Belastungsmoratorium vs Klimaschutzprokrastination
Belastungsmoratorium
Eigentlich gefällt mir die deutsche Sprache sehr, auch weil man so schöne Worte kreieren kann wie Arschnasenwurst, Verschwörungsagnostiker, Klimaschutzprokrastination oder auch im Amtsdeutsch Nutzungsüberlassungserklärung. Letztere durfte ich gerade ausfüllen.
Im Zusammenhang mit den anstehenden Rettungspaketen und Konjunkturprogrammen bin ich jetzt über diesen, mir neuen Begriff gestolpert: Belastungsmoratorium. Hmmm, klingt ganz 1 nice, eigentlich. So und aufgemerkt! Wenn Herr Boe in den ersten zwei Absätzen gleich zweimal das Wort „eigentlich“ verwendet, sollte das als dringende Amokwarnung zu verstehen sein.
Denn das, was die großen Lobbyverbände hier in die Debatte einbringen, ist, wenn man so möchte (und ich möchte!), ein lupenreiner Euphemismus. Moratorium klingt irgendwie viel schicker und eleganter als Aufschub. Und Aufschub klingt so verdammt nach, äh Moment, ich hab’s gleich, ah ja, nach aufschieben. Aber Moratorium, hej ho, da gibt zwar einer an, aber mit Latinum, bravo! Und die Wahl des Begriffes Belastung ist, gelinde gesagt, eine Frechheit, nur um das Wort Unverschämtheit zu vermeiden. Denn Dinge wie Klima- und Umweltschutz, Mindestlöhne oder fällige Steuern pauschal als unfaire oder untragbare Belastungen (ohhh, die armen!) darzustellen, verklärt die Lage böswillig. Hier geht es um Gemeinschaftsaufgaben, von denen sich die größten Konzerne drücken wollen. Schon mal vom Solidaritätsprinzip gehört, Ihr Arschnasen…?!
Jahrzehntelang wurden auf Klima- und Umweltschutz geschissen (sorry!) und jetzt, da diese Themen halbwegs im kollektiven Bewusstsein angekommen sind, werden sie als untragbare Belastungen dargestellt, die dringend hintenangestellt werden müssen. Und theoretisch würde ich mitgehen, dass in besonderen Situationen auch besondere Maßnahmen…! Aber doch nicht, wenn zeitgleich Milliardenschwere Dividenden rausgehauen werden.
Wenn Steuern die Belastungen eines Konzerns sind, dann sind Dividenden wohl sein Vergnügen oder was?! Allerdings nicht vergnügungssteuerpflichtig, weil sonst wieder Belastung, ist klar!
Na, und was wird rauskommen beim nächsten Autogipfel? Wie stehen die Wettquoten? Ich setze ja auf einen schmutzigen Lobbyisten-Hattrick, bestehend aus Belastungsmoratorium, Kurzarbeit und Kaufprämien auch für dicke, umweltfeindliche Autos.
Eigentlich wollte ich noch weiterschreiben, aber ich muss erst mal vorauseilend kotzen gehen!
