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Fundstück – Linien im Sand
Fundstücke in Fernwest – Linien im Sand
Nazca ist nicht nur ein Begriff für die Plattentektoniker unter uns, sondern auch den Freunden der außerirdischen Lebensformen bekannt. Die Nazca-Kultur hat sich nämlich in der Wüste vor der Stadt Nazca verewigt. So genannte Scharrbilder wurden über Jahrhunderte in den Sand geritzt. Dabei entstanden unterschiedlichste Figuren wie Kondor, Kolibri, Affe und Astronaut, zum Teil über 100 Meter groß. Aufgrund ihrer Größe sind sie eigentlich nur vom Flugzeug oder vom Raumschiff richtig zu erkennen, was den Anhänger von extraterrestrischer Intelligenz bei eigener Ermangelung selbiger in die Karten spielt und den Außerirdischen die Verantwortung für diese über 1500 Jahre alten Zeichnungen zuspricht.
So richtig geklärt ist die Bewandtnis der Scharrbilder indes noch immer nicht. Die meisten Zeitzeugen sind tot. Neben anderen gibt es die Vermutung, es handele sich um einen gigantischen Agrarkalender, mit dem die Wüstenvölker Saat- und Erntezeiten bestimmten. Naja…! Mit einem ordentlichen Schuss Wahnsinn und Religiosität lassen sich ja viele menschliche Dummheiten erklären…
Auch ich hab mich also mit einer putzigen Cessna in die Lüfte aufgemacht und mich über die Scharrbilder fliegen lassen, was ja auch ganz ohne Sandburgen und -bilder schon Spaß macht. Und was soll ich sagen? Sehen schon schön aus von oben. Aber mal ehrlich, wie bekloppt kann ein Volk denn sein, so etwas in den Sand zu kritzeln? Als wäre ihr Leben in der Scheiß Wüste nicht schon schwer genug gewesen! Da hätte man das Wochenende ruhig mal auf der Couch mit der Sportschau verbringen dürfen oder mal Kegeln gehen oder mit den Kindern kniffeln können…! Kein Wunder, dass ihr ausgestorben seid…!



Das neue Brrring
Kurzmitteilung Gepostet am Aktualisiert am
Das neue „Brrring!!!“
Für alle, die „Brrring!!!“ hassen, lieben oder ihm gleichgültig gegenüber stehen. Das neue „Brrring!!!“ ist das! (https://tommiboe.wordpress.com/2014/01/12/brrring/)
El „Brrring!!! ecuatoriano“. Ein neues lustiges Straßenspiel für 2-12 Spieler. Empfiehlt sich nicht für Alleinreisende und nicht in Europa. Ansonsten super!!! Kinderleicht, deppendumm und ohne Verpackung!!!
Meine ecuadorianische Reiseabschnittsgefährtin hat mir ihr Straßenspiel erklärt. Immer wenn man einen VW-Käfer auf der Straße sieht („Escarabajo“ auf Spanisch, aber in Ecuador nennt man ihn „Pichirilo“), zwickt man den Spielpartner in den Oberarm (möglichst immer wieder genau in die gleiche Stelle) und sagt „Me debes un chicle!“, was in etwa „Du schuldest mir eine Süßigkeit!“ bedeutet.
Auf dem Weg von Cusco in Richtung Aguas Calientes sitzen wir nebeneinander im Bus. Nachdem sie mir die Regeln erklärt und auf dem Oberarm vorgeführt hat, steht’s 1:0 für Ecuador. Verstehe! Am Ende der Fahrt hat Deutschland, auch in der Höhe verdient, mit 9:2 gewonnen. Nettes Spiel, findet auch die Französin hinter mir, die mir zwei bezaubernde Assists zugezwinkert hat.
Das Dumme an dem Spiel, man kann es kaum ins Deutsche übersetzen. Es gibt einfach zu wenige Käfer auf deutschen Straßen und mit dem „New Beetle“ macht es vermutlich einfach nicht so viel Spaß, weil ich mich tatsächlich immer doppelt gefreut habe, wenn ich einen guten alten Käfer entdeckt habe. Da gibt’s einfach bessere Länder als Deutschland. Allerdings könnte das Spiel in Mexico-City richtig schmerzhaft werden!

Fundstück – Ceviche
Fundstücke in Fernwest – Ceviche
Was macht man, wenn man seine Kreditkarte wieder hat? Keine Ahnung, was man macht! Ich geh lecker essen!
Nach einer siebenstündigen Fahrt von Arequipa in Richtung Küste und Norden mache ich einen Stop am Pazifik. Der Ort heißt Chala und tut nichts zur Sache. Ich hab mich in einem Hotel eingebucht, in dem ich fast alleine bin. Keine Saison! Auch am Strand war ich allein und konnte mich schön in Unterbüx in den Sand werfen! Mein erster richtiger Strandtag seit fast vier Monaten, wenn ich den Strand vom Takatukasee in 3800 Meter Höhe mal nicht mitrechne!
