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Mit Shaquira zum Gipfel

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Mit Shaquira zum Gipfel
Einen Hike, einen Trek pro Land hatte ich mir vorgenommen. Ich war erst im zweiten Land und schon drohte, dieses Vorhaben zu scheitern. Meine „Wanderung“ im Valle de Cocora/ Salento konnte ich nicht ernsthaft durchgehen lassen, selbst wenn ich die erschwerenden Bedingungen wie Regen und beschissener, durch Pferdehufe in Morast verwandelter Weg mit einbezog.
Aber warum machte ich mir überhaupt einen Kopf? Wem war ich Rechenschaft schuldig? Mir etwa? Einer Person, auf die sonst auch kein Verlass war? Lächerlich!
Trotzdem hatte ich mir in Bogotá einen Vulkan ausgesucht, den ich nun erklimmen wollte. Nach einigen Tage in der Hauptstadt ging es zuerst in die Desierto de Tatacoa, eine kleine aber feine Wüste, und danach nach San Augustín, einer der archäologischen Kultstätten Kolumbiens. Wer schon mal Ruinen gesehen hat, braucht das nicht zwingend, und wer schon mal in Cobán/Guatemala war, wird sich zu Tode langweilen. Ich gehörte zur zweiten Kategorie und langweilte mich, da half auch der einsetzende Regen wenig!
Am nächsten Tag ging’s zum Vulkan Puracé, genauer gesagt zur Rangerstation des Parque Nacional de Puracé, auf 3200m gelegen. Ich fühlte mich zuerst etwas verloren, denn trotz beeindruckender Infrastruktur war niemand zu sehen oder zu sprechen. Das Gebäude mit Restaurant und Aufenthaltsraum war groß und leer, in der Rangerstation lief zwar der Fernseher, aber sonst… Ich klopfte zwar an jede Tür, aber mir wurde keine Herberge angeboten.
Der offizielle, staatliche Ranger, der mich schließlich begrüßte, erklärte mir, leider nicht zuständig für den Park zu sein. Hä…?! Ja, das läge daran, dass die Kokonuko, die indigene Bevölkerung, das Land und damit auch das Gebiet des Nationalparks für sich und ihre Nutzung beanspruchen würden. So saß der freundliche Ranger zwar noch in seiner Station, war aber weder zuständig noch verantwortlich für den Park (dazu muss man sagen, dass das System der Nationalparks in Kolumbien sehr gut ist). Aha! Er brachte mich zu einem anderen Gebäude und dort kümmerten sich dann zwei Indegenas um mich, der eine versorgte mich mit einer Unterkunft in einer Hütte für mich alleine (ich war auch der einzige Tourist, der sich hier her verloren hatte), der andere würde mich am morgigen Tag zum Vulkan führen. Die Indigenas machten einen netten Eindruck, hatten aber nicht die Ausbildung und die Ahnung wie die Ranger.
Die andere wichtige Frage war, wie bekäme ich etwas zu essen. Ich hatte spärlich gefrühstückt und auch rein gar nichts dabei und in Anbetracht des bevorstehenden fünfstündigen Aufstieges war Nahrung ein wichtiges Thema. Ich wurde auf später vertröstet. Ja, die Frau würde noch kommen. Wann? Später. Dieses Wann-Später-Spiel wiederholte sich während der nächsten Stunden, was meinem Hunger und meiner Stimmung nicht gerade in die Karten spielte.
Dafür wurde mein Kamin in meiner Hütte angezündet. Also setzte ich mich vor Feuer und las und schrieb ein bisschen.

Als ich meinen letzten Versuch um 20 Uhr unternahm, war tatsächlich die rettende Köchin gekommen und ich bekam fast in Minutenfrist etwas Warmes zu essen. Ja, und es würde auch morgen früh um 5 Uhr Frühstück geben. Ja super! Gedanklich hatte ich den Trip schon beinahe abgeschrieben. Denn ich hatte keine Lust, auf halbem Weg umzufallen. Ich hatte schon genügend Respekt vor der Höhenluft, es sollte auf 4600m gehen, da wollte ich nicht auch noch hungrig losmarschieren. Das hätte kein gutes Ende!

