Mexico
Fundstücke in Fernwest – Brrring! in Mexico
Fundstück – Brrring! in Mexico
Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole, und ich will auch gar nicht nerven, naja, gut, vielleicht doch. Aber auch nur, weil es ja so viel Spaß macht. Also nicht das Nerven, okay, das manchmal auch. Aber hier geht es um „Brrring!“
El „Brrring!!! mexicano“: Das lustige Straßenspiel für 2-12 Spieler. Empfiehlt sich nicht zwingend für Alleinreisende und leider nicht für Europa. Ansonsten super, besonders in Mexico!!! Kinderleicht, deppendumm und ohne Verpackung!!!
Kurz die Regeln: Immer wenn man auf der Straße einen VW-Käfer sieht („Escarabajo“ auf Spanisch, in Mexico nennt man ihn „Vocho“), kneift man den Spielpartner (für Alleinreisende: sich selbst) in den Oberarm (möglichst immer wieder genau an der gleichen Stelle) und sagt „Me debes un chicle!“, was in etwa „Du schuldest mir eine Süßigkeit!“ bedeutet. Oder man macht einfach laut hörbar „Brrring!!!“ und schon hat man einen Punkt. Da es in Mexico noch so viele Vochos gibt, hab ich die Regeln etwas erweitert. So gibt es für ein Käfer-Cabrio zwei Kneifer und zwei Punkte und für einen goldenen Käfer fünf Punkte! Wer das für übertrieben hält, der komme nach Mexico!
Neue Variante für Alleinreisende: postet ein Selfie mit Käfer! Jeder, der sich das Foto ansieht, muss sich selbst in den Oberarm zwicken. Weiß allerdings nicht, ob das sich so gut durchsetzt… Ich fang aber trotzdem schon mal an!



Über die Geschichte des „Brrring!“-Spiels: (https://tommiboe.wordpress.com/2014/01/12/brrring/)
Fundstücke aus Fernwest – Schwimmen mit Walhaien
Fundstück – Schwimmen mit Walhaien
Dies wird wohl eine von diesen Geschichten, die auf Witz oder Ironie völlig verzichten, was mir schon bei dieser Einleitung ein bisschen wehtut. Aber ich muss dennoch darüber berichten. Denn es war einfach großartig. Das muss dieses Mal einfach reichen!
Ich war nämlich auf der Isla Holbox und hier ist gerade Walhai-Saison. Zwischen Juni und September durchkämmen die Walhaie, die größten Fische des Planeten, nämlich die hiesigen Krillgründe. Und das ist DAS Highlight dieser kleinen Insel. Abgesehen davon handelt es sich um ein paradiesisch-idyllisches Eiland, wo man Meeresfrüchte isst und mit einem Cocktail in der Hand auf Sonnenuntergänge wartet. Damit kriegt man schon ein paar Tage rum, sofern man auf Meeresfrüchte und Cocktails steht! Sonnengänge haben ohnehin weltweit die besten Umfragewerte.
Aber eigentlich ist Isla Holbox eine monothematische Walhai-Insel. Und das reicht auch! Denn das Schnorcheln mit den Walhaien ist einfach phänomenal. Neben diesen Riesen, die friedlich und gemütlich an der Meeresoberfläche „äsen“, begleitet von Hunderten kleiner Fische, die sich um die Krillabfälle kümmern, sich vor ihren Fressfeinden verstecken oder mit ihrem coolen großen Bruder angeben wollen, ja… und daneben paddel ich und kann meinem Walhai direkt aus zwei Metern ins Maul, ins Auge, in die Kiemen schauen. Dem Fisch selbst scheint das ziemlich egal zu sein.
Dreimal darf ich mit dem Fisch ins Wasser, der trotz eifrig wechselnder Badegesellschaft, denn es kreisen mehrere Boote mit Touristen um die Tiere, keinerlei Beschwerden äußert oder einfach das Weite sucht. Naja, so scheint es dem Laien zumindest und ich hoffe, dass den Tieren dadurch kein zu großer Stress entsteht. Aber wer weiß…?
Großartig war es in jedem Fall und eine spannende Abwechslung zu den in meinen Augen völlig überbewerteten Sonnenuntergängen!