Aber es geht nicht um Sand zwischen den Zehen sondern um Fisch zwischen den Zähnen. Und zwar „Ceviche“, genauer gesagt Ceviche de Corvina (zu deutsch: Adlerfisch, nie gehört dafür lecker!). Ceviche ist ein Gericht, das aus Peru stammt und inzwischen in weiten Teilen Lateinamerikas verbreitet ist. Es besteht aus klein geschnittenem, rohem Fisch verschiedener Sorten, der in Limettensaft mariniert wird. Aufgrund der Zitronensäure in den Limetten kommt es zu einer Denaturierung des Eiweißes, ähnlich wie beim Kochen. Dadurch wird der Fisch haltbar gemacht. Dazu werden in Scheiben geschnittene rote Zwiebeln sowie Rocoto, eine sehr scharfe Paprika und weitere Gewürze (vor allem frischer Koriander) gemischt. Das Ganze ist extrem lecker und macht schnell abhängig. Fragt mal meine Reiseteilzeitbegleitung vom zurückliegenden Panamatrip. Damals bin ich durch jede Kühlabteilung der Märkte gelaufen, um kleine Töpfchen mit Ceviche zu suchen.
Je nach Land haben sich Variationen des Rezepts entwickelt. So können neben Fisch zusätzlich Meeresfrüchte hinzugefügt werden (auch super!), was dann Ceviche Mixto genannt wird. In Peru wird Ceviche mit Süßkartoffeln und geröstetem Mais serviert (siehe Foto). In Kolumbien musste ich leider erleben, wie Ceviche in Tomatensauce gereicht wurde: Bäh! Pfui! Frevel! Was soll das denn?! Da könnte die Bedienung ja gleich anfangen, Panflöte zu spielen.
Also alle Zuhause schon mal Rezepte runterladen und ausprobieren. Ich übernehme dann persönlich die Qualitätskontrolle, wenn ich zurück bin!


Viel Spaß mit Kartensperrhotlines, Teil 3
Viel Spaß mit Kartensperrhotlines, Teil 3
(Fortsetzung von https://tommiboe.wordpress.com/2014/05/11/spas-mit-kartensperrhotlines/ und https://tommiboe.wordpress.com/2014/05/11/viel-spas-mit-kartensperrhotlines-teil-2/)
Der Nachtbus spülte mich morgens um 6:30 nach Arequipa. Ein Taxi später checkte ich in mein Hostel ein. Bevor ich mich aufs Bett warf, erklärte ich dem Rezeptionisten noch, dass ich einen dringenden Anruf von VISA erwartete. Aber der wusste schon Bescheid. Gut! Ich hatte dem Hostel am Vortag noch eine Email geschrieben. Da konnte ich ja beruhigt schlafen gehen.
Als ich ein paar Stunden später erholt und frisch geduscht an der Rezeption stand, wartete bereits eine Notiz auf mich. Ein Anruf von VISA. Uii! Darauf befand sich eine Nummer, die ich zurückrufen sollte. Es handelte sich um eine peruanische 800er-Nummer. Die war zwar kostenfrei, aber mit dem kleinen Nachteil verbunden, dass ich sie nicht erreichen konnte. Genau die gleiche Nummer hatte ich nämlich schon zuvor im Internet gefunden. Es ist DIE peruanische VISA-Nummer für Notfälle. Und auch jetzt funktionierte sie nicht. Der Concierge war sehr hilfsbereit, verstand aber das Prinzip dieser nicht-erreichbaren Nummer auch nicht.
Ich kaufte mir in einem Laden um die Ecke eine Prepaid-Karte für internationale Telefonate und rief vom Hostel die USA-Hotline von VISA an. Dem Typen erklärte ich erst einmal mein mangelndes Verständnis für Notruf-Hotlines, die man in Notfällen nicht erreichen kann. Des Weiteren erfuhr ich, dass man mir meine Karte am Mittwoch (in vier Tagen) zusenden würde. So viel zum Thema 48 Stunden weltweit! Na klar, war ja auch ein Wochenende dazwischen (das gildet nicht) und außerdem war ich ja in Schwarzafrika! So lange würde ich warten müssen oder, besser noch, eine zweitägige Wandertour in den Colca-Canyon unternehmen. Na also, das wollte ich ja ohnehin machen.
So würde ich Dienstagabend zurückkommen und könnte am nächsten Tag freudestrahlend meine neue Kreditkarte in Empfang nehmen. Hoffentlich!
Heute morgen, kurz nach dem Frühstück wird mir ein Couvert überreicht. Darin meine neue VISA-Karte. Die gehe ich doch erst mal ausprobieren, bevor ich zu jubeln anfange. Eine Restskepsis hat sich gehalten. Direkt neben meinem Hostel befindet sich eine Bank, die erfrischend leer ist. In anderen südamerikanischen Ländern sieht das anders aus. Damit verbunden sind stundenlange Wartezeiten. Jetzt, da ich am Automaten kein Geld mehr abheben kann. Denn meine neue Karte ist nämlich ohne Geheimnummer unterwegs.