Neben Carlos, meinem Führer, erwartete mich auch noch sein Hündchen, Shaquira, das uns auf den Berg begleiten würde. Carlos bemühte sich, mich auf dem Weg zu informieren. Er zeigte immer wieder in irgendwelche Richtungen und nannte Namen von Vulkanen, Indigenes-Siedlungen, Lagunen. Ich konnte nicht viel zur Unterhaltung beitragen, weil ich schon nach einer halben Stunde erschöpft war – unglaublich. Nach einer Stunde war ich nahe dran umzukehren. Es machte doch keinen Sinn weiterzulaufen, wenn ich schon nach einer Stunde nicht mehr konnte. Was machten eigentlich meine roten Blutkörperchen? Und warum hatte ich nicht mehr davon mitgenommen? Außerdem bekam ich Kopfschmerzen! Ich war aber auch ein Waschlappen!
Aber Carlos zeigte munter weiter auf Dinge. Als er am Himmel ein Flugzeug samt Kondenzstreifen sah, wies er mich darauf hin „Avion! Muy alto!“ Flugzeug! Sehr hoch! Danke! Kurz darauf kamen wir an Tieren vorbei, er streckte seinen Arm aus „Vacas!“ Kühe! Nicht wirklich! Vorher hatte er mir erzählt, dass es hier auch Bären mit vier Augen gäbe, den „Oso andino“, also den Andenbären, im Deutschen eher als Brillenbär bekannt. Und  dann kamen wir an einer Kuh vorbei, die wie eine „Vaca Andina“ aussah, also wie eine Brillenkuh.

vaca andina - kreuzung aus kuh u brillenbär
„vaca andina“ – Kreuzung aus Kuh und Brillenbär

Ich fragte ihn, ob das denn jetzt eine Mischung aus Kuh und Bär sei, woraufhin er erst einmal überlegen musste. Ich wollte ihn schon darauf hinweisen, dass ich das als Witz gemeint habe. Aber da mir meine Oma beigebracht hatte, sich eher zu erschießen, als einen Witz zu erklären, hielt ich meine Klappe und ließ ihn weiter grübeln. Schließlich meinte er, ja, das könne gut möglich sein…
Nach zwei mühsamen Stunden erreichten wir einen ehemaligen Militärposten. Es waren zwei heruntergekommene Baracken mit guter Übersicht über die Gegend, dafür aber auch extrem eklig im Wind gelegen. Die ganze Gegend war früher eine Hochburg der Guerilla, deshalb der Posten. Ich fragte Carlos, ob er wisse, wie hoch wir hier seien. Er überlegte einen Moment und antwortete dann: „Estamos altos!“ – Ach, ja, hoch also? Dann meinte er entschuldigend, er würde diese Führungen ja noch nicht so lange machen. Okay, ich hatte das schon akzeptiert, als er noch mal nachlegte und meinte, es wären so 25.000 Meter. Was? Ja, so ungefähr! Aha! Ich würde auch nicht weiter fragen… nie wieder!
Irgendwie schaffte ich den Aufstieg trotz abnehmendem Sauerstoff und zunehmendem Wind. Was war das positive Gefühl, das ich da oben hatte? Erleichterung, dass der Scheiß endlich vorbei war!
Der Rückweg war auch schlimm. Aber sprechen wir lieber ganz allgemein darüber: Denn insgesamt ist dieses (elende) Vulkanbesteigen doch höchst fragwürdig und völlig überbewertet! Ich mag echt gerne durch die Gegend laufen und die Landschaft genießen (das ganze Programm). Aber diese Vulkane?! Erst geht es die ganze Zeit einfach nur steil nach oben. Landschaft genießen…? Na, sicher! Dann ist es oben so ficken windig, dass man sich kaum lange genug fürs Gipfelfoto aufhalten kann. Ausblick genießen…? Natürlich! Und dann geht’s wieder so steil runter, dass sich in den Gelenken schon beim Gedanken Phantomschmerzen einstellen. Wenn das nicht nach richtig Spaß klingt! Warum also? Hätte der blöde Petrarca nicht auf die Hirten hören können und den Mont Ventoux in Ruhe und den Bären lassen können. Nein! Und jetzt muss ich auch auf Berge steigen, ich Idiot!

krater des puracé. es wird leider nicht ganz klar, wie scheiße windg es ist!
Hobbyvulkanist Boe am Krater des Puracé. Es wird leider nicht ganz klar, wie scheiße windig es ist! Etwas deutlicher zu erkennen, wie wenig Spaß Herr Boe beim Kraterfoto noch im Gesicht hat.


Solche und ähnliche Gedanken machte ich mir also mit meinem mit Sauerstoff unterversorgten Gehirn!
Ach, übrigens die Ausrüstung des Guides war auch nicht schlecht. Er hatte so einen Turnbeutel dabei, in dem sich, das stellte sich bei unserer letzten Rast heraus (ich hätte direkt dort schlafen können!), eine Packung Kekse befanden. Er hatte nicht einmal etwas zu trinken dabei. Aber er hatte eine Art Zauberstab dabei, eine „Shonta“. Auf die Frage wofür, sagte er, die haben alle Guides dabei! Da war ich natürlich schwer beruhigt. Vielleicht konnte man mir diesem Zauberstab die angreifenden Brillenbären davon überzeugen, statt einen aufzufressen sich lieber mit einer Kuh zu paaren. Wer weiß?

