tommiboe
Papa, ich will mal Steuerjäger werden!
„Papa, ich will mal Steuerjäger werden!“
Hatte ich das gerade wirklich von dem 5jährigen an der Hand seines Vaters gehört…? – „Papa, ich werde mal Steuerjäger!“ – Leider nein.
Wo sind eigentlich die ganzen nervenden Influencer, wenn man sie braucht? Die könnten doch mal schön Stimmung gegen diese egoistischen Steuerbetrüger und Großkonzerne machen, die nicht bereit sind, auch nur ein Promille an Steuern zu zahlen… Ach, richtig, es müsste ja erst jemand die Influencer bezahlen, bevor sie in deren Interesse influencen. Sorry, mein Fehler! Hatte mal wieder kurz vergessen, wie das Spiel funktioniert.
Und dass sich ein paar Milliardäre finden lassen, die nicht nur bereit sind, alte Kirchen aufzubauen, sondern eine wirksame Infrastruktur, die gegen Steuerbetrug und -vermeidung vorgeht, glaube ja nicht mal ich selbst. Die sind schließlich eher am Gegenteil interessiert.
Andererseits könnte der Staat ja auch selber…! Wir gönnen uns ein Millionenschweres Kontrollsystem für Hartz IV, in dem Zehntausende arbeiten, aber für die Aufklärung des Milliardenbetrug von Cum-Cum und Cum-Ex fehlt den finanzschwachen und oder unwilligen Ländern das nötige Personal. Zahlreiche Klagen können aufgrund von Personalmangel derzeit nicht vor- und aufbereitet werden. Daher werden wohl viele Betrüger straffrei davonkommen, weil ihre Straftaten demnächst verjähren. Betrug in mehrfacher Milliardenhöhe! Wo bleibt eigentlich der Aufschrei der Empörung von Seiten der Politik und Medien?! Mein Schreien hört ja keiner! Steuern sind wohl nicht sexy genug für Talkshows oder was ist die Ausrede?
Vielleicht brauchen wir wieder mehr grüne Strumpfhosen! Wie gut könnten wir ein paar moderne Robin Hoods gebrauchen, die es den reichen, gierigen, mächtigen Arschlöchern wegnehmen und den Armen – hier: der armen Steuerkasse und damit der Gemeinschaft – zuführen. Und das Ganze ohne Waffen, sondern nur mit der Gewalt des Steuerrechts!
No-Fun-Fact 1: Robin Hoods moderne Gehilfen, die Whistleblower, die die Steuerbetrügereien öffentlich machen, werden hingegen viel schneller verklagt. Auch hier sieht die Politik taten- und (vermutlich) interesselos zu, anstatt Whistleblower durch eine verbesserte Rechtslage stärker zu schützen.
Wo bleibt also unser neuer Superheld „Tax-Man“ mit der Superkraft „StGB, 2. Staatsexamen“ – und alle so: „Yeah! Zeig’s den Bösewichtern!“ Solche Vorbilder brauchen wir, ob nun mit oder ohne grüne Strumpfhose!
No-Fun-Fact 2: Irgendwie passend, dass die alten Weltverbesserer Beatles schon 1966 in ihrem Lied Taxman die viel zu hohe Besteuerung Besserverdienender anprangerten. (Zur Verteidigung der Beatles sei angemerkt, dass der Spitzensteuersatz in Groß Britannien zu der Zeit bei satten 95% lag.) Ironischer Weise hat das die folgende Pop-Ikone Maggie Thatcher dann ein für alle Mal und grundlegend geändert und seitdem wurden die hohen Einkommen in Ruhe gelassen.
Na toll, Beatles, danke!
Wer ist das größere Arschloch: Neid oder Gier?! Zur Gierdebatte hier lang!
A-Hörnchen oder B-Hörnchen?
A-Hörnchen oder B-Hörnchen?
Solange ich mich erinnern kann, bin ich niemandem mit übertrieben morgentlichem Aktionismus auf die Nerven gegangen. Als Kind wurde ich in den Ferien spät morgens vom Geklapper am Frühstückstisch in unserem Wohnwagen geweckt, während neben mir meine beiden Geschwister ebenfalls noch schliefen.
