Monat: Oktober 2013

Fundstücke in Fernwest – „schlafender Polizist“

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Fundstücke in Fernwest – „schlafender Polizist“

„Policía acostado“, „schlafender Polizist“ also, werden sie liebevoll genannt. Aber es gibt noch eine Reihe anderer Ausdrücke für diese verhassten Gesellen, die man in allen Ländern Zentral- und Südamerikas auf der Straße findet: Reductor de velocidad, tope, rompevelocidad, lomo de burro… Gemeint sind die „speed bumps“ oder wie sagt man im Deutschen dazu…? Gibt gar kein richtiges, schönes Wort dafür. Liegt vielleicht auch daran, dass es in Deutschland kaum solche Spaßverderber gibt. Wie wär’s denn mit Geschwindigkeitsminderer? Das klingt doch schön bürokratisch korrekt.
Das Schöne an diesen asphaltischen Bremsbuckeln ist, dass an diesen Stellen der Geschwindigkeitsreduzierung haufenweise Dienstleister herumlungern (siehe Fotos!). Bremsverhalten und Verkäuferdichte stehen hier in signifikantem Zusammenhang. Und da man eh bremsen muss, kann man sich ja auch ein paar Tostones (Bananenchips) oder was auch immer durchs Fenster reichen lassen.

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Fundstücke in Fernwest – Gullideckel

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Fundstücke in Fernwest – Gullideckel

Wenn man durch kolumbianische Straßen läuft, muss man aufpassen! Das klingt erst mal ziemlich Banane. Na klar, Kolumbien ist ein gefährliches Pflaster. Aber das meine ich nicht. Man muss aufpassen, dass man nicht plötzlich, zumindest teilweise, verschwindet. Denn es werden in Kolumbien jeden Tag 200 Gullideckel von „Metalldieben“ geklaut, um sie zu verkaufen! Und zurück bleiben Löcher! Auf dem Foto haben Anwohner Steine über die Löcher gelegt, um die Stolper- und Sturzgefahr einzudämmen. So sieht’s leider nicht überall aus! Das Thema wurde gerade von der Presse entdeckt, weil vor kurzem ein zweijähriges Mädchen nach Sturz in ein solches Loch gestorben ist.

Das erinnert mich an bisschen an die Geschichte, als vor ein paar Jahren im Osten unserer geliebten Teilrepublik am helllichten Tag Eisenbahnschienen abmontiert und per Sattelschlepper abtransportiert worden sind. Hat auch keiner gefragt: „Tschuldigung, was machen Sie denn da?“

DSC03449Abdeckung über geklauten Gullideckeln.

