit näher rückte, der Bus schon lange zum Beladen und Besteigen bereit stand und auch schon die meisten Passagiere im Bus saßen.
Als der fette Gepäckticket-Beauftragte endlich erschien, war es kurz vorm Abfahrtstermin und einige Schlangestehende meckerten schon ein ganze Weile vor sich hin. Nun konnte es losgehen, aber die Prozedur dauerte. Der fette Typ (ich könnte auch dick zu ihm sagen, aber da er noch unfreundlich dazu war, klingt fett einfach besser) rief immer noch Nummer und Zielort des Gepäckstücks der Frau in der Ecke zu, kritzelte auf Zettelchen und tackerte diese dann skrupellos auf und in die Gepäckstücke. Dann wuchtete sie sein Gepäckjunge auf einen Handkarren, schob diesen, wenn er vollgestapelt war, mühevoll zur Ladeluke des Busses und verfrachtete alles, ebenfalls alleine, in den Bus.
Inzwischen war es 22:30 Uhr und alle Passagiere saßen längst auf ihren Plätzen. Ungeduldige „Vamos!“-Rufe erschallten durch den Bus. Von meinem Panoramafenster (1. Reihe, 2.Etage) konnte ich sehr gut beobachten, dass es noch eine ganze Weile dauern würde, da noch immer etliche Gepäckstücke, so auch mein Rucksack, vor der Gepäckabfertigung auf dem Boden lagen. Der fette Typ, der maßgeblich für die Verspätung des Busses verantwortlich war, half seinem Gepäckjunge natürlich nicht, obwohl er mindestens doppelt so kräftig war. Nein, im Gegenteil, er hielt ihn auch noch von seiner Arbeit ab. Lautstark und gestenreich machte er ihn rund. Der Junge stand gebückt und mit eingezogenem Schwanz vor ihm. Der Fettsack ließ sich dabei alle Zeit, während der Unmut über die Verspätung im Bus anschwoll. Die Schlichtungsbeauftragte des Busses versuchte, weitestgehend erfolglos die Gemüter der Passagiere zu beruhigen.

Nachdem der Fettsack den Jungen ausgiebig fertig gemacht hatte, wandte er sich lächelnd und kumpelhaft schwätzend an den Busfahrer. Arschloch!
Interessant fand ich das Verhalten der peruanischen Passagiere, die sich sehr artverwandt deutsch verhielten, rummoserten und meckerten, während der Durchschnittsvenezolaner hingegen eine solche Situation klaglos schweigend und untertänig ertragen hätte, wahrscheinlich schon froh gewesen wäre, wenn der Bus überhaupt heute noch abfuhr. Auch der Otto-Normal-Bolivianer, von Haus aus eher introvertiert, wäre ruhig geblieben, hätte sich in sein Dutzend von Decken eingewickelt und wäre mit seinem Kind auf dem Schoß schon mal eingeschlafen.
Was die venezolanischen, bolivianischen und peruanischen Passagiere indes wieder eint, dass sie auf Busfahrten gerne ihren Müll klassisch aus dem Fenster entsorgen.

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