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Fundstück – peskale Kollateralschäden
Fundstücke in Fernwest – peskale Kollateralschäden
Entweder die Piranhas im Rio Miranda im Pantanal sind total bescheuert oder alle gekauft! Denn nach zwei frustrierenden Piranha-Fütterungserlebnissen im Llanos (Venezuela) und im Amazonas (Ecuador) beißen die Piranhas im Pantanal wie die Weltmeister (hoffentlich nimmt sich die Seleção dies nicht zum Vorbild). Vielleicht liegt es aber auch an meiner inzwischen ausgereiften, auf internationalen Misserfolgen beruhenden Angeltechnik.
Tatsächlich bin ich überzeugt, allen Piranhaangelneulingen fünf wertvolle Tipps geben zu können. So konnte ich nach Null Piranhas in zwei Ländern 15 Stück in einer guten Stunde aus dem Wasser ziehen. Wir waren so erfolgreich, dass uns der Küchenchef Piranha-Sushimi zubereitet hat – sehr lecker.
1. Angelt im Pantanal! Die Viecher sind hier einfach zu blöd! 2. Der Haken sollte nicht zu groß sein. 3. Den Köder vorne auf der Spitze des Hakens befestigen. 4. Als Köder immer Rindfleisch benutzen und nicht Huhn, das zerfällt zu schnell und die Piranhas können es leicht vom Haken klauen und 5. mit der Rute ein paar Mal kräftig ins Wasser schlagen/rühren, um die Piranhas anzulocken, die denken, dort ist etwas Totes ins Wasser gefallen. Die Piranhas kommen daraufhin angeschossen, hören direkt auf zu denken und beißen sprichwörtlich wie wildgewordene Piranhas um sich.
Es ist nicht unbekannt, dass die angreifenden Piranhas beim unkontrollierten Umsichbeißen im Blutrausch gerne auch mal den einen oder anderen Kollegen dabei erwischen. Was die wenigsten wissen, dass der heute bekannte Begriff dafür ursprünglich aus dem Anglerlatein kommt. Angler hatten bei der Beobachtung dieses Phänomens scherzhaft den Begriff „friendly fire“ erfunden. Ebenso spricht man unter Anglern in diesem Zusammenhang von Kollateralschäden unter den angreifenden Piranhas. Erst später sind diese Begriffe von der Fisch- in die Kriegswelt übernommen worden. Ob das unsere neue Verteidigungsministerin schon weiß…?
Kleiner Grenzverkehr, Teil 2
Kleiner Grenzverkehr, Teil 2
Man darf das jetzt nicht so formulieren, dass ich Schwierigkeiten bei der Einreise nach Paraguay gehabt hätte. Es verhält sich eher so, dass ich Schwierigkeiten bei der Ausreise aus Brasilien gehabt hatte.
Mein Weg führte mich nach meinem Pantanal-Aufenthalt und meinem Start ins Neue Jahr in Bonito am 2.Januar nach Bela Vista, dem nächsten Grenzort. Es handelt sich um einen kleinen Grenzübergang. Also hatte ich mich vorher bei Leuten in Bonito als auch im Internet erkundigt, ob ich dort auch die Grenze passieren konnte. Da kann man sich ja nie richtig sicher sein. Ich bestieg meinen Bus um 8:00, musste noch einmal nach 2 Stunden Wartezeit in Jardím umsteigen und war dann gegen 13 Uhr in Bela Vista angekommen.
Ich wollte mich nicht lange aufhalten, sondern schnappte mir ein Taxi und versuchte dem Fahrer mit meinen begrenzten, zu 104% auf dem Spanischen beruhenden Portugiesisch-Kenntnissen klarzumachen, dass ich an die Grenze wollte. Der nickte das überzeugend ab und wir fuhren los. Als wir nach einer Weile ein verdächtig nach einem Grenzgebäude aussehendes Grenzgebäude passierten, fragte ich vorsichtig, ob hier die nicht vielleicht die Grenze sei. Ich wiederholte mehrfach das Wort „sello“, was zumindest im Spanischen Stempel bedeutet. Er sagte Jaja und fuhr weiter über eine Brücke. Aha! Drei Minuten später hielten wir in einer Einkaufstraße eines kleinen Ortes auf der paraguayischen Seite direkt vor einer Geldwechselstube. Stolz lächelte mich mein Fahrer an. Ich erklärte ihm, dass ich einen Stempel für meinen Reisepass bräuchte, weil ich sonst später Probleme bekommen könnte, zum Beispiel bei der Ausreise. Jetzt machte sein Gesicht Aha!