Viel Spaß mit Geldwechslern

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Viel Spaß mit Geldwechslern

Zu 100 Prozent habe ich das Prinzip der Moneychanger/ Geldwechsler ja nicht kapiert. Wer braucht die eigentlich? In den Banken gibt’s keine Schlangen, die Geldautomaten sind zahlreich, die meisten Karten funktionieren (wieder). Und genau in dieser Ecke, wo sich die ganzen Banken in Cartagena befinden, stehen sie rum und bieten ihre Dienste an.
Aber wer braucht sie? Okay, in Venezuela durch die Verknappung diverser Güter besteht ein großes Interesse an stärkeren Währungen, für die wiederum diese begehrten Waren zu ergattern sind. Das sorgt für einen regen Austausch und dafür gibt’s die Händler, die diese Bedürfnisse mittels An- und Verkauf befriedigen. Das leuchtet mir ein.
Aber welches Zweck erfüllen sie in Kolumbien? So wird in Cartagena auf der Straße ein Kurs von 2000 – 2200 Peso pro Dollar aufgerufen, während der offizielle Kurs bei derzeit 1882 Peso liegt. Wie geht das? Wie können Geldwechsler einen besseren Kurs anbieten als den realen, wenn es in der Bevölkerung gar keinen Bedarf nach anderen Währungen (so wie in Venezuela) gibt?
Die Antwort liegt auf der Hand: Beschiss, Verarsche und Abzocke. Das sind die drei unternehmerischen Standbeine des Geldwechslers. Hilfreich sind schnelle Hände, ein paar clevere Ablenkungsmanöver und „zufällig“ erscheinende Transaktionspartner.
In meinem Hostel erzählt mir der Wirt eine hübsche Geschichte dazu. Ein Mann (im Folgenden einfach „der Typ“ genannt) wollte ein Auto kaufen und hatte noch 500 $ in cash, die er in Peso tauschen musste, weil er die Transaktion nicht in Dollar durchführen konnte. Genauer gesagt, er brauchte 1 Mio Peso. Der Wirt vom Hostel hat ihn gewarnt, er solle bis morgen warten und auf gar keinen Fall auf der Straße tauschen! Natürlich, klar, logisch!
Als der Typ am nächsten Morgen eine halbe Stunde nach Verlassen des Hostels wieder zurück kommt, ist er um rund 400$ ärmer! Qué pasó?
Vor der Bank wurde er von einem sympathischen, hilfsbereiten Geldwechsler angesprochen. Wie viel er denn brauche. Er würde 1:2000 tauschen, also 1 Mio Peso für 500 US$. (Alle Fernsehzuschauer kennen diese Szene und rufen: „Nein! Trau ihm nicht! Das wird böse enden!“) Auch unser Typ ist skeptisch. Schließlich klingt ihm der Rat vom Hostelwirt im Kopf.
Der Geldwechsler aber erklärt, dass er ihm die Millionen Peso gibt und draußen vor der Bank wartet, bis die Einzahlung gelaufen ist. Erst danach, wenn alles reibungsfrei gelaufen ist, muss er ihm die 500$ geben. Aha! Ein vertrauensvolles Angebot! (Auch der Fernsehzuschauer zögert plötzlich. Denn das klingt doch echt fair!) Der Typ kann also seine Dollar solange behalten, bis der Deal gelaufen ist, und falls mit dem Geld etwas faul ist (Falschgeld oder was auch immer), dann hat er ja nichts verloren.
Der Typ beißt an! Der Geldwechsler drückt ihm einen Stapel 50.000-Peso-Scheine (die größten in Kolumbien) in die Hand und wartet vor der Bank, während der Typ mit den Pesos in der Hand und den Dollars in der Tasche in die Bank geht. Beim Einzahlen am Schalter stellt sich heraus, dass das Geld zwar echt ist, aber es nur 950.000 Peso sind. Ups! Der Typ geht wieder raus und sagt dem Wechsler, dass 50.000 Peso (=25$) fehlen. Das kann doch nicht sein? Der Wechsler zählt noch mal sorgfältig nach und tatsächlich! Sorry! Wie peinlich! Er zieht darauf, da er keinen 50.000er mehr hat, einen Stapel mit 50 1Tausend-Peso heraus und reicht ihn dem Typen mit der Bitte, diesen besser noch mal nachzuzählen, damit nicht wieder etwas fehle. Der Typ zählt nach, ja, alles klar, 50 Scheine! – Gut! Der Moneychanger überreicht den Stapel mit 50.000ern und der Typ rückt, da jetzt ja alles klar ist, die 500$ raus. Der Wechsler sagt, er warte hier, falls es doch noch Probleme gebe, und der Typ geht zum zweiten Mal in die Bank und präsentiert: Hier, bitteschön: ein Millionen Peso.
Die Kassiererin zählt nach: 170.000 Peso! What?! Während der Typ seinen Batzen Tausender zählte, hat der Moneychanger der ursprünglichen Stapel 50.000 gegen einen anderen Stapel ausgetauscht, bei dem nur noch die äußeren Scheine 50.000er sind und drinnen befinden sich nun 1000er!
Als der Typ* auf die Straße rennt (*“Typ“ kann auch wahlweise durch „Trottel“ ersetzt werden!), ist der ehemals freundliche und hilfsbereite Austauschpfadfinder bereits – laut lachend – über alle Berge.