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Gipfelfoto mit Carlos + Shakira  
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Militärposten in geschätzten 25.000 m Höhe.
Indigener Guide der Kokonuko mit Zauberstab , der Shonta

Fundstück – weiblicher Machismus

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Fundstücke in Fernwest – weiblicher Machismus

Heute in den Straßen von Popayán war eine kleine…, tja, soll/darf man es Demo nennen? Wie viele Menschen braucht eine Demonstration? Da weiß nicht einmal Wikipedia eine quantifizierbare Antwort! Es waren vielleicht 20 Personen, größtenteils junge Frauen, die sich in ihrem Protestzug für die Rechte der Frauen einsetzten, insbesondere ging es um das alleinige Bestimmungsrecht über den weiblichen Körper. So wurde unter anderem Folgendes skandiert: „Con ropa ó sin ropa – mi cuerpo no se toca!“ In etwa: „Mit oder ohne Kleider – meinen Körper fasst man nicht an!“ (siehe Fotos)
Interessanter als die Protestierenden waren eigentlich die beobachtenden Passanten, die das ganze recht gleichgültig über sich ergehen ließen. Dachten sich wohl auch: „Diese Studenten!“
Dass der Machismus in Südamerika noch immer Staatsform ist, das ist mit Sicherheit keine Neuigkeit. Aber auf einen interessanten Aspekt wies mich eine Couchsurferin aus Mérida/ Venezuela hin. Sie beklagte sich, dass die Frauen die viel schlimmeren Machos wären. So würden die Mütter ihre Jungen gnadenlos verhätscheln, während sie gegenüber ihren Töchtern ganz andere, viel strengere Maßstäbe anwenden würden. Wenn ein Sohn nach einem Vollrausch am nächsten Tag in den Seilen hinge, kümmere sich die Mutti um ihr armes Söhnchen, mache ihm eine stärkende Suppe, während die Tochter nach einer solchen Nacht von der eigenen Mutter als Schlampe beschimpft würde.
Die Frau aus Mérida war jenseits der 30 Jahre und nicht verheiratet und kinderlos und war zufrieden damit. Ein Skandal! Da hatte sie doch wohl etwas falsch gemacht! In Augen der Gesellschaft, aber eben auch in Augen der meisten Frauen!

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Fundstück – pazifistische Protestform

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Fundstücke in Fernwest – pazifistische Protestform

Popayán ist die Hauptstadt des Departamento Cauca und präsentiert sich stolz als die „Ciudad Blanca“ Kolumbiens, also als die weiße Stadt. Und tatsächlich so viele weiße Häuser in einer Stadt hab ich lange nicht mehr gesehen (wenn überhaupt). Kolonialhäuser reihen sich aneinander, dass es eine wahre Freude ist – wirklich hübsch anzusehen.
Aber so viel weiß kann auch provozierend und einladend wirken. Denn was kann man mit so viel weißer Fläche anfangen? Hmmm, mal überlegen, liebe Kinder! Richtig: beschmieren oder Graffitis ansprühen. Oder aber sie eignen sich auch für eine pazifistische, wenngleich fast vergessene Protestform: das einst beliebte Farbbeutelwerfen.
Rund um die Plaza Cauca, dem zentralen Platz Popayáns, finden sich herrlich weiße, koloniale Prachtbauten und in fast allen befindet sich der Sitz einer Bank. Kennt man also nicht nur aus Deutschland, dass die Banken die protzigsten Gebäude haben. Und nun genau die Fassaden dieser Banken sind zur Leinwand des Protestes geworden (siehe Fotos).
Dabei fällt mir eine hübsche Anekdote ein. Zu guten alten Marburger Zeiten, als ich im so genannten „Madhouse“ wohnte, haben zwei gute Freunde, nennen wir sie mal V.* und M.* (*Namen von der Redaktion gekürzt), daran gemacht, in unserer Wohnung Farbbeutel vorzubereiten, um sie mit viel Schwung und Wut gegen das Gebäude der Deutschen Bank zu schleudern. Als wäre das nicht schon Grund genug, hatte die sich ein Stück vom ehemaligen Biegeneck unter den Nagel gerissen, einem der Streitobjekte der 80er und 90er Jahre (so mit Hausbesetzung, studentischem Wohnraum, polizeilicher Nacht-und-Nebel-Räumung, Abriss ohne Baugenehmigung – volles Programm also).
Zur Tat: Unsere beiden Protestler haben sich, quasi als Rache auch bei Nacht und Nebel aufgemacht, die Fassade der Drecksbank zu beschmutzen. Und womit? Mit Recht! Während M. seine Munition hektisch, wie es seine Art war, schon verschossen hatte, nahm V. präzise Maß, um die Bank an strategisch besonders schmerzvollen Punkten zu treffen (Bank-Logo). M. war nervös und wollte weg und rief tatsächlich folgende Worte: „Los V.! Lass uns abhauen!“ Er rief nicht tatsächlich „V-Punkt!“, sondern er gab natürlich als professioneller Delinquent und Farbbeutelwerfer den kompletten Klarnamen (sowie Anschrift) des Mitdelinquenten bekannt, bevor die zwei im gestreckten Galopp den Tatort verließen.
Diese Geschichte soll nur mal als kleine Anregung dienen, was wir heute noch so als kleine Bürger:innen auf der Straße so tun können, wenn man nicht weiß, wo all die Wut hin soll. Vielleicht mal zur Abwechslung vom Leute beleidigen im Internet. Spaß macht es obendrein!

