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Philosophisches über Brot
Philosophisches über Brot
Der Gedanke, frisches Brot nach dem Kaufen direkt einzufrieren, kommt mir auch nach dem dreimonatigen Praxistest bei meinen Eltern noch immer etwas absurd vor. Denn frisches Brot isst man!
Meine Eltern essen zwar auch frisches Brot, aber der Rest wird in Abendbrotrationen abgezählt, in Gefrierbeutel verpackt und eingefroren und dann jeden Abend frisch aufgetaut. Irgendwie putzig, da die gleichen Eltern in den Sommerferien meiner Kindheit, ein ganzes Dutzend Brote, gänzlich ungefroren, in Alufolie einwickelten, sodass wir während unser Nordlandfahrten ausreichend deutsches Brot zu beißen hatten.
Außerdem sollte ich (der Einkäufer in Corona-Zeiten) stets geschnittenes Brot kaufen. So etwas hatte ich auch noch nie getan. Denn geschnittenes Brot trocknet schneller aus, ist aber natürlich praktischer zum Einfrieren. Kürzlich erzählte ich meinem Freund X. (Anm.d.Red.: Anfangsbuchstabe geändert!) aus A. an der R. von meinem Broteinkauf: Ich hatte zwei Brote bestellt und die Verkäuferin fragte mich: „Geschnitten oder am Stück?“ – Ich: „Geschnitten!“ – Sie: „Und wie hätten Sie es gerne?“ – Ich: „Ähh? Wie…?“ Und denke: längs oder quer? Oder mit Motorsäge oder was…? – Und Sie: „Wie dick? Normal oder…?“ – Ich, schnell: „Normal, bitte!“ – Natürlich normal, denke ich mir, oder sehe ich aus wie ein Freak, der sein Brot extra dick schneiden lässt?
X. meinte daraufhin: „7,5 sind vollkommen ausreichend!“ – Ich so: „Häh…?!“ – X.: „Naja, normal sind 8,5 Millimeter. 7,5 sind aber vollkommen ausreichend.“ – Ich: „Das ist nicht dein Ernst, dass du weißt, wie dick eine normale Scheibe ist?“ – X.: „Doch, natürlich!“ – Ich: „Was meinst du mit natürlich…?! Das ist nicht natürlich, dass man sowas weiß!“ X. weiß aber noch mehr: „Bei gleicher Stärke des Belags hätte dieser Unterschied von 1mm direkten Effekt auf den Carb.“ – Hatte ich schon erwähnt, dass X. diskreter Mathematiker ist? Außerdem beschäftigt sich X. mit Ernährung. Ich nicke. Denn auch ich war in Mengenlehre gut: „Dünne Scheibe = low carb! Und kein Brot = no carb!“ – X. meint: „Ja, aber das Gleichheitszeichen ist Quatsch! Aber die Skalierungseffekte sind richtig. Schon bei 1000 Broten spart man 120 Brote, die man weder essen noch zahlen muss.“ Ich rechne zusammen: „Krass! Und wenn ich jetzt noch die Mehrwertsteuerersparnis einbeziehe, kann ich mir am Jahresende doch so einen fetten Hybrid kaufen.“ – X. rollt mit den Augen. Von der höheren Mathematik solle ich doch lieber die Finger lassen. Ich: „Aber dir ist schon klar, dass deinetwegen zwölf Prozent aller Bäcker*innen arbeitslos werden!“ – X. rollt noch mehr mit den Augen. Aber ich leg nach: „Skalierungseffekte, Alter!„
Aber da wir schon beim Brot waren und X. sich so übelst auskennt, frage ich: „Was hältste denn eigentlich von Proteinbrot?“ – X: „Das ist total interessant…!“ – Leider falle ich in dem Moment in ein Sekundenkoma, da bei Satzanfängen wie „Das ist total interessant…!“ mein Gehirn derart getriggert wird, dass die Sauerstoffversorgung direkt aussetzt. Jedenfalls lese ich nach dem Aufwachen auf einem Zettel, der an meiner Stirn klebt: „Du bist ein Arsch! Proteine sättigen mehr. Deshalb kann Proteinbrot auch beim Abnehmen helfen! Und Heuschrecken machen das übrigens auch so!“ – Ich sage: „Und ich dachte, die Sättigung ist ein mechanisches Phänomen. Der Magen signalisiert: Hej, ich bin voll, und dann sagt das Gehirn: Okay, dann sind wir jetzt satt!“ – Aber X. ist nicht mehr im Raum.
Ich rufe X. an und entschuldige mich: „Ich hab ne Idee für eine Studie! Wir gehen Enten füttern und füttern eine Hälfte der Enten mit Proteinbrot und die Kontrollgruppe mit normalem Brot und dann schauen wir, ob die Proteinbrotenten schneller satt werden als die Normalbrotenten. Was hältst du davon?“ – X. antwortet nicht. Er hat einfach aufgelegt. Frech! denke ich, schau auf die Uhr und erkenne, dass es zwei Uhr nachts ist. Ups! Ob ich noch mal anrufen soll, um mich für die späte Störung zu entschuldigen…?