Ich laufe genau dieselbe Straße entlang, habe gerade mein Flugticket nach Medellín gekauft. Im übrigen ist ein 1h-Flug von Cartegena nach Medellín billiger als eine 15h-Busfahrt. Da fällt die Entscheidung leicht. Neben mir taucht einer dieser „Cambio! Cambio!“-Pfadfinder auf. Ich sage ihm, dass ich keine Dollar/Euro bei mir habe, was normalerweise auch stimmt. Heute habe ich allerdings wegen des Ticketkaufs mein Portmonnaie dabei. Der Geldwechsler durchschaut mich. „Doch! Doch! Du hast Dollar/Euro dabei!“ Ich zögere für mich und bin mir in der Tat gar nicht mehr so sicher. Natürlich könnte es mir egal sein und ich könnte einfach weitergehen. Er sieht, wie ich überlege und beharrt darauf, dass ich internationale Währungen am Start habe. „Wetten, dass du $/€ dabei hast!“ Wie bitte? Er holt einen Bündel Geld heraus und hält mir einen 20.000-Peso-Schein entgegen. „Wenn du keine $/€ hast, bekommst du 20.000 Peso von mir, und wenn du welche hast, bekomme ich 20.000 von dir!“ What…?! Spinnt der? Ich gehe ein Stück weiter und beobachte die Leute um ihn herum. Wer gehört wohl noch dazu? Er folgt mir, während er sein Angebot wiederholt. Na gut! Ich spiele mit. Bin mir ziemlich sicher, dass ich neulich mein internationales Bargeld aussortiert habe. Es steht niemand in unserer unmittelbaren Nähe und er hat nicht die Statur eines Ausdauerläufers.

Ich hole meinen Geldbeutel raus und siehe da: nur Peso! – Aber er hat einen scharfen Blick. Das muss man ihm lassen. Denn erkennt hinter ein paar Papierschnipseln und Belegen einen Geldschein. „Da! Da! Das ist ein Dollarschein!“ Ich dreh mich ein bisschen weg, für einen ungestörten zweiten Blick. Tatsächlich! Hä?! Was ist denn das für ein Schein? Und wo kommt der plötzlich her? Meine Phantasie entwirft magische Varianten, wie dieser uneheliche Bruder Copperfields den Schein in meinen Geldbeutel gekriegt hat… Aber da sehe ich, dass der Schein, viel zu bunt ist. Ich ziehe ihn hervor und präsentiere zu seiner und zu meiner Überraschung einen israelischen 20-Schekel-Schein, der sich seit Mai in meinem Geldbeutel versteckt hält. Okay! Seine Überraschung ist die größere. Zumal sich noch Enttäuschung dazugesellt. Aber ist nicht nur ein Falschspieler sondern auch ein guter Verlierer. Er hält mir die 20.000 hin. Ich schau mich noch mal kritisch um, schnapp mir den Schein, dreh mich um und gehe. Im Augenwinkel sehe ich sein Gesicht innerlich fluchen. Aber man erkennt’s. Herrlich! „Tschüssi! Schönen Tag noch!“
Meine gängigste Art, um in Kolumbien die Moneychanger abzustreifen, ist allerdings, wenn ich sage, dass ich nur venezolanische Bolívares dabei habe. Das stellt jeden kalt! Weil Bolívares einzutauschen, macht nun überhaupt keinen Sinn. Denn damit kann man einfach gar nichts anfangen. Und wie soll er mich bescheißen, wenn er dafür Bolívares bekommt…?!