Noch heute quäle ich mich morgens aus dem Bett, an Frühstück kann ich um 7 Uhr nicht mal denken. Ich kann mir um diese Uhrzeit noch nicht einmal ein Brot für später schmieren. Es ist mir regelrecht zuwider! Ich komme früh morgens gerade mal mit mir selbst klar und auch das nur, wenn ich die Fresse halte.
Als ich das erste Mal von den A- und B-Menschen, wie in Dänemark die Frühaufsteher:innen und Langschläfer:innen genannt werden, gelesen habe, fühlte ich mich sehr verstanden. Von Wissenschaftler:innen wird der Anteil der B-Hörnchen, wie ich sie liebevoll nenne, auf 15 bis 25% der Bevölkerung geschätzt. Und anstatt das als Malus zu betrachten, wird gefordert, davon wegzukommen, Frühaufsteher:innen gegenüber Langschäfer:innen als bessere Menschen anzusehen. Es sind lediglich frühere Menschen – quasi eine andere Zeitzone…!
Auch die dänische Familienministerin sowie etliche Arbeitgeber:innen unterstützen die Anliegen der Langschläfer:innen. Schließlich gehe es heute im Arbeitsleben oft um Ideen, Kreativität und Innovation; Qualitäten also, die nicht unbedingt an Pünktlichkeit, Uhrzeit oder Anwesenheit gebunden sind. Daher sollten die Menschen genau dann arbeiten, wenn sie am effektivsten und kreativsten sind.
Bis das allerdings alle Lebensbereiche oder gar Deutschland erreicht hat, werde ich wohl noch einige Jahre in aller Frühe zur Schule radeln, wo mir dann auf den Fluren kleine verschlafene Zombies entgegentorkeln, die kaum in der Lage sind, ein „guten Morgen“ herauszupressen. Und ich denke mir: „Oh, die Armen – auch alles B-Hörnchen!“
Der Slogan der sogenannten b-society lautet übrigens: „rise late – do great!“
Fairtrade-Kaffee ist nicht genug
Fairtrade-Kaffee ist nicht genug
Weder halte ich mich für konsequent noch für besonders weise, aber dass ich mir selbst derart widersprechen muss, das tut doch ein bisschen weh! Denn ich muss hier einen Irrtum eingestehen und, vor allem, ihn korrigieren.
Vor zwei Jahren habe ich in dem Artikel „Fairtrade-Kaffee kann jeder!“ zu mehr Fairplay in der Kaffeetasse aufgerufen und für den Konsum von Fairtrade-Kaffee geworben. Ich möchte das zwar nicht zurücknehmen, aber doch relativieren bzw. die Diskussion in die richtige Richtung lenken. Denn ich war zu kurzsichtig und, wie so oft, nur halbinformiert, was, meines Erachtens, eine der meistverbreiteten Volkskrankheiten unserer Zeit ist: selbstbewusstes Halbwissen!
Zwar gibt es positives Anzeichen: So erzielte der Handel mit fairen Produkten 2017 rund 1,5 Milliarden Euro (in Deutschland), was immerhin einem Anstieg von 13% entspricht. Allerdings macht das pro deutschem Verbraucher gerade mal 18€ pro Jahr. Der Marktanteil von fairem Kaffee liegt bei 4,1% (in 2017).
Und natürlich bleibe ich bei meiner Aussage, dass Fairtrade-Kaffee normalem Kaffee vorzuziehen ist. Allerdings sollte uns bewusst sein, dass die durchs Fairtrade garantierten Preise für die Kaffeebauern gerade einmal einen Aufschlag von 10-20% bedeuten (gegenüber normalem, unfairem Kaffeeanbau).
Allein in Äthiopien arbeiten ca. 30 Millionen Menschen als Kaffeebauern für zurzeit 30-40 € pro Monat (vgl.). Das Problem bleibt: Der Großteil der Wertschöpfung findet auch beim Fairtrade eben nicht in den armen Anbauländern statt, sondern in guter imperialistischer Tradition bei uns. Und die großen Röstereien haben selbstverständlich kein Interesse daran, dass sich daran etwas ändert. Dabei ist es genau das, die Teilhabe an der Wertschöpfung, was sich ändern müsste, um aus den reinen Erzeugerländern wirkliche Profiteure des Kaffeeanbaus zu machen.
