VfB
Auf Abwegen im Lach Tray Stadium in Hai Phong
Während sich meine Leute Zuhause aufs Spiel gegen Augsburg vorbereiten und meine Dauerkarte wieder fremdgehen darf, also frisches Blut ins Stadion bringt, habe ich für billigen Ersatz gesorgt. Und billig soll sich hier nicht despektierlich auf die vietnamesische V.League beziehen, sondern einfach auf den Ticketpreis!
Nachdem mir eine gewohnt unzuverlässige KI geraten hatte, möglichst früh am Spieltag eine Karte für das Spiel in Hai Phong zu kaufen, weil sonst womöglich alle Karten vergriffen sein könnten, war ich schon mittags zum zentral gelegenen Lach Tray Stadion gelaufen und hatte mir für 100000 Dong (3,30 €) eine VIP-Karte besorgt, zentral auf der Haupttribüne, auf welcher ich aber gar nicht landen sollte. Denn als ich, in VfB-Trikot und mit Schal, zum Spiel vors Stadion kam, wurde ich direkt von einer Fangruppe in roten Trikots des Heimteams adoptiert und mit ins Stadion genommen. Sie unterhielten sich konsequent und angeregt auf Vietnamesisch mit mir. Auch mein verständnisloser Gesichtsausdruck konnte sie dahingehend kaum bremsen. Und so landete ich mit ihnen auf der Gegengeraden, dort wo sich wortwörtlich die Musik abspielte. Auf der komplett rot gekleideten Tribüne spielten Trommeln und Trompeten und dazu wurde vielkehlig gesungen. Insgesamt herrschte eine unglaublich positive, regelrecht friedliche Atmosphäre. Mir wurde freundlich zugelächelt und der hochgestreckte Daumen gezeigt. Da lächelte ich doch gerne zurück!
Schnell ging der favorisierte Hai Phong FC mit 2-0 gegen den Tabellenletzten aus Da Nang in Führung, am Ende sollte es 3-1 stehen, wodurch das Heimteam auf den dritten Tabellenplatz kletterte. Das Stadion war im übrigen nicht einmal halb gefüllt (Danke für nichts KI).
Nachts, Ortszeit, wurde der Spieltag dann noch von Denis Undav abgerundet: 3-2 für der VfB (und nur noch sieben Punkte Rückstrand auf Bayern!)






Philosophisches zum Saisonende – über Ehrenmänner im Fußball
Philosophisches zum Saisonende – über Ehrenmänner im Fußball
Die Saison neigt sich dem Ende. Als Besitzer einer VfB-Dauerkarte könnte man noch „endlich“ hinzufügen. Aber ich möchte mich gar nicht über die erbärmliche Saison, die unvermögenden Fußballer, ein spaßtötendes Spielsystem oder die verheerende Vereinspolitik aufregen, sondern über die Kapitäne der Bundesligateams.
Denn was mir dieses Jahr neben den Scheißkicks, die ich sehen musste, extrem auf die Nerven ging, das war, dass die Kapitäne der gegnerischen Teams schon die Platzwahl vor Beginn des Spiels gewannen und regelmäßig dafür sorgten, dass der VfB bereits in der ersten statt der zweiten Halbzeit in Richtung Fankurve spielen musste.
Ich meine, was soll das? Können wir uns darüber mal wie Erwachsene unterhalten, wie Ehrenmänner? Natürlich kann man das als Kapitän der Gästemannschaft als Vorteil ansehen, wenn in der zweiten Halbzeit die Heimmannschaft nicht auf ihr „eigenes“ Tor spielt. Ich bin nicht blöd, ich verstehe das Prinzip. Aber Kapitäne, was passiert dann beim Rückspiel? Okay, man kann sagen, fürs Rückspiel stehen die Chancen ja wieder 50:50, dass man bei der Platzwahl gewinnt… Aber was ist die Konsequenz? Wo führt das hin? Ist der Kapitän dann letztlich dafür verantwortlich, wenn beim nächsten Heimspiel der gegnerische Kapitän das gleiche macht…? Und was ist mit den 50000 vorfreudigen Zuschauern im Stadion, die ihr enttäuscht, schon bevor das Spiel überhaupt losgeht?
„Hej, Kapitäne, ihr seid doch Ehrenmänner!“ Möchte ich ihnen zurufen. „Lasst doch einfach den Scheiß! Wo ist eure Ehre?“
Wenn ich sowas machen würde, meine Oma würde sich schämen!