Das Gemüse des Jahres: die Grapefruit
Das Gemüse des Jahres: die Grapefruit
Tulum, Mexiko, August 2015. Völlig überraschend wurde die Grapefruit zum offiziellen Gemüse des Jahres 2015 ernannt. Gegenüber Kritikern, die beklagten, Grapefruit sei nicht einmal ein Gemüse, verwies die Jury auf die letztjährigen Wahlen zum Jugendwort des Jahres, deren Gewinner ja auch überhaupt nichts mit der tatsächlichen Jugendsprache zu tun haben, wie die Beispiele „Niveaulimbo“ und „Gammelfleischparty“ beweisen.
Die Gesellschaft der Gemüsefreunde, die seit 2013 das Gemüse des Jahres benennt, war schon in den beiden Vorjahren in die Kritik geraten. Damals waren die Wahlen noch direkt durch die Netzgemeinde entschieden worden. Allerdings gewannen mit der Gurke (2013) und der Zucchini (2014) zwei Gemüse, die sich nur aufgrund der hohen Beteiligung der SM-Community, sonstiger Lustigmacher und „Vegan-Hater“ im Netz durchsetzen konnten. Ernsthafte Gemüsefreunde fühlten sich um die Früchte ihrer Bewegung gebracht – oder so ähnlich… Und als in der diesjährigen Abstimmung die Banane deutlich in Führung lag, gefolgt vom Radi, griff die „Gesellschaft der Gemüsefreunde“ ein und benannte durch eine Jury das Gemüse des Jahres.
Neben einem hohen Vitamin A-Gehalt und den lustigen Gesichtern, die beim Reinbeißen entstehen, hob die Jury besonders hervor, dass sich Grapefruits aufgrund ihrer Farb- und Formschönheit auch hervorragend als Einrichtungsgegenstände eignen würden.
Zur „Kanzlerin des Jahres 2015“ ist übrigens wieder mit großem Vorsprung (mit insgesamt 93%) Angela Merkel gewählt geworden. Ursula von der Leyen landete mit nur einem Prozent der Stimmen (vermutlich alle aus ihrer eigenen Familie) auf dem vierten Platz. Überraschend auf Rang zwei landeten punktgleich mit je 3% der Stimmen Sigmar Gabriel und Helene Fischer.
Weitere Entscheidungen für das Jahr 2015 stehen noch in den Kategorien „unbeliebtester Rollstuhlfahrer“ und „erfolglosester CSU-Politiker“ aus. Obwohl auch hier schon die Favoriten deutlich in Führung liegen.
(Genaueres zur artgerechten Haltung und zu einem glücklichen Zusammenleben mit Grapefrutis unter: https://tommiboe.com/2015/02/25/uber-grapefruit-und-anderes-gemuse/)
Fotolovestory aus dem Paradies
Fotolovestory aus dem Paradies
Theaterstück für 4 Personen und 1 Zuschauer.
Isla Holbox ist ein Strand gewordenes Paradies, genau das Richtige für Verliebte. Schon gestern war ich auf meiner Walhai-Safari mit einem mexikanischen Pärchen unterwegs, das gerade auf seinem „Luna de Miel“-Trip (zu deutsch: Honigmond-Trip) war.

Und heute bin ich am Strand vor meinem Hotel, hab gerade einen großartigen Schattenplatz bezogen, als ich lautes, ironisches Männergebrüll höre. So richtig mehrfach übertriebenes Geschimpfe, wie wenn man sich unter Freunden und im Spaß als Hurensohn, Hackfresse, Parameciumhirn oder ähnliches beschimpft.
Ich schaue auf und erkenne sofort den erregten Typen an seinem Ganzkörper-Ausdruckstanz. Allerdings schreit er keinen Mann sondern drei Frauen an, die gerade am Strand auftauchen. Aha! Und auch ohne großen mexikanischen Schimpfwortschatz wird die Deftigkeit seiner Brüllattacke deutlich. Und von wegen ironisch…! Inzwischen kann ich auch eine klare Adressatin unter den drei Frauen ausmachen: wohl seine Freundin, die arme. Ich weiß zwar natürlich nicht genau, was sie Schreckliches verbrochen hat, aber ein solches Rumpelstilzchen hat niemand im Paradies verdient. Nicht einmal die Schlange persönlich!
