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Geschnurre und Geschnatter – Philosophisches über das Wandern

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Geschnurre und…
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…Geschnatter!

Geschnurre und Geschnatter – Philosophisches über das Wandern

Mir ist mal wieder etwas aufgefallen. So klingt doch ein vertrauenswürdiger, seriöser Beginn einer Geschichte, ähnlich wie: „Amerikanische Wissenschaftler haben herausgefunden…“

Ich bin auf La Palma und wandere jeden Tag. Dabei macht man sich ja so seine Gedanken. Im übrigen fördert Wandern die Zusammenarbeit der beiden Gehirnhälften und das haben ja nicht nur Männer nötig. Es gelingt dadurch, auch neue Blickwinkel und Betrachtungsweisen zu Themen und Problemen zu erlangen, da sowohl die rationale, linke als auch die emotionale, rechte Gehirnhälfte aktiviert werden.

Wandern leidet, meiner Meinung nach, ein wenig unter dem Vorurteil, es würde um die Schönheit der Natur gehen. An jedem Vorurteil mag auch ein Stück Wahrheit sein, aber ich bin mir sicher, die meisten Männer, die wandern, wollen einfach mal für ein paar Stunden ihre Ruhe haben. Ja, es geht um die Ruhe vor ihren Frauen! Für Männer, die mit ihren Frauen wandern, gilt die Faustregel: je härter der Trail desto ruhiger die Frau! Natürlich blöd für jene Männer, die nicht fitter als ihre Frauen sind…

Aber warum fliehen die Männer vor ihren Frauen? Weil sie das Geschnatter nicht aushalten.

Ich saß vor ein paar Tagen in Tazacorte ganz unschuldig beim Frühstück, als sich vier Frauen an den Nachbartisch setzten und sofort zu schnattern begannen. Ich kann es gar nicht anders nennen als schnattern (Hörbeispiel)! Ich merkte, obwohl ich nur wenige Worte verstand, dass es mich in meiner morgendlichen Ruhe störte, und der Platz, an dem ich saß, war nicht einmal besonders ruhig: Straßenlärm, Baustellengewerke waren auch da. Aber es war das Frauengeschnatter, das mich dazu bewegte, mich nach einigen Minuten an einen anderen, weiter entfernten Tisch zu setzen.

Und ich glaube, auf Dauer macht das Geschnatter von Frauen Männer einfach kaputt, die Knochen werden porös, die Birne wird weich, die Schrauben locker, keine Ahnung, aber irgendetwas passiert…! Wahrscheinlich hat das etwas mit dem Frequenzbereich des Geschnatters zu tun und es verhält sich ähnlich wie beim Geschnurre von Katzen. Nur eben in die andere Richtung. Das Katzengeschnurre im Frequenzbereich zwischen 25 und 50 Hertz beruhigt die Jungen der Katze, stärkt das Immunsystem und regt sogar Selbstheilungsprozesse an.

Auch in der Humanmedizin, zum Beispiel bei Rückenschmerzen, werden die positiven Effekte des Geschnurres bereits genutzt. Es gibt sogar ein Katzenschnurrgerät, das „KST-2010″ (vergleiche katzenschnurr.com, kein Witz! Interview dazu!).

Und so wie das Katzengeschnurre heilen kann, so zerstört das Frauengeschnatter. Es hängt eben vom Frequenzbereich ab… Es verhält sich wie bei der Frostsprengung: Wasser dringt in feine Haarrisse des Gesteins ein und durch tausendfach wiederholtes Gefrieren und Auftauen wird das Gestein langsam porös bzw. das Männergehirn weich.

Kein Wunder, dass Männer deutlich kürzer leben als Frauen!

Ich lege mir nach langen Wanderungen übrigens eine Katze auf die Oberschenkel und am nächsten Tag bin ich wieder fit.

Wer gerade keine Katze zur Hand hat, dem empfehle ich dieses dreistündige Katzenschnurren.

Norwegen, das internationale Sommerloch

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Norwegen, das internationale Sommerloch

Gästeblog von Vera Bing

Schon gehört, wie sich die Weltpresse diesen Sommer über Norwegen lustig gemacht hat? Nein, dieses Mal gab es keine Butterkrise, wie Weihnachten 2012. Dieses Mal gab es einen flotten Skandal um eine freche 7-Eleven Reklame, die mit nationalromantischen, norwegischen Landschaftsimpressionen und dem Slogan „Norway, the land of Chlamydia“ für Kondome warb. 7-Eleven verwies auf eine diesbezügliche EU-Statistik, die Norwegen auf Platz 1 von 21 europäischen Ländern stellte*. Eine ganz hässliche Schramme im Saubermann-Image der reinen, reichen Norweger, im lang- und weiligen Land der Berge, Seen, Täler, Elchtiere, Murmeltiere und Blockhäuser. Dass man sich hier auch noch etwas anderes einfangen könnte, als Fisch, wollte keiner wahrhaben.

