neue Kreditkarte

Viel Spaß mit Kartensperrhotlines, Teil 3

Gepostet am Aktualisiert am

Viel Spaß mit Kartensperrhotlines, Teil 3

(Fortsetzung von https://tommiboe.wordpress.com/2014/05/11/spas-mit-kartensperrhotlines/ und https://tommiboe.wordpress.com/2014/05/11/viel-spas-mit-kartensperrhotlines-teil-2/)

Der Nachtbus spülte mich morgens um 6:30 nach Arequipa. Ein Taxi später checkte ich in mein Hostel ein. Bevor ich mich aufs Bett warf, erklärte ich dem Rezeptionisten noch, dass ich einen dringenden Anruf von VISA erwartete. Aber der wusste schon Bescheid. Gut! Ich hatte dem Hostel am Vortag noch eine Email geschrieben. Da konnte ich ja beruhigt schlafen gehen.
Als ich ein paar Stunden später erholt und frisch geduscht an der Rezeption stand, wartete bereits eine Notiz auf mich. Ein Anruf von VISA. Uii! Darauf befand sich eine Nummer, die ich zurückrufen sollte. Es handelte sich um eine peruanische 800er-Nummer. Die war zwar kostenfrei, aber mit dem kleinen Nachteil verbunden, dass ich sie nicht erreichen konnte. Genau die gleiche Nummer hatte ich nämlich schon zuvor im Internet gefunden. Es ist DIE peruanische VISA-Nummer für Notfälle. Und auch jetzt funktionierte sie nicht. Der Concierge war sehr hilfsbereit, verstand aber das Prinzip dieser nicht-erreichbaren Nummer auch nicht.
Ich kaufte mir in einem Laden um die Ecke eine Prepaid-Karte für internationale Telefonate und rief vom Hostel die USA-Hotline von VISA an. Dem Typen erklärte ich erst einmal mein mangelndes Verständnis für Notruf-Hotlines, die man in Notfällen nicht erreichen kann. Des Weiteren erfuhr ich, dass man mir meine Karte am Mittwoch (in vier Tagen) zusenden würde. So viel zum Thema 48 Stunden weltweit! Na klar, war ja auch ein Wochenende dazwischen (das gildet nicht) und außerdem war ich ja in Schwarzafrika! So lange würde ich warten müssen oder, besser noch, eine zweitägige Wandertour in den Colca-Canyon unternehmen. Na also, das wollte ich ja ohnehin machen.
So würde ich Dienstagabend zurückkommen und könnte am nächsten Tag freudestrahlend meine neue Kreditkarte in Empfang nehmen. Hoffentlich!

Heute morgen, kurz nach dem Frühstück wird mir ein Couvert überreicht. Darin meine neue VISA-Karte. Die gehe ich doch erst mal ausprobieren, bevor ich zu jubeln anfange. Eine Restskepsis hat sich gehalten. Direkt neben meinem Hostel befindet sich eine Bank, die erfrischend leer ist. In anderen südamerikanischen Ländern sieht das anders aus. Damit verbunden sind stundenlange Wartezeiten. Jetzt, da ich am Automaten kein Geld mehr abheben kann. Denn meine neue Karte ist nämlich ohne Geheimnummer unterwegs.
Als ich die Bank betrete, kommen auf einen Kunden acht Angestellte plus einen Wachmann. Klingt nach einem Verbraucher freundlichen Schlüssel. Am Empfangstresen sind zwei schicke Damen damit beschäftigt, Kekse zu essen und sich ihre Smartphones zu zeigen. Zwei weitere Frauen und ein Mann sitzen (meistens) vor Computern, ein anderer langweilt sich auf einem Sitz, eine Frau bedient den einen Kunden (was dauert) und die Jefe de Operaciones telefoniert mit ernster Mine und spricht dabei so leise, dass ich hoffe, am anderen Ende der Leitung sitzt ein Lippenleser.
Ich stehe also ganz alleine Schlange und sonst passiert eine Viertelstunde lang nichts. Ich wende mich an den sich langweilenden Angestellten, ob ich denn hier überhaupt eine Auszahlung erwarten könne. Sonst könne ich mir das Warten auch sparen und mir eine andere Bank und eine andere, vielleicht belebtere Schlange suchen. Er fragt bei der Schalterfrau nach und die meint: Ja, einen Moment. Gut, dann hab ich ja einen guten Grund zu warten. Und tatsächlich, da hilft alle Skepsis jetzt gar nichts mehr, bekomme ich eine weitere Viertelstunde später 1200 Soles (ca. 300 €) ausgezahlt.
Hmm! Da gibt’s doch nichts zu meckern. Gar nichts! Ich verlasse angemessen lächelnd die Bank. Die Reise kann weitergehen!

