Impotenter Ballbesitzfußball
Impotenter Ballbesitzfußball
WM 2018. Nach der ersten Halbzeit im Spiel Deutschland gegen Südkorea hatte Deutschland knapp 80 Prozent Ballbesitz bei einer Passquote von 91%. Die beiden einzigen echten Torchancen hatte hingegen Südkorea.
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Bei der WM 2006 wurde der Begriff Tiki-Taka-Fußball weltweit bekannt. Spanien wurde in diesem Stil zweimal Europameister und einmal Weltmeister. Aber es stellten sich die gegnerischen Teams darauf ein und Spanien flog 2014 in der ersten Runde raus. Das Tiki-Taka war am Ende. Die spanische Presse titelte: „Spaniens Fußball ist wie Liebe ohne Sex!“ – Immerhin! möchte ich anfügen. Denn beim deutschen Fußball bei der WM 2018 war auch von Liebe nichts mehr zu erkennen. Das Auftreten der deutschen Nationalmannschaft wird der Nachwelt wahrscheinlich als „impotenter Ballbesitzfußball“ überliefert werden. Auch Adjektive wie uninspiriert, lahmarschig und Ausrufe wie „wollt ihr mich eigentlich verarschen, ihr Kackbratzen!“ bieten sich natürlich an.
Gewisse Ähnlichkeiten zwischen deutschem Fußball und deutscher Politik sind, meines Erachtens, nicht von der Hand zu weisen. Wir befinden uns in der Ära des Weiter so! Dahingehend sind sich Jogi Löw und Angela Merkel sehr ähnlich. Sie erzählen uns, dass sie es schaffen, irgendwie, ein Stück weit. Und doch ist uns allen klar, dass es nicht mehr so weiter gehen kann und auch nicht darf und gut schon lange nicht.
Beim Fußball wurde das beeindruckend aufgedeckt. Der deutsche Fußball ist entschlüsselt. Quasi jeder weiß, wie man gegen Deutschland spielen muss, und anscheinend ist das auch gar nicht so kompliziert. Aber hey! Wir sind Vize-Olympiasieger im Eishockey! War das nicht geil?!
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Oktober 14, 2020 um 11:39 am
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