Fundstücke in Fernwest

Fundstück – Inca Kola

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Fundstücke in Fernwest – Inca Kola

Gut, da kommt man natürlich kam dran vorbei, an der berühmt-berüchtigen Inca Kola. Kennt die ganze Welt, weil irgendwie cool und so und weißte, ne! Aber längst nicht alle haben sie probiert und wissen, wie scheiße sie schmeckt. Braucht kein Mensch. Also bei freier Wahl aus einer Getränkepalette, müsste die Auswahl schon ganz schön scheiße aussehen, um, mal abgesehen aus farblichen Gründen, auf eine Inca Kola zurück zu greifen. Geschmacklich liegt das ganze irgendwo zwischen Kaugummi, Gummibärchenextrakt und … ach, weiß auch nicht. Hilft in jedem Fall auch nicht sonderlich weiter. Farblich ist das schon interessant und beeindruckend, so neon-urinfarben. Macht echt was her im Sonnenuntergang – also rein optisch!
Was mich aber erschüttert hat, ist, dass Inca Kola doch tatsächlich zur Dreckscoca Cola Company gehört. Und ich hatte immer gedacht, dass Inca Kola ein Gegenentwurf, nicht nur geschmacklich und farblich, zu Coca Cola wäre. Und stolze peruanische Protesttrinker würden die weltweite Cocacolisierung einfach ignorieren und ihr eigenes süßlich klebriges Gesöff einer süßlich klebrigen Coke vorziehen. Das wäre so ein bisschen, wie sich McDonalds nicht in Bolivien durchgesetzt hat und daraufhin alle ihre Filialen wieder geschlossen hat. Und dabei gehört Inca Kola tatsächlich inzwischen zur gleichen Company…! Seit 1999. Der Erfolg von Inca Cola war (in Peru) einfach zu groß, größerer Umsatz als Coca Cola. Ist ja klar, was dann passiert… Freundliche Übernahme!
Schon gut, mein Fehler. Was hab ich mir da wieder gedacht? Aber darf man nicht noch hoffen, ein wenig, hin und wieder…? Muss denn alles, was wir konsumieren von den drei gleichen Megakonzernen sein, die so groß, fett und gefräßig sind, dass sie niemals satt werden, und so viel Macht haben, dass sie sich (bald alle) unsere Politiker kaufen können, um solche Abkommen wie TTIP durchzuwinken, damit sie noch fetter werden können? Muss das sein…?!

farblich schon ganz geil im Sonnenuntergang...
farblich schon ganz geil im Sonnenuntergang…
sehen besser aus als sie schmecken. gilt für beide!
sehen besser aus als sie schmecken. gilt für beide!

Fundstück – Bankraub

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Fundstücke in Fernwest – Bankraub