Mehr über Brot: https://tommiboe.com/2019/01/16/brot-statt-brexit/
Held des Frühstücks
Held des Frühstücks
(Endliche wieder eine Fotolovestory!)
Prolog, Kurzversion, in Klammern angemessene Reaktionen, als Vorschlag: Herr Boe ist im Sabbatical (geil!) und will reisen (geil, äh, Stopp, Corona, fuck: ungeil!) und hat seine Wohnung zwischenvermietet (clever, äh, Stopp, Corona: Scheißdreck!) und sitzt daher bei seinen Eltern in der Lüneburger Heide (oh, wie idyllisch!) –

in seinem Kinderzimmer (HAHAHAHA!!1!). – Geht’s noch blöder? Ja! Das Womo mit dem er endlich loswill, fährt nicht (Taschentuch anbieten!) – Ende Prolog!

Barum, frühmorgens, 9:00, Herr Boe entspannt mit Kaffee und Zeitung im Garten (sooo schlimm ist es Zuhause gar nicht!). Vaddern betritt die Szenerie, winkt mit betretener Miene von der Terrasse den Sohn herbei. Herr Boe läuft, federnden Schrittes (ist klar!), den Hügel zum Herrenhaus hinauf.

Eine böse Vorahnung treibt seinen Instinkt an. Doch es kommt schlimmer als vermutet: Der Joghurt ist aus! Feige Joghurtdiebe, unfähiges Personal (wozu hält man sich eigentlich immer noch – oder schon wieder – einen Sohn im Haus?), das die Joghurtnotfallreserve unzulänglich kontrolliert. Mit einem Kompositum ausgedrückt: Frühstückskatastrophe!
Im Hause Boe gelten zwei eiserne Regeln: „Wer nicht mag, ist der Beste“ und „Schon ein Joghurt kann ein ganzes Frühstück retten“ und „Frokost er dagens viktigste måltid“.
So kann und darf der Morgen nicht beginnen. Zum Glück ist Herr Boe Katastrophenschutz erfahren, zwängt sich in sein Superfrühstücksheldenkostüm,

schließt das E-Bike mütterlicherseits kurz und saust wie der große Bruder des Windes hinauf zum Obsthof nach Tätendorf-Eppensen. Ja, das gibt’s wirklich!

( Allerdings muss ich fairerweise zugeben: Herr Boe fährt nur nach Tätendorf, Eppensen beginnt erst etwas weiter östlich. Dafür hat ein Freund von Herrn Boe Miss Tätendorf-Eppensen geheiratet. Zusammenhang…? Egal!) und besorgt Joghurt und fangfrische Brötchen, damit der Morgen gelingen kann.

Eine Viertelstunde später überreicht der Sohn und Held des Frühstücks in Personalunion die Einkäufe. Der Vadder rätselt bereits entspannt am Frühstückstisch, hat inzwischen schon etwas gegessen und ist daher nicht mehr so fressleidig, was ihn auch des Dankes entbindet.
Epilog: Das Frühstück ist gerettet. Ein neuer Tag kann beginnen!

Anm. der Red.: Natürlich sind alle Handlungen, Personen und übrigens auch die mitgebrachten Erdbeeren frei erfunden.