Vor ein paar Tagen nun las ich eine andere interessante Neuigkeit in der Zeitung, die sich mit ein bisschen Wohlwollen und einer Prise Verschwörungstheorie prima in Zusammenhang bringen lässt.

Seit einigen Jahren hat sich die pazifische Auster in den norwegischen Fjorden eingeschlichen. Ein Fremdling in der hiesigen Fauna, der lokale Muschelarten verdrängt und für einheimische Strandwanderer und Badegäste sehr unangenehm werden kann, weil er extrem scharfe Kanten hat. Das norwegische Umweltministerium rauft sich seit Jahren die Haare und hat 2016 eigens einen 56-seitigen Aktionsplan erstellt, wie man die ungebetenen Einwanderer wieder loswerden könnte.

Es hat schon umfangreiche Mitmachaktionen gegeben, um die Bevölkerung zu engagieren, die Verbreitung des Weichtier-Fremdlings einzudämmen (wir haben diese Aktion natürlich vollmundig unterstützt, wie man hier nachlesen kann). Doch sammeln und aufessen scheint nicht genug, um dem Eindringling Herr zu werden. Es müssen härtere Geschütze aufgefahren werden:

Forscher haben jetzt eine ganz neue Waffe entdeckt, die in Angesicht der Nachrichten aus dem Chlamydie-behafteten Sommerloch Norwegens, bezeichnend sind: Man will einen Herpesvirus (!), der offensichtlich der Pazifischen Auster (und nur ihr) den Garaus machen kann, im Laboratorium züchten, um damit ein künstliches Austernsterben zu induzieren. Bezeichnend, dass sich die Auster, das Aphrodisiakum schlechthin, durch eine Geschlechtskrankheit ausrotten lässt!

Erst Chlamydie News und jetzt Herpes News? Und all das im selben Sommerloch? Kann das ein Zufall sein, oder besteht ein Zusammenhang? Sommerloch = Loch = Muschi = Muschel = engl. clam = Chlamydie = Geschlechtskrankheit = Herpes? Das ist doch ein und dieselbe Nachricht! Ein ganz perfider Plan, um Einwanderung mit Geschlechtskrankheiten zu bekämpfen.

Direkt aus dem Sommerloch ins braune Loch des europäischen Rechtsaußen: Man sieht schon Seehofer und Co sich die Mäuler schlecken, ob dieser neuen Aussicht auf eine Endlösung im gärenden Flüchtlingsstreit.

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Wer sich noch mehr informieren will zu dem Thema Chlamydie und wie Kondome in Norwegen beworben werden, sollte sich unbedingt John Oliver exzellente Zusammenfassung anschauen:

 

 

 

 

 

Gentrifizierung am Oslofjord

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Gentrifizierung am Oslofjord

Als ich zu Recherchezwecke nach Oslo aufbrach, wusste ich natürlich längst, dass sich Oslo seit Jahren mit Zürich um den Titel der teuersten Stadt Europas duellierte. Und die Folgen für das Leben und Wohnen in großen und beliebten Städten sind ja auch in Deutschland bekannt. Eine davon nennt sich Gentrifizierung, die in Deutschland aber keine Chance hat, da wir ja eine hocheffiziente Mietpreisbremse haben. (Aber ich wollte mich an dieser Stelle gar nicht über deutsche Politik lustig machen!)

Aber welche Sphären die Gentrifizierung am Oslofjord bereits erreicht hat, überraschte mich doch. Seit Jahren verbringe ich Pfingsten am Oslofjord und bin zu einem begeisterten Muscheljäger geworden. Am Ufer unterhalb unserer Hütte gibt es eine kleine aber gut ausgestattete Muschelbank mit ausgezeichnetem Service und großer Kundenzufriedenheit. Jahr für Jahr haben wir dort im knietiefen Wasser unsere Miesmuscheldividende abgreifen können. Mittels einer Miesmuschel-App (‎Blåskjell im App Store) lässt sich überprüfen, ob die Muscheln genießbar sind.

