Kartensperrhotlines

Viel Spaß mit Kartensperrhotlines, Teil 2

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Viel Spaß mit Kartensperrhotlines, Teil 2

(Fortsetzung von https://tommiboe.wordpress.com/2014/05/11/spas-mit-kartensperrhotlines/)
Nachdem ich noch eine Nacht länger als geplant in Cusco geblieben war, machte ich mich am Morgen an die nächste Telefonsession. Dafür recherchierte ich nochmals im Internet nach Telefonnummern. Besonders verärgert war ich, dass die verkackte 24h-Hotline der DKB nicht funktioniert hatte. Wofür gab es denn so einen Scheiß…?!
Außerdem ging es mir heute darum, wie ich am schnellsten an ein Ersatzkarte kommen konnte. Auch damit warb VISA doch, alles Null Problemo uund schnuppdiwupp haben Sie in 48 Stunden Ihre neue Karte! Das wollte ich doch schwer hoffen!
Vorher ging ich noch Geld umtauschen. An der Plaza de Armas gab es einen Haufen Wechselstuben nebeneinander. Der gängige Kurs war bei 2,77 Soles für einen US$ in allen Läden gleich. Ich präsentierte meine 180$ und schaute dem Kollegen auf die Finger, wie er auf seinen Taschenrechner, den er mir mit dem Wechselkurs von 2,77 noch gezeigt hatte, ganz schnell 160 eintippte, um mir dann wieder ganz langsam das Resultat zu zeigen. Nee klar! Auch wenn man mich gestern (irgendwie) beklaut hatte, war ich doch kein Volldepp! Ich lächelte ihn müde an, so wie meine kleine Schwester zu Studienzeiten meine Freunde angelächelt hatte, wenn diese ihr irgendwelchen absurden Geschichten auftischen wollten. Sicher, na klar, du mich auch!
Mein Geldwechselarschloch spielte schlecht den Überraschten, hielt wahrscheinlich Nicolas Cage für einen großen Schauspieler. Ich zog mein Geld zurück, bedankte mich für die Mathematik-Nachhilfestunde und ging in die Wechselstube nebenan.
Ich betrat erneut meinen Telefonladen und versuchte es noch mal mit der DKB-Nummer. Aber wieder erfolglos. Dieses Mal konnte ich mir zumindest sicher sein, dass die Nummer richtig war. Komisch. Ich probierte noch eine andere deutsche Nummer. Das gleiche Spiel! Ich winkte den Typen aus dem Laden heran und wollte wissen, wie das denn sein könne. Naja, ich könne ja mal die andere Kabine ausprobieren. Aha! Die war zwar noch besetzt. Aber kurz darauf kam ich mit dem ersten Versuch nach Deutschland durch. Super! Das hätte ich mal gestern wissen sollen. Vielen Dank auch!
Es meldete sich die DKB und ich schilderte meinen Fall, musste dafür Name, Adresse, Geburtsdatum und Kontonummer (in Folge kurz: NAGuK) angeben, und wollte wissen, ob meine Karten denn inzwischen gesperrt seien. Einen Moment, nein, aber das würde er sofort machen. Wofür hatte ich gestern eine halbe Stunde mit den USA telefoniert…?! – Wegen meiner Ersatzkarte, einen kleinen Moment, er würde sich kurz mit den VISA-Kollegen in Verbindung setzen. Gut! Es erklang das übliche Warteschleifengedudel. Allerdings nur für zehn Sekunden, dann war die Leitung tot. Na toll!
Ich klopfte die gleiche Nummer nochmals in die Tastatur und bekam natürlich eine andere Call-Center-Tussi. Also mein Problem… Ja, aber erst die NAGuK, bitte… natürlich… Zwei Minuten später war die Kollegin auf dem Laufenden und legte mich auch wieder in die tödliche Warteschleife. NEIN!!!
Dritter Versuch! Bitte, keine, KEINE Warteschleife… okay. Aber erst die NAGuK, bitte… ja doch! Immerhin sind die Karten inzwischen gesperrt und sie gibt mir direkt die Nummer, unter der ich meine Notfallkarte beantragen könne.
