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Grüner Pfeil für Radfahrer in Stuttgart
Grüner Pfeil für Radfahrer in Stuttgart
Großartig! Der blanke Wahnsinn! Stuttgart, meine Perle! Bereit zu lernen! So sieht Zukunft schon heute aus!
Vielleicht muss ich einfach mal mein Lästermaul halten! Vielleicht aber auch nicht!
Begeistert blieb ich an der Überschrift hängen „Grüner Pfeil für Radfahrer in Stuttgart“. Schon lange warte ich als Radfahrer in Stuttgart darauf, dass sich etwas in der Stadt tut. Ich selbst wende den „Idaho-Stop“ ja schon lange an, illegal natürlich. Beim Idaho-Stop (keine Angst, liebe AfD, wir werden nicht von Indianern überfallen! Es droht auch keine Überfremdung!) darf man als Radfahrer ein Stoppschild wie ein „Vorfahrt gewähren“-Schild und eine rote Ampel ein Stoppschild behandeln, also drüberfahren!
Der kleine unscheinbare Bruder vom Idaho-Stop ist nun der Grüne Pfeil für Radfahrer und der soll unter anderem in Stuttgart getestet werden, ein Pilotversuch der Bundesanstalt für das Straßenwesen. Wow!
Und Stuttgart beteiligt sich „gerne“ an dem Projekt, da man „stets offen für neue Wege zur Förderung des Radverkehrs“ sei, völlig ironiefrei wohlbemerkt. Da musste ich als aktiver Radfahrer in der Autostadt Stuttgart schon ein wenig lachen. Aber auf so altmodische Konzepte wie „Radwege“ möchte man sich in Stuttgart natürlich gar nicht mehr einlassen. Und jetzt schnallt euch an, liebe Fahrradfahrer: Denn jetzt gibt’s in Stuttgart grüne Pfeile, yeah, zwei Stück, doppel-yeah! Kein Witz! An sagenhaften zwei (2!) Kreuzungen, jeweils in eine (1!) Richtung! Aber Stuttgart findet sich für soviel Offenheit und Förderung des Radverkehrs wahrscheinlich ziemlich geil. Echt, Ihr macht mich fertig!
Und an alle Bedenkenträger, Verkehrsplaner und Zukunftsverhinderer geht dieses hier: der Idaho-Stop führt zu keinem erkennbaren Anstieg an Verletzungen oder Todesfällen bei Radfahrern. Das geht aus einem 36jährigen Echtzeittest in Idaho hervor. Denn dort wird er seit 1982 praktiziert. Aber Moment, ich vergaß… So etwas würde sich ein deutscher Autofahrer bestimmt nicht gefallen lassen!
Gegen die Verlederhosierung des Abendlandes
Gegen die Verlederhosierung des Abendlandes
Wer zur Zeit durch Stuttgart läuft, wird einem Phänomen begegnen, das ich als Verlederhosierung des Abendlandes bezeichne. Denn es ist gerade Wasen-Zeit und Jung und Alt strömen zum Cannstatter Wasen, dem Volksfest, das gerade 200 Jahre alt wird. Genug eigene Tradition möchte man meinen…
Aber anscheinend empfinden es viele der rund vier Millionen Besucher inzwischen als reinen Ableger des Münchner Oktoberfestes. Denn in den letzten Jahren greift ein zunehmender Verkleidungswahn um sich. Besonders das junge, karnevalerprobte Volk läuft rum, wie frisch aus dem Kostümverleih entsprungen, traditionsunabhängig, – übergreifend oder -ignorierend in Dirndl und Lederhose mit kleinkariertem Hemd. Und da es in Stuttgart und Umgebung keinen Kultur bezogenen Trachtenhintergrund gibt, darf es auch gerne das Plastikdirndl für 9,99€ aus dem Discounter sein. Sieht zwar richtig kacke aus, ist dann aber auch nicht ganz so tragisch, wenn man sich später besoffen vollkotzt.
Vielleicht handelt es aber auch bloß um traditionsbewusste Bayern, die kürzlich nach Baden-Württemberg rübergemacht haben und damit genau jene wertekonservativen Wähler sind, die am nächsten Wochenende der CSU schmerzlich an der Wahlurne fehlen werden.
Und jetzt alle: Ohhhhh! Arme CSU!

Sandkastendemenz
Sandkastendemenz
Die Tochter P. meines guten Freundes D. ist zwei Jahre und befindet sich im besten Sandkastenalter. An meine eigene aktive Sandkastenzeit habe ich keine wesentlichen Erinnerungen mehr und in den vergangenen Jahrzehnten schenkte ich Sandkästen im allgemeinen wenig Aufmerksamkeit. Ich hatte wohl andere Interessen.
In den letzten Wochen landete ich jedoch immer mal wieder in deren bedrohlicher Nähe. Freitagnachmittags treffe ich mich regelmäßig mit D. auf einen Kaffee und dann holen wir gemeinsam P. aus der Kita ab. Hin und wieder landen wir auf dem Rückweg direkt im Sandkasten. Und, was soll ich sagen, Spielen im Sandkasten ist völlig überbewertet. Besonders das Zugucken! Ich habe Mütter und Väter gesehen, wie sie sich zunehmend apathisch selbst (immer tiefer!) in den Sand gruben und sich den körperlichen und geistigen Fähigkeiten ihrer Sprösslinge immer mehr annäherten.
Ich selbst halte das Ganze maximal eine halbe Stunde aus, danach stellen meine Gehirnzellen jegliche Arbeit ein. Das Buddeln übernimmt das Rückenmark. Meist spring ich dann gerade noch auf, bevor mein Hirn gar nicht mehr durchblutet wird, und verabschiede mich hastig, um dem Verdummungsareal zu entfliehen. Der medizinische Fachterminus ist übrigens „Sandkastendemenz“.
Ein ganz ähnliches Phänomen ist die Schäferkrankheit, bei der Schäfer über die Jahre ihrer stupiden Tätigkeit in Gesellschaft ihrer blökend-blöden Schafe langsam selbst verdummen. Es setzt ein zunehmender Verschafungsprozess ein. Und gleiches geschieht auch im Sandkasten!
Meiner Meinung nach müssten Warnhinweise an Sandkästen angebracht werden, die auf die akute Verdummungsgefahr hinweisen. Eine halbe Stunde am Rande eines Sandkasten tötet im Übrigen genau so viel Hirnzellen wie ein amtlicher Vollrausch! Na, dann weiß ich schon, was ich diesen Freitag mache…

Darum, liebe Eltern: Vorsicht auf Spielplätzen!
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