Hier geht’s zu einer weiteren Fotolovestory! Ohne Erdbeeren aber mit Strand!
https://tommiboe.com/2015/08/10/fotolovestory-aus-dem-paradies/
Belastungsmoratorium vs Klimaschutzprokrastination
Belastungsmoratorium
Eigentlich gefällt mir die deutsche Sprache sehr, auch weil man so schöne Worte kreieren kann wie Arschnasenwurst, Verschwörungsagnostiker, Klimaschutzprokrastination oder auch im Amtsdeutsch Nutzungsüberlassungserklärung. Letztere durfte ich gerade ausfüllen.
Im Zusammenhang mit den anstehenden Rettungspaketen und Konjunkturprogrammen bin ich jetzt über diesen, mir neuen Begriff gestolpert: Belastungsmoratorium. Hmmm, klingt ganz 1 nice, eigentlich. So und aufgemerkt! Wenn Herr Boe in den ersten zwei Absätzen gleich zweimal das Wort „eigentlich“ verwendet, sollte das als dringende Amokwarnung zu verstehen sein.
Denn das, was die großen Lobbyverbände hier in die Debatte einbringen, ist, wenn man so möchte (und ich möchte!), ein lupenreiner Euphemismus. Moratorium klingt irgendwie viel schicker und eleganter als Aufschub. Und Aufschub klingt so verdammt nach, äh Moment, ich hab’s gleich, ah ja, nach aufschieben. Aber Moratorium, hej ho, da gibt zwar einer an, aber mit Latinum, bravo! Und die Wahl des Begriffes Belastung ist, gelinde gesagt, eine Frechheit, nur um das Wort Unverschämtheit zu vermeiden. Denn Dinge wie Klima- und Umweltschutz, Mindestlöhne oder fällige Steuern pauschal als unfaire oder untragbare Belastungen (ohhh, die armen!) darzustellen, verklärt die Lage böswillig. Hier geht es um Gemeinschaftsaufgaben, von denen sich die größten Konzerne drücken wollen. Schon mal vom Solidaritätsprinzip gehört, Ihr Arschnasen…?!
Jahrzehntelang wurden auf Klima- und Umweltschutz geschissen (sorry!) und jetzt, da diese Themen halbwegs im kollektiven Bewusstsein angekommen sind, werden sie als untragbare Belastungen dargestellt, die dringend hintenangestellt werden müssen. Und theoretisch würde ich mitgehen, dass in besonderen Situationen auch besondere Maßnahmen…! Aber doch nicht, wenn zeitgleich Milliardenschwere Dividenden rausgehauen werden.
Wenn Steuern die Belastungen eines Konzerns sind, dann sind Dividenden wohl sein Vergnügen oder was?! Allerdings nicht vergnügungssteuerpflichtig, weil sonst wieder Belastung, ist klar!
Na, und was wird rauskommen beim nächsten Autogipfel? Wie stehen die Wettquoten? Ich setze ja auf einen schmutzigen Lobbyisten-Hattrick, bestehend aus Belastungsmoratorium, Kurzarbeit und Kaufprämien auch für dicke, umweltfeindliche Autos.
Eigentlich wollte ich noch weiterschreiben, aber ich muss erst mal vorauseilend kotzen gehen!

Agenda Setting Desaster
Agenda Setting Desaster
Derzeit streiten sich die Gelehrt*innen und Verschwörungstheorie-Theoretiker*innen (wie ich), ob man solche Verschwörungsheinis überhaupt mit Argumenten überzeugen kann. Soll man ihnen überhaupt so viel Aufmerksamkeit schenken? Soll man laut und deutlich diesen Ideen und Theorien widersprechen und sie widerlegen, was häufig mit Fakten, Logik und einem kleinen Fetzen Menschenverstand möglich ist…?
Ich halte das für einen großen Fehler, was gerade auf allen Kanälen, in allen Medien passiert! Ich nenne das Phänomen „Agenda-Setting-Desaster“. (mehr zum Thema Agenda Setting)
Denn wenn sich die Leute so einfach überzeugen ließen, würden sie ja gar nicht erst an diese kruden Verschwörungen glauben. Sie wollen keine Fakten hören und außerdem misstrauen sie ja genau denen, die sie vortragen und die doch gerade Teil des Systems sind. Die öffentliche Beschäftigung legt den Fokus auf die Themen, transportiert sie aus den Filterblasen ans Tageslicht und verschafft ihnen eine viel größere Bedeutung, als sie verdienen. Gerade durch die öffentlich-rechtliche Thematisierung und die Versuche, die Verschwörungen zu widerlegen, werden die Anhänger in ihrer Sichtweise und ihrem Denken bestätigt. Denn es war ja klar, dass die da oben alles abstreiten würden. Das ist Teil der Verschwörung!
Das gleiche erfolglose Prinzip des „Agenda-Setting-Desaster“ kennen wir vom Flüchtlingsthema, als Politik und Medien durch tagtägliche, monozentrierte Berichterstattung der AfD einen perfekten Nährboden für ihren Erfolg bereiteten. Das Thema Flüchtlingskrise wurde medial so hochgejazzt, dass vor der letzten Bundestagswahl die Mehrheit aller Wähler*innen angab, das Flüchtlingsthema sei das wichtigste Thema im Wahlkampf gewesen. Kein Wunder, dass davon die AfD profitiert hat, obwohl das Gegenteil beabsichtigt worden war.
Vielleicht haben wir einfach zehn bis 15 Prozent Rechte/ Nazis/ besorgte Bürger/ extrem Unzufriedene in Deutschland. Und vielleicht haben wir auch Zehntausende Verschwörungsheinis und Verschwörungshenrietten in Deutschland. Letztlich sind 5000 Deppen auf dem Cannstatter Wasen auch nur 5000 Deppen. Am gleichen Ort sind zur Wasen-Zeit sonst viel mehr Idioten unterwegs. So what?!
Hier mal eine ganz andere verrückte Idee: Macht doch einfach mal vernünftige Politik für die anderen 85 Prozent der Bevölkerung. Gilt übrigens auch für die Medien! Befasst Euch doch endlich mal mit wichtigeren Themen. Es soll da ja welche geben! Mehrere sogar!