Ich landete in einem weiteren Callcenter, dieses Mal mit Münchner Vorwahl, schilderte meinen Fall, gab meine NAGuK an und sollte an die Spezialisten weiter verbunden werden. Aber auch dieses Mal strandete ich in einer toten Leitung. Oh Mann! Verf*** Sch***! Ich winkte noch mal den Typen aus dem Laden heran. Jaja, das könne schon mal passieren… Dann hör wenigstens auf zu lächeln, du Arschnase! – Atmen! Dies alles war nur ein aufwendig inszeniertes Geduldsspiel.
Nächster Versuch, gleiches Ergebnis. Dritter Anruf mit ausdrücklicher Bitte, mich NICHT weiter zu verbinden. Ob sie mir nicht einfach die Durchwahl zu den Spezialisten geben könne. Nein, das gehe nicht! Aber wie sie mir denn dann helfen könne? – Keine Antwort. Aber wie sie mir denn dann helfen könne? – Hmm, sie könne mich nur weiterleiten. Das wäre ja wohl kaum eine große Hilfe, wenn ich nicht weitergeleitet werden könne – oder? – Keine Antwort. – Vielleicht könne sie ja meine peruanische Handynummer weitergeben, sodass ich zurückgerufen werden könne. Wobei ich natürlich recht skeptisch war, ob das mit meiner peruanischen SIM-Karte überhaupt möglich war oder nicht. – Ja, das könne sie. – Gut. Ich würde solange ein anderes Telefonlokal mit funktionierenden Leitungen aufsuchen. Irgend etwas würde schon klappen. Aber auch der nächste Locutorio (Telefonladen) hatte das gleiche Leitungsproblem und der Typ in dem Laden präsentierte sogar das gleiche dämliche Lächeln dazu. Grrrr!
Im Internet hatte ich einen VISA-Net-Laden gefunden, der direkt an der Plaza de Armas lag. Vielleicht gab es dort ja so etwas Ähnliches wie Hilfe im Angebot. Ich ging da mal vorbei, während ich auf meinen Rückruf wartete. Aber VISA-Net sei nicht VISA, erfuhr ich dort. Ah, natürlich…! Die Dame lächelte ein freundliches, aber nicht-zuständiges Lächeln. War schon klar. Aber ob ich mich vielleicht auf ihrem Telefon zurückrufen lassen könne. Es handele sich um einen Notfall und …. Si claro! Ach… Haben hier wohl sonst nichts zu tun die beiden Mädels. Na gut, danke schon mal und bis gleich!
Ich ging zurück zu meinem Telefonladen und wählte zum fünften Mal die Münchner Nummer. Die fünfte Callcenter-Madame zeigte sich wenig verständnisvoll für meine Leitungsproblem und legte mich trotz dringlicher Gegenbitte humorlos in eine tödliche Warteschleife. Die sechste Mitarbeiterin kannte meinen Fall bereits und nahm meine „neue“ Rückrufnummer auf. Toll! Danach konnten wir das Gespräch wie normale Menschen beenden, mit Tschüss und Dankeschön und Schönen Tag noch. Ich wusste schon fast nicht mehr, wie das ging.
Wenig später klingelte bei VISA-Net das Telefon. Nach entsetztem Blicken der beiden Damen, nahm schließlich doch noch eine den Hörer ab, verstand aber nichts, sodass die andere übernahm und den Hörer schnell an mich weitergab. Herrlich, da war sie, meine Spezialistin! Und tatsächlich, ohne weitere Umwege, ohne Warteschleifen konnte ich meine Notfallkarte beantragen. Ich hatte eine Gotteserscheinung oder waren es einfach die Endorphine, die meinen Körper fluteten, in Verbindung mit meinem zusehends schlechter mit Sauerstoff versorgten Hirn?
Ich gab die Adresse und Telefonnummer meines nächsten Hotels in Arequipa an. Dort würde ich die nächsten Tage sein und dorthin könne man mir (bittebitte) die Karte schicken. Ja, sehr schön, kein Problem und gern geschehen! Die Kollegen von VISA würden sich mit mir in Verbindung setzen. Na, das wollte ich doch schwer hoffen!

