Fundstücke in Fernwest

Fundstück – Auf den Spuren von Hitler und Lady Di

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Roadtrip durch Patagonien - großartige Sache. Alle unbedingt nachmachen!
Roadtrip durch Patagonien – großartige Sache. Alle unbedingt nachmachen!

Fundstücke in Fernwest – Auf den Spuren von Hitler und Lady Di

Auf meiner Wanderung in den Bergen um El Bolsón habe ich zwei Männer aus Buenos Aires getroffen. Wir waren auf dem Weg zum selben Refugio (Berghütte). Dort hat sich ein sehr nettes Gespräch bei selbst gebrautem Bier entwickelt. Am nächsten Tag, als wir gemeinsam ins Tal wanderten, ergab sich eine Einladung, ob ich nicht mich ihnen Richtung Osten nach Perto Madryn zur Península Valdés fahren möchte. Das ist die Halbinsel, die berühmt für die Orcas (Killerwale) ist, die dort bei der Seelöwenjagd auf den Strand surfen (kein Scheiß!).
Der Roadtrip führt uns 600 Kilometer (quasi geradeaus) durch das einsame, rauhe und entzückend schöne Patagonien.
Meine Begleiter kannten sich hervorragend aus und es ergaben sich sehr interessante Unterhaltungen. So wurde ich zum Beispiel gefragt, ob ich, als ich in Bariloche war, die „Casa de Hitler“ besucht hätte. Ich stutze. Das Haus von Hitler…? In Bariloche? Daraufhin wurde mir berichtet, dass Bariloche eine der Nazi-Hochburgen in Südamerika war, in der nachweislich Hunderte von Nazis nach dem zweiten Weltkrieg untergetaucht waren. So gab es dort noch eine deutsche Schule und eine deutsch-argentinische Gesellschaft, die vom ehemaligen Kriegsverbrecher und SS-Offizier Erich Priebke geleitet worden war, der erst 1994 von italienischen Behörden verhaftet wurde. Krass, wie lange sich hier diese Drecksäcke noch ein schönes Leben machen konnten. Und soviel ist sicher, Bariloche ist schön.
Die Sache mit dem Haus von Hitler ist dahingehend natürlich eher ein Gerücht. Zumindest das Haus und Bilder davon im Internet gibt es wirklich. (Wer Lust hat googelt mal unter: Casa de Hitler, Bariloche. Sehr interessant!)
Da mir das Haus von Hitler entgangen war, wurde ich mit einem anderen Haus entschädigt. Unser Weg an die Küste führte uns nach Gaiman, einer gälischen Kolonie, die Lady Di noch besucht hatte, kurz bevor sie sich im Führerbunker erschossen hat, nee Stop! Das war anders! Jedenfalls war sie in Gaiman/ Patagonien und hat dort Tee getrunken. Klar, dass wir uns das angucken müssen!
Was allerdings an dem Gerücht dran ist, dass Lady Di noch hin und wieder gesehen wird, wie sie mit Hitler ein Tässchen Tee trinkt, kann ich wirklich nicht beurteilen!

Ach ja, falls mal jemand beim Scrabbeln dringend ein Wort mit drei „y“ braucht und aus unerklärlichen Gründen finnische Worte nicht erlaubt sind, dann empfehle ich das gälische Wort für Krankenhaus: Ysbydy, was, wie Hobbyentymologen wahrscheinlich sofort erkannt haben, ja an „Hyspytyl“, also Hospital erinnert.

Sie war hier! Die echte Princess of Wales! Wahnsinn oder?
Sie war hier! Die echte Princess of Wales! Wahnsinn oder?

