Wuschig wie die Serengeti
Wuschig wie die Serengeti!
„Meine Güte, die/der war ja wuschig wie die Serengeti!“
So oder so ähnlich benutzt man diesen Ausdruck! Noch nie gehört…? Echt nicht? Meiner Ansicht nach, die schönste Steigerungsform zum Ausdruck „notgeil“. Damit wird ein sexueller Erregungszustand beschrieben, der quasi übermenschliche, ja, serengetische Dimensionen erreicht.
Man stelle sich 800000 Gnus vor. Stopp! Niemand kann sich 800000 Gnus vorstellen. Das ist vollkommen unrealistisch. Die meisten von uns haben noch nicht mal einem (1!) lebenden Gnu gegenübergestanden, geschweige denn während der Brunft. Stattdessen könnte man versuchen, sich ein brünftiges Gnu vorzustellen und das dann zu ver800000fachen, was schon allein rechnerisch die nächste Hürde schafft…
Also beginnen wir mit einem (1) Gnu, das in der Brunft wie eine kehlige Mischung aus brüllender Kuh und röhrendem Hirsch klingt. Kann ja jeder mal zu Hause ausprobieren. Wenn der Nachbar die Polizei oder Amnesty International ruft, kann’s nicht so schlecht gewesen sein. Als Hilfestellung zum Röhren empfehle ich ein Weizenbierglas. Wichtig, erst leertrinken, dann reinröhren! Das verbessert den Klang und senkt gleichzeitig die Hemmschwelle. Ausprobieren und 800000fach verstärken. Wenn jetzt nicht die Polizei kommt, wird’s peinlich!
Einmal pro Saison treffen sich die Gnus während der Brunftzeit im Mai in einem relativ eng begrenzten Gebiet in der Serengeti. Und dort wird richtig geil geröhrt.
Die weitestgehend unbekannten Serengetiforscher Jerome Hameister und Gerd Kusch konnten dabei erstmals beobachten, wie die vollkommen vollgefressenen Löwen in sicherer Entfernung auf einem Hügel lagen und versuchten, sich mit ihren Vorderpranken die Ohren zuzuhalten. Auch für sie war dieses notgeile Geröhre unerträglich. Die vom Schlafentzug gepeinigten Großkatzen wirkten völlig verunsichert und verschreckt.
Zwischen den Löwen sollen sich kuriose Szenen abgespielt haben. So wird folgendes Gespräch (zwischen Löwen wohlgemerkt!) noch heute von Serengetikennern zitiert: „Ich halt das nicht mehr aus!“ – „Wir müssen sie ALLE töten!“ – „Das geht nicht! – Es sind zu viele!“
Am nächsten Morgen hatten die Löwen aufgegeben und waren allesamt weitergezogen – trotz opulenter Frühstücksaussichten! Nicht umsonst bezeichnet man in der Serengeti – im krassen Gegensatz zu Disney – das Gnu als den wahren „König der Löwen“!
Oder: wie man im Österreichischen sagt, das bekanntlich reich an Tiermetaphern ist: „Die Gier ist a Hund!“
Aber: „Die Lust ist a Gnu!“

Juni 20, 2015 um 6:26 am
Sehr schön beschrieben, die Szenerie. Und: Selbst wenn der Löwe ALLE Gnus erlegen könnte, gibt es aus seiner Sicht einen vernünftigen Grund, es nicht zu tun und stattdessen, wie bisher, bei einem Gnu nach Lust,Laune und Hunger zu bleiben. Er könnte nicht einfach mehr vollgefressen in der Sonne liegen, so lange er wollte, und denken: Mann, war dat lecker! Doch statt nun wegen der reichhaltigen Vorräte den nächsten Tag freimachen zu können, müsste er nun angesichts der riesigen Mengen Gnufleischs sofort ins nächst- bzw. wohl eher fernstentlegende Einkaufszentrum pilgern (da begegnen ihm wohlmöglich noch ebenfalls schmackhafte Menschen…), um sich entsprechend dimensionierte Kühlschränke zu kaufen. Aber auch damit nicht genug. Er müsste er weiter auf Tour gehen, um auch noch den notwendigen Strom für die Kühlschränke zu besorgen. Ein Gnu- bzw. Löwenschwanz ohne Ende und er könnte nie wieder faul und vollgefressen in der Sonne liegen und sagen: Mann, war dat lecker!
Schon mal irgendwo gehört? Stimmt, bei Volker Pispers über die nie endende Gier des Menschen nach immer mehr, angeblich heilbringendem, (Wirtschafts-) Wachstum. Was für ein Irrsinn….siehe oben….siehe Zeitung…..besser: siehe Volker Pispers!