Viel Spaß mit VISA und FedEx, Teil 2

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Viel Spaß mit VISA und FedEx, Teil 2

Kommen wir zur guten Tat!
Mein Gastvater aus Mérida stellt Holzspielzeug her, tolle, raffinierte Sachen, Mobiles, Marionetten. Aber es gibt im sozialistischen Venezuela keinen gescheiten Holzleim. Und ohne Leim…! Also habe ich ihm versprochen, dass ich, wenn ich in Kolumbien in eine Stadt komme, ihm etwas zu kaufen und zu schicken, weil es in Kolumbien, wie in jedem „normalen“ Land, natürlich Holzleim gibt.
Ich habe heute morgen meinen Kreditkartenscheiß erledigt, bin in ein anderes Hostel gezogen und mache mich auf den Weg. Läden für Handwerksbedarf gibt’s gleich um die Ecke und so kaufe ich drei unterschiedliche Sorten von Holzleim. Hoffentlich ist etwas Brauchbares dabei. Im zweiten Laden lasse ich mir einen Karton mitgeben, um daraus ein schönes Paket zu basteln. Wenig später habe ich zu Hause mein Paket geschnürt, die Holzleimflaschen zwischen Zeitungspapier gelagert.
Ich frage mich auf der Straße durch und gelange zu einem Postservice, der auch Pakete abfertigt. Aber nicht nach Venezuela. Aha! Und wo gibt’s einen internationalen Service? Ich werde weitergeschickt, frage auf der Straße zweimal nach und finde in gar nicht mal so großer Entfernung den nächsten Postservice. Auch hier ist zum Glück wenig los und zwar so wenig, dass ich gar nicht erst bedient werde. Herrliche Schlafbedingungen in der Paketannahmestelle. Da stört man als Kunde ja ungern. Nach einigen Minuten des Räusperns, Trommelns und prächtigen Vogelstimmenimitationen wurde ich am Schalter entdeckt. Ja, nöh, nach Venezuela verschicken wir nicht. Aber drüben auf der anderen Seite der Plaza, dort! Bestimmt! – Zwei Minuten danach genau dort, genau die gleiche Frage, genau die gleiche Antwort: Nicht nach Venezuela! What?!
Die Frau wimmelt mich ab: da nebenan, 100 Meter rechts. Der Laden heißt „24h-irgendwas“ und ist geschlossen. Ich kehre zur gleichen Frau zurück und rede ihr ins Gewissen, dass es in dieser Stadt (1 Mio. Einwohner) doch wohl einen Drecksladen geben muss…! Ach ja, in Bocagrande gibt’s natürlich einen! Sie gibt mir die Adresse. Bocagrande ist die neue Stadt neben Cartagena mit Hochhäusern, Hotelburgen und einem relativ hässlichen Strand voll von nervendem Verkäufer-Massagepack, das einem schnell den Spaß am Strandleben raubt.
Sehen wir es mal positiv, auf diese Art komme ich noch zu meinem täglichen Spaziergang. Also gehe ich noch am Hostel vorbei und hole mein Badezeugs, um in Bocagrande mal kurz ins Meer zu hüpfen.
Der Weg ist lang und heiß. Ein Taxi hilft mir auf halbem Weg und wenig später stehe ich im nächsten Fachversand, wo mir vergewissert wird, dass Venezuela nicht beliefert wird. Aber nebenan ist ein FedEx und die machen so etwas professionell. Der FedEx-Shop ist derart klimatisiert, dass direkter Nippelalarm ausgelöst wird. Ich bin beeindruckt: sehr professionell.
