Agenda Setting
Sorry, wo geht’s eigentlich Richtung Zukunft?
Sorry, wo geht’s eigentlich Richtung Zukunft?
Möchte ich eigentlich in einer Gesellschaft leben, in der die politische Agenda von Leuten bestimmt wird, die „Gutmensch“ als Schimpfwort benutzen? Was sagt allein diese Tatsache über den Zustand unserer Gesellschaft aus, wenn ein „guter Mensch“ Sinnbild für Verachtung geworden ist…?
Es scheint ja leider kein Widerspruch mehr zu sein, Menschlichkeit mit einem linksgrünversifften Makel zu belegen und zu entwerten und gleichzeitig irgendwelche abendländische Werte einzufordern und verteidigen zu müssen. Menschen im Mittelmeer ertrinken lassen und die Retter beschimpfen. Wie schizo kann eine Gesellschaft denn sein, bevor sie eingeliefert wird?
Und wer behauptet, dass sei doch nur ein Problem der Rechtsaußen, der irrt oder, wahrscheinlicher, der lügt. Denn die CSU ist, meines Wissens nach, eine Regierungspartei und derzeit in höchstem Maße dafür verantwortlich, dass sich in Deutschland die Normalitäten und Werte verschieben. Genau so mitverantwortlich ist, meines Erachtens, die deutsche Medienlandschaft, die quasi ungefiltert die Platte mit den rechten Themen in Endlosschleife abspielt, als gäbe es nichts Wichtigeres, als wäre der Tisch nicht vollgestapelt mit Zukunftsaufgaben.
Und wenn einer fragt, muss ich mich denn ständig wiederholen, wenn ich das anprangere, dann ist die Antwort: Ja, verdammt! Wir alle sollten täglich diese Themen einfordern, jeden Tag wieder! Vielleicht werden wir eines Tages erhört…
Da ich mich ja gerne wiederhole, hier geht’s weiter:
https://tommiboe.com/2018/07/07/die-zukunft-ist-wurscht-wir-haben-gerade-fluechtling/
Die Zukunft ist Wurscht, wir haben gerade Flüchtling
Die Zukunft ist Wurscht, wir haben gerade Flüchtling!
Was wir derzeit beobachten können, ist so etwas ein politischer Hirnschuss gegen die Politikverdrossenheit. Denn inzwischen wird genau für diejenigen Politik gemacht, die sich gar nicht für Politik interessieren. Gut, könnte man meinen, das wird ja auch mal Zeit. Andererseits wird jetzt keine und zwar gar keine Politik mehr für den Rest der Bevölkerung gemacht.
Ziemlich schizophren irgendwie, dass man sich von den 15 % der Bevölkerung die politische Agenda diktieren lässt, mit der völlig hirnrissigen Annahme, auf diese Art die Wähler wieder für die etablierten Parteien zu gewinnen. Der Preis dafür könnte kaum höher sein. Unsere viel zitierten gesellschaftlichen Werte werden dafür über Bord geschmissen und die Flüchtlinge auf dem Mittelmeer gleich hinterher.
Ich könnte damit leben, wenn 15 % der Deutschen Arschlöcher und Menschenfeinde sind. Unerträglich ist es hingegen, dass die Politik mittlerweile eigentlich alle Zukunftsthemen und damit die Interessen der übrigen 85 % völlig ignoriert. Denn was ist mit den Themen Bildung, Pflege, soziale Ungerechtigkeit, Altersarmut, Klimawandel, Wohnungsnot, marode Infrastruktur?
Die Antwort ist: Die Zukunft ist Wurscht, wir haben gerade Flüchtling!
Liebe Qualitätsmedien – was ist wichtig?
Liebe Qualitätsmedien – was ist wichtig?
Der wahre Skandal ist es doch, dass sich über 1200 zu Unrecht genehmigte Asylanträge mehr aufgeregt wird als über 32500 zu Unrecht abgelehnte!
