Pelikanfährmann
Vögelein über dem Pazifik
Vögelein über dem Pazifik
Dass ist doch noch mal einen Blog über Vögel schreibe, belegt eindeutig, dass ich mich nach über einer Woche am Strand zu langweilen beginne. Zum Glück geht’s morgen weiter!
Meine morgendliche Joggingrunde am Strand führt mich regelmäßig am lokalen Pelikanfriedhof vorbei. Der ist in privater Hand und wird von einigen zwielichtigen Geiern betrieben. Aber das Geschäft scheint zu laufen, etliche Pelikangerippe und -fragmente liegen im Sand herum. Warum die Pelikane gerade hier sterben…? Vielleicht wegen der schönen letzten Sonnenuntergänge? Vielleicht wartet hier seit Jahrhunderten der Pelikansensen-/-fährmann, der die Sterbenden auf die andere Seite rübersenst und -segelt…? Wer weiß? Vielleicht haben die altersschwachen Pelikane auch einfach die Schnauze davon voll (beziehungsweise leer), dass ihnen die Fregattvögel ständig die Beute klauen.
Denn Fregattvögel hängen hier etliche im Wind. Auch darüber habe ich schon mal berichtet (vgl. s.u.). Aber die imponieren ja selbst mir, einem bekennenden „No-Birdy“, einem Vogelunterbewerter. Und es gibt ja etliche Segelflieger unter den Vögeln. So sind natürlich auch die Kondore beeindruckend, die, obwohl bis zu 12 Kilo schwer, scheinbar schwerelos durch die Gegend segeln. Aber Kondore sind Thermik- also Schönwettersegler, die auf den Auftrieb angewiesen sind. Fregattvögel hingegen können ohne jeglichen Flügelschlag geradeaus genau gegen den Wind segeln, was schon faszinierend ist, wie die das mühelos hinkriegen.
Aber auch Kondore verirren sich zum Teil auch bis an die Küste. Der Grund dafür ist allerdings weniger appetitlich. Für alle mit labilem Magen: mal eine Zeile lang die Augen zukneifen und erst nach dem Ausdruck „verweste Seelöwenplazenta“ weiterlesen. Davon werden die Kondore nämlich angelockt. Auch verschmähen sie Walplazenta nicht. Aber, kein Vorwurf, was darf man von diesen Flughyänen schon an zivilisierten Nahrungsgewohnheiten erwarten!
(Bei der Recherche zu diesem Artikel habe ich mich selbstverständlich auch mit der interessanten Theorie über Wassergeburten von Seelöwen beschäftigt, die einzig vor der Península Valdés in Argentinien beobachtet wird und die von Seelöwen eingesetzt wird, um die angreifenden Orkas durch einen platzierten Plazentaabwurf abzustreifen.)
So genieße ich, ähnlich wie die sterbenden Pelikane, meinen letzten Sonnenuntergang über dem Pazifik und muss nicht zum ersten Mal feststellen, dass die einfach viel zu schnell gehen. Das darf ruhig als Kritikpunkt verstanden werden! Ich wünsche mir so übertriebene, nicht enden wollende skandinavische Sonnenuntergänge bei tropischen Temperaturen. Das wäre doch mal ein Erfindung! Naja, vielleicht wird das ja noch was, wenn der Klimawandel weiter Fahrt aufnimmt. Ich reserviere mir schon mal ein Grundstück am Strand. Naja, wahrscheinlich reicht’s eher für einen Handtuchliegeplatz.
Aber ich will gar nicht meckern. Denn schon ganz bald werde ich das hier gewaltig vermissen!
https://tommiboe.wordpress.com/2013/12/05/fundstuck-heiliger-rauch/