(In der Hoffnung, dass die Taten verjährt sind! Andererseits kann man das nie wissen in einem Land, indem die Strafen höher sind, wenn man ein Polizeiauto beschädigt als eine:n Polizist:in selbst!)

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hupkultur

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Hupkultur

In Deutschland haben wir es mit einer vergleichsweise schwach entwickelten Hupkultur zu tun. Hupen hat weitestgehend nur vier Bedeutungen: „Achtung!“, „Arschloch!“ und „Achtung, Arschloch!“ sowie „Mein idiotischer Freund/Freundin hat die blöde Kuh/Trottel doch geheiratet!“ – In Italien kommt zum Beispiel noch das beliebte „Fahr schon!“ oder genauer gesagt „Fahr schon, Stronzo!“ dazu, das man an jeder Kreuzung erleben kann und das sich langsam aber sicher auch in Deutschland wachsende Beliebtheit erfreut.
In Südamerika ist aber die Hupkultur viel weiter entwickelt und erfreut sich etlicher Spielarten. Hupen ist hier Vielfalt, Kommunikationsmittel und nicht bloße Gefahrenwarnung. So bedeutet ein dreifaches Hupen oft einfach „Na, wie geht’s? Alles in Ordnung?“, auf das man gerne antwortet „Mir geht’s gut und dir?“ Außerdem hupt man natürlich gerne hübschen Frauen am Straßenrand hinterher, 2x bedeutet „Linda!“, 3x „Mamacita!!!“ Im Transporte Publico wird das Hupen als „Willste mitfahren?“ eingesetzt und wird grundsätzlich an alle halbwegs potenzielle Fahrgäste gerichtet, also quasi an jeden an der Straße (oder in Straßennähe). Hupen bedeutet aber auch: „Hej, ich überhole dich gerade!“ Was natürlich auch eine wichtige Information ist. Genau wie: „Achtung! Ich schneide die Kurven! Und zwar ziemlich krass!!“
In Venezuela kann ein Hupkonzert auch Ausdruck eines kollektiven Glücksgefühls sein: „Cool, Leute! Wir haben den „Vier-Seiten-Trick“ geschafft! Glückwunsch! Olé olé!“ (siehe dazu: https://tommiboe.wordpress.com/2013/11/02/kreatives-fahrverhalten/)
Darüber hinaus bedeutet es natürlich auch „Platz da!“, „Fahr schon!“, „Achtung!“ und „Hijo de Puta!“
Diese Bedeutungsvielfalt macht es nicht nur für Neulinge und Außenhupende sondern auch für die eigentlich Eingehupten schwer, genau zu wissen, was jetzt gerade Sache ist. Und so schreit in Gefahrensituationen, das habe ich selbst erlebt, der Busfahrer auch schon mal aus dem Fenster. Das ist einfach weniger missverständlich, als zu hupen. Sonst denkt der Autofahrer noch „Oh! Hübsches Mädchen am Straßenrand!“ oder antwortet einfach instinktiv „Danke! Mir geht’s gut!“ und könnte damit falscher gar nicht liegen, weil wir ihm eine Sekunde später mit unserem Bus eine heftige Breitseite verpassen.

Mein persönlich beeindruckendstes Huperlebnis hab ich schon geschildert… (https://tommiboe.wordpress.com/2013/09/18/respekt-liebe-busfahrer/)
Was ist mit euern? Was bedeutet Hupen für euch? Warum könnt ihr nicht mehr ohne leben?

