che guevara
Fundstück – sozialistische Schokolade
Fundstücke in Fernwest – sozialistische Schokolade
Okay, mein Fehler! Denn das hätte ich wissen können sollen müssen! Aber manchmal sind die Gedanken noch unschuldig (Ja, auch meine – manchmal!) und die Erinnerungen schlummern noch harm- und warnlos in einer dunklen Kammer des Bewusstseins.
Ich schlendere so, gedanklich unschuldig und erinnerungsmüde, durch Santa Clara, den Ort, den Che Guevara 1958 mit einer guerillataktischen Meisterleistung befreit und sich damit ein Denkmal gesetzt hat. Nur fair, dass ihm hier später auch ein richtiges Denkmal gemeißelt wurde, wo seit 1996 auch seine aus Bolivien importierten Originalreste ruhen. Über die Transfersumme von Guevaras Gebeinen herrscht nach wie vor Stillschweigen.
Dass Che gerne Zigarren rauchte, ist bekannt. Was er von Schokolade hielt, weiß ich allerdings nicht. Vielleicht hätte es aber etwas an seiner Einstellung dem ganzen Rebellieren und Revolutionieren gegenüber geändert, wenn er gewusst hätte, was im Sozialismus für eine Scheiß Schokolade produziert wird. Und eine Ausrede wie bei „Medizin muss bitter schmecken!“ will ich bei Schokolade einfach nicht gelten lassen!
Okay, Che Guevara hat das nicht wissen können. Aber ich, als ich vorfreudig das Café mit den Schokoprodukten betrete, hätte das wissen müssen! Erinnerungsblind bestelle ich zu meinem Cortado zwei Bonbones, schokoladenverdächtige Kügelchen. Schon als ich die Kugeln vor mir sehe und erst recht als ich dann reinbeiße, kommen die Erinnerungen zurück: Ostschokolade! Mich streift allerdings nicht der Hauch von Ostalgie sondern pures Unverständnis. Klar, auch über mein „Wie konnte ich das vergessen!“, aber in erster Linie Unverständnis darüber, wie man noch im 21. Jahrhundert versuchen kann, so etwas als Schokolade zu verkaufen! Das gehört sich einfach nicht! Auch hilft keine sächsisch genuschelte Ausrede mehr wie „Wir kannten ja nüscht anderes!“
Erinnerung an meine Zeiten in Sachsen-Anhalt kommen zurück. Das war 2005-2008 und inzwischen kannte man auch dort anderes! Aber es gab sie trotzdem noch immer: die Ostschokolade. Zum Beispiel die Hallorenkugeln aus Halle. Von den 20 Sorten schmeckte genau 1 (eine!), die mit Marzipan. Ich hab’s selbst nachgezählt. Der Rest ging überhaupt nicht! Und dann waren (sind?!) da noch die unsäglichen Zetti-Produkte. Ehemalige Ostkinderaugen mögen noch so wässrig werden, aber in einer Welt, in der man an richtige Schokolade ohne Strafverfolgung kommen kann, haben solche Produkte einfach keine Existenzgrundlage mehr. Außer Ostalgie! Aber die scheint noch immer gut zu wirken.
Dabei habe ich überhaupt nichts gegen Ostprodukte, ich bin ein großer Freund von Thüringer Rostbratwurst mit Bautz’ner Senf (scharf). Ich bin nur gegen Ostschokolade! Ach ja und natürlich gegen Ostfrisuren!