Sonntagmorgen – kann auch mal Scheiße sein!
Sonntagmorgen – kann auch mal Scheiße sein!
Mal vorweg: Ich lebe allein. Also nur für mich. Ich bin mich alleinerziehend. Ich bin ein Ein-Personen-Haushalt. Muss mein Klo selber putzen. Aber wann ich es will.. Wenn ich es für dreckig halte und nicht jemand anderes es nicht mehr ertragen kann, es selbst putzt und mir dann mit vorwurfsvollem Blick den Rest meines Lebens versaut.
Ich weiß auch genau, wer in meinem Haushalt die Zahnpastatube nie zudreht. Damit komme ich klar und darüber wird inzwischen nur noch sehr selten gestritten. – Wir kommen gut miteinander aus: ich.
Aber Sonntagmorgen kann echt Scheiße sein. Neulich war Sonntagmorgen! – Neulich war Scheiße!
Und das kam so: 10:30, dem Kater geht’s den Umständen entsprechend gut. Denke, ein schönes Frühstück mit mir und frischen Brötchen, Orangensaft, Ei, in aller Ruhe. Noch ist die Stimmung gut. Mein Sonntagsbäcker nicht mal hundert Meter entfernt. Ich dreh die Heizung auf und verlasse das Haus. Die paar Schritte an der frischen Luft tun gut.
Ich betrete den Laden und stehe vor der Theke, während kurz hinter mir ein Mann hereinkommt, der mir aber noch gar nicht auffällt. Ich bestelle: „Ein Croissant, ein Laugenbrötchen, ein Kürbiskernbrötchen – und eine Sonntagszeitung, bitte.“
(Eigentlich komisch, dass am einzigen Tag in der Woche, an dem ich richtig Zeit habe, Zeitung zu lesen, keine Zeitung kommt und sonst, wenn ich keine Zeit habe, stapeln sich die Zeitungen bis unter die Decke.)
Ich bezahle, klemme mir die Zeitung unter den Arm und bin gedanklich schon aus dem Laden, zufrieden mit meiner Beute, ja mit meinem ganzen bisherigen Tag. Seit dem Aufstehen reiht sich – vollkommen unfallfrei – ein Erfolg an den nächsten, bis der Mann hinter mir zu seinem Auftritt kommt. Seine Bestellung nämlich: „Zwei Croissants, zwei Laugenbrötchen und zwei Kürbiskernbrötchen, bitte!“ – Das dumme Schwein! Fehlt nur noch, dass er mir über die Schulter zuzwinkert und sagt: „Und zwei Sonntagszeitungen, bitte!“
Zum Glück ist Winter. Ansonsten wäre er wahrscheinlich schnell in Pyjama und Badelatschen aus dem Haus, genauer gesagt aus dem Bett gesprungen, um Brötchen zu holen und die Sexualausdünstungen der zurückliegenden Nacht auszuführen. Das bleibt mir zwar erspart, aber meine Phantasie ergänzt ungefragt.
Der Sonntagmorgen ist im Arsch. Ich gehe nach Hause und frühstücke – ja, alleine! Lege die Sonntagmorgenzeitung, in der wirklich nur Scheiße steht, zur Seite. Ein guter Tag für Schwermut. Schwermut wird weitestgehend zu negativ betrachtet. Ich komme dabei immer wieder auf Ideen, auf die ich sonst nicht kommen würde, zum Beispiel: Vielleicht sollte ich noch meinen geschiedenen Freund anrufen, der seine beiden Kinder nur alle zwei Wochen sieht, um mir klarzumachen, dass es an einem Sonntagmorgen noch viel beschissener kommen kann. Diese Disziplin nennt sich: den Weltschmerz umschichten! Ich weiß, das wäre böse… Aber es war ja auch nur eine vom Weltschmerz beseelte Idee.
Habt ihr gewusst, dass Männer die regelmäßig Kürbiskernbrötchen essen, seltener Prostataentzündungen bekommen, als Männer die Sesambrötchen essen? Die helfen dafür bei Verdauungsproblemen, die man von den Kürbiskernen bekommt. Wie auch immer…
Schönen Sonntag!