Fahrvergnügen in Bogotá

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Fahrvergnügen in Bogotá

Als ich Anfang 2001 das erste Mal nach Bogotá kam, war der Stolz der Stadt der TransMilenio. Zumindest ein passender Name, um darauf stolz zu sein. Allerdings verbarg sich hinter diesem Namen eine einzige Buslinie, die den Norden der Stadt mit dem Zentrum verband. Immerhin besaß diese eine Linie eine eigene Fahrspur. Mir kam spontan der Gedanke: der Wahnsinn! Das sonstige Verkehrschaos der 8-Millionen-Hauptstadt wurde von 20-30Tausend Bussen übernommen, die das gesamte Stadtgebiet bedienten. Neben den Privat-PKWs gab es noch geschätzte 50.000 Taxis, was mir als damaligem Marburger folgendes interessantes Zahlenspiel aufdrängte: 30.000 Busse + 50.000 Taxis = Gesamtbevölkerung von Marburg (inclusive eingemeindeter Dörfer).
Damals hatte ich das große Glück, dass ich von meinem Zuhause nur 300 Meter zur Septima (VIIa) laufen musste, der Hauptverkehrsader von den nördlichen Vierteln zum Zentrum. Dort konnte ich einfach irgendeinen Bus anhalten, weil tatsächlich alle vorbeifahrenden Busse bis zu meiner Uni auf der Septima blieben.
Aber ansonsten…!!! Hin und wieder musste ich Behördengänge erledigen, weil (ich will mich nicht aufregen, es ist 13 Jahre her!) die beiden an meinem Austausch beteiligten Universitäten ihre organisatorischen Hausaufgaben vernachlässigt hatten, mit anderen Worten: weil sie es verkackt hatten! Und dafür wurde ich in entfernte Barrios entsandt. Begreifen wir es als Chance. Denn so durfte ich hautnah die Komplexität und den Wahnsinn des bogotanischen Bussystems kennen lernen.
Ich ließ mir den Weg erklären. „Also, erst einmal nimmst du den Bus in Richtung Calle 75 con Carrera 21 und dort steigst du in den Bus in Richtung Calle 125 con Carrera 35!“ Okay! Das war eine klare Ansage. Aber die Wirklichkeit an der an Septima war eine andere! Da es keine Haltestelle gab, konnte man überall einen Bus am Straßenrand anhalten. Aber welchen Bus…?! Auf der Carrera Septima verkehren mindestens 50 verschiedene Buslinien und die Busse haben vorne rechts ein kleines Schildchen (siehe Fotos), das das Ziel angibt. Die Entfernung des Busses auf den Bild entspricht ungefähr dem Zeitpunkt, an dem man seinen Arm ausstrecken sollte, um den Bus heranzuwinken. Denn zwischen den einzelnen Stopps kennen die Busfahrer nur Vollgas, sodass die Busse ordentlich an einem vorbeibrettern. Das Zeitfenster, um das Schild zu entziffern und das Handzeichen zu geben, war für Ungeübte wie mich unrealistisch klein. Meist hatte ich das Schildchen dechiffriert, wenn der Bus auf meiner Höhe war, mit anderen Worten: selbst für eine Vollbremsung zu spät! Oft hielt ich dafür einen falschen Bus an („Ups! Sorry!“), was man den Blicken des Fahrers nach als Nahtoderfahrung durchgehen lassen konnte.
Heute, 13 Jahre später, brettern noch immer Busse mit putzigen Schildchen über die Septima und, nein, es gibt noch immer keine Metro, wie zum Beispiel, in Medellín (dieser Seitenhieb auf all die stolzen Bogotaner muss sein!), dafür hat sich der kleine TransMilenio prächtig weiterentwickelt. Etliche Linien versorgen inzwischen die Randbezirke mit dem Zentrum. Und da sie fast immer auf eigenen Spuren verkehren und nicht am üblichen und üblen Stop+Go Bogotás teilnehmen müssen, erfreuen sie sich großer Beliebtheit. Zur Rushhour ist die Beliebtheit so groß, dass spontan ein riesiges Gruppenkuscheln beim Ein- und Aussteigen entsteht, das man fast als Orgie bezeichnen könnte.
Abgesehen vom TransMilenio bleibt die Lage chaotisch. Als ich Bogotá erreiche, ist das erste Mal um 16:00 auf der Straße Stillstand. In der Wohnung in Chapinero Alto bin ich schließlich nach 19:00!
Da freu ich mich doch schon auf meine Abreise morgen früh!

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Ähhhh?! Nummer…?