Als ich die Bank betrete, kommen auf einen Kunden acht Angestellte plus einen Wachmann. Klingt nach einem Verbraucher freundlichen Schlüssel. Am Empfangstresen sind zwei schicke Damen damit beschäftigt, Kekse zu essen und sich ihre Smartphones zu zeigen. Zwei weitere Frauen und ein Mann sitzen (meistens) vor Computern, ein anderer langweilt sich auf einem Sitz, eine Frau bedient den einen Kunden (was dauert) und die Jefe de Operaciones telefoniert mit ernster Mine und spricht dabei so leise, dass ich hoffe, am anderen Ende der Leitung sitzt ein Lippenleser.
Ich stehe also ganz alleine Schlange und sonst passiert eine Viertelstunde lang nichts. Ich wende mich an den sich langweilenden Angestellten, ob ich denn hier überhaupt eine Auszahlung erwarten könne. Sonst könne ich mir das Warten auch sparen und mir eine andere Bank und eine andere, vielleicht belebtere Schlange suchen. Er fragt bei der Schalterfrau nach und die meint: Ja, einen Moment. Gut, dann hab ich ja einen guten Grund zu warten. Und tatsächlich, da hilft alle Skepsis jetzt gar nichts mehr, bekomme ich eine weitere Viertelstunde später 1200 Soles (ca. 300 €) ausgezahlt.
Hmm! Da gibt’s doch nichts zu meckern. Gar nichts! Ich verlasse angemessen lächelnd die Bank. Die Reise kann weitergehen!


Fundstück – die Meerschweinchentestesserstory 2.0
Fundstücke in Fernwest – die Meerschweinchentestesserstory 2.0
Die Vergangenheit holt einen immer wieder ein! Man könnte auch sagen: Jeder bekommt eine zweite Chance. Beide Sätze sind genau so wahr, wie sie Blödsinn sind. Deshalb benutze ich sie auch so gerne.
Nachdem sich im Dezember in Ecuador mein Meerschweinchenfenster geschlossen hatte, bin ich nun in Peru, wieder in einem Meerschweinchenland. Damit öffnet sich das Fenster wieder, neue Chancen und Herausforderungen tun sich auf. Und Meerschweinchen landen wieder auf Tellern, da wo sie traditionell hingehören. Auch wenn wir verweichlichten mitteleuropäischen Haustierbeschmuser das gerne anders sehen wollen. (siehe Vorgeschichte: https://tommiboe.wordpress.com/tag/meerschweinchentestesser/)
Heute bin ich mit zwei Französinnen zum Essen verabredet, um es genauer zu sagen: zum Meerschweinchenessen. Und nein, es war nicht meine Idee. Aber wer kann zwei entzückenden, caviavoren Französinnen schon einen Korb geben?
Abgesehen vom Nährwert eines Meerschweinchens, es hat mehr Eiweiß und weniger Fett als etwa Ziegen- oder Schweinefleisch, ist auch die international verwirrende Namensgebung des Nagers interessant. In Südamerika heißt das Schwein in Quechua „Cuy“ (sprich: Kui!) nach dem Geräusch, das es macht, also nicht beim Schlachten sondern sonst so. Im Englischen spricht man von „Guinea Pig“, was durchaus die Assoziation erlaubt, es komme aus Guinea. Allerdings stammt die Bezeichnung von der englischen Währung „Guinee“, für die das Schweinchen von Seeleuten einst verkauft wurde. „A Pig for a Guinee!“
Aber auch im Französischen und Italienischen sind die Namen irreführend. Denn sie nennen die Tierchen „Cochon d’Inde“ bzw. „Porcellina d’India“. Die Erklärung dafür ist naheliegend. Vermutlich hatte Marco Polo die Schweinchen aus Indien mitgebracht, aber aus Gründen der Scham verschwiegen, dass er sich auf dem Rückweg großräumig versegelt hatte. Denn Meerschweinchen gab es nicht in Indien sondern nur in Südamerika. Wahrscheinlich hatte ihm beim Navigieren irgendeine Bordschönheit reingequatscht und schwups war er falsch abgebogen. Man kennt das ja!
Die deutsche Bezeichnung ist schon ein bisschen besser, wenn man sich geschickt herausredet und behauptet, Meerschweinchen bedeute, dass es von jenseits des großen Meeres, Atlantik, stamme. Immerhin, so habe ich beim Frühstück in meinem letzten Hostel erfahren, sagen die Japaner auch „Cuy“ dazu. Wahrscheinlich schreiben sie es aber etwas anders…
So und jetzt guten Appetit!