Die Frau dort bestätigt, gegen alle Vorurteile, dass Venezuela natürlich beliefert wird! Stolz präsentiere ich ihr mein Paket. Sie schaut mich an und verlangt die „Factura“, die Quittung, für den Zoll! Ich zucke mit den Achseln und sage, es handele sich lediglich um Leim. Sie antwortet: keine Quittung, kein Zoll, kein Zustellung. – Ich spiele gerade gedanklich durch, was, abgesehen von Amoklauf, angemessene Alternativen sind. Da fällt mir ein, dass ich beim Verpacken neben der Zeitung auch noch die zerknüllten Quittungen ins Paket gestopft habe. Ha! Ihr Arschgeigen! Ich reiße mein Paket auf und präsentiere der überraschten FedEx-Tante die gewünschten Facturas. Bitte Schatz! Aber jetzt kann ja nichts mehr schief gehen!
Oder…?
Nach der problemlosen Aufnahme der Versanddaten wird mein Tarif berechnet und kalt lächelnd serviert: 205.000 Peso = 108 US $! Mein Lächeln gefriert. En serio? Nicht im Ernst! Das Paket soll doch bloß ins Nachbarland gebracht werden. – Mein Kassensturz ergibt 155.000 Peso = 62 €. Ich muss hier raus! Ich brauch erst einmal frische Luft (zugegeben: Scheißmetapher bei 35° draußen und 14°C drinnen!). Ich tigere auf und ab. Aber was bleibt mir?
Ich erkläre missgelaunt, dass ich erstmal mit dem Taxi Geld holen muss, also gleich wieder zurück bin. Ich bin schon halb raus, da ruft sie mich zurück. Das Paket könne ich nicht hier lassen. Ich antworte, dass das für 100$ im Service inbegriffen sein sollte. Nein, das ginge nicht, das müsse ich mitnehmen. Ich muss mich schon ein wenig zusammenreißen. Aber immerhin geht’s um die große Pfadfindertageswertung! Ich nehme grollend das Paket und verlasse den Laden. Fast! Denn noch einmal werde ich zurück gepfiffen. Was denn noch?!!! Ich solle auch die Quittungen mitnehmen. Da ich die Tür schon in der Hand habe, brülle ich sie an, sie solle mich in Ruhe lassen, sie könne den Scheiß doch wohl so lange behalten, bis ich wieder da sei! Das könne ja nicht zu viel verlangt sein! Zum Glück ist eine weitere Kundin im Geschäft, sodass mein Ausraster nicht ganz unbemerkt im Orbit verpufft.
Auf der Taxifahrt kotze ich mich beim Fahrer aus. Er ist klar auf meiner Seite und meint ich würde die Pfadfindertageswertung gewinnen – guter Mann! Hostelstop. Kreditkarte (sollte ja wieder funktionieren) plus Bargeld plus Schusswaffe. Das sollte doch reichen, sofern die Tussi inzwischen nicht aus Angst vor mir den Laden zugemacht hat.
Eine Taxifahrt später betrete ich wortlos den Laden und knalle ihr mein Paket mit Kreditkarte auf den Tisch. Ich habe mir vorgenommen, kein Wort zu sagen. Höflicher geht’s heute nicht mehr. Denn falls ich den Mund aufmachen müsste, würde ich wahrscheinlich platzen. Sie weiß, was die Stunde geschlagen hat, lässt das australische Pärchen, das sie gerade bedient, links liegen und kümmert sich in einem verzweifelten Akt der Deeskalation unmittelbar um mich.
Eine Minute danach verlasse ich den Laden ohne großes Blutvergießen aber um 100 $ ärmer die FedEx-Oficina. Dafür um die Erkenntnis reicher, dass jede gute Tat ihren Preis hat.