Ich bin ein anerkennender Fan der deutschen Sprache. Aber das Wort Bankraub wird meines Erachtens völlig widersinnig gebraucht. Und durch diesen Gebrauch wird einem suggeriert, dass es sich um den Normalfall handele, wenn ein Mensch eine Bank beraube. Dabei ist doch genau das Umgekehrte der Normalfall!
Ich durfte gerade gestern Zeuge eines versuchten Bankraubs werden. Und ich war nicht nur Augen-, ich war auch Geldzeuge. Denn es ging um mein Geld.
In zwei Wochen geht meine Reise zur letzten Station, nach Cuba. Und da im Lande der gesetzeskonformen Amerikafeindlichkeit nicht alle Währungen (hier: US$) gleich genehm sind, hatte ich mir vorgenommen, vor meiner Einreise noch europäisches Bargeld zu bunkern. Also führte mich mein Weg, bevor es von Lima weiter in den Norden Perus gehen sollte, noch zu einer Bank. Die erste Bank meiner Wahl konnte/wollte mir aber kein Geld auszahlen. Zur Erinnerung: Ich bin derzeit mit einer „Notfall-Kreditkarte“ ohne Geheimzahl unterwegs. Ich muss also immer am Schalter Geld abheben. Die Bank bestand darauf, neben meinem Reisepass noch einen weiteren Lichtbildausweis zu sehen. Ich wurde an den Jefe de Operaciones verwiesen. Ich erklärte ihm, dass ich gar keinen weiteren Ausweis habe, da mir meine Geldbörse gestohlen worden sei. Nun, mein Pech, so seien nun mal die Richtlinien der Bank, es sei ja schließlich zu meiner Sicherheit, er könne mir da nicht weiterhelfen. Aha, gut zu wissen, dass ich zu meiner eigenen Sicherheit kein Geld bekam! Das beruhigte mich natürlich sofort.
Ich war aber nicht wirklich beunruhigt. Denn ich befand mich in der Bankenstraße. Außerdem hatte ich schon zuvor Geld mit meiner Notfall-Karte abheben können. Und schon bei der nächsten Bank, der BCP, sollte ich Erfolg haben. Es dauerte eine ganze Zeit, da Telefonate geführt werden mussten. Vermutlich zu meiner Sicherheit. Aber dann: Die Frau am Schalter zählte mir dreimal die 1500 peruanischen Soles vor, die ich ihr ungezählt zurückgab. Schließlich wollte ich Euro haben. Sie nahm die Scheine und zählte sie, logisch, noch einmal. Allerdings würde man erst Dollar eintauschen und dann von Dollar nach Euro tauschen. Mir wuchs ein Fragezeichen. Warum? fragte ich. Das ergebe doch überhaupt keinen Sinn. Da könne sie nichts machen, das sei so Bankpolitik. Also an einer Transaktion zweimal Wechselgebühren kassieren? Das sei Bankpolitik? In meinen Augen handele es sich dabei um Bankraub! So recht mit meiner Kritik umzugehen, wusste die Dame nicht. Sie schaute sich hilfesuchend zu ihren Kollegen um. Sicher, es war nicht die persönliche Schuld einer kleinen Bankangestellten und nicht sie persönlich versuchte, mich hier zu berauben. Aber man wird sich doch mal aufregen dürfen, wenn man über den Tisch gezogen wird. Sollen das die anderen doch auch mitbekommen! Mir kam das ein bisschen so vor, als würde man einen Text bei Google-Translator eingeben und mal über zwei verschiedene Sprachen schicken und dann zurück nach deutsch. Da bleibt nämlich auch wenig vom Original übrig!
Ich erkundigte mich, wie viel Euro ich denn bekommen würde. Na ja, sie müsse halt erst schauen, wie viel Dollar das seien, um dann… Wollte die mich jetzt auch noch für blöd verkaufen…?! JA!!! Das Prinzip habe ich verstanden! Deswegen würde ich mich ja so aufregen! Also, wie viel…?! – Während sie mir ausrechnete, dass ich für die 1500 Soles 365 EUR bekäme, holte ich mein Handy raus, um mir den Wechselkurs selbst auszurechnen. So einigermaßen kannte ich den Kurs und wollte doch mal wissen, wie sehr ich hier verarscht werden sollte. Das entsprach einem Wechselkurs von 1€ zu 4,1 Soles. Wow! Ich hatte so etwas wie 1 zu 3,7 in Erinnerung. Das wären 40 € mehr gewesen. Mein Lachen war laut genug, dass ALLE in der Schalterhalle zu uns blickten, einschließlich der bewaffneten Sicherheitskräfte. Upsi, gute Akustik!
Ich nahm mein Geld und verließ kopfschüttelnd die Bank. In der gleichen Straße hatte ich Wechselstuben gesehen. Mal schauen, was ich dort für mein Geld bekam. Und in der Tat bekam ich für meine 1500 Soles hier 394 €, was ungefähr 8% mehr als in der Bank war. Zu Hause überprüfte ich aus Interesse mal, wie denn der Wechselkurs beim letzten Abheben mit der Kreditkarte gewesen war, und stellte fest, dass die Wechselstube den genau gleichen Kurs berechnet hatte.
Schweinebanken! Und im Übrigen ist, meines Erachtens, auch die Berufsbezeichnung Bankräuber ziemlich irreführend…!