Fundstück – Bier und Langeweile

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Fundstücke in Fernwest – Bier und Langeweile

Langeweile kann etwas sehr Schönes sein. Sie hat in meinen Augen, unverdienter Weise, einen viel zu schlechten Ruf, was natürlich ein Produkt der heutigen Zeit ist. Wo Verpassungsangst herrscht, da wirkt Langeweile quasi als Brandbeschleuniger dafür. Was könnte/sollte/müsste ich nicht alles tun, statt wie ein Dreizehenfaultier kopfüber auf der Coach zu hängen.
Die Italiener nannten das einst „la dolce far niente“, das „süße Nichtstun“, klingt doch herrlich. Gut, dann kam die Krise und die Italiener merkten, dass nur Nichtstun doch nicht so erfolgreich im Konzert der internationalen Haifischkapitalisten ist. Zum anderen macht man aus Langeweile heraus oft Dinge, die man sonst vermutlich nicht oder nie machen würde: Putzen zum Beispiel, Frauenmagazine auf dem Klo lesen, ein paar Stationen länger im Bus sitzen bleiben, um dann zu Fuß zurückzulaufen, ein BUCH lesen (also nicht so’n Scheiß im Internet) oder auch überflüssige Blogs schreiben.
Aber Langeweile ist auch ein exzellenter Nährboden für Dummheiten! Das wissen nicht nur Eltern.

Mich erwischt die Langeweile in El Bolsón (Patagonien, Argentinien). Morgen geht’s wieder für drei Tage ins Gebirge und für heute muss ich nur meine Wäsche in gute Hände geben, meine Tour planen, Schlafsack ausleihen, Essen einkaufen und ja… El Bolsón (zu deutsch: die Tasche) ist so klein, dass man schnell fertig mit dem Durchschlendern ist und ich bin ganz schlimm geschlendert. Und so lande ich mittags in der Cervezeria El Bolsón. Schließlich befindet sich hier die Hochburg der argentinischen Bierbraukunst. Davon wurde mir schon von einigen Argentiniern berichtet. Als erstes bestelle ich die „Degustación“, die Bierprobe, die aus sechs bis sieben unterschiedlichen Bieren besteht, je nach dem, ob man nach belgischer Zählweise „Frambuesa/ Himbeere“ dazuzählt. Dazu bestelle ich mir einen Hamburguesa und anschließend eine Pinta „Negra Extra“ und eine „Rubia“, da ich schon mal hier bin. Beides Biere, die ich auf einer nach oben und unten offenen Bierrichterskala als „jo, ganz lecker“ einstufe.
Schön völker- und einheitenvereinend finde ich ja die Bezeichnung „Pinta“, die hübsch vom englischen Pint abgeleitet ist, aber trotzdem einfach einem halben Liter entspricht. Dahingehend bedeutet eine „schwäbische“ Halbe 0,4 Liter. Kein Spaß! Hab ich in Stuttgart persönlich erlebt und getrunken. Vielleicht leitet sich das wiederum von der Hälfte einer gezapften Maß auf dem Volksfest ab. Dann kommt man ja mit 0,4 l wieder einigermaßen hin.

"degustación" - sechs Biere plus einmal Himbeere
„degustación“ – sechs Biere plus einmal Himbeere
"Negra Extra" hmmm
„Negra Extra“ hmmm

Hier geht’s zur „Langeweile des Todes – Abiaufsicht“!

Fundstücke – Majestätische Geier

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Fundstücke in Fernwest – Majestätische Geier