Aber in diesem Jahr durften wir Zeugen werden, dass an eben jener Muschelbank neben den Miesmuscheln bereits Pazifikaustern angesiedelt hatten. Ominöse Austernschalen am Ufer lieferten erste Beweise und tatsächlich fanden wir im Wasser die eingewanderten Drecks-Upper-Class-Austern, die sich hier ganz offensichtlich einen Verdrängungskampf mit den bescheidenen, einheimischen Miesmuscheln lieferten. Und wenn man sich mit den Gesetzen des Wohnungsmarktes auskennt, kann man sich denken, wohin das führt. Die endemischen Miesmuscheln bringen es bloß auf einen Marktwert von 3-5 Euro pro Kilo. Dafür bekommt man gerade mal eine Auster. Könnt Euch ja selbst ausrechnen, wie groß die Unterschiede im Stundenlohn sind! Zudem zahlen die Pazifikaustern ihre Steuern wahrscheinlich irgendwo in Übersee! Klar, was das für den Verdrängungskampf im Wohnungsmarkt bedeutet…!

Also sind wir gut bewaffnet mit Hammer und Sichel in den Fjord gestiegen und haben die vermeidlichen Gentrifzierungsgewinner aus unserer Muschelbank geklopft und zur Strafe, mit frischer Zitrone versteht sich, aus ihren versnobten Hochsicherheitsgehäusen geschlürft. Na klar, ein schmutziges Geschäft! Aber was macht man nicht alles in Häuserkampf, um für ein bisschen Gerechtigkeit einzutreten?!

Schulprofil: Apfel Mentos

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Schulprofil: Apfel Mentos
Wir hatten gerade unseren Schnuppertag für die neuen 5er. Da können die zukünftigen Schülerinnen und Schüler schon vor den großen Ferien ein bisschen Gymnasialluft schnuppern und ihre künftigen Klassenkameraden und -lehrer kennen lernen. Das Ganze hat nichts mit tatsächlichem Unterricht zu tun, sondern es soll den Kleinen ein wenig die Berührungsängste mit der neuen Schule nehmen. Eine nette Idee, die bei Schülern und Eltern gut ankommt.
Seit diesem Schuljahr bin ich an einer Innenstadtschule in Stuttgart und in unserer direkten Nachbarschaft befinden sich noch drei weitere Gymnasien. In jedem Frühjahr veranstalten die Schulen ihren Tag der offenen Tür, damit sich Eltern mit ihren aktuellen 4.Klässlern ein Bild von den Schulen machen können. Die Schulen strecken sich dafür und zeigen sich von ihrer besten Seite. Kindgerechter Probeunterricht, atemberaubende Spielelandschaft in der Turnhalle, blankpolierte Schülertoiletten, frisch frisierte und breitbandlächelnde Lehrer. Die alten oder muffeligen Lehrer dürfen an diesem Tag der offenen Tür übrigens zu Hause bleiben. Natürlich!
Und irgendwann danach entscheidet man sich für eines der Gymnasien. Was aber letztlich für die Auswahl verantwortlich ist, das weiß kein Mensch!
Unsere Schule hatte dieses Jahr sagenhafte 122 Anmeldungen (aktuell: 2016 sogar 136). Das ist für unsere Schule viel zu viel, da wir nur dreizügig sind und auch gar nicht mehr Klassen in unserem Gebäude unterbringen könnten und daher nur maximal 90 Schüler aufnehmen können. Warum wir, im Vergleich zu den Nachbarschulen, so beliebt sind…? Auch dafür gilt: keine Ahnung! So viel ist sicher: Irgend etwas werden wir schon richtig machen! Und das ist immerhin besser, als wenn es anders herum wäre.
Natürlich unterscheiden sich die konkurrierenden Gymnasien auch inhaltlich. Die sogenannten Schulprofile, die die pädagogische Ausrichtung einer Schule beschreiben, können eher sprachlich oder naturwissenschaftlich ausgerichtet sein. Manche Schulen bieten bilinguale Züge, manche musikalische oder sportliche Förderung, Ganztageskonzepte und vieles mehr an. Aber was letztlich die Auswahl bestimmt, bleibt oft ungewiss. Der Entscheidungsexperte spricht fachmännisch vom Bauchgefühl. Und auch mir erscheint dieser Erklärungsansatz nicht ganz abwegig. Denn ich konnte zwei angehende Fünftklässler an unserem Tag der offenen Tür belauschen und erfahren, dass es beim „Pausenverkauf“ des Hausmeisters an unserer Schule „Mentos Apfel“ gebe. Woraufhin der andere mit leuchtenden Augen und stark erhöhtem Speichelfluss antwortete: „Mentos Apfel? Echt…? Cool!“. Offensichtlich hatten wir gegenüber den Nachbarschulen dahingehend einen ungeahnten Trumpf im Ärmel, der Neunjährige in ihrer Schulwahl entscheidend beeinflussen konnte.
Vielleicht sollten wir im nächsten Jahr einfach unseren Hausmeister mit einem Bauchladen auf Promotour durch die umliegenden Grundschulen schicken. So könnten wir uns den aufwändigen Tag der offenen Tür sparen und mit diesem innovativen Selbstversuch gleichzeitig mehr über das tatsächliche Entscheidungsverhalten bei der Schulwahl erfahren.