Aber es gibt Hoffnung: Denn genau das macht Solino Coffee! Er wird zu 100% in Äthiopien hergestellt. Nicht nur Anbau und Ernte, sondern auch Rösten und Verpacken sorgen dafür, dass die Wertschöpfung weitestgehend im eigenen Land bleibt. Solino: So soll Kaffee!
Und jetzt wirklich: Alle mitmachen!
Kurzer Info-Clip zu Solino Kaffee: hier!

Über den Unterschied zwischen gemeinnützig und Gemeinnützigkeit!
Über den Unterschied zwischen gemeinnützig und Gemeinnützigkeit!
Begriffe wie gemeinnützig und Gemeinnützigkeit sind zurzeit nur mit äußerster Vorsicht unfallfrei zu gebrauchen oder, besser noch, nur im Beisein eines Anwaltes oder Steuerberaters.
Denn während gerade Attac die Gemeinnützigkeit entzogen worden ist und die CDU aktuell die Deutsche Umwelthilfe mit einer wahren Diffamierungskampagne überzieht, um auch ihr die Gemeinnützigkeit zu entziehen, ist Coca Cola sogenannter „Platin-Partner“ der rumänischen EU-Ratspräsidentschaft (sponsert zum Beispiel die EU-Ratstreffen) und setzt sich gleichzeitig gegen die Einführung einer, auch in Deutschland diskutierten Zuckersteuer sowie strengere Recyclingvorgaben ein.
Es scheint, dass der konservativen Politik ungeliebte NGOs, die zum großen Teil auf Spenden und damit auch auf die Gemeinnützigkeit angewiesen sind, mundtot gemacht werden sollen. Besonders putzig (nicht lustig!) wird es dann, wenn man erfährt, dass der Lobbyismus über Sponsoring (wie hier von Coca Cola praktiziert) für den Konzern selbstverständlich steuerlich absetzbar ist. Eine Spende an Globalisierungskritiker, die die Einführung einer Finanztransaktionssteuer fordern, hingegen nicht mehr. Dabei ist mit das Gemeinnützigste, was ich mir derzeit vorstellen kann, genau so eine Finanztransaktionssteuer. Denn wem nützt die…? Sorry, war rhetorisch! So hat die ursprüngliche Bedeutung des Wortes „gemeinnützig“ mit dem steuerlichen Begriff der Gemeinnützigkeit natürlich nichts mehr zu tun. Das wäre ja auch zu einfach…
Und noch mal putzig (und leider wieder gar nicht lustig): Seit Jahren fordert Attac, Großkonzerne angemessen zu besteuern und Steueroasen härter zu bekämpfen, leider einigermaßen erfolglos. Denn die Politik mag anscheinend diesen Kampf nicht annehmen, sondern bekämpft stattdessen ausgerechnet jene NGOs, die sich dieser wichtigen Aufgabe verschrieben haben. Aber dies ist offensichtlich nicht gemeinnützig genug – zumindest nicht für die Konzerne.
Und von CDU und FDP kommen bereits Forderungen, auch weiteren NGOs die Gemeinnützigkeit abzuerkennen, während jeder Karnickelzüchter-Verein und jede Stiftung, sei es von Parteien oder von Konzernen, natürlich total gemeinnützig sind.
Na bravo!
FCK GMNNTZGKT
Für A.Scheuer läuft es b.scheuert!
Für A.Scheuer läuft es b.scheuert!
Ohh, Andi, das ist jetzt aber auch blöd gelaufen! Und das gerade, als es so gut gelaufen ist. Um so blöder, wenn es dann blöd läuft… Hmm, Andi, so ein Dreck! Damit konnte aber auch keiner rechnen, dass der Typ nicht rechnen kann!