Aber schön, dass sie sich das nicht gefallen lässt, sondern ordentlich zurückschießt. Ihre beiden Freundinnen versuchen es sich unterdessen, am Strand gemütlich zu machen. Sofern es denn möglich ist, Gemütlichkeit mitten in einem unter heftigen Beschuss stehenden Schützengraben dramaturgisch glaubwürdig zu inszenieren. Und da die Freundin offensichtlich ihre Fehler nicht einsieht, eskaliert der Typ munter weiter. Schließlich schmeißt er sein ganzes Zeugs, Strandtasche, Rucksack, Decken…, fluchend und in großräumigen Bewegung schön nacheinander vor ihre Füße. Schade aus dramaturgischer Sicht, dass sich nichts Zerbrechliches oder Explosives darin befindet. Danach stapft er, (als hätte ihm der Regisseur zugerufen: Mehr! Mehr!) lauthals fluchend und großspurig mit den Armen rudernd, am Strand davon! Gerade mal 50 Meter! Was mir irgendwie ziemlich lächerlich erscheint. Seiner vorgeführten Wut hätte eher ein „bis ans Ende dieser Welt“ entsprochen.
Er setzt sich in den Sand und verbirgt sein Gesicht, wie ein schmollendes Kleinkind, zwischen den Knien. Und wartet! Pause, Vorhang!
Vorhang zieht auf. Er in gleicher schmollender Pose, wartend. Auf Godot. Und wir wissen, das kann dauern! Oder vielleicht doch eher auf die Freundin, die endlich ihre Fehler/ Unpünktlichkeit/ generelles Versagen/ mangelnde Feinfühligkeit einem sensiblen Mann/Künstler/Feingeist gegenüber/ oder was auch immer/ einsieht und zu ihm kommt, um sich artgerecht zu entschuldigen?
Sie hingegen sitzt bei ihren Freundinnen, unterhält sich munter und hinterlässt keinen besonders schuldbewussten Gesamteindruck. Na, wann geht sie endlich? fragt sie der (einzige) interessierte Zuschauer (ich!). Nach einer laaangen Viertelstunde (Widerspruch zwischen Echtzeit und gefühlter Zeit) steht ER, da weder Godot noch seine Freundin ihm erschienen sind, schließlich auf, geht zurück und stellt sich ein Stück neben die sitzende Frauenrunde. Und schmollt mit verschränkten Armen weiter.
Nach einer übertrieben langen und ebenso symbolträchtigen (aber exzellent inszenierten) Pause, steht SIE schließlich auf und stellt sich zu ihm. Na, endlich! Aber der Streit geht direkt weiter. Die beiden anderen Frauen zeigen Feingefühl oder haben die Schnauze voll (der Zuschauer tippt auf zweites) und gehen eine Runde ins Wasser. Und tatsächlich setzt sich das Pärchen hin und redet ruhig. Kurz darauf lehnt er (heulend?) an ihrer Schulter. Ohh wie süß! will ich gerade schluchzen. Aber! Sie äußert wohl ein falsches Wort und schon springt er wieder an wie ein frisch geschmiertes Mofa. Er drückt sich explodierend aus dem Sand, während gerade die Mädels aus dem Wasser zurückkommen, und rumpelt und stilzt, als gäbe es kein Morgen.
Möglichst umständlich und einzeln sammelt er seine Siebensachen ein und stapft los, dieses Mal weg vom Strand. Die drei Frauen folgen ihm mit gebührendem Abstand. Alle ab! Während der Vorhang fällt erklingt das Lied „Keine Sterne in Athen“ von Stefan Remmler (in einer geilen Version mit LaBrassBanda) mit der wundervollen Textzeile „Ich hab den Urlaub nicht gewollt. Du hast gesagt, es müsse sein!“ Aus dem Off schwebt eine Gedankenblase über den Mann: „Honeymoon mit Brautjungfern klingt irgendwie viel geiler als in echt!“
Vorhang! Ende! Applaus (von mir)!