Die faulen Tage sind vorbei!
Ich bin in Bariloche, meinem ersten Highlight in Patagonien, und habe auch unmittelbar meinen Aktivitätsmodus gezündet. Nach einem wunderschönen, noch recht gemütlichen Bike&Hike-Day und einer knackigen Ein-Tages-Wanderung zum Refugio Frey mit Atem beraubendem Panorama inclusive intensivem und gutem Streitgespräch mit zwei Israelis, wobei Streitgespräch hier vollauf positiv zu verstehen ist, bin ich zu einer dreitägigen Wanderung aufgebrochen. Übernachtungen in toll gelegenen Berghütten und eine sehr geile, geführte Gletscherüberquerung.
Und während wir ein Päuschen machen, lassen sich die Kondore an uns vorbeitreiben. Wow! Diese majestätischen Geier! Klingt erst mal nach einem Widerspruch, ist es aber nicht, solange sie fliegen. Wenn sie vor einem sitzen, sagt mein Guide, sind’s einfach wieder hässliche Geier!
Über meiner zweiten Berghütte, dem Refugio Otto Meiling, segeln die Kondore so nahe über uns hinweg, dass sie noch mal zurückkommen, um uns noch genauer in die vom Staunen offenen Münder schauen. Vielleicht gibt’s dort ja Essensreste zu holen! Dass das Beweisfoto so erbärmlich aussieht, liegt weder an den Übertreibungskünsten noch dem Fotographierunvermögen des Herrn Boe, sondern ist einem ganz besonders besonderen Missgeschick geschuldet, dem ein wahrhafter „Griff ins Klo“ folgte. Ähem…! Nachdem der Kaffee beim Frühstück seine peristaltische Weck- und Aktivierungsfunktionen erfüllt und sich der Darm erfolgreich entleert hat, rutscht mir während des Abputzens meine Kamera, die ich mir gerade für 40 $ in Buenos Aires vom uruguayischen Sand reinigen lassen hatte, aus der Tasche meines Kapuzenpulli und ja: Platsch! Keine weiteren Details und auch keine Beweisfotos mehr (logisch!).
Und da ich mir während meiner Reise angewöhnt habe, das Positive in Dingen zu sehen, kann ich sagen: Das Positive an dieser Angelegenheit ist, dass es mir nicht in meiner ersten Berghütten, dem Refugio Rocca, passiert ist. Denn dort gab es nur ein Trockenklo und da wäre die Bergung des Geräts noch viel unerfreulicher geworden!

sind zwar auch bloß Geier, aber majestätische!
sind zwar auch bloß Geier, aber majestätische!

 

gletscherquerung
gletscherquerung
guckt mal! Blick meiner ersten Hütte! (nur ein kleiner Ausschnitt)
guckt mal! Blick meiner ersten Hütte! (nur ein kleiner Ausschnitt)

 

Fundstück – Grüße aus Hollywood

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Fundstücke in Fernwest – Grüße aus Hollywood

Ich komme mir ein bisschen wie in dem Lied von Trio Rio „New York, Rio, Tokio!“ vor, nur das alles an einem Platz ist.
Ich befinde mich nämlich gerade in Palermo, genauer gesagt, in Palermo Hollywood. Hä…?! Doch, doch, nach wie vor bin ich in Südamerika und ich habe es auch nicht mit bewusstseinserweiternden und landkartenverändernden Drogen übertrieben. Bei Palermo Hollywood handelt es sich um ein richtig nettes Wohnviertel in Buenos Aires, in dem ich gerade eine Freundin aus gemeinsamen Marburger Studientagen besuche. (Man sagt das so „Studientage“, auch wenn damit viele, viele Jahre gemeint sind!) Sie wohnt mit Mann und Tochter in einem sehr gediegenen Wohnkomplex mit viel Grün drumherum und einem Pool. Hier wird Latte Macchiato statt Mate getrunken, als wäre das der wesentliche Schritt auf der gesellschaftlichen Evolutionsleiter. Immerhin werden hier ansprechende Kaffeemaschinen benutzt, die kulturelle Entfernung nach Italien ist in Argentinien und besonders Buenos Aires ja nicht so weit.
Nachdem ich mit der dreijährigen Tochter meiner Gastgeberin ein bisschen Bade- und Schwimmspaß betrieben habe, drehe ich selbst ein paar Runden im Pool und verfolge anschließend von einem schattigen Liegestuhl aus die private Trainingseinheit eines Oberschichtssprösslings und seines Personal Bademeisters. Der vergnügt sich, während der Junge seine Bahnen abreißt, am Beckenrand mit den, nicht berufstätigen Oberschichtsgattinnen.
Ansonsten ist Palermo eine nette Abwechslung zum hektischen Wesen Buenos Aires. Platanen säumen die Straßen und bewerfen sie mit Schatten, links wie rechts laden gemütliche Cafés und appetitliche Restaurants zum Verweilen ein. Und wenn ich eine Sache während meines Sabbatjahrs perfektioniert habe, dann das Verweilen. Was allerdings extrem nervend ist, dass sich das Viertel mit Leichtigkeit zum Wettbewerb um den Titel der Hundekothauptstadt Südamerikas qualifiziert hat. Deshalb kann man sich die Stadt gar nicht richtig anschauen, weil der Blick ständig vor die eigenen Füße gerichtet ist.