 

Fundstücke in Fernwest – Granadilla

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Fundstücke in Fernwest – Granadilla

Was bin ich froh, in Peru zu sein! Denn nach den Monaten in Argentinien, Chile und Bolivien gibt’s endlich wieder geile Früchte! Die gibt’s im Süden nämlich nicht oder eben auch bloß nur importiert. Aber in Peru bin ich wieder im Früchteparadies und ich komme auch nicht in Versuchung, Äpfel zu essen.
Klar, die meisten Leckereien haben ihren Weg auch in deutschen Regale geschafft. Aber ich hab mich ja schon an anderer Stelle, zurecht, über Flugmangos aufgeregt. Mangos können gar nicht fliegen. Das muss reichen! Okay, man kann sie werfen… Aber das führt mal wieder zu weit…
Eine meiner Lieblinge ist die Granadilla. Sie beschert einem ein ganzheitliches Essvergnügen. Man bricht die orangene Schale auf, trennt ein inneres Häutchen auf und hat eine saftig-süße, latent kaulquappenartige Masse vor sich. Aber nein, es ist nicht eklig! Und sie bewegen sich auch nicht (viel). Man schlürft das Ganze aus seiner natürlichen Schale heraus und knuspert dabei die Samen. Großartiges Gesamtkunstwerk! Geschmacklich erinnert es an Maracuja/ Passionsfrucht, mit der sie auch verwandt ist (Passionsblumengewächse).  Aber das Essvergnügen ist ungleich größer.
In Deutschland werden sie Stückweise angeboten. Hier gibt’s für den gleichen Preis ein ganzes Dutzend. Irgendwie muss ich meine Flugkosten ja wieder reinholen!

Kaulquappen-Obst??? Nein, Granadilla!!
Kaulquappen-Gemüse??? Nein, Granadilla!!

Fundstück – Linien im Sand

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Fundstücke in Fernwest – Linien im Sand

Nazca ist nicht nur ein Begriff für die Plattentektoniker unter uns, sondern auch den Freunden der außerirdischen Lebensformen bekannt. Die Nazca-Kultur hat sich nämlich in der Wüste vor der Stadt Nazca verewigt. So genannte Scharrbilder wurden über Jahrhunderte in den Sand geritzt. Dabei entstanden unterschiedlichste Figuren wie Kondor, Kolibri, Affe und Astronaut, zum Teil über 100 Meter groß. Aufgrund ihrer Größe sind sie eigentlich nur vom Flugzeug oder vom Raumschiff richtig zu erkennen, was den Anhänger von extraterrestrischer Intelligenz bei eigener Ermangelung selbiger in die Karten spielt und den Außerirdischen die Verantwortung für diese über 1500 Jahre alten Zeichnungen zuspricht.
So richtig geklärt ist die Bewandtnis der Scharrbilder indes noch immer nicht. Die meisten Zeitzeugen sind tot. Neben anderen gibt es die Vermutung, es handele sich um einen gigantischen Agrarkalender, mit dem die Wüstenvölker Saat- und Erntezeiten bestimmten. Naja…! Mit einem ordentlichen Schuss Wahnsinn und Religiosität lassen sich ja viele menschliche Dummheiten erklären…
Auch ich hab mich also mit einer putzigen Cessna in die Lüfte aufgemacht und mich über die Scharrbilder fliegen lassen, was ja auch ganz ohne Sandburgen und -bilder schon Spaß macht. Und was soll ich sagen? Sehen schon schön aus von oben. Aber mal ehrlich, wie bekloppt kann ein Volk denn sein, so etwas in den Sand zu kritzeln? Als wäre ihr Leben in der Scheiß Wüste nicht schon schwer genug gewesen! Da hätte man das Wochenende ruhig mal auf der Couch mit der Sportschau verbringen dürfen oder mal Kegeln gehen oder mit den Kindern kniffeln können…! Kein Wunder, dass ihr ausgestorben seid…!