Zum Thema „Agenda Setting“: https://tommiboe.com/2018/06/10/liebe-qualitaetsmedien-was-ist-wichtig/
Hallo VW! Anstand oder Vorstand…?
Hallo VW! Anstand oder Vorstand…?
Manchmal kommt es mir vor, als würde sich in Corona-Zeiten hin und wieder ein Fenster öffnen, durch das wir sonst nicht schauen können oder dürfen. Herbert Diess, Vorstandsvorsitzender von VW, hat gerade so ein Fenster aufgemacht und der Welt erklärt, warum es kein Problem und auch kein Widerspruch sei, satte 3,3 Milliarden Euro an Dividenden auszuschütten und gleichzeitig für 70000 Beschäftigte Kurzarbeitergeld zu beanspruchen. Schließlich habe der Konzern ja bereits in die Arbeitslosenversicherung einbezahlt. Ende des Statements (ab min. 5:54)!
Dass die Rücklagen der Arbeitslosenversicherung bei derzeit ungefähr 10 Millionen Kurzarbeitsanträgen nicht ausreichen werden, sollte jedem mittelmäßig geschulten Milchmädchen/jungen klar sein. Warum also nicht auch einem Vorstandsvorsitzenden von VW…?! Mögliche Antwort: Dies könnte Diess einfach egal sein!
Denn wenn das Versicherungsprinzip, auf das sich Diess ja ausdrücklich bezieht, in einer Krisensituation wie jetzt nicht mehr funktioniert (Schätzungen zufolge fehlen bis zu 15 Milliarden Euro), dann sollte sich auch die Bewertungsgrundlage von VW ändern. Denn das, was VW höchstselbst in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt hat, reicht offensichtlich bei weitem nicht aus, um dieses selbstgefällige Statement von Diess zu rechtfertigen. Und die Frage, wer denn für die Differenz aufkommen soll, stellt sich jedem, der einigermaßen geradeaus denken kann.
Aber Diess sieht hier wohl (natürlich) keine gesellschaftliche oder moralische Verpflichtung von VW. Stattdessen sollen vermutlich wir Steuerzahler:innen wie üblich herhalten und diese Versicherungslücke stopfen, während der VW-Konzern 3,3 Mrd. Euro als Dividenden raushaut (das dreiste Thema Abwrackprämie, ebenfalls aus Steuergeldern finanziert, bleibt hier mal außenvor!). Und Diess fühlt sich auch noch kackfrech im Recht.
Er hätte eigentlich nur noch das Peace-Zeichen von Jo Ackermann machen und ein paar Peanuts a la Hilmar Kopper unter den Journalisten verteilen können, während er das Wirtschaftsprinzip von VW diktiert:
„Natürlich sind wir dazu verpflichtet, Gewinne zu privatisieren und Verluste zu solidarisieren. Sorry, dafür werde ich von den Aktionären von VW bezahlt! It‘s capitalism, stupid!“
Und ich mag denken „Okay! Was macht man nicht alles für acht Millionen im Jahr! Fairer Preis, um seine Seele zu verkaufen!“ Das ist übrigens das 127fache einer/s normalen VW-Mitarbeiter:in – nur mal so! Dafür könnte er sich eigentlich eine vernünftige Portion Moral leisten. Aber mein Denkfehler…! Anstand und Vorstand passen wohl einfach nicht recht zusammen… Denn so etwas ist einfach nicht im Sinn des Konzerns.
Darf man solche Leute eigentlich ungestraft „Arschkrampen“ nennen…? Ich denke schon, dass man das sollte!
Ach, und dies hier noch für die deutsche Politik: Die dänische Regierung würde so einen Drecks-Konzern, der Dividenden auszahlt, im Übrigen nicht unterstützen. Recht so!


