Valentin
Die nächste Kurzgeschichte heißt:
„Erschießt mich einfach, wenn ich mein Kind Valentin nennen sollte!“
Und sie geht so:
Okay, ich bin kein Vater, was weiß ich schon, ich hab ja keine Ahnung, mich kann man nicht ernst nehmen, ich darf erst gar nicht mitreden! Okay! Geschenkt. Drum versuche ich auch meistens, in Erziehungsfragen einfach meine Fresse zu halten.
Zwar nicht aus den oben genannten Gründen, sondern weil es überhaupt keinen Sinn ergibt, sich selbst erziehenden Eltern Ratschläge zu geben. Die stehen auch ohne mein Dazutun schon nahe genug am Nervenzusammenbruch und verkraften weder gute noch gut gemeinten Ratschläge oft gar nicht gut! Sie fühlen sich immer persönlich angegriffen und beißen dann sofort um sich! Das kann, gerade in der Öffentlichkeit, zu ganz unschönen Szenen führen.
Drum gebe ich, wenn überhaupt, völlig idiotische und möglichst niederschwellige Tipps wie: „Könnt ihr dem nicht mal eine reinhauen! Dann gibt der auch Ruhe! Hat mir auch nicht geschadet!“ Damit können die geplagten Eltern dann wenigstens feststellen, dass ich, wie oben bereits angedeutet, ja mal überhaupt keine Ahnung habe. Das hilft natürlich wenig in Erziehungsfragen, gibt den Eltern aber zumindest das Gefühl, dass sie, im offenkundigen Gegensatz zu mir, doch nicht ganz ahnungslos sind. Womit ich ihnen letztlich, in schweren Erziehungszeiten, doch ein bisschen behilflich sein konnte, indem ich ihr gebeuteltes Selbstwertgefühl auf meine Kosten ein wenig aufpolieren konnte.
Das funktioniert sogar bei sehr guten Freunden, die mich eigentlich gut genug kennen müssten, um mich und meine billigen Aufheiterungsversuche sofort zu durchschauen. Aber Eltern, Frauen wie Männer, leiden bekanntlich unter einer Erziehungsdemenz, die dafür sorgt, dass auch das Humorverständnis etwa in den Bereich einer Hyäne abfällt. Und dass Hyänen bekanntlich gar keinen Spaß kennen, sieht man schon daran, dass dort die Alpha-Weibchen die Hoden anhaben. Und so etwas finde ich einfach geschmacklos, völlig daneben und überhaupt nicht witzig!
Aber gedanklich schnell weg von einer Spezies, bei der sich besonders toughe Weibchen Hoden wachsen lassen. Nicht, dass hier jemand auf fürchterlich falsche Gedanken zu einem neuen Schönheitsideal kommt. Denn ich höre schon Olli Kahn bei der nächsten Frauen-WM fachsimpeln: „Die Nationalspielerinnen brauchen Eier!“ – Nein, Olli, möchte ich zurückrufen, nein, brauchen sie nicht!
Aber kommen wir wieder zurück zu einer hodenlosen Spezies: Vätern nämlich! Schlimm genug beobachten zu müssen, wie gute Freunde zusehends an dieser Erziehungsdemenz verblöden. Aber es kommt noch dicker! Amerikanische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Väter, die ihren Lieben oft beim Stillen zuschauen, selbst kaum noch Testosteron produzieren. Im Gegenteil schütteln sie vermehrt Östrogen aus. Ein Östrogen bedingter Stillneid lässt ihre Brüste wachsen, was nun auch bitte nicht als neues Schönheitsideal verstanden werden sollte… Aber Fakt ist, sie verweiblichen und verweichlichen auch innerlich.
Und auch Sie kennen diese Väter! Denn sie versagen täglich an jeder Straßenecke. Denn anstatt eine klare Verhaltensansage an den Knirps zu bringen „Freundchen, stehen bleiben!“, kommt so eine mit Weichspülern gewaschene Diskursaufforderung: „Valentin, wir hatten uns doch darauf geeinigt… Valentin, hörst du mir bitte zu, ich finde das nicht nett, wenn du mir nicht… Valentin, du darfst nicht einfach so losrennen, darüber haben wir doch… Valentin, was ist denn?“
Uns allen ist klar, wer in dieser Familie die Hosen und vermutlich auch die Eier anhat: der vierjährige Valentin, der gerade eben seinen Vater „Gut, Valentin… ausnahmsweise… aber nur eine Kugel!“ über die Straße zum Eisstand zerrt und mit drei Kugel Schokoladeneis grinsend nach Hause marschiert, während Papa noch zahlen muss „Valentin, warte, bitte, du kannst doch nicht einfach…“ Natürlich kann er und zwar ganz einfach. Denn wenn ein Kind erst einmal die Hoden, äh die Hosen anhat, dann weiß er sie auch einsetzen.
Das kommt nämlich davon, wenn man Kinder von Anfang an in alle möglichen Entscheidungsprozesse mit einbezieht. Ich durfte Zeuge sein, wie ein vierjähriger Junge namens Valentin mitentscheiden sollte, wohin es in den Urlaub gehen sollte. „Vorgelebte Demokratie“ nennen das meine erziehungs- und mittlerweile grenzdebilen Freunde. Was soll das? Jetzt mal ehrlich: Was erwarten sie? Dass Valentin sich räuspert: „Hmm, das Piemont soll ja um diese Jahreszeit schön sein, aber ich würde lieber an der Ostsee mit deiner Hilfe, lieber Vati, gotische Sandburgen nachbauen.“ Fuck! Kinder brauchen eine klare Ansage! Ach ja, ich wollte ja meine Fresse halten.
Nur eins noch: „Erschießt mich einfach, wenn ich mein Kind Valentin nennen sollte!“
Juli 18, 2013 um 3:51 pm
pass auf, dass dir unterwegs nicht auch noch ein Balg untergejubelt wird.
Schöne Reise!
Juli 18, 2013 um 3:53 pm
sonst fallen dir möglicherweise auch noch die Hoden ab..
Januar 22, 2014 um 12:59 pm
[…] Aber auch sonst wird sich sehr bemüht, um zwischen Brot und Fleisch Gaumenfreuden zu bereiten. Ich möchte und kann an dieser Stelle die Metapher des “Banjoburgers” nur erwähnen, kann sie aber nicht unerwähnt lassen. Eine genauere Erklärung wäre zu komplex und weitführend und sie wäre zudem meiner nicht würdig. Dahingehende Frage bitte direkt an Comedy-Alex, der hält alle Rechte an diesem Witz/ Gesamtkunstwerk. – Aber die Zufriedenheit im Gesicht des Seemanns, Polarforschers oder Tuareks ist die gleiche mit dem meinen nach einem Chivito. (Spätestens bei letztiger Metapher ist aber Alex’ Hilfe gefordert!)Wobei mir ein Fehler bei der Bestellung des Chivitos unterlaufen ist. Denn ich habe mir dazu das uruguayische Bier “Patricia” bestellt. Und ist natürlich dumm gewesen. Denn das Bier war natürlich nichts. Wer nennt sein Bier bitteschön “Patricia”? Aber ich bin natürlich selbst Schuld. Wie soll denn wohl ein Bier schmecken, das Patricia heißt?! Weitergehend würde ich sogar formulieren: “Erschießt mich, wenn ich mein Bier Patricia nenne!” (Anspielung auf eine mehr oder weniger bekannte Kurzgeschichte: https://tommiboe.wordpress.com/2013/07/16/valentin/) […]