Barum

Über das Flugverhalten von Obst und Gemüse

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Über das Flugverhalten von Obst und Gemüse

Barum, Montag, 24. Mai. Meine Mama bringt mir Erdbeeren vom Obsthof mit. Ende Mai, Erdbeeren, kann man machen. Kann man meinen…

Sie sehen trügerisch nach Erdbeeren aus, wirken fast echt. Ich nehme die dunkelste aus dem Körbchen, schließe die Augen, beiße hinein und: Gurke!!! – Ich öffne enttäuscht die Augen und werfe die verbleibende Hälfte im hohen Bogen in den Garten. Fliegt aber okay! denke ich. Kann doch keine Gurke gewesen sein. Die haben kein gutes Flugverhalten. Die trudeln in der Luft.

Ich habe in den letzten Jahrzehnten dazugelernt. Da Gemüse, Obst und Früchte immer schwerer geschmacklich zu erkennen und zu unterscheiden sind (die Geschmacksrichtung Gurke dominiert, meiner Erfahrung nach!), unterscheide ich sie nach dem Flugverhalten. So kann ich zumindest die Gurke oft direkt ausschließen, da sie eine miserable Aerodynamik hat. Bananaesk könnte man sagen.

Ich werfe eine weitere, etwas größere Gurke, äh, Erdbeere in den Garten. Auch Erdbeeren fliegen etwas unrund, aber die Genauigkeit der Flugbahn ist durchaus zufriedenstellend. Die Amsel hüpft auf und flattert empört davon. Selbst die Amsel verschmäht die Erdbeere.

Meine Mama schaut mich streng an, nimmt mir das Körbchen weg und schüttelt den Kopf: „Die haben vier Euro gekostet!“

Montagabend. Die Erdbeeren wurden zur Strafe gezuckert und bis zur Unkenntlichkeit mit Vanillesauce übergossen. Und was soll ich sagen: „Lecker!! Hmmm… echt lecker, die Vanillesauce!“

Dienstag. Ich schlendere durch den elterlichen Garten und erkenne, dass die Natur wohl noch nicht so weit ist. „Unsere“ Erdbeeren brauchen noch ein bisschen, also, ein ganz gutes bisschen noch und sie konfrontieren mich mal wieder mit einer meiner Schwächen: Geduld. Verdammt!! – Los Sommer, komm in die Puschen!

Wie habe ich schon von meiner Oma gelernt: „Don’t do Erdbeertörtchen in April!

Spaß mit der DHL

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Spaß mit der DHL in Venezuela

Heute ist Abreisetag und mir bleibt, ein letzter Job zu erledigen. Meine Tagesaufgabe ist der Versand eines Paketes nach Deutschland. Klingt erstmal nicht zu kompliziert. Aber nicht vergessen: Ich bin in Venezuela. Und das zuständige venezolanische Sprichwort heißt: „Tan fácil como uno se imagina que no puede ser!“ So einfach, wie man sich das vorstellt, kann das gar nicht werden.

