Fundstück – Kokosnussmorde und Deppentöter

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Fundstücke in Fernwest – Kokosnussmorde und Deppentöter

“Es werden jährlich mehr Menschen von Kokosnüssen getötet als umgekehrt!”
Genau solche oder meist ähnliche Sätze muss man sich ständig anhören. Muss man denn alles ins Lächerliche ziehen? Ich kenne persönlich niemanden, der jemals einen Hai gebissen hat oder umgedreht, geschweige denn der an einer Kokosnuss erstickt wäre. Warum sagt man das dann immer? Gibt’s denn da empirische Studien zu? – Ja! Gibt es! In Indonesien starben 2012 13 Menschen in Folge eines “Kokosnussunfalls”. Inwieweit auch Erstickungsopfer oder Allergiker dabei waren, wird hingegen nicht ausdifferenziert.
Ach, wie komme ich darauf? Meinem Surflehrer fehlt der linke Arm, nachdem ihm ganz blöd eine Kokosnuss, neh ein Hai, neh Blödsinn! Ich sitze am Strand und genieße meinen letzten pazifischen Sonnenuntergang, als einen halben Meter neben mir eine Kokosnuss im Sand einschlägt! Ungelogen! (Fotobeweis mit besagter Kokosnuss!) Glück gehabt! In einem anderen Raum-Zeit-Kontinuum, etwa ein Dreivierteljahr später und etwas weiter rechts, müssten sich die Haie ganz schön anstrengen, um ihre Statistik gegenüber den blöden Nüssen aufzupolieren. Die armen Haie werden inzwischen von nahezu allen anderen Fischen gemobbt, weil selbst Fallobst gefährlicher sei als sie (Woher die Fische eigentlich wissen, dass die Kokosnuss gar keine Nuss sondern Obst ist, ist mir unbekannt. Das war mir selbst gar nicht klar gewesen, hätten mich die Fische nicht aufgeklärt!)
Hier in Peru gilt allerdings gar nicht die Kokosnuss produzierende Palme als Mörderbaum sondern der “Leberwurstbaum” (gehört übrigens zur Familie der Trompetenbaumgewächse, ist klar!). Seine Früchte, bis zu sieben Kilo schwer und ungenießbar, erinnern an riesige Leberwürste. Allerdings nicht in Peru, hier sind Leberwürste weniger bekannt. Deshalb heißt der Baum auch nicht “Árbol del Embutido de Hígado”, wäre ja auch ziemlich sperrig, sondern “Matacojudos”, was ich persönlich sogar noch schöner finde als den herzallerliebsten Namen Leberwurstbaum. Denn Matacojudos heißt “Deppentöter”. Na, wenn das mal nicht großartig ist…!

Nachschlag:
In meinem letzten Hostel in Peru durfte ich Zeuge werden, wie hinreichend betrunkene und geisteskranke Touristen versuchten, Kokosnüsse zu ernten. Dazu hatten sie einen wackligen Plastiktisch unter die Palme gestellt, auf den Tisch einen ebenso wackligen Plastikstuhl und obendrauf turnte einer von ihnen mit einem langen Holzstock herum, mit dem er versuchte, eine große, genau über seinem Kopf baumelnde Kokosnuss zum Runterfallen zu überreden. Seine Kollegen standen ebenfalls unter der Palme und hielten Tisch und Stuhl fest und warteten darauf, dass Kokosnüsse oder Erntehelfer herunter fielen.
Ich meine, wenn hier etwas passiert wäre, hätte man kaum der Kokosnuss die Schuld dafür geben dürfen und ebenso wenig wäre es als Kokosnussunfall zu bezeichnen sondern eher als Selbstmordversuch. So wie sich andere vor eine S-Bahn werfen.
Genauso wenig dürfte man von einem Haiunfall sprechen, wenn sich jemand den Finger aufschlitzt, bevor er in ein Haifischbecken springt (ein reelles und kein metaphorisches!). Denn dem Wort Unfall wohnt eigentlich etwas Unvorhersehbares bei.
Und die Ausrede, die Jungs bräuchten die Kokosnuss aber dringend für die nächste Runde Piña Colada, ließ ich auch deshalb gelten, weil sie mich im Anschluss an ihre überraschend verletzungsfreie Ernte auf einen frisch gepressten Kokosnusscocktail einluden.

Hier Beinahe-Opfer und Beinahe-Kokosnuss. Das hätte auch ganz anders ausgehen können. Mal wieder gerade so dem Hai vom Surfbrett gesprungen.
Hier Beinahe-Opfer und Beinahe-Kokosnuss. Das hätte auch ganz anders ausgehen können. Mal wieder gerade so dem Hai vom Surfbrett gesprungen.

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