 

Hier der "Astronaut" in einer Hügel geritzt. Astronaut...? Ja! Hab ich mir nicht ausgedacht...
Hier der „Astronaut“ in einer Hügel geritzt. Astronaut…? Ja! Hab ich mir nicht ausgedacht…
Und hier der Kolibri!
Und hier der Kolibri! Muss man schon genau hingucken!
Und hier noch mal die wichtigsten Scharrbilder  auf der Schwanzflosse der Cessna.
Und hier noch mal die wichtigsten Scharrbilder auf der Schwanzflosse der Cessna.

Fundstück – Ceviche

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Fundstücke in Fernwest – Ceviche

Was macht man, wenn man seine Kreditkarte wieder hat? Keine Ahnung, was man macht! Ich geh lecker essen!
Nach einer siebenstündigen Fahrt von Arequipa in Richtung Küste und Norden mache ich einen Stop am Pazifik. Der Ort heißt Chala und tut nichts zur Sache. Ich hab mich in einem Hotel eingebucht, in dem ich fast alleine bin. Keine Saison! Auch am Strand war ich allein und konnte mich schön in Unterbüx in den Sand werfen! Mein erster richtiger Strandtag seit fast vier Monaten, wenn ich den Strand vom Takatukasee in 3800 Meter Höhe mal nicht mitrechne!
Aber es geht nicht um Sand zwischen den Zehen sondern um Fisch zwischen den Zähnen. Und zwar „Ceviche“, genauer gesagt Ceviche de Corvina (zu deutsch: Adlerfisch, nie gehört dafür lecker!). Ceviche ist ein Gericht, das aus Peru stammt und inzwischen in weiten Teilen Lateinamerikas verbreitet ist. Es besteht aus klein geschnittenem, rohem Fisch verschiedener Sorten, der in Limettensaft mariniert wird. Aufgrund der Zitronensäure in den Limetten kommt es zu einer Denaturierung des Eiweißes, ähnlich wie beim Kochen. Dadurch wird der Fisch haltbar gemacht. Dazu werden in Scheiben geschnittene rote Zwiebeln sowie Rocoto, eine sehr scharfe Paprika und weitere Gewürze (vor allem frischer Koriander) gemischt. Das Ganze ist extrem lecker und macht schnell abhängig. Fragt mal meine Reiseteilzeitbegleitung vom zurückliegenden Panamatrip. Damals bin ich durch jede Kühlabteilung der Märkte gelaufen, um kleine Töpfchen mit Ceviche zu suchen.
Je nach Land haben sich Variationen des Rezepts entwickelt. So können neben Fisch zusätzlich Meeresfrüchte hinzugefügt werden (auch super!), was dann Ceviche Mixto genannt wird. In Peru wird Ceviche mit Süßkartoffeln und geröstetem Mais serviert (siehe Foto). In Kolumbien musste ich leider erleben, wie Ceviche in Tomatensauce gereicht wurde: Bäh! Pfui! Frevel! Was soll das denn?! Da könnte die Bedienung ja gleich anfangen, Panflöte zu spielen.
Also alle Zuhause schon mal Rezepte runterladen und ausprobieren. Ich übernehme dann persönlich die Qualitätskontrolle, wenn ich zurück bin!

Ceviche, hmmmm!
Ceviche, hmmmm! Das obendrauf ist KEINE harmlose Tomate sondern ein Rocoto (scharf!!!)
Töpfchen mit Ceviche. Gefunden auf dem Markt in Puerto Montt, Chile. hmmmmm!
Töpfchen mit Ceviche. Gefunden auf dem Markt in Puerto Montt, Chile. Auch ziemlich hmmmmm!