Hallo VW! Anstand oder Vorstand…?

Gepostet am Aktualisiert am

Hallo VW! Anstand oder Vorstand…?

Manchmal kommt es mir vor, als würde sich in Corona-Zeiten hin und wieder ein Fenster öffnen, durch das wir sonst nicht schauen können oder dürfen. Herbert Diess, Vorstandsvorsitzender von VW, hat gerade so ein Fenster aufgemacht und der Welt erklärt, warum es kein Problem und auch kein Widerspruch sei, satte 3,3 Milliarden Euro an Dividenden auszuschütten und gleichzeitig für 70000 Beschäftigte Kurzarbeitergeld zu beanspruchen. Schließlich habe der Konzern ja bereits in die Arbeitslosenversicherung einbezahlt. Ende des Statements (ab min. 5:54)!

Dass die Rücklagen der Arbeitslosenversicherung bei derzeit ungefähr 10 Millionen Kurzarbeitsanträgen nicht ausreichen werden, sollte jedem mittelmäßig geschulten Milchmädchen/jungen klar sein. Warum also nicht auch einem Vorstandsvorsitzenden von VW…?! Mögliche Antwort: Dies könnte Diess einfach egal sein!

Denn wenn das Versicherungsprinzip, auf das sich Diess ja ausdrücklich bezieht, in einer Krisensituation wie jetzt nicht mehr funktioniert (Schätzungen zufolge fehlen bis zu 15 Milliarden Euro), dann sollte sich auch die Bewertungsgrundlage von VW ändern. Denn das, was VW höchstselbst in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt hat, reicht offensichtlich bei weitem nicht aus, um dieses selbstgefällige Statement von Diess zu rechtfertigen. Und die Frage, wer denn für die Differenz aufkommen soll, stellt sich jedem, der einigermaßen geradeaus denken kann.

Aber Diess sieht hier wohl (natürlich) keine gesellschaftliche oder moralische Verpflichtung von VW. Stattdessen sollen vermutlich wir Steuerzahler:innen wie üblich herhalten und diese Versicherungslücke stopfen, während der VW-Konzern 3,3 Mrd. Euro als Dividenden raushaut (das dreiste Thema Abwrackprämie, ebenfalls aus Steuergeldern finanziert, bleibt hier mal außenvor!). Und Diess fühlt sich auch noch kackfrech im Recht.

Er hätte eigentlich nur noch das Peace-Zeichen von Jo Ackermann machen und ein paar Peanuts a la Hilmar Kopper unter den Journalisten verteilen können, während er das Wirtschaftsprinzip von VW diktiert:

„Natürlich sind wir dazu verpflichtet, Gewinne zu privatisieren und Verluste zu solidarisieren. Sorry, dafür werde ich von den Aktionären von VW bezahlt! It‘s capitalism, stupid!“

Und ich mag denken „Okay! Was macht man nicht alles für acht Millionen im Jahr! Fairer Preis, um seine Seele zu verkaufen!“ Das ist übrigens das 127fache einer/s normalen VW-Mitarbeiter:in – nur mal so! Dafür könnte er sich eigentlich eine vernünftige Portion Moral leisten. Aber mein Denkfehler…! Anstand und Vorstand passen wohl einfach nicht recht zusammen… Denn so etwas ist einfach nicht im Sinn des Konzerns.

Darf man solche Leute eigentlich ungestraft „Arschkrampen“ nennen…? Ich denke schon, dass man das sollte!

Ach, und dies hier noch für die deutsche Politik: Die dänische Regierung würde so einen Drecks-Konzern, der Dividenden auszahlt, im Übrigen nicht unterstützen. Recht so!

Moral…, Anstand…? Ich…? Das kann ich mir bei meinem Gehalt gar nicht leisten!

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s