(Ende 2. Teil)

Spaß mit Kartensperrhotlines

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Spaß mit Kartensperrhotlines

Sehen wir es doch mal positiv. Es hat fast neun Monate gedauert, bis mir endlich etwas geklaut worden ist. Abgesehen davon, war’s natürlich blöd!
Und ich hatte auch nur meine Geldbörse mit den Karten dabei, weil ich vor meiner Abreise nach Arequipa noch mal Geld abheben wollte. Dazu sollte es aber nicht mehr kommen. Daher befand sich zumindest nicht sonderlich viel Bares im Portemonnaie. Um so ärgerlicher, dass meine beiden Karten weg waren, dazu noch Personalausweis und Führerschein. Bah!
Noch immer ist mir nicht ganz klar, wie das Ganze passiert ist, obwohl ich das Zeitfenster sehr klar eingrenzen kann. Ich war mit zwei Französinnen Meerschweinchen essen, hab noch bezahlt und auf dem anschließenden Rückweg zu meinem Hostel (zehn Fußminuten) bin ich meinen Geldbeutel losgeworden. Vielleicht habe ich es auch im Restaurant liegen lassen oder die beiden Französinnen waren extrem begabte Trickbetrügerinnen. Wer weiß? Man hört ja ständig solche Geschichten…
Bei meiner Rückkehr ins Hostel habe ich noch schnell meine „Meerschweinchentestesserstory“ zu Ende geschrieben (https://tommiboe.wordpress.com/2014/05/08/fundstuck-die-meerschweinchentestesserstory-2-0/) und dann meine Sachen für die Weiterreise nach Arequipa gepackt und dabei festgestellt, dass mein Portemonnaie fehlte. Da war es schon kurz nach 7 und um 8 Uhr sollte mein Bus gehen. In der vagen Hoffnung, meine Geldbörse im Restaurant vergessen zu haben, rannte ich noch mal zurück. Vergebens!
Zurück im Hostel recherchierte ich erst mal im Internet die nötigen Telefonnummern, um meine Karten zu sperren. Das hatte nun Vorrang. Ausgerüstet mit fünf, sechs Nummern ging es dann zum nächsten Telefonladen, wo ich feststellen musste, dass keine der deutschen Nummern funktionierte beziehungsweise niemand dran ging. Es war kurz vor 20:00 Uhr, also 02:00 in Deutschland. Aber 24h-Notruf-Nummern sollte die Uhrzeit doch relativ schnuppe sein.
Nachdem alle Versuche fehlgeschlagen waren, wählte ich die VISA-Nummer aus den USA. Und tatsächlich hatte ich dieses Mal Erfolg. Allerdings war die Verbindung extrem schlecht, was das Telefonat extrem erschwerte und es dauerte ewig! Immer wieder musste ich irgendwelche Fragen beantworten oder selbst nachfragen, weil ich etwas nicht richtig verstanden hatte. Tolles Telefonat! Schließlich hatte ich mich durch alle Fragen gekämpft, als noch mal ALLE Daten überprüft wurden!
Endlich war das Telefonat beendet. Ich war erschöpft, erleichtert und verärgert gleichzeitig. Folge davon: Bierdurst. Ich gab meine letzten Soles für Bier aus. Zum Glück habe ich noch Dollar-Reserven. An die werde ich wohl morgen gehen müssen. Na Prost!

(Ende 1. Teil – weiter morgen!)