was wäre schön in 2019

Grüner Pfeil für Radfahrer in Stuttgart

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Grüner Pfeil für Radfahrer in Stuttgart

Großartig! Der blanke Wahnsinn! Stuttgart, meine Perle! Bereit zu lernen! So sieht Zukunft schon heute aus!

Vielleicht muss ich einfach mal mein Lästermaul halten! Vielleicht aber auch nicht!

Begeistert blieb ich an der Überschrift hängen „Grüner Pfeil für Radfahrer in Stuttgart“. Schon lange warte ich als Radfahrer in Stuttgart darauf, dass sich etwas in der Stadt tut. Ich selbst wende den „Idaho-Stop“ ja schon lange an, illegal natürlich. Beim Idaho-Stop (keine Angst, liebe AfD, wir werden nicht von Indianern überfallen! Es droht auch keine Überfremdung!) darf man als Radfahrer ein Stoppschild wie ein „Vorfahrt gewähren“-Schild und eine rote Ampel ein Stoppschild behandeln, also drüberfahren!

Der kleine unscheinbare Bruder vom Idaho-Stop ist nun der Grüne Pfeil für Radfahrer und der soll unter anderem in Stuttgart getestet werden, ein Pilotversuch der Bundesanstalt für das Straßenwesen. Wow!

Und Stuttgart beteiligt sich „gerne“ an dem Projekt, da man „stets offen für neue Wege zur Förderung des Radverkehrs“ sei, völlig ironiefrei wohlbemerkt. Da musste ich als aktiver Radfahrer in der Autostadt Stuttgart schon ein wenig lachen. Aber auf so altmodische Konzepte wie „Radwege“ möchte man sich in Stuttgart natürlich gar nicht mehr einlassen. Und jetzt schnallt euch an, liebe Fahrradfahrer: Denn jetzt gibt’s in Stuttgart grüne Pfeile, yeah, zwei Stück, doppel-yeah! Kein Witz! An sagenhaften zwei (2!) Kreuzungen, jeweils in eine (1!) Richtung! Aber Stuttgart findet sich für soviel Offenheit und Förderung des Radverkehrs wahrscheinlich ziemlich geil. Echt, Ihr macht mich fertig!

Und an alle Bedenkenträger, Verkehrsplaner und Zukunftsverhinderer geht dieses hier: der Idaho-Stop führt zu keinem erkennbaren Anstieg an Verletzungen oder Todesfällen bei Radfahrern. Das geht aus einem 36jährigen Echtzeittest in Idaho hervor. Denn dort wird er seit 1982 praktiziert. Aber Moment, ich vergaß… So etwas würde sich ein deutscher Autofahrer bestimmt nicht gefallen lassen!

Neujahrsansprache von Tommi Boe

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Neujahrsansprache von Tommi Boe:
Was könnte 2019 besser werden?

Liebe Politik! (Ich lass die Anrede mal sehr allgemein.)
Wie wäre es denn, 2019 mal etwas von anderen, zum Beispiel Nachbarländern, zu lernen? Ich weiß, dahingehend tut sich der deutsche Politiker mitunter sehr schwer, und ich befürchte jetzt schon, dass das gerne eingeforderte Prinzip des lebenslangen Lernens leider nicht auf die deutschen Politiker übertragbar ist. Aber dennoch und sei es nur als Gedankenexperiment: Wie wäre es denn, mal etwas von anderen zu lernen …?
In Oslo gibt es bereits seit 1990 eine City-Maut. Das heißt, jeder, der mit dem Auto nach Oslo reinfährt, muss dafür zahlen. Sogar die Norweger in ihrem eigenen Land, auch wenn Andi Scheuer bereits bei dieser Vorstellung der Helm platzt. Und es geht noch weiter. So werden die Preise für Dieselfahrzeuge erhöht und steigen im nächsten Jahr auf 5 Euro pro Fahrt, während E-Fahrzeuge kostenlos nach Oslo einfahren können. (Aufladen kostet in Norwegen übrigens auch nichts, aber das ist eine andere Geschichte. Ganz ruhig, Andi!) Die Fahrten werden von einem Verkehrssystem erfasst und praktisch vom Konto abgebucht.
In Deutschland würde man vermutlich sagen, das ist technisch gar nicht möglich. Warum eigentlich nicht? Weil wir sonst so stolzen und bevormundenden Deutschen im Vergleich zu Norwegen in einem Entwicklungsland leben…?
Und es geht auch anders. In Dunkerque/ Dünkirchen (mit Vorstädten ca. 250000 Einwohner) können seit September 2018 alle Busse kostenlos genutzt werden und schon jetzt ist die Nutzung um 60% gestiegen. In Wien gibt es eine Jahreskarte für den ÖPNV für 365 Euro, die übrigens auch als Jobticket vom Arbeitgeber steuerlich geltend gemacht werden kann. In Kopenhagen fahren 45% der Bevölkerung mit dem Rad zum Arbeits- oder Ausbildungsplatz, weil die Stadt den Fahrradverkehr seit Jahrzehnten systematisch gefördert und priorisiert hat. (Spätestens jetzt ist Andi Scheuer komplett explodiert!) Sogar in Paris ist bei Smog die Metro kostenlos!
Natürlich ist diese Liste nicht vollständig. Aber sie zeigt, dass wir etwas lernen können, wenn wir denn wollen. Die Argumente dagegen werden ein bisschen dünn. Aber wir wissen auch: zwischen Können und Wollen fließt der Mississippi!

