Mehr Rhabarber in Niedersachsen
Mehr Rhabarber in Niedersachsen
Der Wolf treibt schon seit längerem sein (Un-)Wesen im Landkreis Uelzen (hier bin ich gerade „Corona-gestrandet“). Und so wie ein marinierter Schweinenacken vor der deutschen Grillsaison sicher ist, genauso geht’s zurzeit den Schäfern und besonders seinen Schäfchen mit dem Wolf. Regelmäßig berichtet die AZ, die Allgemeine Zeitung, von den Kollateralschäden durch den Wolf. Die Emotionen kochen hoch: Wolfschützer auf der einen Seite, Schäfer, Tierhalter sowie die Bürgerinitiative „wolfsfreie Dörfer“ auf der anderen Seite! Ganzseitige Berichterstattungen mit ausgeweideten Schafen bebildert!
Meine Emotionen erreicht das zwar nicht, aber ich freue mich irgendwie über die thematische Ablenkung. Schön, mal wieder etwas ganz anderes zu hören. Auch das Schaf gehört also zur Risikogruppe. Aber eigentlich tat es das schon immer. Irgendwie. Auch schön, dass ich mich nicht positionieren muss: pro Schaf oder pro Wolf. Tendenziell halte ich es natürlich mit G.F. Unger: „Es gibt Fresser und Gefressene. Und solange der Wolf das Schaf frisst, sollte man danach trachten, kein Schaf zu sein!“ Ist doch nicht so schwer…!
Bei aller Aufregung fehlt mir in den Berichten die wissenschaftliche Expertise, die ich dieser Tag gewohnt bin. Kein einziger führender Lupologe wurde befragt, die Berner Konvention, immerhin ein völkerrechtlicher Vertrag des Europarates, wird mit keinem Wort erwähnt und wie ist überhaupt die Reproduktionszahl R von Schaf und Wolf im Landkreis. Liebe AZ, alte Waidmannsregel: Erst kommt der Faktencheck, danach wird das „Halali“ zum Abschuss des Wolfes geblasen. Kann doch nicht so schwer sein!
Anmerkung in Klammern (Muss ich im Sabbatjahr und Corona-Exil hier die Regionalzeitungen erziehen oder was...!? Erst erschießen und dann Personalien feststellen? Wir sind hier doch nicht bei der US-Polizei!)
Wie auch immer! Ich neige ja dazu, das Positive zu sehen. Und mir reicht es ja schon, wenn hin und wieder mal eine Nachricht vorbeischaut, die so gar nichts mit Corona zu tun hat. So wie diese hier:
„Mehr Rhabarber in Niedersachsen!“
Krass oder?! Jetzt mal ehrlich: Hättet Ihr das gedacht? Nur gut, dass trotz Lockdown und Reiseverbot noch Erntehelfer eingeflogen worden sind. Zum Glück sind Spargel und Rhabarber systemrelevant… Wusstet Ihr eigentlich was „der Rhabarber ist in diesem Jahr gut“ auf Norwegisch heißt? „Rabarbra er bra i år!“
Morgen an dieser Stelle leckere Rezepte für systemrelevanten Rhabarberkuchen!

Wer doch noch mehr Sinnvolles und Sinnfreies zu Corona erfahren möchte, bitte: https://tommiboe.com/category/corona/
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