Was bietet (mir) Buenos Aires außerdem? Unter anderem:
– die „Subte“: eine U-Bahn im Stile eines „Öffentlichen-Personen-Nahverkehr-Saunabetriebes“!  Klingt nach einer super Geschäftsidee! in einer Zeit, in der Menschen keine Zeit mehr haben, kann man einfach schon den Heimweg mit dem Saunabesuch verbinden!

– eine Panasonic-Service-Niederlassung: So kann ich meine Kamera professionell von uruguayischem Sand befreien lassen. Allerdings verbirgt sich der Service hinter einer grünen Tür ohne Schild und ich bin jetzt von stolz wie Bolle (nicht der gleichnamige Frisbeespieler), dass ich den Laden überhaupt gefunden habe.

– Avenida 9 de Julio: die breiteste Straße der Welt, nachgemessen von einem argentinischen Forscherteam vom „Instituto para el Desarrollo del Orgullo Nacional Argentino“ („Institut zur Förderung des argentinischen Nationalstolzes“)

Wohnkomplex in Palermo Hollywood, mit Pool und Personal Bademeister
Wohnkomplex in Palermo Hollywood, mit Pool und Personal Bademeister
nette Cafés in Palermo Hollywood
nette Cafés in Palermo Hollywood

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"Subte" - rollender Saunabetrieb
„Subte“ – rollender Saunabetrieb

 

Fundstück- Robbenschlachten

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Fundstücke in Fernwest – Robbenschlachten

Nein, der Artikel hat nichts mit Fußball zu tun! Und Hoeneß muss auch gar nicht vor Wut rot anlaufen, denn dies ist kein Appell an alle Abwehrspieler der Welt, jetzt mal Ernst zu machen mit dem holländischen Flügelflitzer! So etwas muss jeder Abwehrspieler selbst entscheiden!
Ich bin in einem Ort gelandet, der Cabo Polonio heißt und ein ehemaliges Robbenschlächterdörfchen ist, was sehr wahr ist, aber viel weniger romantisch klingt als Fischerdörfchen. Dabei ist Robbenschlachten gegenüber dem Fischereiwesen ein wenngleich brutaler, aber doch ein Kindergeburtstag. Schon auf den Galapagosinseln hatte ich den Eindruck, dass man die trägen Tiere mit einem gemächlich über den Strand tuckernden Robbenvollernter einsammeln könnte, während die Fischer bei Wind und Wetter mitten in der Nacht aufs Meer hinaus müssen. Wie sehr es die Dorfbevölkerung verwirrt hat, dass sich die ersten Touristen lebende Robben anschauen wollten (Hä?!) und dafür großzügig bezahlten, in schäbigen Hütten zu nächtigen (Hä?!), ist nicht überliefert. Ebenso wenig, ob die Kinder nun deutlich mehr Prügel beziehen, seitdem sich ihre Eltern nicht mehr an den Robben austoben.
Der aufkommende Tourismus hat dafür gesorgt, dass sich der Bestand der Lobos Marinos (Südamerikanischer Seelöwe/ Mähnenrobbe) sehr gut erholt hat. Hin und wieder schaut auch mal ein Seeelefant vorbei. Die robben sich auch gerne mal durch den Ort und sind, nach Augenzeugen, bis zu mannsgroß, wenn sie sich aufrichten, und wiegen bis zu drei Tonnen. Mit Sicherheit ein beeindruckendes Erlebnis, wenn man nachts aus einer Bar nach Hause torkelt und einem plötzlich ein grunzender Seeelefant gegenüber steht. Da stellt sich natürlich die spontane Frage, ob man den Drogenkonsum nicht vielleicht doch mal einschränken sollte.

"Lobos Marinos" in Cabo Polonio
„Lobos Marinos“ in Cabo Polonio
Kurz vor dem Einsatz mit dem Robbenvollernter. noch ist alles friedlich!
Kurz vor dem Einsatz mit dem Robbenvollernter. noch ist alles friedlich!
hochnäsiges Pack!
hochnäsiges Pack!