Das zeigt sich leider auch am Ausmaß der Berichterstattung. Denn wer hat überhaupt schon einmal vor dieser zweiten Zahl durch die Medien erfahren? Sie stammt übrigens aus Angaben der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken-Fraktion und bezieht sich auf ein Jahr, während die 1200 Fälle aus Bremen einen Zeitraum von vier Jahren betreffen. Wo, wann und in welchem Umfang wurde über die zu Unrecht abgelehnten Bescheide berichtet?
Krass, dass sich ausgerechnet die von den neuen Rechten als Lügenpresse beschimpften Öffentlich-Rechtlichen Medien genau an deren Geschäft beteiligen und den einen Fakt (1200 Bescheide in Bremen) tagtäglich als Skandal behandeln und den anderen Fakt (32500 Bescheide) unter den Öffentlich-Rechtlichen Teppich kehren. Warum?! Was ist die Begründung für diese einseitige Berichterstattung? Um auch ja nicht in den Verdacht zu geraten, etwas zu verschleiern, nicht aufzuklären und um möglichen Anschuldigungen von rechts entgegenzuwirken?
Freunde, Ihr bleibt für die doch ohnehin die Lügenpresse. Dann lässt Euch doch nicht noch zusätzlich von denen instrumentalisieren und Euch deren Agenda diktieren. Euer Auftrag ist objektive und ausgewogene Berichterstattung. Ihr bestimmt die Inhalte. Aber genau das kann ich leider zurzeit nicht erkennen. Denn das Agenda Setting betreiben leider längst die Rechten. Und mit dieser einseitigen Berichterstattung verschärft Ihr die Stimmung und gebt Informationen eine größere Gewichtung, als sie objektiv haben sollten. Und durch diese Präsenz erscheint das Thema noch wichtiger. Und das überzeugt dann auch andere Teile der Bevölkerung von der Bedeutung des Themas.
Bei der Bundestagswahl gaben 44 Prozent der befragten Wähler an, das Flüchtlingsthema sei das Thema Nummer eins, was der absolute Höchstwert war. Zukunftsthemen wie Altersvorsorge, Pflege, soziale Ungerechtigkeiten, Infrastruktur, Wohnungsnotstand, Klima- und Umweltproblematik, Digitalisierung spielten demgegenüber keine so große Rolle.
Liebe Qualitätsmedien, hinterfragt Euch doch mal, was Eure Aufgaben sind? Sicherlich nicht, Quotenhuren und Steigbügelhalter für die Rechten zu sein! Ihr seid für das Agenda Setting verantwortlich, Ihr Pappnasen! Sonst kommen die Vorwürfe der einseitigen Berichterstattung nämlich schon bald von der anderen Seite!
Mehr zum Agenda Setting;
Schon wieder bei Hart aber Fair
Schon wieder bei Hart aber Fair!
Kaum ist der Wahlkampf vorbei, schon taucht das Thema „Pflege“ bei Hart aber Fair auf.
Die öffentliche Kritik am Agenda Setting (wir berichteten) ist offensichtlich doch bei der „Hart aber Fair“-Redaktion eingeschlagen. Während jener Sendung, in der harte aber durchaus faire Anschuldigungen gegenüber der Redaktion wegen einseitiger Themensetzung geäußert worden waren, lag die Erkenntnis, dass die Redaktion die Verantwortung für ihr eigenes Agenda Setting habe, noch relativ fern (siehe dazu: https://tommiboe.com/2017/09/27/neulich-bei-hart-aber-fair/).
Jetzt, nach der Wahl, kann man sich ja auch mal wieder, ungestört vom lästigen Wahlkampfgetöse, über richtige Zukunftsthemen unterhalten, statt Woche für Woche mit Flüchtlingsthemen billig auf Quote zu machen und dafür zu sorgen, dieses Thema im Zentrum des medialen Interesses zu belassen. Auf diese Art wurde es auch zum Thema Nummer eins im Wahlkampf (44% der Wähler gaben an, dass das Flüchtlingsthema das wichtigste Thema im Wahlkampf gewesen sei. Ja, bravo. Hat ja gut geklappt!)
