Respekt, liebe Busfahrer!
Respekt, liebe Busfahrer!
Respekt! Das muss ja auch mal klar gesagt sein: Respekt vor den Busfahrern!
Okay, bei anderen Berufen würde ein ähnliches psychologisches Gutachten vermutlich eher ein Berufsverbot bewirken. Bei Busfahrer gehört eine gewisse Verrücktheit dahingehend quasi zur Grundvoraussetzung für den Beruf.
Ich kam gerade aus Chichirivichi. Das erwähne ich nur mal, um Euch die Möglichkeit zu geben, gekonnt zu kontern, falls Euch jemand fragt: „Hier, kennste ’n Fluss mit 4 „s“ und 4 „i“? – Haha, Mississippi!“ Hier die passende Antwort: „Hier, kennste ’n Ort mit 3 „tsch“ und 5 (!) „i“? – Haha, Chichirivichi!“
Mein Weg führte mich nach Maracay und von dort über eine Atem beraubende Strecke nach Choroní, was wiederum an der venezolanischen Karibikküste liegt. Wer sich schon mal gefragt hat, warum man „Atem beraubende Strecke“ sagt… Nach dieser Fahrt dürfte zumindest diese Frage geklärt sein! Die Strecke ist derart gebirgig, kurvig und zugleich schmal, dass man sich konzentrieren muss, um in den kurzen geraden Passagen ausreichend Sauerstoff zu bekommen. Sonst wird’s nämlich knapp!
Im Rennsport spricht man in diesem Zusammenhang von einer „technisch anspruchsvollen“ Strecke. Und Begriffe aus dem Rennsport bieten sich bei venezolanischen Busfahrten durchaus an. Da es bei unserer Renn- und Reisegeschwindigkeit aber unmöglich war, rechtzeitig zu erkennen oder zu erahnen, was hinter der nächsten Kurve war, blieb dem Busfahrer einzig das Stilmittel der Hupe. So konnten wir zwar noch immer nicht sehen, ob es tatsächlich hinterm Horizont immer weiter ging und ein neuer Tag auf uns wartete, wie es uns Udo Lindenberg versprochen/ verheißen hatte, aber zumindest unser Gegenverkehr wusste Bescheid. Und unsere Hupe machte Eindruck. Sie wurde, wie bei einem LKW, per Seilzug am Kabinendach ausgelöst und hinterließ eine international gültige Botschaft: Platz da!
Und da die vom Busfahrer verordnete/ verabreichte Geschwindigkeit die relative Kurvendichte noch erhöhte, zog der Busfahrer ungefähr die Hälfte der Zeit an der Hupe. Mehr konnte er nicht hupen, weil er für die übrige Zeit tatsächlich (dringend) beide Hände am Lenkrad brauchte. – Insgesamt war die Fahrleistung beängstigend, aber auch sehr beeindruckend!
Bleibt – bei allem Respekt – nur ein kleiner Vorwurf:
Das Hupen passte nicht immer zur Musik! Obwohl ich manchmal durchaus den Eindruck hatte, der Busfahrer verstünde sich als ein Teil der Kapelle und hupe eigentlich nur zur Musik, fehlte mir in dieser Hinsicht das übergeordnete musikalische Konzept. Fürs Gesamtkunstwerk dieser Busfahrt würde ich mir daher einen passenden Sound&Honk-Track wünschen.
November 14, 2013 um 11:00 pm
[…] persönlich beeindruckendstes Huperlebnis hab ich schon geschildert… (https://tommiboe.wordpress.com/2013/09/18/respekt-liebe-busfahrer/)Was ist mit euern? Was bedeutet Hupen für euch? Warum könnt ihr nicht mehr ohne […]