Schon lange kein Post mehr bekommen. Da freut sich der Herr Boe. Und dann auch noch von der DHL...
Schon lange keine Post mehr bekommen. Da freut sich der Herr Boe. Und dann auch noch von der DHL…
und so sieht sie aus, die neue Karte! ist sie nicht wunderwunderschön?
und so sieht sie aus, die neue Karte! ist sie nicht wunderwunderschön?

Fundstück – Tuhkakupissa

Gepostet am Aktualisiert am

Fundstücke in Fernwest – Tuhkakupissa

An wie viel Zufall darf man glauben? Und wie nennt man das, was danach kommt?
Genau an dem Schwein, äh, dem Tag, an dem ich dann doch Meerschweinchen esse, wird mir (keine zehn Minuten später!) mein Portemonnaie geklaut. War das die Strafe? Und war sie angemessen?
Im Hostel in Arequipa stehe ich vor dem Regal mit dem Bookexchange und suche nach einem neuen Buch. Am besten etwas in Deutsch oder Englisch. Ein grüner Einband landet in meinen Händen. Er ist von außen nicht beschriftet, die Schutzhülle fehlt. Also schlage ich es auf. Das erste Wort, das mir in den Blick kommt, lautet „Tuhkakupissa“. Und das wo ich gerade erst am Titicacasee war und obwohl ich Nichtraucher bin…! Das kann doch kein Zufall sein!
Ich verlasse das Haus mit leichten Kopfschmerzen, die ich nicht verdient habe. Ich habe nichts getrunken, vielleicht ein bisschen viel vorm Computer gesessen. Die Höhe kann es auch nicht sein. Arequipa liegt nur auf 2300 Metern. Ich finde ein nettes Restaurant und bestelle, bevor mein Blick auf ein Plakat mit Löwenbräu-Werbung fällt. Dazu setzt im Hintergrund „I’d rather be a sparrow than a snail“ mit Panflötenbegleitung ein. Zwei exzellente Gründe für Kopfschmerzen. Aber woher wusste mein Kopf das schon vorher? Und wo sind die Zusammenhänge?
Wollten mich die Inkagötter strafen? Ich hatte gedankenlos das Meerschweinchen verspeist, anstatt es ordnungsgemäß am ersten Freitag des Monats der Pachamama zu opfern.
Hätte ich in der Schule besser im Finnisch-Unterricht aufpassen sollen?
Und forderten mich die Götter des guten Geschmacks auf, mich fern von Löwenbräu und Panflöten-Nervsäcken zu halten? Dabei hatte ich doch gerade das, so weit es mir möglich war, mein Leben lang eingehalten.
Und wenn ja, wo waren die Zusammenhänge?!
Herrlich, was sich mein Gehirn doch für Mühe gibt, um mich vom elenden Warten auf meine neue Kreditkarte abzulenken!

 

Ach so, für alle, die im Finnisch-Unterricht auch nicht aufgepasst haben: Tuhkakupissa ist keine gängige Beleidigung, der üblicherweise eine Kneipenschlägerei folgt, sondern heißt einfach nur Aschenbecher.