Dafür muss man die AfD-Politiker, praktischer Weise, jetzt auch nicht mehr in die Sendung einladen. Denn jetzt geht‘s ja wieder um Inhalte! Besser noch: gar keine Politiker einladen. Was haben Zukunftsthemen auch schon mit Politik zu tun?! Außerdem sind unsere Politiker gerade schwer damit beschäftigt, die Grenzen zu sichern, oder sie suchen nach neuen lustigen Namen für Obergrenze.
Würde mich nicht wundern, wenn demnächst beim Herrn Plasberg auch Themen wie Klimawandel, Rente oder Bildung auftauchen würden. Dabei würde man dann bestimmt ebenfalls ohne AfD-Politiker auskommen.
neulich bei hart aber fair
Neulich bei hart aber fair
Die etablierten Parteien haben die Wahl verloren und AfD hat die Wahl gewonnen. Das Resultat ist oft einfacher zu erkennen, als die Erklärung zu finden. Bei Hart aber Fair wurde nun ein neuer Sündenbock gefunden: die Öffentlich-Rechtlichen. Sehr zum Missfallen der Herren Plasberg und Brender, immerhin ehemaliger ZDF-Chefredakteur, der die Argumente der anwesenden Politiker mehrfach als Quatsch und völliger Unsinn titulierte. Der Vorwurf lautete, durch das einseitige Agenda Setting der Sender seien besonders jene Themen in Talkshows thematisiert worden, in denen die AfD mit Provokation und Polarisierung Stimmung machen konnte. Der MONITOR (Video, siehe unten) kam schon im Januar 2017 zu dem Resultat, dass sich 54% der Talkshowformate von ARD und ZDF (in 2016) mit den Themen „Populismus“, „Flüchtlinge“ und „Terror“ befassten. Und dabei stets auf der öffentlich-rechtlichen Bühne die sonst immer gescholtenen Vertreter von Rechtsaußen, die Zeit und Raum für die Verbreitung ihrer Thesen bekamen.
Im gleichen Zeitraum befassten sich genau Null (0!) Sendungen mit so zukunftsrelevanten Themen wie Energiewende, Bildung oder dem Abgasskandal. Ebenso spielten Themen wie Rente, Digitalisierung, Pflege nur eine sehr untergeordnete Rolle.
Dem Vorwurf des einseitigen Agenda Settings gegenüber behauptete Brender, dass es schließlich die Pflicht der Sender sei, jene Themen in den Talkshows aufzugreifen, die eine besondere Relevanz für die Zuschauer haben. Klingt logisch. Allerdings sollte ein ehemaliger Chefredakteur genau wissen, dass die Zuschauer eben auch genau jenen Themen eine besondere Wichtigkeit zuordnen, über die ständig berichtet wird. Klingt auch logisch, Herr Brender oder?! Und ist wissenschaftlich belegt! Können sich ja mal informieren, bevor Sie das nächste Mal in einer Talkshow die Fresse aufreißen!
Und genau hier liegt die Verantwortung der öffentlich-rechtlichen Sender, sich eben nicht, Woche für Woche, der Quotengeilheit hinzugeben! Denn Quote ist eher garantiert, wenn sich AfD-Politiker mit anderen Gästen über die Flüchtlingsthematik fetzen und eine gute, weil kontroverse Show bieten, sondern die wichtigen Zukunftsthemen ausgewogen im Programm zu berücksichtigen (Dafür zahle ich übrigens meine Gebühren). Außerdem wurde damit die große Chance vertan, AfD-Politikern die Möglichkeit zu geben, sich bei Themen wie Klimawandel oder Rente in der Öffentlichkeit lächerlich oder unmöglich zu machen. Schade eigentlich…!
Und so gaben schließlich 44% der Wähler an (Höchstwert), dass genau dieses Flüchtlingsthema das wichtigste Thema im Wahlkampf gewesen sei.
Tja, liebe ARD und liebes ZDF, aus der Nummer kommt ihr so leicht nicht raus. Ein bisschen Einsicht und Demut tut aber euch in der Fehleranalyse gut. Denn am Erstarken der AfD habt auch ihr, neben der alternativlosen Politik der Groko natürlich, euren Anteil!
Soviel zum Thema Agenda Setting, ihr Deppen!