Und falls Mentos Apfel nicht mehr ziehen sollte, bieten wir einfach eine Nerf-Gun-AG in der Mittagspause an!

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Nicht mal mein Rewe um die Ecke hat Mentos Apfel. Aber unser Hausmeister…!!!

Neues vom Werteverfall – Nachschlag

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Neues vom Werteverfall – Nachschlag!
Eine der Errungenschaften unserer modernen, globalisierten Gesellschaft ist es ja, dass man sich nicht mehr um lästige Reparaturen kümmern muss. Die Älteren werden sich vielleicht noch erinnern: Wenn etwas kaputt ging, ließ man es reparieren. Hää?! werden die Jüngeren völlig zurecht denken. Reparieren…? Was ist das denn?! Tja, wie soll man das erklären…? Es ist so etwas wie wegschmeißen, nur anders und früher. Oder so…
Wegschmeißen ist das neue Geiz ist geil. Es gilt praktischer Weise für alle Gegenstände des täglichen Lebens und lässt sich sogar auch bei Beziehungen prima anwenden. Kaputt? Weg damit!
Während früher möglichst hochwertige Produkte gefertigt wurden und man mit gewissen Marken Qualität und Zuverlässigkeit verbunden hat, basiert heute die industrielle Wertschöpfungskette darauf, dass Dinge möglichst zuverlässig kaputt gehen, bloß nicht zu lange halten und ja nicht repariert werden können. Denn beides hindert den Konsumenten am Konsum! Und das darf nicht passieren! Niemals! (Den volkswirtschaftlichen Knieschuss möchte ich an dieser Stelle nicht weiter beleuchten, obwohl es in mir zuckt. Denn Reparieren ist nicht nur ökologisch sinnvoll sondern auch volkswirtschaftlich, weil durch entsprechende Dienstleistungen viel mehr Menschen beschäftigt werden (würden) als durch industrielles Wegschmeißen und Kapitalismus orientiertes Neu-Produzieren. Cui bono? Wir wissen ja längst, wessen Interessen wichtig sind und wessen nicht! Also reg ich mal an dieser Stelle – ausnahmsweise – nicht weiter auf!)
Zurück zum Werteverfall!
Einige haben vielleicht schon davon gehört und einige haben es womöglich sogar schon: das Fairphone. Dabei handelt es sich um ein unter möglichst fairen Arbeitsbedingungen hergestelltes Mobiltelefon. Ihr habt vielleicht schon mal etwas über die ausbeuterischen Bedingungen von anderen Mobilfon-Produzenten gehört. Außerdem soll sich dieses Fairphone reparieren lassen können. What? Wer hat denn schon so etwas Krasses gehört? Ein Mobilfon reparieren…? Die wurden doch bisher extra so designt und im Windkanal getestet, dass man sie besonders gut und weit wegschmeißen konnte. Ein kaputtes Mobiltelefon, das man nicht wegschmeißt…? Was ist denn das für ein Werteverfall?! Man kann sich ja plötzlich auf gar nichts mehr verlassen! Das ist doch lupenreine Konsumverweigerung. Das widerspricht jeglicher Wirtschaftslogik und -vernunft! Ist das nicht strafbar? Da greift bestimmt bald die Bundesregierung ein und wirft sich schützend vor die Industrie! Man stelle sich einmal vor, das würde auf andere Bereiche übergreifen! Da können wir den Laden ja gleich dicht machen! („Laden“ ist in diesem Fall eine Metapher für „Kapitalismushörige Gesellschaft“)
Zum Abschluss möchte ich noch ein weiteres schönes Beispiel zum Werteverfall geben: Vegetarier. Einst waren Vegetarier die moralischen Saubermänner (und Sauberfrauen) der Nation. Heute müssen sie sich wegen ihrer inkonsequenten Einstellung von Veganer und Frutarier bespucken lassen. Das geschieht Euch recht, Euch Drecksvegetarier! Pah! Wie ich solch inkonsequentes Pack hasse…!

Mehr Werteverfall unter:

https://tommiboe.com/2015/06/23/neues-vom-werteverfall/