Die Lebensmittelampel kommt – oder lieber nicht?

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Die Lebensmittelampel kommt – oder lieber nicht?

Was wäre schön in 2018? Schön wäre es doch, wenn es auch die deutschen Politiker in 2018 endlich schaffen würden, eine Lebensmittelampel einzuführen.

Dass dies funktioniert, die Lebensmittelindustrie nicht ruiniert und den Verbraucher auch nicht überfordert oder wahlweise entmündigt, vermögen deutsche Lobbyisten vielleicht nicht für möglich halten und weiterhin versuchen, sie zu verteufeln und zu verhindern, jedoch gibt es seit Sommer in Frankreich den sogenannten „nutri score“.

Nutri-Score

Das Ziel dieser Kennzeichnung soll es sein, den Verkauf von Produkten zu fördern, die weniger Fett, Salz und Zucker enthalten, und auf die Weise die Lebensmittelindustrie zur Herstellung gesünderer Produkte zu erziehen.

Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO bewertet die Einführung der Lebensmittelkennzeichnung in Frankreich als einen Erfolg für eine bessere Ernährung.

Na, wäre das nicht auch etwas für Deutschland und ganz Europa…?

Nutri-Score - umfrage

Ja, möchte man meinen. Aber nachdem sich die Konzerne jahrelang erbittert gegen eine solche Lebensmittelampel gewehrt haben, wollen plötzlich Nestlé, Coca-Cola, Mars, Mondelez und Co eine eigene EU-weite Ampelkennzeichnung einführen. Jedoch sind die Kriterien so lasch, dass die Industrie-Ampel Produkte gesünder erscheinen lässt, als sie sind. So besitzt diese Konzern-Ampel zwar drei Farben, aber die Kennzeichnung rot für ungesund erhält kein einziges der Produkte. Also praktisch gäbe es nur eine Entscheidung zwischen gelb und grün (siehe Beispiele), während der französische Nutri Score mit fünf Farbabstufungen tatsächliche Unterschiede aufzeigt. Na bravo!

 

Hier noch ein paar Beispiele, wie sich die Lebensmittelindustrie eine Ampel vorstellt:

Industrie-Ampel BecelIndustrie-Ampel nutellaIndustrie-Ampel chipsfrisch

 

Fairtrade-Kaffee kann jeder!

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Fairtrade-Kaffee kann jeder!

Gutes Tun 2017 oder: „Yes, you can – zumindest if you want!“

Jede:r Deutsche kaufte im Jahr 2016  für gerade mal 13 Euro faire Produkte, also solche Produkte, die mit dem Fairtrade-Siegel gekennzeichnet sind. In Österreich sind es im Schnitt 30 Euro, in Groß Brittanien 44 und in der Schweiz 69 Euro im Jahr (mehr).

Gut, wer bis hierher gelesen hat, mag schon über dem deutschen, vielleicht sogar über dem schweizerischen Schnitt liegen. Aber trotzdem sind diese Zahlen peinlich und sie sind ein Spiegel unserer Gleichgültigkeit und unseres Geizes. Denn das Wissen über die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen auf Kaffee-, Kakao-, Bananen- oder was-auch-immer-Plantagen der Welt ist ja kein Geheimnis oder Herrschaftswissen. Das weiß jede:r, ob man nun will oder nicht. Ja, Wissen tut manchmal auch weh. Da hilft nur aktives und gut einstudiertes Verdrängen und das können wir super und praktizieren es jeden Tag! Bestes Beispiel: im Supermarkt beim Einkaufen.

Fairtrade-Kaffee macht in Deutschland gerade mal vier Prozent aus. Die Argumente, dass Fairtrade-Produkte unerschwinglich seien, sind selten so verkehrt wie beim Kaffee. Mein Rewe-Markt um die Ecke bietet das Kilo Bio-Fairtrade-Bohnen für 9,99 an, was sogar günstiger ist als andere (nicht-Fairtrade) Markenprodukte. Und meine Gaggia macht daraus einen sehr feinen, leckeren Kaffee.

Und für alle, die sonst immer die „Oha – Fairtrade ist voll teuer“-Keule rausholen, aber gleichzeitig auf ihren Nespresso- oder anderen Kapsel-Kaffee-Kack nicht verzichten wollen: Rechnet doch mal aus, was eure Tasse Kaffee kostet und seid ehrlich dabei und vergesst solche Argumente „Aber ist doch total praktisch!“ Am Arsch! Es ist viel teurer und zudem eine elende Umweltsauerei.

Und für alle Kapsel-Fetischist:innen, die immer noch nicht aufgeben: Es gibt inzwischen einen Kapselkaffee, der Bio und Fairtrade ist und dessen Kapseln kompostierbar sind. Und, als wäre das nicht genug, er ist nicht mal teurer als Nespresso! So Schweinebacke! Und jetzt du! Und wehe, du kommst mir jetzt mit George Clooney…!

Und was haben wir gelernt? Ganz einfach: Fairtrade-Kaffee kann jeder!