Zwei Minuten später hielten wir vor einem kleinen Gebäude am Straßenrand, noch auf der Seite Paraguays. Ich versuchte einen vorsichtigen Einwand „Sello de Saida“, was Ausreisestempel auf Portunhol heißt, so wird das Sprachgemisch aus Portugiesisch und Spanisch hier liebevoll genannt. Mein Taxifahrer war aber schon halb im Gebäude. Na gut! Ich folgte und durfte endlich mal wieder guten Gewissens jemanden auf Spanisch anreden. Der Grenzbeamte bestätigte mir, dass ich hier meinen Einreisestempel bekommen könnte. Ja, schön, aber ich bräuchte ja noch einen Ausreisestempel Brasiliens, nicht wahr? Ja, aber den gebe es auf der anderen Seite nicht, war die Antwort. Bitte was? Dafür müsse ich nach Ponta Pora. Das ist der nächste Grenzübergang zwei Busstunden weiter südlich. Ja wie, Moment, noch mal zum Mitdenken und Nachvollziehen. Auf der einen Seite der Grenze gibt es Stempel und bei den Kollegen von anderen Seite gibt es keine? Ja, das habe ich richtig verstanden und schön zusammengefasst.
Ich hatte vorher schon gelesen und gehört, dass die Brasilianer an der Grenze wenig Spaß verstehen, wenn ein Stempel fehlen würde. Und hier war ihnen plötzlich alles egal…? Da ich aber die Absicht hatte, in ein paar Tagen wieder nach Brasilien einzureisen und zwar nicht über diesen putzigen Grenzübergang, würde der fehlende Ausreisestempel unter Umständen Scherereien bedeuten. Auch diese Vermutung konnte mir der paraguayische Grenzer bestätigen. Ich müsse, um meine Papiere in Ordnung zu halten, über Ponta Pora einreisen.
Und so kutschierte mich mein Taxifahrer nach einem Kurzaufenthalt auf paraguayischem Boden wieder zurück zum Busterminal nach Bela Vista, wo ich, um den Tag perfekt zu machen, für heute kein Busticket mehr nach Ponta Pora bekam, sondern nur für den nächsten Morgen um 6.
Sollte ich erwähnen, dass mir der Wirt meiner letzten Pousada empfohlen hatte, direkt nach Ponta Pora zu fahren, und ich am Vortag bestimmt auch noch ein Busticket bekommen hätte? Tja, da will man mal die eingetrampelten Pfade des Grenzverkehrs verlassen und schon strandet man im Grenznirgendwo zwischen Brasilien und Paraguay.
Zumindest sind hier die Pousadapreise niedriger als in Bonito. Und mal schauen, was man hier zu essen bekommt. Außerdem, Herr Boe, Abenteuer buchen und wenn’s dann eintritt, den Veranstalter verklagen, das passt auch nicht zusammen! (ja, ich bin ja schon ruhig…)
Nächster Tag: Die blöden Hähne hatten bereits die blöden Hunde geweckt, sodass sie mich auf meinem frühmorgendlichen Weg (5:30) zum Rodoviario (übertrieben kompliziertes Wort für Terminal) ordentlich verbellen durften. Hoffentlich wurden deren blöden Besitzer dadurch auch geweckt.
Drei Stunden später war ich in Ponta Pora, dem Grenzort, der funktionieren sollte. Ich fand das hervorragend versteckte Migracion-Gebäude und landete in einer langen, langsamen Schlange, die sich nach einer halben Stunde des Wartens auch noch als die falsche Schlange herausstellte. Sehen wir das mal positiv: Die andere war wesentlich kürzer. Wir lernen: Nachfragen hilft nicht immer. Nur mehrmaliges Nachfragen!
Nach meinem „Saida“-Stempel nahm ich mir ein Taxi, um das gleiche Spektakel bei den Paraguayos durchzuführen, was zum Glück viel schneller ging. Auf dem Weg zum Terminal kamen wir sogar noch an einer Wechselstube vorbei.
Die Grenze zwischen Brasilien und Paraguay ist einfach ein Grünstreifen, der zwischen zwei Straßen verläuft. Wenn man das nicht weiß, würde das niemand merken. Die Stadt (oder die beiden, Ponta Pora und Pedro Juan Caballero) sitzt also mitten auf der Grenze. Man kann also unkontrolliert drüberfahren, -gehen und theoretisch auch drüberpinkeln.