Nachdem ich mir meine Fahrkarte für den Nachtbus nach Maracaibo gekauft habe, steige ich in ein Taxi und frage nach einem internationalen Postservice, weil es der Service im Terminal nur national macht. Der Taxifahrer weiß was und fährt los. So soll es sein. Kurz darauf stehe ich vor einer DHL-Filiale. Aha. Darauf wäre ich gar nicht gekommen, dass es in Venezuela sowas gibt. Na, die werden ja wohl Deutschland beliefern können.
Der junge Mann am Schalter ist schnell von der Aufgabe überfordert. Zum Glück steht ihm eine erfahrenere Kollegin zur Seite, die ihm hilft, meinen Namen fehlerfrei von meinem Reisepass ins Auftragsformular am Computer einzutragen. Dann noch meine Anschrift, meine Telefonnummer und schon kommen wir zur Lieferadresse.
Das Paket enthält im übrigen zwei sehr schöne, handgefertigte Holzspielzeuge, von meinem „Gastvater“ in seiner Werkstatt angefertigt. Wirklich schön! Ich sag das an dieser Stelle, lieber Christoph, (lieber Moritz und Fiete,) vielleicht ein wenig übertrieben. Aber ich weiß halt nicht, ob diese Fracht jemals ankommen wird.
Denn bei der Eingabe des Codigo postal, der Postleitzahl, sagt das System: No! Meine beiden DHL-Dienstleister können diesen Code nicht eingeben. Vielleicht bedarf es für solche Eingaben einer dritten Fachkraft? Ich weiß es nicht. Jedenfalls überprüfe ich erst einmal, ob die PLZ stimmt, und scheide damit wenigstens für heute als Fehlerquelle aus. Die Frau glaubt mir nicht und holt als Beweismittel ein großes internationales PLZ-Verzeichnis hervor und findet, o Wunder, die besagte PLZ. Trotzdem verweigert sich das System standhaft – was soll es auch tun?
Ein weiterer, noch erfahrenerer Mitarbeiter eilt zu Hilfe und erklärt, der Fall sei ganz einfach: Die Region mit dieser PLZ würde von der DHL nicht beliefert werden, deshalb stünde sie natürlich auch nicht im System! Aha, na sicher! Denn der Ort, erklärt er weiter, befinde sich irgendwo außerhalb und damit auch außerhalb des Zuständigkeitsbereiches der DHL. Klarer Fall und Tschüss! Er ist so schnell verschwunden, dass ich gar nicht dazu komme, ihn persönlich auszulachen. Jaja, fügt die Frau noch hinzu, in Mérida würden nämlich auch nicht alle Bezirke von der DHL beliefert werden!
So ist das also, liebe DHL?
Ich versuche zu erklären, dass die DHL durchaus in der Lage sei, alle Postleitzahlen in München zu beliefern und unter Garantie auch die meines Bruders. Es handele sich hier um einen Fehler im System. Aber das mögen die Beschäftigten nicht einsehen.
Ich könne ja mein Paket an einer andere Postleitzahl in München schicken und dann könne der Abholer dort anrufen und das Paket abholen. Hä?! Sprachverwirrung? Ich frage zweimal nach. Aber das „Hä?!“ bleibt. Es handelt sich offensichtlich um eine Sprecherverwirrung. Wer soll wann und wo anrufen (bei einer Postleitzahl)? Und wie soll das funktionieren?
Natürlich bin ich auf so etwas nicht vorbereitet und habe keine Münchner Ausweichadresse mit gültiger und belieferbarer PLZ im Hirn. Also schicke ich das Paket zu meinen Eltern. Denn natürlich wird das 600 Seelen-Dorf Barum von der DHL beliefert, sogar aus Venezuela!
Wenig später darf ich Aufträge unterschreiben und mit zwei Daumenabdrücken (kein Witz!) besiegeln. Dann kommen wir zur Bezahlung. Ich war schon vorher gespannt, was mich der Spaß kosten würde. Aber die Realität haut mich dann doch fast um: 816 Bolivares. Das entspricht beim offiziellen Wechselkurs ziemlich genau 100 Euro! Spätestens jetzt weiß ich auch, warum ich der einzige Kunde im Laden bin. Denn während ich mit dem Schwarzmarktkurs im Rücken über die 16 € lächeln kann, lächelt bei diesen Preisen kein Venezolaner.
Für diese 100 € kann mir die DHL aber nicht garantieren, dass die Versandstücke unbeschädigt ankommen, denn die Guardia Nacional öffnet gerne und robust ausgehende Pakete. Dafür ist die Lieferung an eine Ausweichadresse nicht mit zusätzlichen Kosten verbunden.
Vorm Rausgehen empfehle ich dem Personal, den Systemfehler wenigstens zu melden. Es wäre doch schön zu wissen, wer der DHL ins venezolanische System geschissen hat und wer dafür verantwortlich ist, die Scheiße wieder wegzumachen. Oder nicht, liebe DHL?
Ach ja, wer Lust hat, kann ja mal gucken, wo das Paket zurzeit festsitzt: Tracking-Nr: 1773629804.

(aktuell in: David, Panama. Da hatte ich letztes Jahr übrigens eine lustige Begegnung mit einem volltrunkenen Panameño, der uns auf Englisch erzählen wollte, warum er seine Freundin, die mit am Tisch saß, betrogen hatte. Er war aber so voll, dass nicht ein (keine Übertreibung!) gerader Satz aus ihm raustorkelte. Und wenn wir ihm mit den fehlenden Worten, die ein Satz so braucht, aushelfen wollten, hatte er sich vorgebeugt und uns mit „no no no!“ unterbrochen.

Noch Fragen…? No no no!

kompentenzteam der DHL-venezuela.
Kompentenzteam der DHL-Venezuela.