Da hatte sich so schön aus dem Nichts der Retter des deutschen Diesels ins Rampenlicht gekämpft und uns allen bewiesen (wodurch auch immer), aber ein für allemal und unumstößlich bewiesen, Feinstaub und Stickoxide können wir uns bedenkenlos zum Frühstück aufs Müsli streuen. Professor Dieter Köhler, tingelt seit Wochen durch die Talkshows, um seine Weisheiten, sorry, seine Wahrheiten zu verbreiten.
Ein Fest für Andi Scheuer. Endlich, endlich kommt die Wahrheit ans Licht. All die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus Jahrzehntelanger, weltweiter Forschung, auf denen die Grenzwerte beruhen, sind plötzlich unseriös und vollkommen willkürlich, weil ein alter Mann im Fernsehen die Weisheit mit Löffeln gefressen hat, der bisher zu diesem Forschungsthema nicht mal ein Flugblatt oder auch nur einen feuchten Furz veröffentlicht hatte. Der Verdacht, dass sich Andi Scheuer den werten Professor selbst gebacken hat, konnte noch nicht mit letzter Klarheit ausgeräumt werden. Immerhin haben auch satte 3% der angeschriebenen Lungenfachärzte Deutschlands das Papier von Köhler unterschrieben und nur 97% haben dies nicht getan. Ähnlich sehen im Übrigen auch die Zustimmungsverhältnisse bei der Klimaerwärmung oder bei der Evolutionstheorie aus. Wie meine Oma schon gesagt hat: „Drei Prozent Spacken gibt es immer! Mindestens!“
Irgendwie doof, dass sich Köhler, der all seinen Kollegen, die in diesem Forschungsbereich im Gegensatz zu ihm tatsächliche Experten sind, vorwirft, sie können nicht richtig rechnen, offenbar eine fette Dyskalkulie eingefangen hat. Denn in seiner Beweisführung auslaufen ihm einfachste Rechenfehler und zwar um den Faktor 200 bis 1000. Köhler redet sich danach, als Mann harter Fakten, raus, indem er behauptet, die Größenordnung würde trotzdem stimmen. Na klar, wenn man sich aus Versehen um das 200-1000fache verrechnet hat, ist die Größenordnung natürlich immer noch die selbe. Ist klar, Alter! (vgl. hier) Das merke ich mir für die nächste Alkoholkontrolle, wenn ich 2 Promille drin habe. Dann behaupte ich einfach, ich hätte mich an der Theke bloß um den Faktor 10 vertan, die Größenordnung sei aber völlig okay!
Schade, Andi, was sagst du dazu, dass Opi Köhler offensichtlich beim kleinen 1mal1000 für Pseudowissenschaftler gepennt hat? Die Debatte über die Grenzwerte sei masochistisch! Aha! Und: In der Debatte müsse eine Versachlichung herbeigeführt werden. Ah ja… Das sagt ausgerechnet Andi Scheuer, was ja auch irgendwie lustig ist, als Vorsitzender im Verein der Zündler und Brandstifter. Ansonsten äußert sich das Populismus-Ministerium der CSU zu diesen offenkundig falschen Berechnungen, auf denen die öffentlichen Empörung (auch seitens des Verkehrsministers) basiert, lieber gar nicht.
Hallo…?! Hallo Andi, jemand zu Hause…?! Was sagst du denn dazu? Ist dir egal? Scheiß auf Wissenschaft, du bist ja bloß Verkehrsminister oder was?! Einfach wegducken bis… ja, bis was…? Wach mal auf, du bist Bundesminister! Tja, hättest du halt bei der Berufswahl aufgepasst oder, besser noch, auf deine Mutti gehört und hättest was Vernünftiges gelernt.
Au Mann, es zeigt sich mal wieder: Für A.Scheuer läuft es b.scheuert!
Mehr zu Andi Scheuer:
https://tommiboe.com/2018/11/20/was-geht-andi-scheuer/
https://tommiboe.com/2018/09/15/neues-aus-dem-enddarm-der-automobil-lobby/
https://tommiboe.com/2014/12/08/a-scheuer-ist-b-bescheuert/
https://tommiboe.com/2016/09/23/a-scheuer-bleibt-b-scheuert/