 

(Nachtrag: Dieses Paket ist im übrigen nie in Mérida angekommen. Es konnte nicht zur der Adresse zugestellt werden!)

Zum ersten Teil:

https://tommiboe.com/2013/10/24/viel-spas-mit-visa-und-fedex-teil-1/

das gesicht gibt nur sehr ungenau den tatsächlich angepisstheitsgrad wieder
das Gesicht gibt nur sehr ungenau den tatsächlich Angepisstheitsgrad wieder

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Viel Spaß mit VISA und FedEx – Teil 1

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Viel Spaß mit VISA und FedEx – Teil 1

Sicher, sich aufzuregen hilft oft gar nichts. Aber sich nicht aufzuregen, bringt meistens genau so wenig! Und, jetzt mal ehrlich, sich aufregen macht manchmal auch ganz schön Spaß.
Heute soll es der Tag einer guten Tat werden! Naja, ehrlich gesagt, soll daraus gar kein ganzer Tag werden. Ich habe heute morgen schon meinen Kreditkartenscheiß erledigt. Die letzten drei Tage habe ich vergebens versucht, Geld abzuheben. Ich habe es bei allen möglichen Banken probiert und musste bei meiner Bezahlung in Palomino sogar auf meine heiligen Euro-Reserven zurückgreifen. Toll! Meine einzige Kreditkarte hat also genau zwei Abhebungen gehalten. Davor, in Venezuela, bin ich ja nicht an Geldautomaten aktiv gewesen, da diese (noch!) keinen Schwarzmarktkurs anbieten. Würde mich aber nicht wundern, wenn es das bald auch gibt. So ein südamerikanischer Sozialismus ist ja voller  Überraschungen!
Jetzt bin ich in Cartagena und hier gibt’s einen Haufen Banken. Ich versuche, in einer Bank meine Karte prüfen zu lassen, ob der Chip kaputt ist oder so ähnlich. Kann man ja vielleicht in einer großen Bank machen! Kann man ja mal checken! denke ich mir. Das Personal ist durchaus freundlich, kann das Problem aber nicht lösen. Meine Bankfachangestellte telefoniert herum und schaut meine Karte schließlich skeptisch an. Jaja, der Chip sehe irgendwie beschädigt aus. Irgendwie beschädigt…? Aha. Ich solle doch besser meine Bank anrufen.
Gut, das hatte ich ohnehin vor. Ich suche also einen Laden für internationale Gespräche auf. Diesen Service bieten die unzähligen Personen in der Straße mit ihren „Llamada“-Schildern leider noch nicht an (siehe Foto unten).
Das erste Telefonat ergibt, dass es die internationale Hotline der DKB nicht mehr gibt – aha!
Das zweite Telefonat spült mich in die Warteschleife der normalen deutschen Hotline, was natürlich immer schön ist, wenn man aus dem Ausland anruft (von wegen 9 Ct/min aus dem deutschen Festnetz, ihr Arschgeigen!). Ich werde mehrfach vertröstet, dass schon der nächste freie Mitarbeiter mit mir und nur mir verbunden wird. Scheiß Nervmusik dazu! Nach ein paar Vertröstungen wird mir geheißen, später noch mal anzurufen. Das tue ich dann auch. Was bleibt mir anderes übrig…? Als beim fünften Anruf tatsächlich jemand dran ist, bin ich viel zu überrascht und zu froh, dass ich ganz vergesse mich zu beschweren, dass ich als Auslandsnotfall nicht direkt in die Notaufnahme komme, sondern mit all den Kassenpatienten ins Warteschleifenzimmer gesteckt werde.
Der Telefonseelsorger kann mir allerdings nicht weiterhelfen, da der Zugriff auf mein Kreditkartenkonto derzeit nicht möglich ist: Aus Sicherheitsgründen gesperrt! Das Warum werde ich erst morgen erfahren, da der zuständige VISA-Service keinen 24-Stunden-Dienst hat.
Am nächsten Morgen erreiche ich direkt (auch das gibt es!) meinen Problemlöser in München. Und Ja in der Tat wurde meine Karte aus Sicherheitsgründen gesperrt, da jemand damit in Kolumbien Geld abgehoben habe! – Okay, das kann ich erklären! „Ja, wir waren uns nicht ganz sicher, ob es dieses Kolumbien wirklich gibt!“ Aber natürlich kann ich meine Karte wieder benutzen. Komisch nur, warum sie mir die Karte sperren, mich aber nicht darüber informieren können? (Später habe ich herausgefunden, dass mir VISA tatsächlich einen Brief nach Hause geschickt hat. Toll. Wie wäre es mit einer Email, ihr Flachzangen?! Wahrscheinlich nicht sicher genug. Dann lieber einen Brief schreiben. Einen Brief! Kann mir leider niemand erklären, wie ich an diesen Brief kommen soll, falls ich tatsächlich in Kolumbien sein sollte…?! Au Mann! Also wirklich, Freunde!)
Ach, übrigens konnte ich zeitgleich mit meiner Maestro-Karte in Kolumbien natürlich Geld abheben. Das ist ja klar!

(Zweiter Teil folgt! Muss mich erst noch beruhigen!)

https://tommiboe.com/2013/10/26/viel-spas-mit-visa-und-fedex-teil-2/

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Telefonservice am Straßenrand (in Venezuela)