Aber wehe du hast keinen Stempel! Dann musst du ohne abzuschütteln zurück!

Fundstück – Termitenzucht
Fundstücke in Fernwest – Termitenzucht
Der Mato Grosso in Brasilien ist neben dem Pantanal für seine intensive extensive landwirtschaftliche Nutzung bekannt. Zum einen wird hier für den Weltfuttermarkt und die Ethanolherstellung Soja angebaut und zum anderen: Was bietet sich auf einer seeehr großen, sehr ebenen Fläche bei schlechter Bodenqualität an? Viehwirtschaft, richtig! Es stehen also Rinder in der Gegend herum. An dem am Fenster vorbeifliegenden Bild ändert sich (ohne Übertreibung) über 500 Kilometer lang überhaupt nichts. Eintönig! Die Straße geht schnurgeradeaus. Links wie rechts Weideflächen und hin und wieder stehen sogar mal Rinder drauf. Aber extrem extensiv!
Aber mein genauer Blick entdeckte eine neue, in Europa weitestgehend unbekannte Nutzungsform: die Termitenzucht! Denn was schon die indigene Bevölkerung wusste, und selbst Schimpansen kann man dabei beobachten, wie sie mit Stöcken Termiten aus den Bauten angeln, wissen jetzt auch (US-amerikanische) Experten. Die gehen nämlich heute davon aus, dass Brasilien die weltweit größten Reserven an tierischen Proteinen besitzt. Und zwar in Form von Termiten. Denn bei Termiten handelt es sich um die Lebewesen mit der größten Biomasse der Welt. Wenn sich also alle Termiten der Welt auf eine Waage stellen, wiegen sie zusammen mehr als jede andere Lebensform (für sich).
Und Brasilien als erstes Land der Welt beginnt diese Ressourcen, mit konspirativer Unterstützung von Nestlé, zu nutzen. Und so entstehen in Brasilien erste Farmen, die sich der Termitenzucht widmen. Die beiden Bundesstaaten Mato Grosso und Mato Grosso do Sul sind zusammen fast viermal so groß wie die Bundesrepublik. Mit Nutzung des Supercomputers „Deep Thought“ konnte das Forscherteam aktuelle Hochrechnungen präsentieren, die besagen, dass allein durch intensive Termitenzucht in Mato Grosso ein Viertel des weltweiten Bedarfs an tierischen Einweißen gedeckt werden könnte.
Zumindest sollten dank Nestlé, das uns ja schon heute garantieren kann, dass kein Mensch mehr weiß, was er tatsächlich isst, konservative Essgewohnheiten keine Probleme bei der Vermarktung darstellen.
Und da auch Monsanto schon an der Entwicklung gentechnisch veränderter Hybridtermiten arbeitet, können wir davon ausgehen, dass alles (vermutlich) gut werden wird!
Ein gutes, erfolgreiches und gesundes 2014! Und achtet auf eine eiweißreiche Ernährung!

Fundstück – Wildlife im Pantanal, Teil 1
Fundstücke in Fernwest – Wildlife im Pantanal, Teil 1
Zum Jahresabschluss war noch mal Wildlife angesagt. Es ging ins Pantanal, eines der größten Feuchtgebiete der Welt (da kann nicht mal Charlotte Roche mithalten) mit einer immer noch wahnsinnig großen Artenvielfalt (wenngleich ohne Filzläuse), obwohl auch hier die Natur seit langem immer weiter zurückgedrängt wird. Ich möchte fast „natürlich“ hinzufügen.
Die Chancen, hier freilebende Jaguare sehen zu können, dürfen für Freunde der Wahrscheinlichkeitsrechnung als „durchaus realistisch“ eingeschätzt werden. Besonders aber Vogelfreunde drehen bei der Vorstellung, durch das Pantanal zu schlendern, vollkommen blank – zurecht! Ich hatte also mit einigem gerechnet und sogar schon auf der Hinfahrt aus dem Autofenster einige Tiere (Kaimane, Wasserschweine, Riesenotter, den Riesenstorch Jabiru und viele seiner gefiederten Freunde…) gesehen. Aber was ich bei meiner Ankunft in meinem Ressort erblicken durfte/konnte/musste… Darauf war ich nicht vorbereitet! Zebras im Pantanal?! Hätte mich ja einmal gescheit informieren können!





